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— Je näher die Debatte über das Schulgesetz im Herrenhause heranrückt, desto größer werden die Anstrengungen der Ultramontanen zur Herbeiführung einer Majorität in ihrem Sinne. Ob es aber gelingen wird, muß als sehr zweifelhaft angesehen werden; denn der Conflict wegen der Schule wird jedenfalls im liberalen Sinne seine schließliche Lösung finden. Der Beschluß der preußischen Regierung: daß es den Eltern gestattet sein soll, die Dispensation ihrer Kinder vom Religionsunterrichte zu bewirken, ist ein weiterer Schritt auf diesem Wege. Frankfurt a. M. Am 1. März früh ist in der Juden gasse hier ein bewohntes Haus zusammengestürzt, und sämmtliche 32 Bewohner desselben wurden verschüttet. Bis Mittag hatte man 13 Tobte (7 Kinder, 2 Frauen und 3 Männer) und 9 Verwundete ausgegraben; von den noch Vermißten hofft man noch welche lebend zu finden, da man aus dem Keller Hilferufe vernimmt. Die Nachbarhäuser, welche ebenfalls wie die ganze Gasse baufällig sind, werden abgebrochen. Straßburg. Nach der Zählung vom 1. Decbr. hatte Straßburg 85,529 Einwohner, darunter 64,913 Elsässer und Franzosen und 12,524 Deutsche. Bei der letzten fran zösischen Zählung i. I. 1866 lebten nur 6862 Deutsche in Straßburg. Das Verhältniß der Confessionen betreffend, so giebt es in Straßburg 43,192 Katholiken, 31,505 Protestanten und 3,085 Juden. England. Am 29. Febr., als die Königin nach ihrem Palaste fuhr, ist ein 18jähriger Mensch an ihren Wagen getreten und hat eine Pistole auf die Königin angeschlagen. Der Schuß versagte aber und der Verbrecher wurde verhaftet; man fand ein Schriftstück bei ihm, welches die Freisprechung gewisser fenischer Gefangenen verlangte; er wird vor die nächsten Assisen gestellt werden. — Die Dankesfeier zur .Genesung des Kronprinzen am 26. und 27. Febr. war eine allgemeine und großartige, der Enthusiasmus geradezu unbe schreiblich. Der Kronprinz nebst Gemahlin nahmen an dem Festzuge zur Kirche nebst der Königin Theil. Unter den Zuschauern befand sich auch der Exkaiser Napoleon mit Frau und Kind. Musik. Der durch die Verbreitung seiner billigen, correkten und elegant ausgestatteten Ausgaben der Meisterwerke unserer Klassiker rühmlichst anerkannte Henry Litolff's Verlag in Braunschweig hat es unternommen, sich wiever durch eine Publikation auszuzeichnen, welche das Studium dieser Kunst nicht allein vereinfachen, sondern auch verschönen soll. Die vor uns liegenden ersten Hefte des Werks: Die musikalische Welt, Monatshefte ausgewählter Kompositionen unserer Zeit, herausgegeben von Franz Abt und Clemens Schultze, erscheinen in Bezug auf Anordnung, Ausstattung und Inhalt als ein so zeitgemäßes und nützliches Unter nehmen, daß wir uns veranlaßt fühlen, auf dasselbe recht dringend aufmerksam zu machen. Es handelt sich nämlich darum, die neu esten Erzeugnisse der Musik dem gesummten deutschen Volke durch enorme Billigkeit, geschickte Auswahl des Inhalts und durch Vorführung von noch ungedruckten Kompositionen, sei es Clavier, sei es für Gesang (hohe und tiefe Stimme), auf das leichteste und annehmlichste zugängig zu machen. Durch die drei besondern Monats- Ausgaben dieses periodischen Werks bezweckt die Verlagshandlung besonders, den Interessenten, einem Jeden nach seiner Wahl, das jenige Material in die Hände zu liefern, welches seinen besondern Neigungen entspricht, also dem Klavierspieler nur Klavierstücke (Ausgabe ä.), dem Sänger je nach seiner Stimmlage nur Lieder für hohe (Ausgabe ö) oder tiefe Stimme (Ausgabe 6), und zwar zu dem so geringen Abonnements-Preise von 15 Sgr viertel jährlich für drei Monatshefte, von denen also jedes 6 rosp. 5 Musikbogen stark, nur auf 5 Sgr. zu stehen kommt, ein Preis, für welchen man gewöhnlich kaum das kleinste und zweifelhasteste Tonstück kaufen kann. Der Abonnent der „Musikalischen Welt" ist bei Betheiligung nicht nur gesichert, gute Kompositionen, sondern ausschließlich Originalwerke zu bekommen, deren Werth durch die betr. Herausgeber gründlich erwogen sein wird. So fin den wir in dem vor uns liegenden Januarhefte der „Musikalischen Welt", Ausgabe H., fünf leichte, melodiöse und originelle Klavier stücke von Chwatal, Krug, Lichner, Jungmann und Metzdorff, während die Ausgabe L und 6 nicht weniger als acht vorzügliche Liedercompositionen von Taubert, Abt, Schulz, Metzdorff, Neßler, Stark, Heiser und Jansen enthalten. Das Jnhaltsverzeichniß der nächsten Hefte ist bereits angezeigt und verspricht nicht minder Inter essantes, so daß ein umfassender Erfolg zweifellos der Verlags handlung einen entsprechenden Ersatz für ihre bedeutenden Opfer und Anstrengungen gewähren wird. Friedrich Schleiermacher's Predigten für den christlichen Hausstand, die so lange im Buchhandel gefehlt haben, erscheinen jetzt im Verlage von Eugen Großer in Berlin, Wasserthorstraße 37 in einer neuen, äußerst wohl feilen, von Mitgliedern des Protestantenvereins herausgegebenen Lieferungsausgabe. Die 3 bis 4 Bogen in Groß-8° um fassende Lieferung kostet nur 3 Sgr. Die erste Lieferung, mehrere Betrachtungen über die christliche Ehe enthaltend, liegt uns vor, und können wir namentlich die bei dem billigen Preiße dennoch gute Ausstattung und den großen, deutlichen Druck sehr loben. Hoffentlich wird dießes vorzügliche Werk, das in keiner Fami lie fehlen sollte, nun noch größere Verbreitung finden. Getreide-Preise. Nomen der Vrte. Natmn. Präs. wißen. Nossen Gerste. tj-ser- Erbsen. Dresden . . 26 Febr. von bis 70 87 57 61 52 60 — 16 49 15 — — Bautzen . . 17. Febr. von bis 7 7 7 4 4 22 27 3 3 17 20 2 2 10 12 — — Pirna . . . 17. Febr. von bis 6 25 4 4 18 22 — 2 2 10 1ü Roßwein. . 20. Febr. von bis 6 7 23 7 4 b 22 27 3 3 22 2b 2 2 10 12 Radeburg . 21. Febr. von bis 6 7 2b 4 4 18 20 3 3 23 2b 2 2 14 Ib — — Kirchliche Nachrichten. Altenberg. Freitag, den 8. März, Fasten - Wochengottesdienst. Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte soll den 12. Marz 1872 das dem Häuslernahrungsbesitzer Christian Gottlieb Wolf zugehörige HauS- und Feldgrundstück Nr. 72 des