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zieren gehen sieht, al« wäre die Waffenbrüderschaft schon seit langen Zeiten geschlossen." — Eö sind jetzt bereit« 3 Millionen Thaler sächsischer Kriegskosten von Dresden nach Berlin abgegangen, welcher Betrag in den Gewölben de« preu ßischen Staatsschatzes geborgen wurde. — Die bei unfern Truppen und deren Versetzung auf den Friedensfuß überzählig werdende» Dienst pferde sollen in den Tagen vom 12. bis 14. Novbr. in den Städten Dresden, Freiberg, Radeberg, Döbeln, Grimma, Borna, Bischofswerda, Annaberg, Plauen und Zwickau verkauft werden. (S. die Bekanntmachung des Kriegsministeriums in dieser Nr.) — Bei den bereit« hier befindlichen, zur hiesigen Garnison gehörigen kgl. sächsischen Truppen hat bereits eine starke Beurlaubung stattgefunden; die Compagnien sind dadurch auf die Stärke von 50 Mann repucirt werden. ' — Am Mittwoch Mittag hat auf dem Theater platze die erste gemeinschaftliche Wachtparade der hiesigen Besatzung stattgefunden, bei welcher Se. königl. Hoheit der Kronprinz und der Gouverneur Hr. General v. Bonin, sowie die sämmtlicheu k. sächsischen und k. preußischen Herren Offiziere anwesend waren. Es sollen solche gemeinschaftliche Paraden der hiesigen Besatzung regelmäßig jede Mittwoch stattfinden. - — Sonntag, 4. Novbr., wurde in den Abend stunden das Dorf Trachau bei Dresden von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht. Wahrscheinlich durch ruchlose Hand angelegt, brachen die Flammen in der Scheune des GutSbes. Franz aus und vernich teten zusammen 8 Gehöfte. Rossen. Am Reformationstage ist in der Ziegelei zu Kloster Zella während der Morgenstunden die Schwester des Ziegelmeisters Richter, deren Bräutigam in Oesterreich im Hospital an Wunden schwer darnie- derliegt, von Räubern, welche eingebrochen sind, durch sechs Stiche und mehrere Artschläge mit der Schneide schwer verwundet worden. Die Räuber haben hierauf den Kleiderschrank aufgebrochen und Kleidungsstücke mitgenommen, gegen 60 Thlr. Geld aber unberührt gelassen, da sie jedenfalls gestört worden sind. Bei der Schwerverwundeten ist Hoffnung vorhanden, daß sie am Leben erhalten werden wird. Chemnitz. Hier ist die Cholera wieder heftiger aufgetreten, indem sie in der Nacht vom 5.-6. Nov. drei Opfer an Todten forderte. Berlin. Mit dem Zusammentritte des Nord deutschen Reichstages soll es nun bald Ernst werden. Die „N. Pr. Ztg." stellt denselben schon für den Januar k. I. in Aussicht. — Das Kirchengebet in den von Preußen annec- tirten Ländern giebt Anlaß zu allerhand Demonstra tionen. So verließ in hannoverschen Kirchen ein gro ßer Theil der Kirchgänger die Kirchen, al« da« Gebet für den preußischen König und dessen Familie gesprochen werden sollte. Daß solche Demonstrationen in den Kirche« unpassend find, wird wohl Niemand bestreiten; wenn man aber erwägt, daß eS besonders weibliche Beterinnen waren, die es für christlich hielten, für ihren neuen Landesherrn nicht zu beten, wird man solchen Vorkommnissen ein politisches Gewicht nicht beilegen können, leider aber um so mehr ein moralisches. Wien. Der Kaiser von Oesterreich hat in den letzten Tagen seine Reise in Böhmen fortgesetzt, auf derselben Lrautenau, Gitschin, Josephstadt, Böhmisch- Skalitz berührt, sich am 3. November Abends wieder nach Josephstadt begeben. Er wüM überall mit Jubel empfangen, versprach thunlichste Schonung der vom Kriege schwer geschädigten Ortschaften und trug selbst durch Geldspenden dazu bei, der ersten Noth abzuhelfen. — DaS in voriger Nr. d. Bl. bereits erwähnte Programm für die äußere Politik, welche Herr v. Beust als nunmehriger österreichischer Minister deS Auswärtigen in einem Circular an die auswärtigen Gesandten niedergelegt hat, lautet nach der offiziellen „Wiener Zeitung" folgendermaßen: Wien, 2. Nov. 1866. Se. Maj. der Kaiser haben mich zu allerhöchstihrem Minister der auswärtigen Angelegen heiten zu ernennen geruht. Durchdrungen von unbegrenzter Dankbarkeit für diesen hohen Beweis von Vertrauen, habe ich keinen andern Ehrgeiz, als mich desselben würdig zu ma chen und mein ganzes Leben dem Dienste Sr. Maj. zu weihen. So sehr es mein Wunsch ist, die aus einem andern Felde der Thätigkeit gesammelten Erfahrungen diesem Dienste nutzbar zu machen, so betrachte ich mich gleichwohl als von meiner politischen Vergangenheit von dem Tage an getrennt, wo ich nach dem Willen Sr. kaiserl. apostol. Maj. Oesterreicher werde und ich will davon in meine neue Stellung nur das Zeugniß eines tiefverehrten Fürsten hinübernehmen, dem ich mit Eifer und Treue gedient zu haben mir bewußt bin. Namentlich würde es heißen, mir bei dem Beginne meiner neuen Laufbahn ein seltsanies Vergessen meiner Pflichten zu trauen, wollte man mich für fähig halten, Vorliebe oder Groll hineinzutragen, wovon ich mich übrigens vollkommen frei fühle. Ich bitte Ew. nicht in meinen eigenen Interesse, sondern in dem des kaiserlichen Dienstes sich von dieser An schauungsweise wohl zu durchdringen und dieselbe in den Unterredungen hervortreten zu lasten, zu denen Ihnen in diesem Punkte Anlaß gegeben werden könnte. Die kaiserliche Regierung, die heute alle ihre Anstrengungen dahin richten muß, die Spuren eines unheilvollen Kriegs verschwinden zu machen, wird, daran möge man nicht zweifeln, jener Politik des Friedens und der Versöhnlichkeit treu bleiben, die sie jederzeit geübt hat. Wenn aber der unglückliche Ausgang eines jünstbestandenen Kampfes ihr daraus eine Nothwendig- keit macht, so legt ihr derselbe zugleich die Pflicht auf, mehr als je sich auf ihre Würde eifersüchtig zu zeigen. Die kaiser lichen Missionen, besten bin ich gewiß, werden dieselbe bei jeder Gelegenheit in Achtung zu setzen wissen und sie werden an mir eine Stütze finden, die ihnen nie fehlen wird. Es erübrigt mir, Ew. die ganze Befriedigung auszudrücken, die ich darüber empfinde, mit Ihnen in regelmäßige Beziehungen zu treten und Sie zu bitten, mir meine Aufgabe zu erleich tern, indem Sie meine Bemühungen unterstützen, um diese Aufgabe nach den Absichten unsers erhabenen Gebieters zu erfüllen und um nicht allzu sehr meinen Vorgänger vermissen zu lassen, der sich in so berechtigter Weise von der Achtung und dem Vertrauen seiner Untergebenen umgeben sah. v. Beust. Rußland. Die Regierung hat für das ganze Reich eine Recruten-Aushebung von vier Mann auf das Tausend der Bevölkerungszahl ausgeschrieben. Obschon hierdurch die russische Arme^ um weit mehr als 200,000 Mann vermehrt wird, so würde man unsere- Erachten« dennoch die Bedeutung dieser Maß regel überschätzen, wenn man derselben einen unmittel bar bedrohenden Character beilegte. Die Petersburger Regierung wendet gewöhnlich den obenbezrichneten