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sinnreich geschmückte Ehrenpforten erbaut, durch welche der ganze Zug unter Musikbegleitung bis an die Kirche an die Stelle gelangte, von wo aus die Glocken aufgezogen werden sollten. Die Schützen und Berg leute machten Kirchenparake, die Ersteren gaben dabei drei Gewehrsalven. Der Herr Super. Wagner be stieg dann die an der Kirche angebauete Kanzel und hielt nach Absingung eines Verses der eigens dazu gedichteten unh gedruckt ausgegebenen Lieder, die Weihrebe in höchst paffender und dergestalt die Herzen ergreifender Weise, daß die den ganzen Marktplatz dicht gedrängt ausfüllende Menschenmasse mit laut loser Stille andächtig zuhörie, und sichtbar freudig und tief bewegt wurde. Beim Schluffe derselben ge schah die Taufe der neuen Glocken, wobei die Stelle des Taufwaffers ein mit den schönsten Blumen ge fülltes Körbchen vertrat, welches der Geistliche über dieselben ausschüttele. Die Glocken erhielten die Na men Irene und Lusebin (Friede und Freude.) Nun wurden die Glocken vom Wagen auf den Thurm gezogen, was der Verfertiger derselben, Herr Glocken gießer Kohl aus Kleinwelka bei Bautzen, und dessen Gehülfe sehr ruhig und geschickt leiteten und voll brachten. Zu dem Nachmittags 2 Uhr stattfindenden Gottes dienste sollten nun die neuen Glocken unS zum ersten Male rufen. Beim Einlauten ertönte erst jede der neuen Glocken allein und dann gemeinschaftlich mit den alten, und alle Sachverständige waren mit dem sehr harmonischen Klange derselben wohl zufrieden. Die Kirche konnte Alle, die dem Gottesdienste bei wohnen woflten, nicht aufnehmen. Kirche und Rathhaus sowohl, wie alle Häuser der Stadt waren mit Kränzen und Guirlanden ge schmückt; dicht um die Kirche herum standen 16 Palm bäume, die geschickt aus Fichtenästcn nachgebildet waren. Bei dem am Abend stattfindenden Zapfenstreiche war die Stadt immer noch gedrängt voll Menschen, und das herrliche Glockenfest wurde ohne die geringste Störung mit der lautesten und herzlichsten Freude beschlossen. Dresden, 3. August. Mit dem gestrigen Tage hat unser großes Vogelschießen seine Endschnft erreicht; eö war fast ohne Ausnahme vom herrlichsten Welter begünstigt und ist diesmal ohne jeden Mißton und zur allseitigsten Befriedigung vorüber gegangen. Beim großen Vpgel ist Herr Gastwirth Richter hier (Stadt Meißen), für den Herr Restaurateur Franke den Königsschuß gethan, König geworden. Beim Damen schießen hat Madame Hertzsch durch einen Schuß der von ihr beauftragten Madame Gregor die KönigS- würde erlangt. Die Prämie des Königsschusses beim großen Vogel besteht in einer Geldsumme von 5V Thlr. und einer goldnen Medaille von circa 4 Ducaten an Werth, beim Damenschirßen in einem werthvollen Geschenke der allerhöchsten Herrschaften, Heuer schöne porzellanene Gefäße. Innsbruck, 30. Juli. In der Nacht vom 26. auf den 27. d. M. verließen mehrere italienische Eisen bahnarbeiter, welche in einem Kaffeehause zu Ncumarkt bei Botzen gezecht halten, dasselbe mit der Drohung, den ersten ihnen begegnenden Deutschen „kalt zu ma chen." Der dortige BezirkSanttSdiener fiel als daS Opfer dieser Drohung unter den Messern der wüthcn- den Rotte. Noch' vier Personen, die den Italienern später in den Weg kamen, erhielten schwere Ver letzungen. Gendarmerie, Finanzwache und Feldhüter mußten requirirt werven, um dieser wohl von. Streit und Spirituosen erhitzten Wülhenden Meister zu wer ben. Bei zwanzig der Gravirtesten wurden verhaftet. Die gerichtliche Voruntersuchung hat bereits begonnen und diese gefährlichen Individuen werden ihrem ver dienten Schicksal nicht eutgehen. Gotha, I. Aug. Die Gothaische Zeitung bringt an der Spitze ihrer politischen Nachrichten einen Ankes, der in gemessener, aber entschiedener Sprache das königlich bairische Verbot der öffentlichen Sammlungen für die nothleidenden Schleswig-Holsteiner (s. Nr. 60 d. Bl.) beurtheilt.. Dem in der betreffenden Ministerialverfügung angeführten ersten Grund deS Verbots, weil „die meisten der in Rede stehenden Be amten bereits Verwendung gefunden hätten", hält der Artikel die einfache Angabe der leider noch sehr großen Zahl der Unterstützungbedürftigen entgegen und wider legt das dem ministeriellen Argument zu Grunde liegende Princip durch folgende Schlußfolgerung: „Würde die Ansicht des Herrn Ministers aus andere Verhältnisse angewendet, so müßten vielerlei Unterstützungen gänz lich verboten werden. Es bricht z. B. in einem Orte Feuer aus; 20 Familien verlieren ihre Habe, 15 dem selben sind ausreichend versichert oder sonst wohlhabend, die fünf andern ganz arm und nun vielleicht an den Bettelstab gebracht. Dürften nach Reigersberg'schen Grundsätzen für die fünf-andern Familien Unter stützungen gesammelt werden? Wir glauben: nein, Venn „die meisten der in Frage stehenden Abgebrannten bedürften der Unterstützung nicht", so würde nach jenem Princip zu entscheiden sein. DaS zweite Argument der ministeriellen Verfügung, daß „ Uebelgesinnte die Verhältnisse von Schleswig und Holstein benutzen, um Aufregung und Mißstimmung zu verbreiten", veranlaßt den Artikel der Gothaischen Zeitung zu folgender Beurtheilung: „Das Letztere ist uns bisjetzt nicht bekannt geworden, obwohl wir es gar nicht für unmöglich erachten, daß mancher brave Deutsche durch die Nachrichten von dem erbarmungswürdigen Loose der deutschen Grenzlandc „aufgeregt" und durch die ewige Langmuth Deutschlands gegen dänischen Ueber- mnlh „mißgestimmt" werden sollte. Aber waS hat Das mit dem von aller Politik weitab liegende, rein menschliche Wohlthätigkeitswerk der Unterstützung noihleidender Landsleute zu thun? Freilich müssen jedesmal, wenn der Name Schleswig-Holstein genannt wird, gewisse Gefühle in der deutschen Brust rege werden; aber daö ist nun einmal leider die traurige Folge trauriger Vorgänge, und eine Beseitigung solcher Gefühle ist jetzt rein unmöglich. Sie werden bleiben, ob man die armen SchleSwig-Holsteiner unter stützt oder nicht. Und weil dem so ist, können wir die politisch-polizeilichen Gründe der königlich bairischen Ministerialverfügung als stichhaltig nicht anerkennen. .. Ein Trost bleibt uns aber noch; außer Baiern theilt kein anderes deutsches'Land mit Kurhessen das Ge schick, die Aeußerungen menschlichen Milleidens mit unglücklichen Landsleuten polizeilich verboten zu sehen." Golbero-a-Dippoldiswaldaer Kohlen-Bau. Wie ein Aufruf in öffentlichen Blättern, zur Zeich nung von Aktien einladend, besagt, beabsichtigt ein Verein