Volltext Seite (XML)
von Privaten, die Ausbringung von Steinkohlen aus dem Hohlen-Flötz, welcher vom Plauenschen Grund aus in östlicher Richtung lagert, zu vermehren. Die Annahme der Kohlenlagerüng in dieser Richtung, wie solche von bewährten Geognosten bestimmt worden ist, findet ihre Bestätigung in der Ergiebigkeit aller nach diesem Prinzip errichteten Werke, soweit dabei die angenommenen südlichen und nördlichen Grenzen berücksichtigt wurden. ES erscheint mithin als erwiesen, daß die Fluren Golberode, Kleba, Zscheckwitz u. s. w., welche innerhalb diese« Terrains liegen, ebensowohl Kohlen enthalten, als eS mit Hänichen, Rippien u. s. w. der Fall ist, da diese Fluren unmittelbar und in dieser Richtung mit jenen grenzen. Ist nun im Allgemeinen die Gewinnung der Stein kohlen in so fern eine Lebensfrage geworden, als nur bei einer billigen und reichlichen Erlangung derselben die- jenigen industriellen Fortschritte zu erzielen sind, wie sie die Zeit gebietet, so erscheint es für hiesige Umgegend 'Nm so erfolgreicher und wünschenswerther, wenn durch ver mehrten Aufschluß des Kohlengebirges auch ihr Gelegenheit geboten wird, mehr und mehr an den Fortschritten der Industrie sich zu betheiligen. Die gebotene Zeichnung von Actien ü 50 Thlr. mit einer baaren Anzahlung von 3 Thlr. pro Actie, läßt das Bemühen erkennen, eine allgemeinere Bethelligung an diesem Unternehmen zu erzielen, als es zeither bei der artigen Projekten der Fall gewesen ist, und wenn sich auch eine rege Theilnahme entfernterer Landestheile kund giebt, steht doch, zu erwarten, daß hiesiger Ort und Um gegend ein besonders lebhaftes Znterresse daran nehmen «erden. Die bei den im Aufruf bezeichneten Personen zur Einficht bereit liegenden Karten und Prospekte bieten Jedem, der sich daran betheiligen will, den gründlichsten Ausweis und werden überzeugend darlegen, daß das Ergebniß der Vorarbeiten ein reelles und erfolgreiches Ziel in Aussicht stellt. Indem wir noch die Hoffnung aussprechen, daß die Begründer dieses Unternehmens eine möglichst erweiterte Ausdehnung sowohl dieses Zweiges, als auch anderweiter, damit verwandter und davon abhängiger Vornahmen an bahnen werden, wünschen wir denselben ein rasches, fröh liches und in jeder Beziehung glückliches Gedeihen, ein freudiges Glück auf! Die Lutherbuche Aus Thüringen, 27. Juli. Gestern in den Morgenstunden zogen Tausende von Menschen auf den verschiedenen Straßen über den Kamm des Thüringer WalveS hinüber nach dem süd lichen Abhange desselben, wo — eine Viertelstunde abwärts von dem auf dem ganzen Kamm des Waldes hinlaufenden und die alte Grenze zwischen Thüringen und Franken bezeichnenden „Rennstieg" (Reinstieg, Grenzweg) — in einem traulichen Waldthale, besten Einsamkeit nur durch das Rauschen prächtiger Buchen belebt wird, auf einem in der Geschichte der Refor mation denkwürdigen Punkte eine dem deutschen Re formator gewidmete kirchliche Feier staltfinden sollte. ES ist bekannt, daß Martin Luther, als er von dem Reichstage zu Wormö heimkehrte, seinen Weg von Fulda ab nach den nordwestlichen Theile des Thüringer WaldtS nahm, um in dem (jetzt zu Meiningen ge hörenden) Dorfe Möbra, aus dem seineFamiliestammte, die dort leb,enden Verwandten zu besuchen. Von Möhra auS führte ihn die Reise nach der Höhe deS Gebirges. ES war am Sonnabend Cantate, am 4. Mai 1524, Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr, da erstieg der einfache Wagen, iu dem^Doktor MarlinuS saß, mit Mühe auf dem steilen Waldwege die Höhe unweit der stattlichen Bergveste Altenstein, auf welcher dazu mal, seit dreißig Jahren ungefähr, die edlen Herren Hund von Wartburg, Vasallen deS Kurfürsten Fried rich deS Weisen, saßen. An einem Bogen deS Weges bemerkten die Reisenden unter einer alten schönen Buche einen murmelnden Quell, und Luther stieg aus dem Gefährte, um im Schatten des BaumS ein wenig zu ruhen und auS dem Born mit einem kühlenden Trunk sich zu laben. Nach kurzer Rast sollte eben die Reise über die Höhe deS Gebirges nach Walters- Hausen und Gotha sortgefetzt werden, als plötzlich ge harnischte Reiter aus dem Walde hervorbrachen und den Wehrlosen gefangen nahmen. ES ist bekannt, baß Friedrich der Weise seinem Hauptmann auf der Wartburg, KaSper v. Berlepsch, und seinem Lehns mann Burkhard Hund zum Altenstcin den Befehl ertheilt hatte, Luthern in aller Stille aufzuheken und nach der Wartburg in schützendes Gewahrsam zu bringen, und weltgeschichtlich ist die Thätigkeit des Gefangenen geworden, zu welcher ihm der ruhige Aufenthalt in seinem schönen Asyle die außerdem schwer lich zu erlangende Muße bot. Deshalb ist der Platz, auf welchem Vie Mannen ded Wackern Sachsenfürsten den seines Lebens nicht ganz sicheren GotteSgelahrten aushoben, um ihn in eine segensreiche Gefangenschaft zu führen, von jeher mit der größten Pietät behandelt worden. Die alle Buche und der Quell in ihrer' Nähe erhielten die Namen Lulherbuche und LutherS- brunnen, und bei mehr als einer passenden Gelegenheit wurden kirchliche Feierlichkeiten an dieser Stätte ab gehalten. Vor 16 Jahren brach ein heftiger Sturm wind den altersmorschen Baum, doch der Rumpf deS Stammes steht mit einem grünen Aste noch immer auf seinem Platze. Um aber die denkwürdige Stelle auch der spätem Nachwelt noch heilig zu erhalten, hat der regierende Herzog von Sachsen-Meiningen auf derselben von dem Steinhauer Sauer auS Herr- mannsfeld ein einfaches Denkmal errichten lassen, das gestern die kirchliche Weihe erhielt. Tausende waren in dem lieblichen Walbgrunbe zusammcngeströmt, den das Denkmal von nun an zieren wird. Von Altenflein her, jetzt ein höchst reizendes Sommerschloß der Herzöge von Meiningen, war die gesummte herzogliche Familie, von Wilhelmsthal, der Gioßherzog und der Herzog Bernhard von Weimar erschienen, und aus Feld und Wald, auS Thüringen, Franken und Hessen, waren Bürger und Bauern, Alt und Jung in Hellen Haufen herbeigekommen. Die ganze unzählige Menge schien die Bedeutung der Feier, die Heiligkeit deS klassischen Platzes zu fühlen, denn die musterhafteste Stille und Ordnung herschte vom Anfang bis zum Ende.. Groß artig und überwältigend war der Eindruck, als beim Beginn der Feier Luthers unsterbliches Lied „Eine feste Burg ist unser Gott",klangvoll feierlich durch das Waldthal tönte; und als bet Festredner, Oberhofprediger 1)r. Ackermann auS Meiningen, in seiner trtsfiichen Weiherede die Veranlassung der Feier beutete und in wenigen kräftigen Zügen die Begebenheit erzählte, die vor fast drei und einem halben Jahrhundert hier stattgefunden, da lagerte lautlose Stille über der weiten Versammlung, da lauschte Jeder mit der gespanntesten Aufmerksamkeit der lebendigen, anschaulichen Schilde-