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340 23. Juli 1837, auf ten neuen Johannisglocken sinnreich und bedeutungsvoll zuerst den SchlagZwölfertönen ließ. Vernichtet «ar mit dem'mehrbezeichneten GotteShaufe auch die neue Orgel yonMtltzennann, die sein bestes Werk gewesen sein soll; Ü47 Wohnhäuser waren in der Stadt, 17 in der Vorstadt wegge- branflt; 73 Personen fanden ihren Tod in den Kellern durch Ersticken, 10 wurde» erschlagen und Beute des Feuer«, während Einige vow Kugeln getödtet worden waren, Viele aber an den Folgen der Angst und de« Grame« starben. Richt zu berechnen waren die verlorenen Schätze an Ltinwandwaarenlagern, Bücher und andern Sammlungen, wichtigen Papieren u. dergl. 1000 Kaiserliche zogen unter Führung de« GcncralfeldzeugmeistctS Frhrn. v. Buttlar um 5 Uhr Nachmittag« in die eroberte Stadt ein; zu Gefangenen machten sie sieben Offiziere, zwei Fähnriche und 260 Soldaten; auch erbeuteten sie 10 Fahnen und 14,5 35 Scheffel Mehl. Die Eroberer wünschten zwar zu löschen, aber ,, da« Wasser war abgeschnitten, die Spritzen meist verbrannt und dir Glut de« Flammenmeere« zu groß. .Die neueste Nummer der „Wöchentlichen Nach richten" enthält den Beschluß deS RalhS und ver Stadtverordneten, die Erinnerung an dieses Brand unglück kirchlich zu begehen und sich zu vem Behuf in einem Zuge vom Ralhhause bis in Vie JohanniS- kirche zu begeben. An diese Bekanntmachung knüpft sich die Aufforderung an diejenigen Bewohner der Stabt und der eingepfarrten Ortschaften, welche sich daran zu betheiligen gesonnen sind, am gedachten Tage sich im Bürgersaale einzufinden. AÜS der Provinz Sachsen, 20. Juli. In Folge der wärmen Regen, welche am 15., 16. und 17. Juli unsere Fluren erqüickk, sind die Getreidepreise - ,nkm. Geil einigen Tagen hat 'en unserer Provinz mit dem ... ... den Anfang gemacht. Im Saameiss ist dies bereits am 13. Juli der Fall ge- wesest. Däö Obst steht hier fast ausgezeichnet und dje Kirschernte ist so ergiebig ausgefallen, baß die ältesten Leute sich einer solchen nicht zu erinnern wissen. ES wird diese Frucht Massenhaft auSgeführt. Naumburg, 14. Juli. Vor einiger Zeit erfolgte hier die Verhaftung eines schon früher von seinem Amte suSpendirlen ManneS, bcS Gefangenaufseherö Schulz an hiesiger Frohnveste, welche zunächst wegen Dienstvernachlässigung und anderer Unzmräglichkeiten herbeigeführt wurde. Der Umstand an sich würbe kaum einer Erwähnung verdienen, wenn nicht das Schicksal vieler unglücklicher Menschen in dieses Mannes Hand gelegen hätte, der, feines Standes sich über hebend, dem Trunk ergeben und der Bestechung zu gänglich war, und dabei der größten Brutalitäten und der launenhaftesten Willkür gegen die Gefangenen sich schuldig machte, in dessen Verfahren er durch die isolirte Lage des Gefangenhauses und durch Mangel aN Oberaufsicht leider nur begünstigt wurde. Schlau wie er war, wußte er indessen durch Verstellungskunst und unterwürfiges Wesen in der Gunst seiner Obern sich zu erhalten, erhobene Klagen zu beschwichtigen und die in seinem Amte hervortretenden Mängel dem öffentlichen Auge unsichtbar zu machen. Aber dennoch hat Ihn die Nemesis erreicht! Er sitzt jetzt, von Nie mandem beklagt, in einem der Gefängnisse, wo er vielleicht noch kurz zuvor arme Gefangene gequält hatte. Die öffentliche Verhandlung seiner Anklage, wenn eS dazu kommen sollte, dürfte einen traurigen Btick in die gehrimnißVollen Tiefen des Gefängniß- lebenS werfen lasten. AuS Wels (in Oesterreich) wird ein neuer hervor ragender Fall religiöser Unduldsamkeit gemeldet. Ein Protestant hatte, nach vielen von Seiten deS katholi schen Klerus erhobenen Schwierigkeiten, sich mit einet Ka tholikin ordnungsmäßig trauen lassen. Beide gehören der wohlhabenden und gebildeten Classe an. Nach der Trauung sah sich die Frau wiederholt von dem katholischen Seelsorger, bei sonstiger Verhängung von kirchlichen Censuren, aufgefordert, einen Revers ihres Ehegatten vorzulegen, daß er einwillige, alle in der Ehe zu erzeugenden Kinder in der bukolischen Religion erziehen zu lassen. Sie erklärte, baß sie nicht in Veb Lage sei, von ihrem Mann die Ucbernahme einer solchen Verpflichtung zu erlangen. Der Pfarrer hatte grlhan, MaS seines AmtS war, aber unmöglich läßt sich billigen, was nun von anderer Seile befolgte. Der Dechant in H. fertigte nämlich darauf der Frau eine förmliche Eröffnung zu: sie habe an einem ge wissen Tage bei dem VormittagSgotleSdienst in ver Kirche zu erscheinen, um dort ihre von der Kanzel zu verlesende Ercommunication zu vernehmen. Die Ercommunication ist also verhängt worben, nicht weil sie ein Kirchcngebot übertreten hatte, sondern weil eS ihr nicht gelungen war, den Gatten zur Ausstellung deS fraglichen NevdrseS zu stimmen. UeberdieS glaubte mau sich die mittelalterliche Härte, baß der Gegen stand der kirchlichen Censur durch seine Anwesenheit bei der feierlichen Verhängung dem Strafact eine bessere Folie abgeben müsse, nicht ersparen zu sollen. Wir unterdrücken, waS unS über den weitern Verlauf ge meldet wird, weil die Modalitäten, unter welchen die Frau dahingcbracht worden sein soll, ihre Ercom munication öffentlich zu hören, uns trotz der Glaub würdigkeit unserer Quelle, allzu abnorm vorkommen. Wien, 19. Juli. Wie verlautet, ist eS bestimmt, daß der Kaiser den letzten Besuch des Königs von Preußen im Laufe deS MonatS September dem Berliner Hofe zu erwidern gedenkt. Der Aufenthalt deS Kaisers am Potsdamer Hoflager dürfte sich kaum über mehr als zwei Tage erstrecken und ebenso wenig mit dem Besuch irgend eines andern gekrönten HaupleS zu sammenfallen. Ueberhaupt wird der Kaiser theilS allein, theils in Begleitung der Kaiserin von jetzt an bis Anfang October mit verschiedenen Reisen sehr beschäf tigt sein. Den Anfang haben die Majestäten mit einer am 16. Juli nach Mariazell in Steyermark unternommenen Wallfahrtsreise gemacht. Wie erzählt wird, hat die Kaiserin wegen des Todes ihrer Tochter, der jüngst verstorbenen Erzherzogin Sophie, das Ge lübde gethan, den obgenannten Wallfahrtsort zu be suchen. Am 4. Aug. treten beide Majestäten ihre Reise nach Ungarn an, deren erstes Ziel das benach barte Eisenstad», die prächtige und luxuriös ausge stattete Besitzung deö Fürsten Paul Esterhazy. ist Von da auS werden die bisher unbcsuchten nördlichen Eo- mitate Ungarns mit dem kaiserlichen Besuche beehrt werben. Vor Antritt der ungarischen Bereisung-jedoch begjbt sich der Kaiser noch früher, jm Laufe der künfti gen Woche, auf einen Tag nach Triest zur EroffnungS- feier der Triest-Wiener Eisenbahn. Nach Beendigung der ungarischen Reise wird sich das Kaiserpaar in gewohnter Wesse zum Herbstaufenthalt nach Ischl be geben. Von dort auS dürfte eben der Äaster seinen Abstecher nach Berlin machen. nicht unveveutend gezr rstan in mehren Krei