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3L8 weiter Ferne her, einzutrcffen. So stellten namentlich Altenberg, Frauenstein, Tharand bedeutende Kontingente zu der mächtigen Volksmenge, welche um die Mittags zeit die Straßen durchwogte, und die WirthShäuser in Beschlag nahm. Obwohl hier Alles im Vorgefühle eines ungewöhnlichen Besuches vorbereitet, und jedes brauchbare Plätzchen im Hause geräumt und zur Auf nahme von Gästen eingerichtet war, — nirgends wollte der Raum zulangen, so beispiellos war der Andrang von Hungrigen und Durstigen, und Mancher mußte an der Schwelle wieder umkehren, ohne Stärkung und Erholung gefunden zu haben. Daß auf diese Weise von den einzelnen Wirthen und auch von Kaufleuten ausgezeichnete Geschäfte gemacht worden sind, versteht sich von selbst; wir könnten mehrere Beispiele von diesem unglaublichen Verkehr und dem dabei ^stattge- fundenen Gewinn erzählen, wenn eS der Raum ge stattete. Mittlerweile hatte die PrämirungScommission ihre Ausgabe beendet und die betreffenden Ehrendi plome, Prämien und ehrenvollen Anerkennungen für die landwirthschaftliche Ausstellung festgesetzt. E« begann daher in der >4. Stunde die Austheilung derselben von einer dazu besonders eingerichteten Tribüne auf dem Ausstellungsplatze, und zwar wurde sie in Gegen wart der hohen Regierungscouunission und der sämmt- lichen Comitvmitglieder durch Herrn Professor V. Schober aus Tharand vollzogen. Ehrendiplome erhielten: 1) Hr. Rittergutsbes. Otto ansNaundorf für Rindvieh; 2) - Rittergutspachtcr Bering in Lungkwitzdcsgl.; 3) - v. Schönberg auf Reichstädt für Rindvieh und Schafe; >4) - Rittergutsbes. Nuschenbusch aus Rcinhards- ' grimma für Rindvieh; 5) - Gutsbcs. Kästner in Quohren desgl.; 6) - Gutsbes.Helbig inReinholdshayn desgl.; 7) - Pachter Kuntz sch in Luchau für Rindvieh und Schweine; 8) - Buchdruckereibesitzer Jehne für Hühner. Werthprämien (silberne Becher) erhielten: 1) Hr. GartenuahrungSbes. Müller in Reinhards- grimma für Rindvieh; 2) « GutSbes. Reichel in Hennersdorf desgl.; 3) - GutSbes. J.G. Reichel in Reichstädtdesgl.; 4) - GutSbes. Püsckel in Sadisdorf desgl.; 5) - GutSbes. Wahl in Reinholdshain für Rindvieh; 6) - Gutsbcs. Böhme in Reichstädt desgl. Ferner vom Sächsischen Pferdczüchter-Vereine ausgesetzte Prämien (silberne Pokale): 1) Hr. Gutsbcs. Börner in Friedersdors für Pferde; 2) - Gutsbcs. Heber in Luchau desgl.; 3) - Gutsbcs. Funke in Hintergersdorf desgl.; 4) - GutSbes. Fritzsche in Friedcrödorf dcsgl. Ehrenvoll ejA nerkennung erhielten: 1) Hr. Gutsbcs. Wahl in Sadisdorf für Rindvieh; 2) - GutSbes. Dittrich in Schönseld desgl.; 3) - Turgas in Dresden für Hühner; 4) - Beh risch in Radeburg für Häckselmaschinen; 5) - Preußer in Niedersedlitz desgl.; 6) - Nitzsche inNaundorfsürReinigunasmaschinen; 7) - Meile in Cunnersdorf für Häckselmaschinen; 8) - Beil in Rippien desgl.; 9) - AndreaS in Naundorf für Dreschmaschinen; Ausgestellt waren im Ganzen 141 Stück Rind vieh und 3 Saugkälber von 35, 12 Schafe von 1, 11 Schweine von 3, 16 Pferde von 9 Ausstellern; außerdem 1 Hirsch, '/4 Jahr alt, mit Ziegenmilch auf gezogen, voy einem Schönfelder Gutsbesitzer; 2 Füchse, ein Colibri-Hund, 3 türkische Enten, 2 Lachtauben, eine bedeutende Anzahl Hühner der verschiedensten aus ländischen Rayen, welche fortwährend ein heiteres Publikum um sich hatten, und endlich 18 Maschinen. Sollte man bei dem fast in jeder Beziehung vor trefflich arrangirten und glücklich abgelaufenen Feste einen Wunsch aussprechen wollen, so wäre es der, daß bei der nächsten Thierschau der kleinere Grundbesitz noch mehr, als dies Mal, vertreten sein möge. Wir haben aus verschiedenen Aeußerungen von Landlcuten wahrgenommen, daß dieselben nur durch Bequemlichkeit oder falsche Schaam abgehalten worden waren, sich bei der Ausstellung von Thieren zu betheiligen. Wie ver lautet, beabsichtigt der Dresdner landwirthschaftliche Kreisverein derartige Ausstellungen schon binnen der nächsten 3 Jahre zu wiederholen, um sich von den in der Viehzucht gemachten Fortschritten zu überzeugen und ein regeres Leben in diesen Zweig der Oeconomie zu bringen. Nach Vertheilung der Prämien, Ehrendiplome re., begannen nun die Vierfüßler, welche einen schweren Stand in der Sonnenhitze gehabt hatten, den Platz zu räumen, um in abendlicher Kühle den Rückzug zu den heimathlichen Ställen anzutreten. Einzelne, na mentlich von dem Reinharbsgrimmaischen Zuge, zeigten auf der Herrcngafse noch, bedeutenden Muth, als sie mit Musik davon marschirten; allein es blieb glücklicher Weise bei einigen munteren Sprüngen, die Niemandem Schaden brachten. Mit dem Abzüge der Thiere begann auch die Zahl der Menschen sich zu mindern. Ein großer Theil blieb aber noch zurück und begab sich auf die Aue, um die dort ausgestellten Sehenswürdig keiten, einen Zauberpalast, einen Scetieger u. dgl. m., in Augenschein zu nehmen, auch in der Restauration zum Schießhause sich von des Tages Last und Hitze zu erholen. Hier sah man bei,Musik und Gesang noch viel fröhliche Gesichter bis in -das Dunkel der Nacht hinein, und auch in der Stadt selbst sah die Mittel« nachtsstuude noch manchen verspäteten Gast durch die Straßen nach der Heimath wandern. Alle aber waren einmüthig in dem Bekenntniß, daß sie einen schönen Tag in Dippoldiswalda'S Mauern verlebt hatten. Wir selbst aber sind stolz in dem Bewußtsein, daß es den rastlosen Bemühungen der Mitglieder vom Aus- stellungscomit6 gelungen ist, uns ein Fest zu bereiten, dessen frohe Stimmung bei so überaus großer Theil- nahme des Publicums von nah und fern auch nicht durch einen Mißton gestört wurde, und das ihnen so- wol, wie unserer Stadt, zu bleibender Ehre gereichen wird. (Die ausführlichen Berichte über die Gcwerbeaus- stellung in den nächsten Nummern.) Tagesgeschichte. Dresden, 20. Juli. Unsere EruteauSsichten, welche durch anhaltende Dürre der frühem Wochen und durch manchen, freilich nur sehr localen Hagel schlag etwas getrübt werden wollten, Hellen sich be deutend auf. Von allen Seiten her bekommen wir Nachrichten von dem, wenn auch nicht überreichen, doch recht guten Ernteertrag, und namentlich von dem Mehlreichihum und der vorzüglichen Qualität der