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Nu, das. Eine war aber gewiß» und dafür hatten die Heiden ihre Grütze im rigenG Kopf: unter der alters Majestät mit dem spanischen Rohr und den Jelängerjelieber-Rekruten hatten sie noch gedient; dann hatten sie sich unter ihrem König — nun hieß er auch der alte Fritz! — daS erstemal um Schlesien gekatzbalgt, und Hann das zweitemal, ,und dabei hatten sie dem alten Dessauer ein Stück Arbeit geliefert, daß deö gr-ßen FelbmarschallS Herz recht froh ward über seine braven Kerle. Sonst war er dazumal schon was grämlich. — Und im siebenjährigen Krieg — na, das Wr ihr Hauptplaisir im Leben gewesen, und sie lernten Mer dem Stybljtz Reiterstücke, die ihnen kein Teufel nachmachtti Da» war nun auch schon wieder so ein Dutzend Jahre her und noch'n pa-r dazu; sie hatten nun Frieden, und so recht scharf geritten ward wenig mehr. Sr. Majestät war nun der alte Fritz, und Sr. Er- cellenz der General Seydlitz war leider Gottes sogar tobt, und die beiden Soldaten waren teuselmäßig alt geworden und hatten eine grausame Noth, ihre Frisur in Ordnung zu halten. Warum? Darum, weil ihnen verzweifelt wenig Haare auf dem Kopf geblieben. Mit ihren Zöpfen aber war eS nun erst recht eine betrübte Geschichte, Wo waren die armeSdicken stolzen Stangen hingekommen, die ihnen sonst im Nacken baumelten und sie im Kriege vor manchem heimtückischen Husaren hieb bewahrten? — Jetzt hatte der Eine nur so einen armseligen kleinen Wedel, wie der Schwanz einer etwas anständigen Ratte, war weder viel länger noch dicker, — und dem Andern hatte sich das arme Restlein gar vor Alter und Kummer ordentlich zusammengekrümmt und stand ihm vom Kopf mit einem nachdenklichen Ringel, akkurat wie eine gewundene Trompete. Na, du liebster Herrgott,-sagen ließ sich eigentlich nichts UebleS davon, denn die Zöpfe waren alt genug geworden, um ihre Haare endlich mit Ehren lassen zu können. Und darum sah man ihnen auch ihren jetzigen magern Zustand nach. Reglementsmäßig hätten dafür Dienst zöpfe eingebunden werden sollen. So dienten die beiden Soldaten Jahr aus und ein, immer zu. Bot man ihnen einmal den Abschied und etwa auch einen kleinen Ruheposten, so sagten sie: ja was? Im Regiment sei ihr Posten und ihre Ruh, und den Abschied werde ihnen dereinst schon der allmächtige Genttalfeldmarschall sm blauen Himmel schreiben. — Redttd mau ihnefi von ihrem Alter, daS doch hoch sei, und von dem Körper, der nachgerade seine Jahr« und Strapazen, Wind und Wetter fühlen müsse, — da lachten sie zuweilen, und CaSper — so hieß der Ein« schlug dabei an seine Lende und drehte sich auf dem Absatz um; und d«r-Christopher — so nannte sich der Andere — machte dazU «in schiefes Maul unter seinem großen weißen Schnurrbart, und ging seinem Kameraden nach. Und CaSper und Christopher hießen sie all überall, ihre andern Namen waren längst darüber vergessen. DaS thüt auch gar nicht«, denn wie sie jetzt gerufen wurden. daS ryarstn auch Namen, die ihre Meriten hatten und leicht zu behalten waren. Sie dienten also nicht zu Fuß — das hätte ihnen auch wenig gepaßt — sondern als Kürassiere und natürlicherweise zu Pferd, und ritten im Zuge dicht neben einander. Ihre Pferde wären ganz und gar egal; vor Zeiten, hieß eS, wären'S 'nmal Rothschimmel gewesen, allein das war nur so eine Rede, denn jetzt waren sie ordinär weiß, wie die paar übrigen Haare auf den Köpfen ihrer Herren. Besonder- um das Maul herum sahen sie über die Maßen alt aus, Und an ihren Zähnen sah man weder Jahre noch sonst wä-, weil leider wenig mehr davon vsrhanden. Doch mummelten sie ihr Futttt noch ganz leidlich hinunter und zeigten sich im geringsten nicht abgefallen. Auch , sonst waren eS ein paar recht delikate Pferde, wie ihre Reiter sagten, weit ab vom AuSrangiren und überhaupt keineswegs gewöhnlich. Mit ihren kleinen dünnen Schwänzen wedelten sie zuweilen höchst besonders, und wenn die Kürassiere zum Putzen oder Füttern oder sonst ans Besuch zu ihnen in den Raum kamen, scheuerten sie ihre Köpfe an den Schultern ihrer Herm, sahen dabet kreuzfidel aus und blinzelten einander bei Ge legenheit auch so pfiffig und klug an, wie'n paar Menschen, als wollten sie sagen: gelt, Kamerad, da ist hier'n mal gut I — Rückten sie aber gar zum Dienst aus, da waren die ehrwürdigen Rothschimmel so ernsthaft und emsig bei ihrer Pflicht, daß alle Schwadronpferde dran hätten ein Erempel nehmen können. DaS hat der Oberst oft genug gesagt, und er und der General, bei dessen Leibschwadron sie standen, liebten den CaSper. und Christopher und auch ihre Pferde. Die hießen aber Peter und Grete. Denn so waS müßt ihr doch auch wissen. > . Die beiden Kürassiere waren stets bei einander und hatten alles gemeinsam; sie wohnten zusammen in derselben Dachkammer und aßen mit ihren ÄirthS- leuten, die sie noch jung gekannt und nun auch in hohen Jahren waren. Zur selben Stunde tranken sie ihren Schnapö im selben Laden, stopften ihre Pfeifen aus Einem abgenützten Beutel, und wenn sie Peter und Grete putzten, klopften sie die Striegel » tewpo aus und pfiffen dazu di« gleichen Reiterstückchen, dir sie in ihrer Jugend gelernt. Wie sie neben einander ritten, so gingen sie auch, der Caspar rechts, der Christopher links, und wie der eine auf der linken und der andere auf der rechten Seite auSsah, wußten sie ganz genau, aber von den andern Seiten hatten sie keine rechte Vorstellung, weil sie dieselben nie recht gesehen. — Selbst auf der Wache ließen sie sich nicht trennen; eSvwar schon so herge bracht, daß sie dann den Doppelposten vor der Thür des Generals kriegten. Und wenn der CaSper fidel war, lachte auch der Christopher über daS ganze Gesicht; und wenn dieser brummte, zankt« der andere. Rur mit einander zankten sie nicht, sie waren ein Herz und eine Seele. Sie hätten Castor und Pollur heißen können, aber man nannte sie doch lieber CaSper Und Christopher: und das war ja auch schier dasselbe. Da kam eines TagS ein fremder Fürst durch die Stadt, der war auch ein alter Soldat und hatte seine rechte Freude an so tüchtigen Leuten, die allein noch die richtigen Soldaten seien, wie er meinte; da-junae Volk sei aber Kropzeug und tauge den Hellen Teufel nichts, hat er fortgemeint. Dem wurden auf be- GeneralS Befehl die beiden Kürassiere als Ehrenposten vor die Thüre gestellt; Und da der Herr au« dem Wagen stieg, wurden sie ihm vom General präserttirt, der denn nun auch die Zahl ihrer Dienstjahre nannte. ES mochte Einem ordentlich graulich werben vor all' den Jahren, — denn eS konnten da «in päa« ganz« Menschenleben hinein. — Dem Fürsten, der so viel Lob und Ehre von ihnen hörte, lachte eine rechte Herzensfreude aus den Augen: leutselig sprach er mit ihnen und vernahm gnädig ihr« bescheidrnen Antworten. Und als er hinaufging zu seinen Zimmern, wandte«