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war eher zu viel, als zu wenig gethan worden; der Horizont war zuweilen von farbigen Sternen erfüllt, dann wieder mit bengalischem Feuer in allen Farben- schattirungen erhellt; dann kamen Kunststücke neuerer und neuester Art, die nur ein geschulter Feuerwerker würdigen und Niemand beschreiben kann. Zuletzt erhob sich eine aus 10,000 Raketen gebildete Garbe, dir ganz London und viele Meilen in der Runde mit dem blen dendsten Lichte erhellte. Die großen Feuerwerke, die 1749 und 1814 in London zur Feier des Aachener und Pariser Friedens abgebrannt wurden, sollen gegen bas jetzige wahre Puppenspiele gewesen sein. Die Illumination der Stadt war allgemein und brillant. Leider sind auch mehrere Unglücksfälle vorgekommen. So viel man bis jetzt erfahren, haben 3 Personen die kurze Augenweide mit Verlust deS Augenlichtes bezahlt; einem Manne wurde durch einen fallenden Raketenstock das rechte Auge auSgestochen; viele andere liegen im Spital, in Gefahr zu erblinden; andere wurden überfahren re. Aus Rom vom 21. Mai wird geschrieben: Eng land wird mit Ausnahme der L Regimenter, welche eS nach Canada schickt, so wie jener, welche eS vorläufig in der Türkei läßt, sein Krim-Heer rings um Neapel aufstellen, nämlich 3 Regimenter in Corfu, 9 iu Malta und 5 in Gibraltar. Jene 9 Regimenter in Malta können natürlich der neapolitanischen Regierung ernst liche Besorgnisse einflößcn. BiS jetzt scheint dieselbe gar nicht an das englische Orient-Heer gedacht, son dern ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf bi« fran zösischen Truppen zu Rom gerichtet zu haben. Deshalb ließ sie auch fortwährend an den Festungswerken von Gaeta, welches den Weg von Rom über Terracina nach Neapel beherrscht, arbeiten. Noch in letzter Zeit sind daselbst 5 neue Rebouten angelegt worden, trotz der Versicherung der neapolitanischen Höflinge, daß Gaeta bereits eine der ersten Festungen Italiens sei und den Vergleich mit Verona, Mantua und Ales sandria nicht zu scheuen brauche, In der Canzlei der hiesigen französischen Gesandtschaft herrscht große Tä tigkeit. Man spricht von französischen Roten und von Aufklärungen, welche die französische Regierung über die Verwaltung deS Kirchenstaates verlangt habe. Paris, I. Juni. Heute wurde die Ackerbau ausstellung eröffnet. Eine ungeheure Menschen menge hatte sich im Jnbustriepalast eingefunden, dessen Inneres wirklich einen prachtvollen malerischen An blick darbot. Das Schiff desselben ist in einen großen Park umgewandekt worden. Die vielen und seltenen Blumen, die zur Ausstellung gesendet worden find, haben auf,von Bäumen und Gebüschen beschattetem Rasen Platz gefunden. In den Galerien, die sich im Erdgeschoß befinden,-sind die Stiere, Ochsen und Kühe, 1123 an der Zahl, in Ställen ausgestellt. Die übrigen Thiere, Schafe, Schweine und Geflügel, haben außer- halb de» JnbustriepalasteS, theil» im Freien, thekkö unter Zetten, ihren Platz gefunden. Die Ackergerüthe und Maschinen, sowie die Ackerbauprodukte sind im ersten Stock des Palais ausgestellt. Besondere- Auf sehen durch ihre langen Hörner erregten die ungarischen Zugochsen, welche die Gräfin Petronella Csaky auf Oedenbura Pußia-Kornivsa zur Ausstellung gesendet hat. Das harmonische Glockengeläute der schweizer Kühe erregte ebenfalls die Bewunderung unserer Pa riser. Die Costüme der fremden Schäfer und Hirten wurden allgemein bewundert. Besondere Sensation machten zwei junge schöne Schäfer aus Oesterreich, die sich durch ihre malerische Tracht auszeichneten. — Die Nachrichten, die man aus Lyon erhalten hat, lauten schrecklich. Die Rhoneist aus ihren Ufern herauSgetreten und hat fürchterliche Verheerungen an gerichtet. Dieses AuStreten hat die höchsten Kais auf dem rechten Ufer und fast alle Straßen unter Wasser gesetzt. Sie ist 20 Centimeter höher als bei der schrecklichen Ueberschwemmung vöm Lahre 1840. Alle Häuser find unter Wasser, und obgleich seit dem 30. Mai die Bewohner sowohl als die Garnison von Lyon zu reiten begonnen haben, so ist die Rhone doch so schnell gestiegen, daß nur wenig in Sicherheit ge bracht werden konnte. Noch schrecklicher ist die Lage der Dinge ans dem linken Ufer der Rhone. Der Damm deS Grand>Camp, welcher die benachbarten Ortschaften beschützt, brach des Nachts um 1'/- Uhr auf einer Strecke von 150 Meter durch, und zwar gerade an einer Stelle, wo 1100 Soldaten arbeiteten. Anstalten zur Rettung wurden sofort getroffen. DeS Morgens um 8 Uhr hatte man 800 dieser Unglück lichen gerettet. GerüchtSweise hieß es, daß 300 Sol daten in den Wellen ihren Tod gefunden haben. Diese schreckliche Nachricht bedarf jedoch der Bestäti gung, und man kann noch hoffen, daß Alle gerettet wurden. Fast jeden Augenblick stürzen Häuser ein. Der Anblick von den Lyon umgebenden Höhen ist fürchterlich schön.' So weit das Auge reicht, nichts als ein wikdeS Meer. Die Saone flößt die größten Besorgnisse ein. Die Wasser aus dem Oberlande sind noch nicht herabgekommen, und man befürchtet, daß sie eintreffen werden, ehe die Rhone abgenommcn hat. DaS Unglück wird dann seinen höchsten Gipfel erreichen. In der Stadt Lyon selbst sind ebenfalls viele Häuser eingrstürzt. Die Nachrichten von der untern und obern Rhone lauten ebenfalls schrecklich. — 2. Juni. Der Kaiser ist nach Lyon gereist, um die Verheerungen in Augenschein zu nehmen, welche die Ueberschwemmung anrichtete; er hat dem Präfekten sogleich 100,000 FrrS. einhändigen lassen, auch aus seiner Schatulle noch 300,000 FrrS. angewiesen. — Die Legislative hat zur Unterstützung der Ueberschwemm- ten 2 Millionen FrcS. votirt. Paris. Man spricht von einer Reise des Kaisers nach der Schweiz, die er Ende Juni antreten wolle. Napoleon III. will in aller Fülle des Herrscherglanzes die Zufluchtsstätte Wiedersehen, die ihm einst das Eril geboten hatte, zugleich aber auch ein Rendezvous sich geben mit dem Kaiser von Oesterreich, der zu derselben Zeit nach dem Rhein und Bodensee reisen wird, und hier sollen sich die beiden Kaiser treffen. Außerdem will man wissen, daß der Kaiser Napoleon im Herbst nach Wien gehen wolle und wahrscheinlich auch dem Berliner «.DresdnerHofe einen Besuch abstatten werbe. Madrid, 2. Juni. Die Königin hat die Geneh. ruiguug zur Bcrmählung der Infantin (der Schwe ster des KönigS), um deren Hand der König von Griechenland für seinen Nachfolger, den Prinzen Adalbert von Bayern, hatte anhalten lassen, ertheilt. .Konstantinopel, 19. Mai. Die Rückkehr der Truppen geht unaufhaltsam fort. Bon der Krim sind' schon 04,000 Franzosen abgegangen; auch schon 9000 Sardinier (8000 sind übrig geblieben), am wenigsten Engländer; Eupatoria ist fast ganz geräumt, desglei chen die Ostküsten deS schwarzen MeereS.