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kommen, sie habm bei zweimaligem Schnee mir uns frieren muffen, und haben auch an ihrem Prophezei, tzungtzalent merklich verloren. Der äußerst gestrenge und mit seinem säubern Eompiicen kancratiao überall und insbesondere von deq Winzern sehr gefürchtere Herr Servatius (diese Furcht kennen wir hier freilich nicht), hatte unS noch ein Schnee'chen aufgehoben, während unS sein Milch, bruder gestern am 13. Mai, mit einem ägyptischen Nebel und unaufhörlichen Regen bedachte. Während Einsender in den heutigen Morgenstunden Dies nie- Verschreibt, schneit eS, als ob Weihnachten vor der Thüre wäre! Die Natur gewährt ein sonderbares Bild: Unter dem gefallenen Schnee blickt daS frische Grün durch, und der Vogelbeerbaum, mit Schnee bedeckt, gleicht dem blühenden Kirschbaum im freund lichen Elbthale! — Unter diesen Umständen sieht cS freilich, wie nicht selten, sehr mißlich um unsere Erntehoffnungen auS. Allein wir bangen nicht, eS wird doch für dieses Sommersemester der letzte Schnee sein! Deutet doch daS frische, durch den Schnee blickende Grün auf Hoffnung, und Hoffnung stählt noch mehr unser Gott, vertrauen, daS außerdem so fest ist, wie daS edle Gestein, daS auS unfern Bergen zu Tage gefördert wird. Wir bangen bei allem Schnee nicht! Haben wir doch schon einen Vorgeschmack von den Segnun gen des heurigen Jahres erhalten in trefflichem Mai trank, den uns eine liebe und geschickte Hand zube reitet hatte! Wir werden mit Hülfe deS großen Berg herm, der unsre Berge noch nie außer Augen gelassen und versäumt hat, auch Heuer erbauen, ernten und bei unserm bekannten genügsamen Sinn die Gaben deS Himmels in Frieden genießen! Geising. So Manches ist schon aus unserem Laterlande verbannt worderi, endlich auch bei uns die böhmischen Kreuzer. Wir erwähnen diesen Um stand deshalb, weil Viele aus der Umgegend noch in dem Wahne stehen, sie gälten noch bei unS; wenig stens habe ich daS jüngst erfahren auf einer kleinen Reise, wo ich mit einem Geschäftsmann im Nieder lande zusammenkam, der mir auf ein Anerbieten mei nerseits antwortete: „Nee, zu Euch komme ich nia, do satzt'S wedder nischt, als bühm'sche Dreier!" Zwar habe ich dem guten Manne aus dem Traume gehol fen, aber eS wirb wohl noch Manchen geben, der immer noch in dem Wahne lebt, als bekäme man bei uns nur böhmisches Kreuzergeld. Aber wir selber freuen uns dieser Vertreibung deS böhmischen Gel, des, denn auf einer Seite war stet» einiger Verlust, der um so größer war, je mehr man mit solchem Gelbe überladen wurde. Dazu kam, daß die Aus gleichung deS böhmischen Geldes mir dem sächsischen und preußischen sehr schwierig ist und manchen Irr- thum und manche unverschuldete Beeinträchtigung ver, anlaßt hat. Also fürchte man sich nicht mehr vor den böhmischen Kreuzern, man sieht bei unS keine mehr. — Mit den „böhmischen Dreiern^ scheinen sich auch die böhmischen Pascher rarer zu machen, wenig stes- war sonst ein viel regeres Leben unter diesen Leute« tn Geising; oft strömten täglich 3V—4V solche Leute herein und belebten die Straße. Jetzt kommen sie spärlicher, was um so mehr zu verwundern ist, da jetzt die Leipziger Messe gehalten wird und zur Zeit »er Meffe früher unzählige Pascher mit ihren Hocken über die Berge wanderten. Freilich gab eS mit die sen Leuten oft arge Austritte, denn es sind handfeste Personen, bei denen Blitz und Schlag oft eins ist. Wir sind wohl manchmal davon Zeuge gewesen und wundern unS, daß eS keine schlimmern Folgen hatte, Gut ist eS nur, daß sie, wenn sie unter sich ein Tref fen geliefert haben, wieder die besten Freunde sind. An die Redaction -er Wetßeritz-Zeitnng. In Nr. 37 deS Pirnaer Wochenblattes ist «in Angriff gemacht auf die Redaction der Weißeritz-Zei- lung, und eS geht daraus hervor, daß man jenes Blatt allhier einzuschmuggeln und die Weißeritz-Zei- tung zu verdrängen sucht. In jenem Artikel ist die Weiß.-Zeit. getadelt über Dinge, Vie theilS nicht zu tadeln sind, theilS gar nicht wahr sind, theilS in anderen Blättern auch zu tadeln sein würden. Man erlaubt sich hiermit in Bezug auf jenen Aufsatz daS Gesuch an die Redaktion: sich nicht stören zu lassen durch solche Angriffe, die wohl von einer Partei herrühren mögen, die nicht damit zufrieden ist, daß Vie Weiß.-Zeit. nicht mehr die schöne Farbe trägt, wie zur Zeit der früheren Redaction unter Schlade bach; ferner: treu zu bleiben unserer Gegend, wie sie bisher bestrebt gewesen ist, unsere Gegend zu berück, sichtigen. DaS Pirn. Wochenblatt ist uns zu um ständlich und fremd, und wir halten eS lieber mit guter Nachbarschaft; übrigens steht auch darin ein solcher Wust, baß man darin ersticken kann, und rechnet man die Bratwurstschmauß-Ankündigungen auS Pratzschwitz, Kopitz, Vogelsang rc. und Lustbarkeiten- die über der Elbe drüben statlfinden, ab, so bleibt unS auch nicht mehr. Und will die Redaktion des Pirn. Wochenblattes weiter nichts über unsere Gegend brin gen, als Schmähartikel über achtbare Perso nen, und Verhältnisse, die in der niederen Gegend gar nicht bekannt sind, so möchten wir wünschen, daß die- seS Blatt auS unserm traulichen, friedlichen, harm losen Kreise gänzlich entfernt bleibe! —y— Aus Altenberg. Politische Weltschau. Frankfurt a. M., 12. Mai. Wie wir auS zu, verlässiger Quelle erfahren, hat die in Kurzem bevor stehende persönliche Zusammenkunft der Monarchen von Rußland, Oesterreich und Preußen in Warschau den Zweck, die Grundlagen deS politischen Systems zu berathen, welches von diesen drei Großmächten ge meinschaftlich zu befolgen sein möchte. Auch die dä nische Frage, welche Rußland ganz besonders am Herzen liegt, wird daselbst eingehend behandelt werden, und eS sprechen verschiedene Anzeichen dafür, daß eS beabsichtigt wird, sich im Sinne deS Londoner Proto kolls über weitere Schritte zu vereinbaren, die dazu führen sollen, die Integrität der dänischen Monarchie für die Zukunft zu erhalten. Dänemark wünscht zu dem Ende, den Sohn deS Prinzen Christian von Glücks burg und der Prinzessin Louise von Hessen auf den dänischen Thron mit Einschluß der Herzogthümer er hoben zu sehen, indem eS durch dieses Arrangement die Ansprüche der Agnaten auf Schleswig und Hol stein und die der Cognaten auf daS Königreich auS« gleichen zu können glaubt. (Hamb. N.) Frankfurt, 12. Mai. Vorgestern fand hier ein« von allen anwesenden BundeStagSgesandten besuchte