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Ar. 38. Freitag. Redaction, Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Erscheint . Dienstag» und' Freitags. Zu beziehen durch allePvstanstal- ten. Preis pro Quartal: 10 Neugrosch. 16 Mai 1851. Inserate «erden mit 8 Pf. für die Spaltzetl« de» rechne» ««d in allen <hy,di. ttanen an,»» nimm»». MßtlWeituG Ei« unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Aus dem Vaterlunde. * Altenberg, 14. Mai. Wer heute auf unsere Höhen kommt unv von unfern Bergen in die Thäler schaut, wird glauben, er sei in daS wirkliche Sibi rien versetzt. Eine reiche Ladung Schnee fällt nieder und schon sind die Felder in ein weißeS Kleid gehüllt. Dies muß unS um so auffallender sein, da wir schon im April so freundliche Tage halten. Jetzt hat eS nicht nur mehrere Tage hindurch geregnet, sondern schneit sogar. Wir hoffen aber doch, daß eS der Schwanengesang des Winters ist, daß auch dieses Wetter unv diese Kälte ihr Gutes haben wird, da man gewöhnlich glaubt, daß dadurch spätere Stürze auSbleiben werden, waS nm so nachtheiliger ist, da nicht selten bei zeitigem Eintritt dcS Frühlings und schneller Wärme die hervorgetrelenen Pflanzen und Blüthen, durch Eintritt der Nachfröste, wieder ver nichtet werden. In Bezug auf unsere ökonomischen Bemühungen schweben wir daher immer zwischen Hoff nung und Besorgniß, und können unS nicht eher freuen, als bis die Früchte in die Scheuern gesammelt sind. Im Ganzen sind wir trotzdem mehrere Jahre hindurch glücklich gewesen, selbst auf den Höhepunkten Zinn- waldS hat man ernten können. Freilich mit großer Mühe und Sorgen, da man, um den Ausdruck zu gebrauchen, daS gereifte Getreide, gleichsam wegstehlcn mußte, um eS in brauchbarem Zustande zu erhalten. Die Aussaat deS Getreides ist bei unS bereits ge schehen. Wenn auch gegenwärtig die Witterung un- günstig, unv die Felder durch die Nässe leck werden, so ist deshalb noch nicht an einem guten Gedeihen zu zweifeln. Einige Wochen günstige Witterung thuen bei unS desto größere Wirkung, und nicht selten steht bann in Kurzem unser Saatfeld eben so hoffnungsvoll da, als in günstigeren Gegenden. Durch die ber- malige Witterung sind auch die Maikäfer zurückge- balten worden, ihren schädlichen Einfluß zu äußern, und wir finden vergleichen weniger, als im Jahre 1849, und diejenigen, die sich zeigen, leben in einer gewissen Erstarrung. — In Böhmen soll der Getrei debau sehr zurück sein und wegen der großen Ver schlammung der Felder große Besorgniß herrschen. Dieser Umstand ist namentlich für uns von Wichtig kett, da ein großer Vertrieb von Getreide nach Sach sen staltfindei; man spricht schon von Erhöhung der Getreideprcise, und obgleich noch große Vorräthe voy Getreide da sind, so wirb von den Wucherern leider die gegenwärtige Witterung benutzt, um lheuercr zu verkaufen. - Dagegen mag ein gutes Obstjahr werden. Die kühle Witterung hat die Bluthen zurückgehalten, was viel besser ist, als wenn sie schon weit heraus, getrieben wären und durch später -'»tretende Fröste vernichtet würden, wie eS »n vorigem Jahre der Fall war. — Auch bei unS stehe» die Obstbäume in der Blülhe und gewähren unö die Hoffnung, daß sie ge. deihen werden, wenn auch auf unsere Obstcultur me sehr zu rechnen gewesen ist. Zwar könnten wir deshalb di- günstiger gelege- nen Gegenden unserS Vaterlandes beneiden, dafür sind wir aber entschädigt durch die Nähe Böhmens, deffeu Obstbau stets den Vorzug behalten wirb, und wir haben das Glück, wohlschmeckenderes unv billigeres Obst zu genießen, als in den besten Gegenden SachsenS. Möge der Himmel sich recht bald wieder, auf. klären, und unsere Felber mit WachSthum und Ge. deihen segnen! Der Schwalbenschnee — ?LucrLtju» und Servatius. : AuS Attenberg. Wie bekannt, zieht die Schwalbe im Herbste, sobald sie die Jnsecten, die sie nur allein im Fluge fängt, gänzlich vermißt, von uns fort in wärmere Länbcr, und, wie Einige behaupten wollen, sogar über das Meer. Schiffsleute, dir sie, wider alles Erwarten, beim andrechenden Morgen in nicht geringer Zahl an den Masten hängend gesehen, geben dafür Zeugniß. Im Frühling sind sie die letzten un ter den wieverkehrenben Zugvögeln, und lassen sich nur wieder einzeln sehen. Darauf gründet sich wohl auch das Sprüchwort: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer." Sie sind bei ihrer Rückkehr äußerst fidel und begrüßen, auf dem alten Gebälke fitzend, die sich über ihre Ankunft nicht minder freuende» Wirth-, leutc. (Nebenbei erlaubt sich Einsenver, einer ihm selbst vorgckommenen, hierauf bezüglichen Erscheinung zu gedenken, wie eine Schwalbe, der man gegen den Herbst ein rotbcS Bändchen um den HalS gebunden, wider alles Nermulhen sich wieder in dem Stall zeigte, wo ihr das Ordensband verliehen ward.) — Da, wie gesagt, die Schwalbe sich spät zeigt, so gilt sie auf dem flachen Lande sowohl, als auch auf dem Gebirge, für einen sichern FrüblingSherold; — und auf unfern unwirthlichen Höhen, wo der Winter zur zweiten Natur geworden, und wo man sich gar nicht vom Schnee trennen zu können meint, heißt eS, wen» wir auch schon den Wonnemonat im Kalender haben: ,/OaS ist der sogenannte Schwalbenfchn--!" Haben unS nun auch die lieben Schwälbchen Heuer spät aufgesucht, so — sind sie immer noch -» früh gf.