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9 — Inzwischen kamen die anderen Schiffe auch näher; als sie auf Kanonnenschufsweite waren, steckten sie französische Flagge auf, und da der Jason seine Flagge nicht aufzog, so that das eine Fahrzeug einen Schuls auf uns. Der Jason hatte wenige ver suchte Seeleute am Bord, das übrige war junge Mannschaft die nie vorher zur See war. Der Capitän, um die Schwäche seiner Mannschaft zu verbergen, liefs getheerte Leinwand rundum des Verdeck aufziehen, und bereitete sich zum Kampfe, doch konnte keine Ka none genau gerichtet werden, und da sich nun gar zeigte, dafs das andere Schiff auch ein Kaper war; so blieb unser Schicksal nicht mehr zweifelhaft. Ich ging in die Cajüte hinunter, um einige Anstalten zu treffen, da ich nicht wufste wie bald ich vielleicht den Jason verlassen müfste. Der Guineafahrer strich, nachdem er einige Schüsse gethan, die Flagge. Der Som merset vertheidigte sich so gut er konnte, doch da er die beiden kämpfenden Partheien so ungleich sah, so schien er zu versuchen, ober den Marawine Flufs erreichen könne, welcher das Gebiet von Surinam vom Französischen Guiana trennt, und in dessen Nachbarschaft das Gefecht Statt fand; doch die Uebermacht der Kaper zwang ihn gleich falls sich zu ergeben. Der Jason hatte etwa eine halbe Stunde gefeuert, als einer der Kaper ganz nahe an unsere windwärts gelegene Seite kam, und der Mannschaft zurief i an Bord! an Bord! Sie konnten durch die Gajütenfenster, die nicht gehörig vertheidigt waren, leicht unser Schiff entern, ich ging aufs Verdeck um deshalb mit dem Capitän zu sprechen; er commandirte stets fort, aber die Mannschaft verliefs schon die Kanonen weil die Gewehrkugeln über ihren Köpfen hinpfiffen. Der Kaper hatte sehr viel Mann schaft, die alle Anstalten zum Entern zu machen schien. Ich hatte nur noch Zeit herunter zu gehen, um meinen Pafs zu holen, und mein Gepäcke in Ordnung zu bringen, als Capi tän Martin mir zurief: er habe sich ergeben müssen. Er wurde von zwei Officieren vom Kaper begleitet, denen ich,.meinen Paß einhändigte, mit der Erklärung alles was ich bei mir hätte, wäre kein Kaufmannsgut, sondern blofs für meinen eigenen Gebrauch. Sie ver sicherten, da ich zu einer neutralen Nation gehörte, würden sie mich mit aller Auszeich nung behandeln. Capilän Martin sah jetzt wie man Besitz von seiner Ladung nahm und alle seine Kisten durchsuchte. Da sehen Sie nun, Herr! sagte er mir mit Thränen in den Augen, was wir Schiffsherren von unserer schweren Arbeit erndten; das ist das sechste Mal dafs ich gekapert werde, und alle Anstrengung um etwas für mein Alter zu rückzulegen, und meine Familie in Wohlstand zu setzen, ist vergebens. — Er mufste den Unfall um so mehr fühlen, da ein beträchtlicher Theil der Ladung ihm selbst gehörte. I. 2