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Butterberg. Der ergebenst Unterzeichnete macht hiermit bekannt, daß er während des Thurmbesuches auf dem Butterberge «ine interimistische Restauration errichtet hat und bei ihm täglich einfaches wie auch gutes Lagerbier zu haben ist: auch wird er in Betteff eines Imbisses bescheidenen Ansprüchen nach Kräf ten genügen und bittet derselbe um geneigten Besuch. Wobst. Im Winter ließ man den Bau ruhen. In dieser Zeit gab es noch manche Streitigkeiten über Einzelheiten des Baues zu schlichten, die sich zwischen dem Stadtrate, der von ihm vorgeschlagenen Baudeputation und den Stadt verordneten ergaben. So hatte der Stadtrat an dem ur- sprünglichen von den Stadtverordneten genehmigten Bau plan Aenderungen oorgenommen, ohne vorher mit den Stadtverordneten Fühlung zu nehmen usw. Schließlich wurde aber der ganze Bau im Herbst 1860 glücklich unter Dach gebracht. Der Turm war be reits im August fertiggestellt und wurde «m Montag, den 12. August 1860 vom Stadtrat dem Verkehr übergeben. Im „Säch ¬ sischen Erzähler" vom 11. August 1860 erschien folgende Anzeige:, Vekmmkmachuug. Lom Sonntag, den 12. d. M. an ist da» Besteigen de» Schaulhurme» auf dem Butterberge nur gegen Lntröe von 1 Ngr. L Perlon gestatte^ welche» bei dem interimistischen Wirth, Herrn Wobst, gegen Einlaßkarte zu entrichten ist. Bischofswerda, -en 7. August 1860. Der Stadtrath. Im Oktober 1860 würde die Anlage zur Verpach tung am 20. Nov. 1860 ausgeschrieben, und zwar in der .Leipziger Zeitung", im «Iresdner Anzeiger", m den „Bu- disstner Nachrichten" und im „Sächsischen ErzLbler". Es meldeten sich 6 Bewerber, von denen Carl Gottlieb Wobst das geforderte „Bestgebot" von 110 Thalern ab gab. Nach kurzer Beratung wurde beschlossen, diesem die Pachtung zu überlasten und die Uebergabe des Grundstückes gegen Zahlung einer Pachtsumme von 30 Thcllern bis zum 31. März 1861 — die Berechnung der jährlichen Pa^t- summe von 110 Thalern soMe erstmalig vom 1. April 1861 ab' erfolgen — sogleich vorgenommen. Die Einnahmen für Besteigung des Schauturmes „mehr nicht als einen Neugro schen von jeher Person, von Kindern unter 15 Jahren nur die Hülste" wurde dem Pächter „auf die Dauer der Pacht est mit überwiesen, jedoch empfohlen, auf Verlangen auch Iahresbillets auszugeben." Wann Wobst den Betrieb offiziell eröffnet hat, ist aus den Ratsgkten nicht ersichtlich. Am 17. April 1861 machte Wobst ein Gesuch um Er richtung eines Stallgebäudes für 16—18 Pferde auf dem Butterbevge, well ihm viele Gäste, die mit Pferd und Wagen auf dem Berge waren, versichert haben, „daß sie nicht wiederkommen würden, solange nicht ein Stallgebäude errichtet sei." Der Stadtrat genehmigte das Gesuch und ließ ein solches Gebäude, wohl im Schuppen, errichten, der im Juli 1861 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Bald aber entsprachen die Einnahmen des Bergwirtes nicht mehr der vom Stadtrat geforderten Pachtsumme, sei es, daß der Reiz der Neuigkeit, aus dem Butterberge einkeh ren zu können, geschwunden war, sei es, weil auch auf an deren hervorragenden Bergen der Heimat bereits Einkehr stätten mit Aussichtsturm bestanden ,so auf dem Czorneboh (seit 1852), aus dem Valtenberge (seit 1856) u. a. Schon am 3. Sept. 1862 bat Wobst um Herabsetzung der Pacht auf 60 Thaler jährlich. Daraufhin wurde eine Herab- etzung auf 100 Thaler jährlich beschlossen. Die Einnahmen singen aber immer mehr zurück- Wobst klagte, daß er fast eben Tag auf die „Einnahme weniger Gäste angewiesen ei, die sich auch Sonntags troz der mehrfachen Veran- taltungen von Vergnügungen auf eine geringe Zahl Teil nehmer beschränkt, welche außerdem wenig oder garnicht den Thurm besteigen." Darauf setzte der Stadtrat die Pacht abermals herab, und zwar auf 75 Thaler. Aber schon im folgenden Jahre reichte Wobst ein neues Gesuch ein, daß ihm auch 75 Thaler zu hoch seien und er nur 20 Thal«, zah- len könne, wenn er „als rechtlicher Mann dastehen" wolle, und schließlich bittet er überhaupt um Entbindung vom Pachtverträge zum 30. Sept. 1864. Der Kündigung wurde aber, „weil der Antritt eines neuen Pachters im Winter- halbjahre nicht passend erscheint", erst für den 1. April . 1865 zugestimmt und für das Winterhalbjahr ein Pacht von 20 Thalern festgesetzt. Die Neuverpachtung wurde für S. März 1865 ausge schrieben und doch wieder an Wobst, der mit als Bewerber aufgetreten war, für 40 Thaler jährlich verpachtet. Wobst bewirtschaftete nun den Butterberg weiter bis zum 30. Juni 1868. Dann aber wechselten die Pächter der Bergwirtschaft häufiger. Am 1. Juli 1868 übernahm Traugott Beck aus Niederneukirch und am 1. Juli 1869 der Schneidermei ster I o h a n n Karl Kahrig die Butterbergwirtschaft. Auf Ansuchen Kahrigs wurde vom Gipfel des Berges nach der Stadt zu eine Schneiße in den Wald geschlagen, um die Aussicht dorthin zu ermöglichen. Ferner wurde ein Form - ziegelzaun mit Terrasse aufgeführt. Im Jahre 1872 brannte durch „unvorsichtiges Gebühren die soge nannte Laterne auf dem Schauthurm ab" und wurde als bald wieder hergestellt. Am 1. Januar 1873 übernahm Gustav Alwin Köhler aus Weißenberg die Butter bergwirtschaft und gab sie am 1. Juli 1877 an An ton Sänger aus Bischofswerda ab. Dieser blieb bis zum 1. Juli 1892. Dann finden wir als Pächter Robert Gesuche vom 2. Dez. 1SSS an da» genannte Gerichtsamt führte der Stadtrat ausführlicher aus: . Nun ist aber der Platz, wo dieser Thurm erbaut wird, drei Viertelstunden von hiesiger Stadt und minde stens eine halbe Stunde von der nächsten Echankstätte zu Geißmannsdorf entfernt, mithin erforderlich, daß diejeni- aen, welche den Thurm besuchen, thells für sich, thells für chre GesäÜrre, wenn sie mit Wagen dahin fahren, wozu ge eigneter Weg angelegt ist, ein Unterkommen finden, wo sie sich aufhalten und etwas genießen, auch bei Unwetter den nöthigen Schutz suchen können. Deshalb ist auf dieses Be- dürsntß insoweit Rücksicht genommen, daß außer dem Schauthurm auch ein Gebäude zu einer Restauration erbaut werden soll und es hat demnach der Stadtrach an das ge- chrte König!. Gtrichtsamt die ganz ergebenste Bitte richten wollen, nach Befinden nach vorheriger weiterer Erörte rung für dieses RestauraüonsgebSude und solange es be steht, durch beifällige Berichtserstattung di« nöthige hohe Concession zum Schänken, Speisen, Ausspannen und nöti gen Falls Beherbergen geneigtes: auswirken zu wollen. Da das fragliche Refchurations Gebäude von allen Communi- cationswegen entfernt zu stehen kommt, so ist nicht di« Ab sicht, eine regelmlß'ge Beherbergung stattfinLen zu lassen, sondern nur für solche Besucher des Schauthurmes, welche durch Wetter rd:r srmst an ^er Rückreise behindert sind." Daraufhin übermittelte das Könial. Gerichtsamt Bischofswerda unten» 27. April 1860 die Ent scheidung der Königl. Kreisdirecüon Budissin vom 11. April 1860, wonach gegen einen „an die Staats kaffe zu entrichtenden an das Rentamt Radeberg abzufüh renden jährlichen Canon von 1 Thaler" die Realconcession -Aum Schänken und Speisen, auch für etwa vorkommende Fälle zum Ausspannen von Fuhrwerken in einem im Be sitze der Stadtcommune Bischofswerda befindlichen Restau- rationsgebäude auf dem sogenannten Butterberge" ausge sprochen wurde. Diese Verfügung bestätigte der Stadtrat am 2. Juni 1860 und löste gleichzeitig den jährlich zu ent richtenden Canon von 1 Thaler durch «ine Kapitalabfin dung von 25 Thalern ab. Im August des Jahres 1859 begann man mit dem Lau des Turmes, der Kellerräume des Restaurationsge- bäudes und dem Graben des Brunnens. „Es schreiten allerdings diese Arbeiten nur langsam vorwärts, weil die ganze Grundfläche aus hartem Felsen besteht und die Ar beiten hauptsächlich mittels Pulver erzwungen werden müs sen. Man hofft übrigens, bis zum Herbste wenigstens den Srundbau und auch noch eine Etage des Thurmes voll enden zu können. Daß dieser Thurm ein starker Rival des Laltenbergthurmes sowohl wegen seiner sehr bequemen Be steigung als aber auch herrlicher Fernsicht werden wird, steht außer Zweifel," schrieb der „Sächsische Erzähler" in seiner Nr. 63 v. 10. Aug. 1859. Mit dem Beginn der Bau arbeiten hatte auch schon der Bergwirt des Valtenberges, Carl Gottlieb Wobst, der sich dort am 31. Juli mit einem Gesangskonzert verabschiedet hatte, «ine kleine vor läufig« Wirtschaft errichtet, vielleicht in der Hauptsache für die Arbeiter, aber doch wohl schon für Besucher des Berges, denn im „Sächsischen Erzähler vom 3. Äug. 1859 finden wir eine Anzeige: «