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Ser Soldat im neuen Reich. „Die Pflichten des deutschen Soldaten". Reichspräsident Generalfeldmarschall von Hindenburg hat als oberster Befehlshaber der Wehrmacht eine Neufas sung der bisherigen „Berufspflichten des deutschen Solda ten" genehmigt. Sie lautet wörtlich: „Die Pflichten des deutschen Soldaten. 1. Die Wehrmacht ist der Waffenträger des deutschen Boltes. Sie schützt das Deutsche Reich und Vaterland, das im Nationalsozialismus geeinte Bolt und feinen Lebens- raum. Die Wurzeln ihrer Kraft liegen in einer ruhmrei chen Vergangenheit, in deutschem Volkstum, deutscher Erde und deutscher Arbeit. Der Dienst in der Wehrmacht ist Ehrendi« nst am deutschen Volk. 2. Die Ehre des Soldaten liegt im bedingungs losen Einsatz seiner Person flir Volk und Vaterland bis zur Opferung seines Lebens. 3. Höchste Soldatentugend ist der kämpferische Mut. Er fordert Härte und Entschlossenheit. Feigheit i st schimpflich, Zaudern unsoldatisch. 4. Gehorsam ist die Grundlage der Wehrmacht, Vertrauen die Grundlage des Gehorsams. Soldatisches Führertum beruht auf Verantwortungs freude, überlegenem Können und unermüdlicher Fürsorge. 5. Große Leistungen in Krieg und Frieden entstehen nur in unerschütterlicher Kampfgemeinschaft von Führer und Truppe. 6. Kampfgemeinschaft erfordert Kameradschaft. Sie bewährt sich besonders in Not und Gefahr. 7. Selbstbewußt und doch bescheiden, aufrecht und treu, gottesfürchtig und wahrhaft, verschwiegen und unbestechlich soll der Soldat dem ganzen Volk ein Vorbildmänn licher Kraft sein. Nur Leistungen berechtigen zum Stolz. 8. Größten Lohn und höchstes Glück findet der Soldat im Bewußtsein freudig erfüllter Pflicht. Charakter und Leistung bestimmen seinen Wert und Weg." Der Reichswehrminister hat befohlen, daß der Wort laut der „Pflichten" jedem Soldaten sofort bekanntzugeben und von ihm zu erlernen ist. Damit hat die Wehrmacht den schon seit langem bestehen den inneren Anschluß an das neu« Reich auch dadurch äu ßerlich bekundet, daß der Soldatenkatechismus, als der die Aufstellung der Berufspflichten des deutschen Soldaten an- Zusehen war, nunmehr die Fassung und Prägung erhalten hat, die auch dem Geist des neuen Reiches entspricht. Die letzte Fassung, die vom Mai 1930 stammt, spricht noch von D vH r-M 55» sr s «r* '--SZ » ex- «'N Z <2-2' Dienstag, den 5. Juni 1934 Nr. 128 89. Jahrgang deutscher Arbeit. Die ruhmreiche Vergangenheit des deut- Katechismr schen Heeres legt ihr die Sonderverpflichtung auf, dieser gleichzeitig Tradition würdig zu sein und ihr nachzuhandeln. mee in der Wettere Verschlechterung -er Lage in Genf Tagesschau. * Reichspräsident von Hindenburg hat al» oberster Befehl». Haber der Wehrmacht eine Neufassung der bisherigen „Beruf»- pflichten de» deutschen Soldaten" genehmigt. Da, Luftschiff „Graf Zeppelin" ist Dleu»lag früh um 7 Uhr von seiner Südamerikafahrl zurückgekrhri und glatt gelandet. An Bord befanden sich IS Passagiere und ISS Silo Post. * Line Reulermeldung au» Geuf besagt, daß sich dl« Lage der Abrllstungrkonfereuz noch mehr verschlechtert habe. Der Präsident der Konferenz, Henderson, habe da» selbst zugegeben. * 3n einer Versammlung ln der französischen Stadt Roubaix, in der der r«ht»steh«mde Abgeordnete Henriot vor geladenem Publikum über die lnuerpolltlsche Lage sprechen sollte, kam e» Montag abend zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und antifaschistischen Gruppen. L« entwickelte sich eine kegelrechte Slraßenschlacht. An verschiedenen Stellen der Stadl wurden Var- rlkaden errichtet. Ueber 100 Personen sind verletzt worden. * Nach Gerüchten au» Washington haben die amerikanischen Stahlwerke lm Hinblick auf di- Möglichkeit eine» Generalstreik, ln der Stahlindustrie sich große Waffenlager angelegt. Der Gouver neur von pennsylvanie« bezeichnete dle Lage al» sehr ernst. * In Norman (Oklahoma) wurden durch einen Nitroglyzerin- zerknall am Montag sieben Personen getötet, al» sie Sprengungen für erderschütterungskundllche Beobachtungen Vornahmen. Nach anderen Meldungen soll e» sich um Bohrungen nach Del gehandelt haben. - * Die Regierung von Chile Hal sich entschlossen, 500 000 Schafe vernichten zu lassen, da weder für die wolle noch für d« Fleisch irgendwelche Verwendung besteht. *) Ausführliche» an anderer Stelle. Genf, 4. Juni. Das Präsidium der Abrüstungskonfe- renz hielt heute elue Sitzung von fast vier Stunden av, ohne zu irgendwelchen Beschlüsse« zu kom men. 3m Verlauf der Aussprache hatte der Vorschlag Ge stalt angenommen, einen Ausschuß aus Vertretern der Großmächte, der Urheber der Entschließungsanträge und den drei Präsidenten der Konferenz zu bilden, der über das weitere Vorgehen beraten sollte. Aber auch hierüber konnte keine Einigung erzielt werden. Es wurde lediglich beschlossen, die Beratungen amDienskagnach- mittag fortzusetzen. dnb. London, 5. Juni. (Drahtb.) In einer Reuter- Meldung aus Genf zum Stande der Abrüstungsverhand- lungen heißt es: Nach stundenlangem heftigen Kampf hat sich gestern das Büro der Abrüstungskonferenz auf heute nachmittag vertagt. Alles, was sich sagen läßt, ist, daß die Lage sich nicht gebessert, sondern noch etwas verschlech tert hat. Der Präsident der Konferenz, Henderson, gab dies offen zu. Der eindrucksvollste Umstand ist, daß die Ansichten Hendersons und der britischen Delegation sich völlig decken. Zum ersten Mal seit Beginn der Abrüstungs konferenz ist es der Fall, daß sie gänzlich auf einer Seite stehen. Henderson betonte in seiner gestrigen Rede, wie verlautet, wie wichtig es sei, dieTeilnahmeDeutsch- lands an den Arbeiten der Konferenz zu sichern. Am Schluß der Bürositzung regte er eine Erschließung zur Un terbreitung an den Hauptausschuß an, die um die Ermächti gung ersucht, die notwendigen Schritte zu tun, um die Mit arbeit aller Staaten bei der Fertigstellung eines Abkom mens zu sichern. Dies wurde als ein Hinweis aufgefaßt, daß Henderson die Eröffnung von Verhandlungen mit Deutschland anempfahl. Wer entgegen einer im Ausland verbreiteten Darstellung bat Henderson keinerlei unmittel bar« oder mittelbare Andeutungen gemacht, daß er selbst nach Berlin zu gehen wünsche. Nach Schluß der Sitzung erklärte Barthou, es sei nicht richtig, daß die Meinungsver schiedenheiten zwischen Großbritannien und Frankreich gro ßer geworden seien; im Gegenteil kämen sich beide Delega tionen einander näher. In den Wandelgänaen der Kon ferenz ging am Montag das Gerücht um, daß die italie- nischenDertreter vielleicht binnen kurzem sich an den Arbeiten nicht weiter beteiligen wollten, ohne dabei aber den Sitzungen tatsächlich fernzubleiben. Cs wurde viel beachtet, das Baron Moisi sich an der gestrigen Aussprache nicht beteiligt hat. „Berufspflichten", die neue kennt nur noch Pflichten schlecht hin. Schon in dieser äußerlichen Formulierung ist der Un terschied in den Auffassungen zwischen früher und jetzt deut lich «rkennbar. In der alten Form tritt noch die Kennzeich nung de» deutschen Soldaten als eine» berufstätigen Men schen hervor, dessen Beruf den übrigen zahlreichen Berufen des bürgerlichen Lebens gleichgestellt ist, und der sich nur dadurch auszeichnet, daß er durch Wasfe und Uniform ge kennzeichnet ist. Sa ist es auch erklärlich, daß in die alten „Berufspflichten" das Versprechen materieller Wohlfahrt mit ausgenommen wurde, geradezu symbolisch für eine Zeit, die die Betätigung des Einzelnen völlig unter mate rielle Gesichtspunkte stellte, und deren Ideal der gesicherte Versicherungsnehmer war. Bon allen diesen Gedankengängen ist die neue Fassung der Pflichten des deutschen Soldaten völlig frei. Der Dienst in der Wehrmacht ist kein Beruf mehr, sondern Ehrendienst am deutschen Volk«. Die Ehre ist des Soldaten höchstes Gut, sie lieat im bedingungslosen Einsatz seiner Person für Volk und Vaterland bis zur Opferung seines Lebens. Volk und Vaterland: Das sind in der Tat die beiden hohen Ziele, nach denen sich der deutsche Soldat zu richten hat, und er kann auch für sie eintreten, denn nicht mehr wie früher fst die Reichswehr das Machtmittel der gesetzmäßigen Reichs- gemalt, sondern der Waffenträger des deutschen Volkes. Noch 1930 mußte die Reichswehr ausdrücklich als Dienerin de» Staates und nicht der Parteien hervoraehoben werden. Deshalb war es notwendig, sie außerhalb der Parteien zu stellen Und dem Soldaten oi« politische Tätigkeit zu verbie ten. Derartige Verklausulierungen und Kautelen hat die Reichswehr von heute nicht mehr notwendig, denn ste schützt Reich und Vaterland, das im Nationalsozialismus geeinte Volk und seinen Lebensraum. Die Wurzeln auch ihrer Kraft liegen in deutschem Volkstum, deutscher Erde und „Times" gegen Bündnissysteme. London, 5. Juni. (Eig. Funkmeldung.) In einem Leit- aufsatz sagt „Times", der Versuch, die Beziehungen zwischen den Staaten auf eine Grundlage zu stellen, die ein Wett rüsten verhindere, dürfe unter keinen Umständen aufgegeben werden, auch wenn die Methoden geändert werden müßten. Zumindest sollte es möglich sein, das seit Beginn der Kon ferenz Erreichte in einer kurzen Konvention oder mehreren Konventionen festzuhalten. Die klug erdachten Vorschläge Litwinows und Temfik Ruschdi Beys lassen die Vermutung zu, daß Sicherheit durch ein kaum verhülltes System von Bündnissen gesucht werden soll, die sich auf Waffengewalt stützen. Es ist ein unveränderlicher Punkt der britischen Po litik gewesen, daß ein weiteres Versprechen in Richtung auf Sicherheit auf jeden Fall nur erfolgen darf als Gegenlei stung gegen eine Verminderung der militärischen Rüstun gen. Infolgedessen dürfe es kaum wünschenswert sein, daß England an diesen besonderen Sicherheitsverhandlungen irgendwelchen Anteil nimmt. Der zweite der in Paul-Boncours Plan vorgeschlage nen „Kreise" umfasse die Locarnomächte. Großbritannien sei entschlossen, zumindest solange es keine Konvention über Abrüstung gebe, über die Locarnopflichten nicht hinauszu gehen. Zur Zeit des Locarnovertrages sei bei der Gefahr eines Angriffes hauptsächlich an die Landheere gedacht wor den, während heute die Luftgefahr eine überragende Rolle spiele. Infolgedessen verdiene der Gedanke Erwägung, ob es nicht der Mühe wert wäre, die Locarnoverpflichtun gen unter besonderem Hinweis auf die Luft erneut zu erklären. England gegen meliere Schulden zahlungen an Amerika. dnb. Washington, 5. Juni. (Drahtb.) In einer britischen Note zur Kriegsschuldenfrage wird hervorgehoben, daß die Kriegsschulden weder produktiv sind, noch sich selbst liquidieren. Die unnatürlichen Transfers, die für ihre Bezahlung erforderlich sind, würden einen allge - meinen Zusammenbruch der normalen internatio- nalen Kreditoperationen herbeiführen. Was die am 15. Juni fällige Teilzahlung betrifft, so würde die britische Re gierung durchaus bereit sein, am 15. eine weitere Anerken- nungszahluna zu leisten, ohne damit ihr Recht zu schmälern, eine Abänderung vorzuschlagen. Diese Bereitwilligkeit wür de aber von einer Erklärung des Präsidenten abhängen, daß er sie (die britische Regierung) nicht als säumigen Schuldner betrachten wird. Die Note fährt fort, die britische Regie- Noch an einer anderen Stelle springt der Unterschied zwischen einst und jetzt besonders kraß in die Augen. Daß der Gehorsam die Grundlage eines jeden Heeres ist, dürfte so selbstverständlich sein, daß diese Feststellung keiner Be gründung bedürfe. Dennoch wandten sich die alten Berufs pflichten an die Einsicht und den Verstand des freiwilligen Soldaten, daß er aus Vertrauen heraus gehorchen müsse. In den neuen Pflichten heißt es klar und einfach: „Gehor sam ist die Grundlage der Wehrmacht!, Vertrauen die Grundlage des Gehorsams!" Diese Formulierung erfüllt ein ethisches Gebot und ist die einzige, die im neuen Reich dank dem nationalsozialistischen Ideengut überhaupt denk bar ist. Das zeigt sich auch an den Stellen, in denen von der Kampfgemeinschaft die Rede ist. Früher mußten noch die Rechte und Pflichten der Vorgesetzten und Untergebenen genau abgesteckt und miteinander ausgeglichen werden. Heute ist die unerschütterliche Kampfgemeinschaft von Füh rer und Gruppe die Quelle großer Leistungen im Krieg und Frieden. Aber diese Kampfgemeinschaft erfordert eine Kameradschaft, die sich besonders in Not und Gefahr be währt. Am Schluß der neuen „Pflichten" findet sich noch ein mal die bewußte Abkehr von der früheren materialistischen Denkweise. Hieß es einst, daß das Reich für den Soldaten sorgen werde, wird heute ein echt Kantscher Gedanke dem Soldaten im neuen Reich verkündet: „Größten Lohn und höchstes Glück findet der Soldat im Bewußtsein freudig er füllter Pflicht". Den Marschallstab im Tornister trägt auch heute noch jeder deutsche Soldat. Aber was man ihm einst mals ausdrücklich verheißen mußte, ist heute in die einfache Formulierung verwandelt worden, daß Charakter und Lei stung den Wert und den Weg des Soldaten bestimmen. In klaren Worten, vorbildlichem Deutsch und einpräg samer Fassung sind die neuen Pflichten zu einem wirklichen Katechismus des deutschen Soldaten geworden. Sie stellen z ein geistiges Rüstzeug dar, wie es kaum eine Ar ber Welt besitzen dürfte. D-rMMLrMer Erscheinungsweise: Täglich mit Ausnahme der Sonn- «ad Feier tage. Bezagiprei» flir di« Zeit «ine« halben Monat»; Frei in» Hau» halbmonatlich Mark 1.10) beim Abholen . stell, wöchentNch 4s Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. (von! nummer IS Pfg.) Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt Heimatkundliche Beilage Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. Gemeindeverbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. 64 Anzeigenpreis: Die 4S mm breit« einspaltige Millimeterzeil« S Rpf. Im Textteil dis 00 mm breite Millimeterzeil« 2S Rpf. Nachlatz *. ' „ 7- Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plötzen keine Gewähr. — Erfüllungsort Bischofswerda. Fernsprecher Am» Bischof,werdM Nr. 444 «ud 44». 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