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Mtenttanz«. Schwerter Asm«» awl dem Barock tzlNgnst Hat Stmckm - Das klang fast, als habe er Verständnis für dessen Art, v»enn Johann v. Haugwitz nicht annehmen wollte, daß er sich vor ihn stellte! Daß sich der Kurfürst nicht auf sein« Sette schlug, verdroß ihn, und er ereiferte sich mehr und mehr. „Etwas, sagen Euer kurfürstliche Gnaden? Ich möchte die Injurica nicht wiederholen, mit denen er mich ohne Unter laß sekiert. Auch spürt er andere aus seinem Anhang wider mich und drängt auf schnellste Behändigung des Gewes." „Er ist in permanenter Geldverlegercheit, ich habe ihn nie anders noch gesehen", entgegnete der Kurfürst, noch im mer in demselben Ton. „Er hofft doch wohl, im Testament bedacht zu sein und aus dem Nachlaß seine Güter zu ver bessern." ,Lch mußte beides unter Siegel nehmen", rechtfer tigte sich jener. „So hat es seine Richtigkeit, Ihr handelt nach Eurer Instruktion." „Ich kann beim besten Willen ihm nicht dienen", setzte jener hinzu. »Letzt wenigstens nicht", antwortete der Kurfürst und gab damit dem Gespräch die Wendung, die er angestrebt hatte. „Doch rat ich Euch, ihm gütlich vorzustellen, daß Ihr, wenn Ihr das Bischofsamt ergriffen habt —" wenn ich das Bischofsamt —?" fragte v. Haugwitz, wobei sich in seinem Gesicht Verwundern und freudiges Wünschen zugleich malten. Der Kurfürst beobachtete ihn scharf, doch unauffällig. Er wollte prüfen, welche Wirkung seine Worte haben würden, dmn er hoffte, jetzt die Trümpfe auszuffnelen, die er sich zurechtgesteckt hatte. ,La", sagte er mit scheiiwarer Selbstverständlichkeit, „daß Ihr ihn dann sofort zufriedenstellen werdet." ,La, Euer kurfürstliche Gnaden glauben, daß ich ... . zum Bischof . . .?" ,Lch will natürlich nicht Prophet« sein", lächelte der Kurfürst, „indes, daß man zum Stiftsverweser Euch er nannt, scheint mir dahin zu deuten." „Euer kurfürstliche Gnaden tun mir zu viel der Ehre an, ich bin erst Diakon." „Und doch schon Statthalter von Stolpen. Ist Euch das nicht Beweis dafür, daß Ihr rasch Karriere machen wer det?" „Dazu der Jüngste im Kapitel." Es schmeichelte ihm, davon zu sprechen, die anfängliche Verwunderung begann zu weichen, und je weiter di« Unterhaltung vorwärts kam, desto weniger unwahrscheinlich erschien ihm das Thema. „Aufs Alter kommt's nicht an, die Tauglichkeit entschei det", sagte der Kurfürst bestimmt. Der sonore Klang seiner vollen Stimme gab seiner Rede etwas Ueberzeugendes. „Ich Wenigstens wähl mir den Mann nach dem, was er vermag, und glaube, daß auch auf der Stufenleiter der Hierarchie kein anderer woäus üblich ist." „Gedanken wecken Euer kurfürstliche Gnaden in mir, an die ich nie vorher zu denken wagte", sagte von Haugwitz, an dem Kurfürsten vorübersehend. Wieder trat die Röte in seine jungen, frischen Wangen. „Ihr hättet vorher nicht daran gedacht?" versetzte der Kurfürst. „Bor mir solltet Ihr Euch nicht verbergen, Ihr wenigstens nicht." Er gab dem „Ihr" eine besondere, freundliche Betonung. „Weiß wohl, daß man im Stift mir mißtraut, ja mich fürchtet. Die Euern sehen in mio nur immer doch den Feind und wittern Gegnerschaft in allem, was ich tue. Daß sie die Bitterkeit doch endlich von sich tä ten! Daß mannhaft sie dem neuen Geist« Rechnung trü gen!! Statt dessen brüten sie mit Groll im dumpfen Win kel. So werden sie der neuen Zeit sich nicht versöhnen, ihr Rad geht über sie hinweg. Die Gegenwart marschiert, und nur wer — ihren Geist erkennend — in ihre Reihen tritt, der geht mit ihr. Wer abseitig jedoch am Wege steht, der bleibt zurück und holt sie niemals wieder ein. Das Wort von Wittenberg hat tausendfachen Widerhall im deutschen Land gefunden — sie werden es nicht dämpfen. Das Alte stirbt, und wer verbissen trotzend sich dran klammert, der stirbt mit ihm. Echt Euch doch um in Euerm Stiftsgebiet! Es bröckelt ein Stück nach dem andern ab. In Meißen selbst ist es mit Eurer Lehre aus. Glaubt Ihr, daß sie in Stolpen ewig währen wirb? Nicht töricht nur, gefährlich ist's, der Zeiten Zeichen zu verkennen. Was stirbt, ist künst lich nicht am Leben zu erhalten, ob man's gleich hinter Fel sen rettend bergen will. In unserm Dresden hat Euer >16. Fortsetzung.) «Nachdruck verboten.) Bon allen Sellen strömten jetzt di« Kavaliere mit ihren Damen herzu. An hundert Fackeln warfen beinah« taghelle» Licht über die Szene. Uniformen blitzte» und Edelsteine, Lachen und Schar- mutzieren erfüllte die Luft. Kerzengerade stieg der Rauch der Fak- kein auf, nur in der Höh« nahm er die Form geisterhaft schwanken- der Gestatten an, die immerzu hin und her sich bewmten und laut los und unheimlich durch die offenen Fenster in» Schloß einftie- aen. Doch da» bemerkte keiner der Gäste Alle umringten sie da» schönste, das königllche Paar Le» Fest«, den Kurfürsten und die Gräfin Aurora. Heimliche Bücke wurden getauscht verstohlen die Hände gedrückt. Ein Werben und Gewähren lag auf aller Gefich. ter, Musik erklang, es rauschte da» Blut. Johann Siegmund von Mordax, der Direktrur de» Pläsiers, rannte verstört umher. Jeden Augenblick konnte Seine Durch laucht den Beginn der Komödie befehlen. Und Laodima, der Star der Aufführung, war verschwunden. Eben hatte Mordax ihr doch noch huldvollst zugelächett denn ein« Primadonna ist wi« «in Götze, er verlangt immer neue Opfer, um bei gnädiger Laune zu bleiben. Der General von Kyau war dann gekommen, hatte Laodima die Hand geküßt und dabei leicht seinen Arm um sie getan. Und ver schwunden waren sie, der General und die Primadonna, Mar» und Venus, einfach durchgegangen. „Solch eine Schweinerei", fluchte Siegmund von Mordax. Eben hob der Zeremonienmeister seinen goldenen Stab hoch. „Ich bin vernichtet", stöhnte Monsieur l« direktem, „all mein Hab und Gut für eine gnädig« Primadonna!" Da naht« gemächlich Laodima. Erwürgen hätte er dieses Weib mögen, aber er verneigte sich tief und sagte etwa» gewaltsam lächelnd: , „Gnädigste Frau, das Spiel kann beginnen." Und wahrend die Komödianten ihre galanten Späße trieben, spähte der Leutnant von Eckelshöh unter den Anwesenden nach der Gestalt der Gettebten. Unauffällig suchten seine Augen jede Reihe ab- Dabei nickte er dem Grafen Dietrich von Leichling zu, der in der Nähe des Kurfürsten saß, und verneigte sich vor dem Grafen Friedrich Vitzthum von Eckstädt, seinem hohen Gönner. Er hatte sie alle kennengelernt, di« Edlen de» Kursachsenlandes, schon wie einer der ihren durfte Eckelshöh sich fühlen, überall begegnete ihm ein beinahe herzliches Gewogensein. Rur um einen einzigen Feind wußte er unter ihnen: der Tu riner Gesandte Pedro de Lascagno. Aber auch den konnte sein Auge nicht entdecken unter den Gästen. Leise Unruhe bemächtigte sich Joachim», seine Miene «er- finsterte sich. Als wolle er einen bösen Gedanken abschütteln, warf er plötzlich sein Haupt zurück. Unsinn, «s konnten auch noch ander« fehlen unter den Zuschauern. Und von neuem ging er die Reihen durch. Neben Wackerbarch saßen der lustige General Kyau und Fürst Anton Egon von Fürstenberg-Heiligenberg. Wahrhaftig, da tauchte gar Hans Ernst von Knoch auf, den er bisher noch gar nicht bemerkt. Das Kinn in dir Hand gestützt, lauschte der Kammerherr den Worten des Spieles. Eckelshöh bemerkte, wie der alt« H«rr dann lange zuM Kurfürsten hinschaute, der sich mit Aurora, unge achtet der Komödie, angelegentlich unterhielt. Jetzt legte Knoch die Hand vor di« Augen und schien ganz in sich hineinkrieche» zu wollen. Sicherlich waren die kleinen Sottisen und Anzüglichkeiten von der Böhne herab nicht nach seinem Geschmack. Fast leid tat ihm der alte Herr, der so wenig zu Moritzburg paßte, wie die strenge Kursürstin zum heiteren Gatten. Aber wellrr. Auch das Fräulein von Hülchen entdeckte Eckelshöh, die halb verdeckt von den Steinballustraden mit dem Bevollmächtigten Alexander de Montmorency Hand in Hand saß. Ob die beiden wohl zur Bühne hinhorchten? Aber wo war Woldemar, Baron von Lewendahl, der Freund des Turiners mit einem Male hin, der da oben im Billardsaal keine Minute von seiner Seite gewichen war? Außer den Dreien fehlte niemand. Bon neuem und jäher noch als zuvor, drang dem Leut nant das Blut zum Herzen. Diesmal täuschte er sich nicht, da war irgend etwas nicht, wie es sein sollte! Eckelshöh ging Schritt um Schritt rückwärts, al» «oll« er aus der Entfernung das Spiel besser überschauen. Im Dunkel aber wandte er sich rasch und gelangte an die Parkseite de. Schloss«. Der voll« Mond stand jetzt silbern zwischen Wolken am Rachthtm- mel und brannte wi« eine Ampel hell über der All«, di« gerade««» auf den Hellsaal führte. »taube viel wenige noch eine Statt, in Bischofswerda, da» Euch zuaehört, verliert er täglich mchr, und tu den Dörfern zwischmhin Wr herÄch tzWcht darum bestült. Ist dm» nicht so? Sprecht, »nnt Ih?» leugnen?" (Fortsetzung folgt.)