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75] 291 V. Die Poljen. oft die Ponore verstopft und ihre Absorptionscapaoität vermindert oder auch auf kurze Zeiten vollständig aufgehoben. 2. In Karstgebieten kann ein normales Thal in ein blindes durch Krustenbewegungen verwandelt werden. Ist nämlich der durch tectonische Vorgänge geschaffene Riegel groß, so muss ihn das Wasser unter irdisch durchmessen. Das blinde Thal von Bugiati in Peloponnes war ursprünglich, nach Philippson, *) ein nach Nord abfließendes nor males Thal, wurde später durch tectonische Verschiebungen an den bei Psari hindurchziehenden Verwerfungen abgesperrt und abflusslos gemacht. V. Die Poljen. i) 2 ) A) Definition, Name, Flächeninhalt. Ein Polje ist eine große, flache, breitsolige Karstwanne, deren Gehänge sich scharf gegenüber der Sohle absetzen und welche eine ausgeprägte, mit Schichtstreichen parallele Längserstreckung zeigt. Die Poljen kommen nur in dislocierten Karstgebieten vor; sie sind auf Krain, die westliche Hälfte der Balkanhalbinsel, Kleinasien und auf den Faltenjura beschränkt; weiter kommen sie auf den adriatischen und jonischen Inseln und auf Jamaika vor. 3 ) Sie unterscheiden sich von den langgestreckten und meist gewun denen blinden Thälern durch ihre große Breite, das regelmäßige Zu sammenfallen ihrer Längsaxe mit dem Schichtstreichen, ferner durch die Ebenheit ihres Bodens, welcher sich nicht nach einer bestimmten Richtung hin abdacht. Es besitzen also die Poljen kein gleichsinniges Gefälle und am Boden eines und desselben herrschen oft verschiedene Abdachungen und Abflussrichtungen. Sie werden vorzugsweise durch das unterirdische Wasser inundiert, ebenso werden sie nach unterirdischen Hohlräumen entwässert, und zwar durch ein ganzes System von mächtigen Quell strängen, mit deren Öffnungen, den Ponoren und Estavellen. Von den Dolinen unterscheiden sich die Poljen zuerst durch ihre weit größeren Dimensionen, ferner durch ihre vorherrschende Längs erstreckung und namentlich durch das Vorhandensein einer scharf aus gesprochenen Bodenfläche. Da es neben den zahlreichen kleinen auch große Dolinen gibt, die vielfach in einer bestimmten Richtung i) Philippson, »Der Peloponnes«. II, p. 447. 2 ) kroatisch: polje n; plur. polja. “) Auf dem aus Kalk aufgebauten Kaibabplateau im Westen Nord-Amerikas findet sich eine lange und verhältnismäßig schmale Wanne, welche eine nord-südliche Längs erstreckung besitzt. Sie zerfällt in einzelne Theilwannen, von welchen der große De Motte-Park eine Länge von 16,20 km, eine Breite von 1,6—3 km und eine Tiefe von 70—150 m besitzt. Der Boden desselben ist nach verschiedenen Richtungen abgedacht und von keinem Plusse durchzogen. Diese Wannenreihe ist, nach Dutton, das verlassene Bett eines alten Flusses, welcher vom N. zum Colorado geflossen ist. Durch die Hebung des Landes, welche im S. rascher erfolge, wurde dieser Fluss durch einen Querriegel von Colorado abgesperrt; dieser Process war durch das trockene Klima begünstigt, welches während der Pliocänzeit in diesem Gebiete herrschte. (Dutton, »Tertiary History of the Grand Canon District«, p. 192—194.) Diese Wannen dürften vielleicht Poljen oder poljenähnliche Depressionen sein.