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Dolinen. 4 ) Über blinde l’häler und Poljen besteht keine erschöpfende Darstellung. Beide Karstphänomene, insbesondere die blinden Thäler, sind in verschiedenen Karstgebieten beobachtet und beschrieben worden, so dass auf der Hand dieser zahlreichen Beobachtungen eine systematische Behandlung derselben zulässig wäre. Die Höhlen waren der Gegenstand zahlreicher Monographien, wie derjenigen von Rosen müller und Tillesius 2 ), von Marcel de Serres 3 ), Boyd Dawkins 4 ), Fruwirth 5 ) u. a. Die Karstphänomene in ihrer Gesammtheit sind bislang nur sehr selten behandelt worden. Selbst in den neueren ausgezeichneten Werken von v. Richthofen 0 ) und De la Noe und De Margerie 7 ) ist von ihnen in ihrer Gesammtheit nicht die Rede. Neumayr 8 ) entwarf im Capitel »Karstbildung« in seiner »Erdgeschichte» eine kurze, aber gediegene Übersicht des gesammten Karstphänomens. Die Karren, welche zuerst Zippe im adriatischen Karste beobachtete, sind hier als Karstphänomen beschrieben worden; die Bildung der Dolinen, Höhlen und Poljen ist auf Grund der Beobachtungen, welche Mojsisovics und Tietze vor brachten, klar und scharfsinnig dargelegt. Polemischen Inhalts ist eine Arbeit von Tietze. Dieselbe beschäftigt sich mit der Discussion einiger Ansichten über die Entstehung verschiedener Karstphänomene und bespricht einzelne Eigenschaften derselben. 9 ) Trotzdem also zahlreiche Angaben in der Literatur über das Karstphänomen vorhanden sind, fehlt eine zusammenfassende Mono graphie des gesammten Phänomens und der Verfasser hat sich zur Auf gabe gestellt, auf Grund seiner eigenen Beobachtungen und literarischen Quellen einen Versuch über die Oberflächenformen des Karstes zu wagen, bei welchem die Höhlen nur insoferne berücksichtigt wurden, als sie mit diesen Oberflächenformen in Verbindung stehen. Die Beobachtungen, welche der Verfasser gemacht hat, wurden in Karstgebieten Ost-Serbiens, insbesondere im Kucaj- oder »Golubinje«- Gebirge angestellt, wo er sich durch drei Sommer mit den geographischen Untersuchungen und der geologischen Aufnahme befasst hat. Zum Zwecke der weiteren Studien des Karstphänomens unternahm er 1889 und 1892 zwei Bereisungen der adriatischen Karstgebiete, welche zu sammen circa drei Monate dauerten. Die Gegenden, welche bei diesen Gelegenheiten eingehender untersucht wurden, sind die Umgebung von Unterloitsch und die Strecke zwischen Adelsberg und Planina in Krain, der Triestiner Karst, das Fiumaner Gebiet, sowie einige Gegenden der südistrischen Karstplatte, zwischen Pisino, Gimino und dem Arsathale und von Albona bis zum Monte Maggiore, der nordwestliche Theil des montenegrinischen Karstes, die Umgebung von Gacko in der Herce- govina und einige Strecken in Dalmatien. Überdies wurden Excursionen im mährischen Devongebiete und auf dem Dachsteinplateau gemacht. Von großem Werte waren für meine Arbeit die Angaben, welche durch die Güte des Herrn H. Müller in Triest dem geographischen Institute der Wiener Universität zur wissenschaftlichen Verwertung zur x ) Sitzungsber, d. kais. Akademie d. Wissensch. in Wien, math.-naturw. CI. XLIII, 1861. 2 ) Beschreibung merkwürdiger Höhlen. I und II, 1865 3 ) Essai sur les cavernes a ossements, 3-ieme edit. Paris, Lyon, Montpellier 1838. 4 ) Boyd Dawkins, »Die Höhlen und die Ureinwohner Europas«, 1876. 6 ) »Über Höhlen.« Zeitschr. d. deutsch, u. österr. Alpenvereins, 1885. Bd. XVI. °) »Führer für Forschungs reisende.» Berlin 1886. 7 ) »Les formes du terrain.« Paris 1888. 8 ) Neumayr, »Erd geschichte.« I., p. 453--461. 9 ) Tietze, »Zur Geol. der Karsterscheinungen.« Jhrb. d. geol. R.-A. 1880. XXX. l*