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führt« zu elnun Lleb«,v«rhSllnl». Als der Ehemann der Schneider durch Hausbewohner darauf aufmerksam gemacht wurde, leugneten dtt beiden anfänglich alles ab. Gelegentlich einer richterlichen Ver- NlHmung vor dem Amtsgericht Riesa beschwor Lemm der Wahr. Heu zuwider, er habe mit der Schneider kein Liebesverhältnis ge habt, es sei niemals zu Verkehr gekommen, man duzte sich nicht in bestinunkirn oorgehaltenen Nächten, nach seinem Wegzug sei er nicht in Ver Wohnung der Schneider gewesen, diese habe ihn auch nicht anaestifiet, falsche Angaben zu machen und zu beschwören. In der Verhandlung gab Lemm zu, daß dies alles unwahr gewesen sei, er habe falsch geschworen, um der Schneider nicht den Unter- hatsbeitrag des Mannes zu verscherzen, von ihr sei er auch dazu angestistet worden. Die Frau Schneider führte aus, Lemm habe ihr zugestchert, sie zu schlißen, er sei auch der schuldige Teil ge wesen. Das Gericht verurteilte Lemm wegen Zcugemnciiicides zu sechs Monaten Gefängnis nach 8 157 StGB. Als ordentliche Strase waren ein Jahr vier Monate Zuchthaus ausgc- »orfen worden, die aber aus den vierten Teil ermäßigt und dem nach in Gefängnis umzuwandeln waren. Eine Bewährungsfrist wurde Angeklagtem nicht zugebilligt Frau Schneider erhielt wegen Verleitung zum Meineid ein Jahr Zuchthaus auf erlegt. * Nachmals eine Meineidsverhandlung. Die Fabrikarbeiterin Martha Dora ledige Pistorius, geboren am 1. 12. IM zu Meißen, und der Dekorationsmaler Emil Max Reif, geboren am 12. 5. 1898 zu Burkau, beide wohnhaft in Meißen, hatten sich wegcir_ Zeugcnmeineids und Anstiftung dazu vor dem Schwurgericht zu verantworten. Reif mar anderthalb Jahre verheiratet gewesen, seit zwei Jahren ist er wieder geschieden. Seit Ende Januar 1924 haben beide Angeklagte ein Liebesverhältnis unterhalten, das am 23. 11. 1925 auch zur Geburt eines Kindes führt hat. Im Ehescheidungsprozeß des Reif gegen seine Frau fand am 13. 6. 1924 vor dem Amtsgericht Meißen ein Ter min statt, zu dem auch die Pistorius als Zeugin geladen war und die der Wahrheit, zuwider beschwor, mit ihm weder ein Liebesver hältnis noch sonstigen näheren Verkehr unterhalten zu haben. Die Pistorius will schon von Anfang an geglaubt haben, ihr Liebhaber liyge bereits mit seiner Frau in Scheidung, er werde sie dann auch heiraten. Die falschen Angaben vor Gericht habe sie aus dessen Anstiftung und Drohungen hin gemacht. Reis habe gesagt, es könne ihr nichts passicr-n, und hatte sie dabei bedroht. Reis gah dagegen an, er hätte keinerlei Druck auf die Pistorius ausgciibt, von deren Angehörigen das Verhältnis noch gcsördert worden sei, im Gegenteil will er ihr nach der Zeugenvernehmung noch Vor halte gemacht haben, weshalb sie nicht die Wahrheit nusgefagt hätte. Der Vorsißcnde des Schwurgerichts hielt Reif vor, wenn diese Angaben richtig mären, stünde doch in schärfstem Widerspruch dazu, daß er dies nicht sogleich im Termin beanstandet habe. Der Angeklagte versucht auszuwcichen. Zur Ausklärung der Sachlage waren fünfzehn Zeugen aus Meißen vorgeladcu. deren Verneh mung längere Zeit dauerte. Das Urteil lautete bei der P i st o - rius wegen Z e u g c n in c i n e i d s nach 8 157 StGB, auf sechs Monate Gcsängnis. Als ordentliche Strafe wor ein Jahr Zuchthaus ausgcworscu, aber aus vier Monate ermäßigt und in Gefängnis umgewandclt worden. Reis erhielt wegen 'Anstiftung zum Meineid ein Jahr sechs Monate Zuchthaus nuferlcgt, auch geht er drei Jahre der bürgerlichen Ehrenrechte verlustig, und wird außerdem für dauernd unfähig er klärt, als Zeuge oder Sachverständiger vernommen zu werden. * vergehen gegen das keimende Leben. Das Gemeinsame Schöffengericht Dresden verhandelte in einer größeren ilntersuch- ungssache wegen Vergehens und Verbrechens nach den 8Ü 218 und 219 StGB, in Verbindung mit fahrlässiger Tötung. Die Anklage richtet« sich gegen eine Kricgerswitme Melame Liddh Ket tu er, eine Spinnereiarbeitcrin Alma geschiedene H öhncl und s ü n s weitere Frauen und Mädchen, sämtlich aus König stein und dessen Umgebung. Den erstgenannten beiden Frauen, die sich in Untersuchungshast befanden, wurde vollendete und ver suchte Abtreibung, dsn übrigen Mitangeklagten nur je ein versuchtes Vergehen nach 8 218 zur Last gelegt. Frau Kettncr wurde aber weiter noch beschuldigt, gelegentlich eines derartigen Vergehens gegen das keimende Leben den Tod einer Arbeiters- «hcsrau Mitreiter verursaeht 'm haben Als Snihoerstäm diger mar Gerichtsmedizinalrat Dr. Oppe hmjligezogen Zur wei- teren Aufklärung des Sachverhaltes hatte ein. Anzahl Zeugen aus Königstein Vorladung erhalten. Die umfangreiche Beweis- erhcbung fand unter Ausschluß der Oessentlichteil statt. 'Rach deren Ergebnis wurden die Fronen K ettnee und >1 ä hncl wegen vollendeten und versuchten Vergehens und Beihilfe noch 8 218 StGB, zu je ncuuMonatc n, olle übrigen Mitangeklagten zu nur je drei Wochen Gefängnis verurteilt, den letzteren fämtlich auch eine dreijährige Bewähruncüüris! zugclulligt. Bei dem Frauen Kettner und Höhnet kommt die erlittene Untersuch ungshaft in Anrechnung, der Haftbefehl wurde aufgehoben und beide 'Angeklagte am Schlüsse der Verhandlung wieder in Freiheit gefetzt. Amtsgerichtsdirektor Dr. Nour gab eine längere Urteils begründung, und sührte u. a. aus, daß noch dem Seuionebefand und dem Verlause der Erärternngen nicht bewiesen werden konnte, dnß der Tod der Frau Mitrcitcr durch die Eingrisie der Beschuldig, teil Kettncr herbeigesührt worden sei. Nicht erwieleu ist auch, daß die Handlungen gewerbsmäßig und gegen Entgelt vorgenommen worden seien. cvie Ilokinenksllee unä dlolxlistlee iot chuieto. llr ergibt stets j^ulev. billigen unct äobei selbst Kiuäern u Krmidon kedäuunliederi siatwe klar I» p-Uirl-n: claiil I2S . <irU> SO vl<- . Uol k>t> Mx.. Vriin W Nix. Vom Hirschberger See zum Mbeftrand. Von Alfred Pröhl, Dresden. cbiachdruck vertotcnl Zunächst eine Frage: Ist es schon hinlänglich bekannt, daß man von Dresden aus in 2—3 Bahnstunden einen prachtvollen Gebirgssee erreichen kann? Die Antwort wird verneinend lauten. Um einen Gebirgssee zu sehen, müsse man wenigstens nach Oberbayern oder nach dem Schwarz wald reisen. Ist durchaus nicht nötig. Man löse eine Fahr karte nach Bodenbach und fahre von hier in 1i/ü Stun den mit der Teplitz-Reichenberger Bahn über Leipa nach Hirschberg. Von hier aus kann ein fröhliches Wandern sei nen Anfang nehmen, das im Elbtale endet. Nachstehend davon ein paar kleine Stimmungsbilder. i Leipa. Just bei Eintritt der Dunkelheit sind wir hier ange kommen und haben von der über 10 000 Einwohner zäh lenden Industrie- und Schulstadt am Polzenflusse zunächst recht wenig gesehen. Unter'm Hotelzimmer im Saal probte ein Musikverein. Das Orchester war mindestens 40 Mann stark und jeder spielte — anders; Jazzband war eine Fuge von Bach'scher Klarheit dagegen. Erfreulicherweise macht der Herr Kapellmeister bald Schluß. Der folgende Morgen bot ein in stunden Städten immer willkommenes Bild: Woihenmarkt. Der Leipaer zieht viel Landvolk in die Stadt. An der einen Seite stehen wie in Reih und Glied die Butter Händlerinnen hinter ihren mit schneeweißen Lin nen beddckten Körben, auf der anderen Seite wird lebende Wmke — Gänse, Enten und Hühner — ausgeboten. Die Gänse liegen mit zusammengebundcnen Beinen in Trans- portkökben und recken die Hälse aus darüber gespannten Netzen. Den Hauptteil des dichtbelebten Marktes aber neh men die Feld- und Gartenerzeugnisse des fruchtbaren Land striches auf. Drüben im Ringkaffee sind alle Tische von früh an besetzt. Hier ist „Börse" und man unterhält sich über Politik, Vieh-, Getreide- und Hopfenpreise. Ein Bummel durch die freundliche und gewerbfleißige Stadt bringt nicht allzu wichtige Entdeckungen. Allenfalls dürfen die Kreuzgällge der Allerheiligen-Kirche hier genannt wer den. Bei kurzem Aufenthalt in Leipa kann nur der Spitzberg als sehr lohnendes Ausflugsziel in Betracht kommen. Eine Allee führt von der Friedhofsmauer bis hinauf zum Waldrande und dann beginnt der eigentliche Aufstieg zu dem runden Vergkegel. Die Aussicht von dem steinernen Wortturm wird derjenigen vom Millcschauer zur Seite gestellt. Mag dabei auch etwas Lokalpatriotis mus mitsprcchen, jedenfalls ist der Rundblick überwältigend schön, umfaßt das ganze böhmische Mittelgebirge und reicht bis zum Riesengebirge. — Die Fahrt von Leipa nach Hirschbcrg währt nur eine halbe Stunde. Ein Fußweg vom Bahnhof führt an einem „Scheunenvierlcl" vorüber, hinauf nach dem Marktplätze der kleinen Stadt. Daß sie einen „Badeort" bezw. eine Sommerfrische darstellt, davon zeugen an be scheidenen Gasthäusern Schilder, wie „Wein- und Tanz diele". Hinter hohen Mauern und Bäumen das Schloß derer v. Waldstein. Doch wo ist der See? Auf der Bahn fahrt sah man für ein paar Augenblicke hinlcrm Walde eine Wasserfläche. Von der Stadt führen Wege durch den Wald und nach wenigen Minuten erlebt man die Ueberraschung, am User eines herrlichen Sees zu stehen, der rings von grünen Wäldern umschlossen ist, einer Wasserfläche, die 350 Hektar umfaßt und deren Umgehung mehrere Stunden erfordern würde. An der der Stadt zugelegcncn Seite hat der Magi strat von Hirschberg umfangreiche Badcanlagcn errichtet, so daß man glaubt, sich in einem Ostseebade zu befinden. Ein breiter sandiger Sirand verstärkt diesen Eindruck. Am lin ken Ufer führt ein prächtiger Weg hinaus nach dem auf blühenden Vorort Tha m m ühl, und von dort aus bietet sich auf See und Berge ein Landschastsbild, das zu den reizvollsten in ganz Nordböhmen und darüber hinaus ge rechnet werden darf. In ticser Waldeinsamkeit vor uns der spiegelglatte weite See, von Bergen eingeschlossen; im Hin tergrund ragen der kleine und große Bösig hervor, der letz tere von einer Ruine gekkönt, die wie eine Gralsburg an- mutct. Tatsächlich, die Erwartungen, mit denen man die sem See zustrebte, sind durch die Erhabenheit und Großar tigkeit dieser Landschaftsszenerie weit übertroffen worden. Wie mancher Teich mittlerer Größe wird anderwärts schon als „See" angepricsen, hier weilt man ober an einem wirk lichen See, dessen Lage in jedem Fremdenführer das be kannte Empsehlungszcichen der drei Sterne verdient. Die Ruine Dösig. Eins der lohnendsten Wandcrziclc im ganzen böhmi- --r-cjxlgcbirge rechts der Elbe ist unstreitig der Dösig mit seiner malerischen Schloßruine. Der Bösig ist ein pho- nolithener Doppclberg; der „große Bösig" (Schloßberg) ragt zu einer Höhe von 605 Meter über dem Meere empor, während sein Bruder, der „kleine Bösig" (Neuberg) nur 577 Meter hat. In 480 Meter Höhe befindet sich der enge Bergsattel. Kaum haben wir Hirschberg hinter dem Kirch berg verlassen und beim Friedhof die Bahn überschritten, so beginnt eine knapp zweistündige Waldwanderung, die erst cm der Ruine ihr Ende erreicht. Auf dem Hinweg meiden wir das hochgelegene Dorf Schloß Dösig und biegen links ab zum steilen Ausstieg. Drei Spitzbogcntore sind zu durchschreiten, ehe man in den eigentlichen Burghof ge langt. Von den einstigen umfangreichen Bauten ist nur die gotische Vurgkapelle am besten erhalten, lieber die Ent stehung der mächtigen Burganlage, deren massige Mauern und Türme weit ins Land grüßen, fehlen genaue Angaben. Bereits im 11. Jahrhundert hat inan die Bcrgkuppc mit einer Festung versel)en und auch der Nachbarberg zeigt noch Bauspuren. Die erste Urkunde über die Bösigburg da tiert aus dem Jahre 1185. Wiederholt warf der Krieg seine Fcuerbrände in den stolzen Bau, den 1622 Wallenstein in Besitz nahm und ihn den Augustinern einräumte. Zwanzig Jahre später vertrieben die Schweden die Mönche und 1666 wird das Schloß abermals in ein Kloster umgewandelt. Die Benediktiner schufen daraus einen vielbesuchten Wallfahrts ort. Erst 1785 wurde das Kloster aufgehoben, nachdem es wiederholt Kriegsstürme umtobt hatten. Seit dieser Zeit verfiel das Schloß und erst in neuester Zeit geht man da ran, die verbliebenen Reste der Zukunft zu erhalten. Der 45 Meter hohe Hauptturm ist wiederhergcstellt worden und dient, gut besteigbar, als Aussichtswarte. Der Rundblick von da oben an sonnenklaren Tagen ist unbeschreiblich schön und läßt sich ob seiner Ausdehnung und Eigenart nicht mit wenigen Worten schildern. Aber auch der vielgereiste und verwöhnte Naturfreund wird den Besuch der Ruine Bösig als ein Erlebnis im Gedächtnis behalten. Hinunter nach dem Dorf Schloß Bösig wählen wir den Wallfahrts weg. Vom Ufer eines kleinen Teiches aus bietet sich der beste Nahblick auf die altersgraue Burgruine. In den leuchtenden Farben des Frühherbstes prangt der Wald und aus ihm heraus wachsen die Mauern und Zinnen des einst so stolzen Schlosses in den blauen Himmclsäther. Raben umkrächzen die Türme und.der Wind streicht durch die Fen- stcrhöhlcn. Aber zu unseren Füßen blüht es noch auf den Wiesen und aus den Gärten grüßt der Herbstblumen bunte Pracht. Auf dem gleichen Wege erreichen wir in knapp 1)4 Stunden wieder die Stadt. Eine reichlich halbstündige Schüttelfahrt in einem dichtbcsetzten Postauto, gegen das die schönen Wagen der Kraftverkehrsgesellschaft des Freistaates Sachsen recht vornehm erscheinen, brachte uns am Nach mittag in das freundliche alte Städtchen Dauba. Ratternd und rumpelnd gehis durch eine krumme Straße und am Posthausc klettert alles fröhlich aus dem Kasten. Ein gutes Hotel mit deutschem Namen am „Ring" nimmt den Wanderer auf. Die Anpreisung als „erstes Haus am Platze" hält, was sie verspricht. Nur in einem Punkte nicht, und das gilt fast allgemein für das einstige Böhmen. Es betrifft die sanitären Verhältnisse. Weiteres braucht man darüber nicht zu sagen, aber auf dem eben in Kumau abgehaltenen Hotcliertag der Tschechoslowakei hätte man sich einmal über dieses Kapitel unterhalten können. Wohl tuende Stille herrschte im Städtchen, ein paar Geschäfts leute standen vor ihren bescheidenen Läden, u. der Fremde wurde von allen Einheimischen freundlich gegrüßt. Auch Dauba hat in seinen Mauern eine Sehenswürdigkeit, wenn sie sich auch nicht öffentlich sehen läßt. Es ist der „dicke Sepp", ein junger Bauernsohn von 23 Jahren und von bald drei Zentner Gewicht. In diesem Jahr ist er zum dritten Mal mit zur „Assentierung" (militäriscl>en Muste rung) gegangen und selbstverständlich als untauglich be funden worden. — Der sonnige Nachmittag reicht noch zu einer Wanderung nach dem Felsendors Draschen. Das ist etwas ganz besonderes. Auf dem Hinweg mag man vom Wasserwerk aus die bequeme Fahrstraße benutzen. Fast von Minute zu Minute wird die Landschaft reizvoller, die Aussicht weitreichender und aus dem Kranze formen schöner Berge heben sich das G e l ts ch m a sf i v, das weiße Schloß Hauska und die Dösigruine heraus. Nach einer Wegbicgung stehen wir unmittelbar vor dem alten Felsennest Draschen. Man denke sich wesentlich verkleinert den Pfasfen- oder Lilienstein und obendrauf ein Dorf ge setzt. Zwischen Felswänden führt die Fahrstraße zuletzi ein Stück durch Wald und wir sind am Ziel. Der Ort be ¬ sieht eigentlich nur aus einer Straße. Vor reichlich 100 Jahren vernichtete eine Feuersbrunst das kleine Docf und mühselig ist cs wieder ausgebnut worden. Es empfiehlt sich, die Wanderung noch bis zum höher gelegenen Dorfe Ne- dowcska fortzusctzen. lieber diesem erhebt sich auf kah ler Höhe ein Kreuz und von dort aus genießt man eine wundervolle Fernsicht hinaus ins Land. Den Rückweg nehmen wir von, kleinen Dorfplatz Draschen aus steil hin unter ins Felscnlal, das in manchen Teilen an das „Laby rinth" bei Langenhennersdorf und die Tyssaer Wände er innert. Der dritte Wandertag führt uns ins Daubacr Gebirge. Es zählt zu den landschaftlich schönsten - Teilen der böhmi schen Schweiz und der „Ganswcg" kann den berühmtesten Pfaden, wie dem Kabrielcnstcig zwischen Rainwiese und Prcbischtor zur Seite gestellt werden. Man erreicht ihn von dem eine Stunde von Dauba entfernten Dorfe Sak- t a i. Von hier aus führt der Weg zunächst durch den Wald und an der „Laugen Leite" gewinnen wir wieder den Aus blick ins Freie. Ein riesiger Fclsenkesscl nach dem andern tut sich auf, eigenartige Felscngcbüde, wie die Tschepakeule und andere, werden sichtbar und ein großes Stück führt ein schmaler Pfad über dos Gestein hin, links tiefe Ab gründe. rechts Fclsenwände. Bei einer Lichtung ein neues Landschastsbild zur Rechten. Man erblickt einen weücn, von Bergeshöhen umschlossenen Talkessel. Tief unten ein kleiner Marktflecken: B leis w >.- L e I. Rechts von ihm hoch ausragcnd, ein bewaldeter Berglegek mit der Ruine Ro n b e r g. Der Gansweg endet im Dorfe Sk alten, von dem aus ein Fußweg nach der an einem Waldleffel ge legenen kleinen Ortschaft Schön bo rn und von dieser zur Ruine Helscnburg (Hradek) führt. Obwohl von Be deutung hinsichtlich ihrer Größe und Gestaltung wird sie doch von der Bösig-Nuine weit übertroffen. Immerhin lohnt sich auch ihre Besichtigung und die Besteigung ihres Turmes. Auf bequemem Wege geht es nun nach der vom Kapeklenherae Neuland überragten Stadt A u s ch a hinab, die außer alter'ümlichen Lo.ubcngänac-n an der Hauptstraße nicht übermäßig viel Sehenswertes aufweist. Der sonnige Spätnachmittag gestattet noch, die Wanderung bis zum Bergstädtchen Lewin auszudehnen. Zur Linken haben wir immer das Geltsch- bcrgmassiv vor uns. Oberhalb von Bad Geltschberg führt ein Stufenweg hinauf zur kleinen Stadt, die nur 600 Einwohner zählt. Der Abend senkt sich hernieder, als wir den Marktplatz erreichen, auf dessen Mitte sich ein Rundbau — die Stadtkirchc — erhebt. In einem Gasthaufe dicht da bei gabs die beste und billigste Unterkunft auf der ganzen Reise. Gemütlich saß sichs in der geräumigen Gaststube, in der sich nach und nach die „Spitzen" der Stadt cinstcll- ten: der Bürgermeister, der Doktor, die beiden Lehrer und einige andere Größen. Auch Lewin hat seine Besonderheit. Es ist der einzige Barbier der Stadt, der aber nicht nur die Gesichter seiner Mitbürger verschönt, sondern recht Beacht liches auf dem Gebiete der Malerei leistet. Seine Land schaften sind sicherlich besser als manche sogenannten „Ge mälde" auf einer Internationalen Kunstausstellung. — Dem Abstieg ins Elbtal ist der vierte und letzte Wandertag gewidmet. Er bringt uns ins Obstparadics und was cs hier an rotwangigen Acpfeln, goldfarbenen Birnen und prachtvollen Pflaumen gibt, ist eine Lust zu schauen. Von den durchwanderten Dörfern, zwischen kulisscnartig aneinander gereihten Bergen gelegen, bleibt eines in angenehmer Erinnerung: Sau- bernitz. Wie ein Südtiroler Gebirgsort nimmt cs sich aus und im Kreuzbachtalc, das vor einigen Wochen eine schwere Hochwasserkatastrophe erlebte, gchts nun über Lcschtine hinab nach Klein priesen zum Elbe strand. Eine Fähre vermittelt den Verkehr hinüber nach Pömmcrlc und von hier aus trägt uns ein Elbdamp- ser der Heimat zu. Vier köstliche Wandertage, die insge samt eine Marschleistung von 23 Stunden erforderten, lie gen hinter uns, aber sie umschließen eine lange Reihe köst licher Naturgenüsse. Zum Schlüsse noch eins: Viele glauben, hinter den weiß grünen Grenzpfählcn beginne gleich die Sprachcngrenze. Ausgeschlossen! Auf tagclangcn Wanderungen trifft man gut deutsch sprechende und fühlende Menschen, unsere eige nen Volksgenossen, die im Ringen um ihr Deutsch t u m nicht genug unterstützt werden können. Aber auc mit dem tschechischen Nachbar läßt cs sich auskommcn, wen hüben und drüben der nötige Takt gewahrt wird Hauptsache bleibt allerdings ein reger und freundschaftliche Verkehr mit unseren deutschen Volksgenossen.