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Der Zwischenzins bei aufftewerteten Hypotheken u. Jn-ustrieobligationen. Berlin, 20. Januar. Dio Herabsetzung des Reichsbantdiskont satzes von 9 auf 8 v. H. hat die beleitigten Reichsressorts zu der Prüfung veranlaßt, ob im Zusammenhang hiermit der nach den Vorschriften der Durchführungsverordnung zum Auiwertungsgesetz der Berechnung des Zwischenzinses bei vorzeitiger Zahlung ouige- werteter Hypotheken und Jndustrieobligationen zugrunde zu legen de Zinsfuß von S v. H. herabzusetzcn sei. Gegenwärtig wird der Zeitpunkt für eine Herabsetzung dieses Zinsfußes noch nicht für- gegeben erachtet. Bel dieser Stellungnahme ist berücksichtigt wor den, daß für die Festsetzung dieses Zinsfußes auf 9 v. H. nicht die Höhe des Reichsbankdiskonts ausschlaggebend war, daß der Zins fuß vielmehr mit Rücksicht auf die allgemeinen Zinsvcrhältnisse, insbesondere auf dem Gebiete des Realkredits, auf 9 v. H. festge setzt worden ist. Dementsprechend erscheint cs geboten, vor einer Herabsetzung dieses Zinsfußes die allgemeine Gutwicklung der Zinssätze im langfristigen Kreditverkehr, insbesondere auf dem Ge biete des Realkredits, obzuwarten. Sobald auf diesem Gebiet eine nachhaltige Veränderung beobachtet werden wird, wird nicht ge zögert werden, hinsichtlich der Festsetzung des sür die Berechnung des Zwischenzinses maßgebenden Zinsfußes in eine enteilte Prü fung einzutreten. sem liebenswerten Komponisten einen Ehrenplatz in der Ge schichte der deutschen Oper, — ein größeres Wunder tut das, das Wunder der Melodie, aus dem der Geist des von Lortzing innig verehrten Mozart hervorlächelt. Entzückender muftkauscher Witz ist ihm eigen jener goldene Humor, der unter Tränen lachen kann und lochen macht. Gewiß ge hört er nicht zu den größten im Reich« der Tonkunst, ober erfreuen uns die Sterne weniger, weil es Sonnen gibt?" Lortzings Musik wendet sich mehr an das Gefühl, als an den — musikalischen — Verstand. Man „empfindet" sie als wolklingend und ist ihr dankbar für köstliche Stunden seelischer Ablenkung, wie es dichterisch von einem Zeitge nossen mit den Worten ausgedrückt wurde: „Lacht holdselig traut Doch der Wonnelaut Seiner Melodien durch die Herzen hin! Doikserrtfcheid über die Fürsten abfindung. Berlin, 21. Januar. (Drahtb.) Der Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerksckiaftsbundes hat nach einer Mitteilung des „Vorwärts" gestern beschlossen, zwi schen der sozialdemokratischen und der kommunistischen Par tei zu vermitteln und dem Volksentscheid über die Enteig nung der früher regierenden Fürsten eine einheitliche Grund lage zu geben. Oelsnih i. E., 21. Januar. Sieg der Stadt Oelsnil; im Lergschädenprozeh. Wie das „Sächsische Volksbla't" in Zwickau mitteilt, ist der bekannte Bergschädenprozeß der Stadt Oelsnitz i. E. gegen die Gewerkschaft Deutschland in erster Instanz zugunsten von Oelsnitz entschieden worden. Die Gewerkschaft muß der Stadt für Bergschäden einen Schadenersatz von 75 000 Mark zahlen. Voraussichtlich wiid der Prozeß noch die höheren Instanzen beschäftigen. Oelsnih i. D., 21. Januar, von einem schweren Auto unfall wird aus Tirpersdorf berichtet. Die etwas schwerhö rige 74jährige Witwe Friederike Zimmer wurde beim i'eber- schreiten der Staatsstraße von einem Plattrner Personen auto ersaßt und so schwer verletzt, daß sie gleich darauf starb. Durchsichtige Metalle. Ueber eine Erfindung des Forschers Müller von der Physik. Tech». Retchsanstalt gibt „Natur und Kul tur" eine interessante Darlegung. Dem genannten Forscher ist es nämlich gelungen, sowohl Gold wie auch Nickel in Form von Blatt- chen herzuslcllen, die so dünn sind, daß ihr Durchmesser nur ein Millionstel Millimeter beträgt. Diese unendlich dünnen Mctallblätt- chen, die zehnmal dünner sind als das feinste Blattgold, sind voll ständig durchsichtig, so daß man wie durch Glas durch sie hindurch lesen, <a sogar photographieren kann. Nach der Annahme des Er- finders dürsten bei den feinsten dieser Metallblättchcn nicht mehr als dreißig Schichten von Atomen übereinander gelagert sein. Aus diesem Grunde ist die Darstellung der durchsichtigen Metalle vvr ollem auch sür die Untersuchung und Feststellung vom Aufbau der Stosse von größter Bedeutung. Sin wendischer Vollsrat für die Lausitz. Die Bestrebungen zur Bildung einer Art wendischen Parla. inents haben nunmehr zu einem gewissen Abschlich geführt. Noch dem Vorbild in anderen Minderheitsgebieten ist nunmehr em wendischer Bolksrat gebildet worden, der seine Tätigkeit sowohl auf die sächsische als auch auf di« preußische Lausitz er- strecken soll. Der Voltsrat baut sich auf den Spitzenorganisationen der zahlreichen wendischen Vereine auf. National sind diese Orga nisationen in der „Domowina" zusammengesaßt, politisch in der „Serbska ludowa strona" (wendischen Volkspartei) und kulturell in der ältesten wissenschaftlichen Bereinigung des wendischen Vol kes, in der „Macica Serbska", dem w, noischen Mutterlands. Als Vorgänger dieses Volksrates wird von wendischer Seite der „Serbski Zwsazk" (wendischer Verband) und der bekannte „Narod- ny Wubjerk", der wendische Nationalausschuß bezeichnet, der unter der Führuna von Barth stand und in der Unisturzzeit die aufsehen- erregenden Proklamationen erließ. Diese Basis wurde jedoch als zu schmal befunden, und so kam cs unter Führung dcs früheren Redakteurs der in Bautzen erscheinenden wendischen Zeitung, der „Serbski Noviny" Jan Skala, setzt Herausgeber des „Kulturwil- len", dem in Berlin erscheinenden Organ der nationalen Minder heiten Deutschlands, und unter Mitwirkung von Dr. Schietze- Bautzen und Lorenz-Weihwasser zu dem Versuche, einen sogen. „Kulturrat" zu bilden. Aber auch die Vorbereitung dieser Organi- sation führte die beteiligten Kreise zu der Erkenntnis, daß damit den wendischen Bestrebungen noch nicht die rechte Grundlage ge geben sein würde, so daß man sich entschloß, als Repräsentanz und Arbcitszentrum einen eigenen Volksrat zu bilden. Dieser Volksrat soll die bevollmächtigte Vertretung des Wendentums in Sachien und in Preußen darstellen. Seine Ausgaben werden von wendi scher Seite wie folgt umrissen: „Sein Aufgabenkreis ist sehr groß: er wird vor allem eine intensive Volksbildungsarbeit, national- und kulturpolitische Auf- klärung, Pflege des eigenen Volkstums in Verbindung mit fach- licher Belehrung in staatsbürgerlichen, wirtschaftlichen und sozialen Angelegenheiten zu betreiben haben. Seine Zusammensetzung, die interkonfessionell und parteilos ist, bietet eine ziemlich sichere Ge währ sür die sachliche und zweckdienliche Verwirklichung unserer Ziele. Es muß darum erwartet werden, daß die Arbeit des Volks rates durch unsachliche Kritik und tendenziöse Unterstellungen jener Kreise nicht gestört wird, die alle Bemühungen der Lausitzer Ser ben um die Erhaltung ihres Volkstums als eine von außen be wegte und von fremden Aspirationen abhängige staatsfeindliche Betätigung verdächtigen. Positiv kann erwartet werden, und die Lausitzer Serben müssen es ganz entschieden fordern, daß der Staat die Arbeit des Volksrates fördert und hier die gleiche Stellung an erkennt, wie sie andere Organisationen gleicher oder ähnliche^ Art genießen." Von feiten der Domovina wurden in den Vollsrat entsandt« der bekannte Wendenführer Ernst Barth aus Bricslng, Redakteur der „Scrbske Noviny", Dr. Schletze-Bautzen, Wirtschaftsbssitzer Hajesch-Uhyst in Preußen, Prälat Sauer-Bautzen, Pfarrer Mürbe- Hochkirch, Oberlehrer Krahl-Saritsch und für die wendischen Land wirte Rittergutspachter ReMsch-Näckelwitz. Für die wendische Bolkspartei wurden abgeotdnet: Lorenz-Woißwasser, Pfarrer Schewtschick-Crostwitz, die Herren Daltin und Pähler und noch ein Niederlausitzer, dessen Name nicht mitgcteilt wird. Die „Macica Serbska" wird ihrerseits noch fünf Mitglieder abordnen. Ferner werden dem wendischen Vollsrat ongehören die übrigen Redakteure der wendischen Zeitung, der Herausgeber dcs wendischen Wochen blattes Buchdruckereibesitzer Marko Schmaler-Bautzen, Kaplan Ket- tan-Bautzen, der Redakteur des „Katolski Possol" und für die Nie derlausitz noch die junge wendische Schriftstellerin Minna Wcktke. Den Altersvorsitz übernimmt Studienrat Prof. Dr. Mucke-Bautzen, der Ehrenvorsitzende der wendischen wissenschaftlichen Gesellschaft „Macica Serbska". Aus Sachsen. Unerfreuliches von der Kraft-VerkehrsgeseUschaft Sachsen. Der volksparteiliche Abgeordnete Beck hat folgende kleine Anfrage im Landtage eingebracht: „Zufolge Presscnnchnchtsn hat die Direktion der Krastverkehrs-GescUschast Freistaat Sachsen A.-G. den bei den« schweren Autounglück im Dorfe Prischwitz oer letzten Personen gegenüber eine rechtliche Verpflichtung zum Ersatz des entstandenen Schadens abgelehnt. Obwohl sich die Ver letzten zum Teil noch In Krankenhauspflege befinden, soll sich die Kraftverkehrs-A.-G. noch nunmehr sechs Wochen noch nicht einmal über dos Befinden der Verunglückten unterrichtet haben, was um so peinlicher wirkt, als die Gesellschaft im wesentlichen durch das sächsische Finanzministerium gestützt wird und ihm unterstellt ist. Treffen diese in der Oessentlichkeit ausgestellten und die Bevölkerung aufs neue beunruhigenden Behauptungen zu?, und was gedenkt die Regierung im Interesse einer angemessenen und beschleunigten Erledigung dieser Angelegenheit zu tun?" Mts ZirMs Uosimg d« Karrshaltplane« / für 1VSS tm Neichstag. V«lk, 20. Januar. Präsident LL-e eröffnet die Wtzuna um S.20 Uhr. Große Heiterkeit erregt es, als er edr Schreiben de» Reichsinnenministeriums verliest, das die Genehmigung des Reichstages zur Einleitung eine» Privatklageverfahrens gegen den Abg. Dr. Külz, den neuen Reichsinnenminister, erbittet. — Dor Ein tritt in die Tagesordnung fordert Abg. Stöcker (Kom.) eine sofortige Erklärung der neuen Regierung. Präsident Löve teilt unter der Heiterkeit des Hauses mit, daß er noch keine Mitteilung vom Reichspräsidenten über die Bildung eitler neuen Regierung erhalten habe, daß der Reichstag also auch keine Erklärung dieser Regierung fordern könne. Das Haus trat dann in die Tagesordnung ein und lehnte einige Anträge auf Einleitung von Strafverfahren gegen Abgeordnete ab. Angenommen wird die Vorlage über Aenderun- gen im patentamtlichen Verfahren und der Entwurf zur Er- gäkzuna des Hypothekenbankgesetzes. Die Vorlage zur Aen- oerung oer Reichsversicherungsordnung wird dem sozialpoli tischen Ausschuß überwiesen. Es folgt dann die dritte Lesung de« Reichshaushaltplanes sür 1925. Dabei welkt der Präsident darauf hin, daß dieser Etat für 1925, der schon zehn Monate lang beraten werde, endlich verabschiedet werden müsse, weil schon der neue Etat für 1V26 vorliegt. Cs sollen daher bei dieser dritten Lesung politische Debatten vermieden und die Redezeit einge schränkt werden. Das Haus ist damit einverstanden. Der Etat für den Reichspräsidenten wird angenommen, ebenso ohne Aussprache der des Auswärtigen Amtes. Beim Haushal des R e i chs i n ne n in i n i st e r i u m s führt Abg. Vuchman« (Kom.) Beschwerde über die polizei lichen Zustände in Bayern. Abg. Sänger (Soz.) bezeichnet die Klagen des kommu nistischen Redners als ourchaus berechtigt, neben den Kom munisten würden aber auch die Organisationen verfolgt- Der Haushalt für das Reichsministerium des Innern wird genehmigt. Beim Haushalt für die besetzten Gebiete protestiert Abg. Bohla (Kom.) gegen die Verzögerung der Räumung Kölns. Bei der Räumung würde» 990 Wohnun gen frei, von denen aber nur 220 den Arbeitern zur Ver fügung gestellt werden sollen. Der Haushaltplan für die besetzten Gebiete wird be willigt. Beim Reichswirtschaftsministerimn wird ein Antrag von Raumer (D. Vp.) angenommen, für das Reichskommis- ariat für Aus- und Einfuhrbewilligung nicht 50 000 Mark, andern 98 000 Mark zu bewilligen. Ein Antrag Lartschot Dem.) auf Bewilligung von 300 000 Mark für die For- chungslnstitute des Handwerks wird abgelehnt. Abg. Svenen (Kom.) behauptet, das Rheinische Broun- kohlensyndikat, das von der Ruhrentschädigung 10 Millionen erhalten habe, weist in der Bilanz genau dieselbe Summe als Reingewinn auf. Er fordert Rückzahlung des Betrages. Der Haushalt für das Reichswehrministerium wird ohne Aussprache bewilligt, desgleichen der Haushalt des Derkehrsministerir ms. Das Haus vertagt sich darauf. Donnerstag, 12 Uhr, Fortsetzung der dritten Lesung des Reichshaushaltplanes. Einstellung von Italienreisen. Prag, 21. Januar. (Drahtb.) Der Volksbund deutscher Katholiken in der Tschechoslowakei, der in den letzten Jahren große Gesellschaftsreisen nach Italien veranstaltet hat. sagt die für diese« Iabr geplante Gesellschaftsreise mit der De- gründung ab, daß der Terror des Faschismus gegen die deutschen Brüder in Südtirol die» unmöglich macht. Der Volksbund wird daher anstatt der italienischen Reise eine solche an die Donau und nach Maria-Aell veranstalten. Die sür die Ilalienreise bereits eingezohlten Veträge werden den Teilnehmern zurückgezahlt. Der Fiilscherskandal in Ungarn. Einsetzung eine» Untersuchungsausschusses. Die Forderungen der Opposition erfüllt. Budapest, 22. Januar. (Drahtb.) Zwischen der Regie rung und der Linksopposition ist heute um 6 Uhr nach mittags eine Einigung hinsichtlich des weiteren Vor gehens zur Aufklärung des politischen Hintergrundes der Frankcnfälscheraffäro zustande gekommen. Cs wird ein mit außerordentlichen Vollmachten ausgestatteter 25gliedriger Unterausschuß eingesetzt, dem noch vor der Gerichtsverhand lung über die Frankenfälschungen aber erst nach Beendigung der Voruntersuchung das ganze Material zur Verfügung ge stellt und das Recht zugestanden wird, nach Belieben Ver höre vorzunehmen. Der Ministerpräsident hat die Garantie übernommen, daß dem Ausschuß von feiten der Behörden alle Erleichterungen gewährt werden. Der Ausschuß wird geheim verhandeln, doch nach Abschluß seiner Ar beiten dem Plenum Bericht erstatten. Der Ministerpräsi dent hat im allgemeinen die Wünsche der Linksopposition berücksichtigt, ohne Rücksicht auf den Pretest des rechten Flü gels seiner eigenen Partei. Hierin sieht man einen neuen Hinweis, für den ernsten Willen des Ministerpräsidenten, dos Politische der Frankenfälschungen restlos zu klären. Die Folge dieser Klärung wird naturgemäß nur ein gründlicher Systemwechfel sein. In Kreisen der Regierungspartei wurde heute schon angekllndigt, daß Bethlen in absehbarer Zeit sein Kabinett von den extremen konservativen Ministern befreien will. Erzherzog Albrecht verlüstt Ungarn? Budapest, 21. Januar. (Drahtb.) Gestern nachmittag wurde der Sekretär des Erzherzogs Albrecht von der Ober staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Frankenfäl- schungsafsäre vernommen. Die Abendblätter bringen die Nachricht, daß Erzherzog Albrecht in Begleitung seiner Mut ter Isabella in kurzer Zeit Ungarn verlassen würde. Lederhändler, Schauspieler, Librettist, Komponist. Gin Lcinnerungsblati für Oortzing zu seinem 75. Todestage am 21. Januar. (Nachdruck verboten.) Lortzing war ursprünglich Lederhändler, wurde dann aber, angeregt durch seine Mutter, welche auch der Bühne angehörte, Schauspieler und Sänger. Aber sein Name wäre wohl längst verklungen, wenn er nicht unter me Komponisten gegangen wäre. Bemerkenswert er scheint, daß er auch alle seine Texte selbst versaßt hat mit der einzigen Ausnahme des Zarenliedes „Einst spielt ich mit Zepter". Dieses stammt von seinen« Freunde Salomon Re ger, nur den Refrain „O selig, o selig, ein Kind noch zu sein" hat Lortzing selbst dem Regerschen Text angeführt. Wie sehr Lortzing mit seinen Texten die deutsche Volks seele zu treffen, das deutsche Gemüt zu rühren wußte, zeigen die zahlreichen daraus stammenden „Geflügelten Worte". Eines von diesen „Heil sei dem Tag, an welchem du bei uns erschienen", könnte man versucht sein, rückblickend aus Lor tzing selbst anzuwenden. Wegen der anderen verweisen wi«- auf Düchmann. Dabei hat Lortzing, wie sein Biograph Kruse mit Recht sagt, niemals den niederen Instinkten der Masse nachgegeben. Mit gesundem Sinn hält er die Linie des künstlerisch Zulässigen und Aesthetischen inne, die leider nur seine Darsteller zuweilen überschreiten. Nirgends fin- den wir bei ihm ein Zugeständnis an den schlechten Ge schmack. Bei aller Lustigkeit wird er nie zum Possenreißer, bei aller Derbheit, die den altfränkischen Originalen seiner vpernbücher anhaftet, nie gemein. Dies taktvolle Maßhalten innerhalb einer Kunstgattung, bei der die Ausartung so ver führerisch nahe liegt, kennzeichnet Lortzing als einen Cha rakter unter den Künstlern, und dies Lob zählt doppelt bei ihm, weil er es sowohl als Musiker, wie als Textverfasser in Anspruch nehmen kann. Ueber Lortzing als Komponisten sagt ein anderer Bio graph: „Weder die Kunst des Kontrapunktes, noch di« har- monqchsr Wundertaten oder technischer Finessen sichern die- Deutschland auf der Abrüstungs konferenz. Berlin, 21. Januar. (Drahtb.) Die „Voss. ZtA." will exfahren haben, daß zu den Verhandlungen der Abrüstungs kommission des Völkerbundes der frühere Botschafter in Washington, Graf Bernstorfs, von deutscher Seite entsandt werden soll. Li« sinkender verg. Bei Parkstein ist ein interessanter Natur- Vorgang zu beobachten. Die Ortschaft Kirchendemenreuth war früher, wie die alteren Einwohner des Städtchens aussogen, von Parkstein aus nicht zu ehen. Im Laufe der Zeit "t dann die Ort- schäft allmählich sichtbar geworden, und heute sieht man sie deutlich daliegen. Die Erklärung dafür kann nur darin liegen, daß der da zwischen befindliche Kirchendemenreuther Berg allmählich tiefer in die Erd« sinkt. Der Vorgang soll zum Gegenstand einer singehen- den Untersuchung gemacht werden. Freispruch im Münchner Prozest. München, 20. Januar. (T.-U.) Heute abend um 7 tthr wurde im Prozeß Pölzing-Prüferk das Urteil gefällt. Die beiden Angeklagten wurden sreigesprochen und sofort nus der Hast entlassen. Die Kosten des Verfahrens trägt die Staatskasse. Die Urteilsbegründung. München, 20. Ja,!. Zu der Urteilsbegründung im Pre- zeß Pölzing-Prüfert hatte sich eine große Menschenmcn.ze eingesunden. Ein starkes Polizeiaufgebot mußte eingreiftn, um die Ordnung herzustellen. In der Begründung zu dem Freispruch wurde ausgeführt, daß wegen der Erschießung Ludwigs die Hauptverhandlung nicht den genüaenden Be weis erbracht habe, daß die Erschießung aus Kommandos Pölzings vorgenommen wurde. Es habe sich auch nicht fest stellen lassen, daß Prüfert den Erschießungsbefehl sür rechts widrig gehalten habe. Er sei daher freizusprechen. Zum Fall Polzing sei das Gericht auf Grund der Beweisauf nahme zu der Ueberzeugung gelangt, daß Pölzing den Be fehl zur Erschießung der zwölf Perlachen gegeben habe. Die Erschießung sei nach dem Ergebnis der Hauptverhandlvng tatsächlich nicht gerechtfertigt gewesen, auch nicht nach dem Schießerlaß Noskes. Auf der anderen Seite lasse sich die Behauptung Pölzings, er habe das Recht zur Erschießung gehabt, nicht mit einer zur Verurteilung ausreichenden Sicherheit widerlegen. Pölzing sei deshalb ebenfalls freizu sprechen.