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MUchofsweröcrer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schultnspektton und de» Hauptzollamts zu Bautzen, de» Amtsgericht», des Finanzamtes und de» Stadttals zu Bischofswerda. dcrgeHLcrtt^» Unabhängige Zeitung für alle Ständet» stadt und Land. DichtesteVerbreitung in allenVolksschichten Beilagen : Sonntags -Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftlich» Dellagr / Geschäftsstelle Bischosswerda. Altmarkt 18. — Druck und Verlaß »s» Friedrich May G.m.b.H. in Bischosswerda. Fernsprecher Re. 444 und 448 Erich tnmrgsweiser Irden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezugspeet» für die Zeit einer halben Monats: Frei ins Han« halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abdolen in,der GeichSstsstelle wöchentlich SO Pfg. Einzelnummer IS Psg. -» Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen sederzett Bestellungen entgegen. 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Jahrgang Tagesschau. * Die Programmerklärung der neuen Reichsregierung «ft aus nächsten Dienstag vertagt worden. * Nach Meldungen aus Berlin wird die Röicdsregie- rung in den nächsten Tagen einen neuen Ränmnngsschritt in London unternehmen. * Der Vizepräsident der Neuuvrker Bankonvereinigung, Cant, hat in einer Rede die Ausgabe Deutschlands für Hygiene und soziale Zwecke für überflüssig bezeichnet. * Die ungarische Regierung wird den Forderungen der Opposition entstammen und zur Aufklärung des politischen Hintergrundes dec Arankenfälschungsafsärc einen Unter suchungsausschuß einsetzen. * Im Münchner Freikorpsprozeh sind die beiden Ange klagten Pötzing und Prüsert freigesprochen worden. Zu den mit " bezeichneten Meldungen finden die Leser Ans- fuhrliches an anderer Stelle. Das neue Kabinett Luiher. Erst das unniittelbare Eingreifen des Reichspräsidenten non Hindenburg hüt die skandalöse Regierungskrise beenden können. Der Reichspräsident, der der Schacherei um die neue Regierung wochenlang zusah, hat bekanntlich am 19. Januar abends die Führer der Parteien, die die Regierung der Mitte bilden sollen, zu sich kommen lassen, um sie aufzu fordern, das Interesse des Vaterlandes höher als das der Partei zu stellen. Dieser Schritt hat gefruchtet, denn die De mokraten, die noch am 18. Januar erklärten, mit Koch als Innenminister zu stehen oder zu fallen, hielten es doch für besser, einen politisch weniger belasteten Bewerber für das Innenministerium aufzustellen. Damit waren die parlamen tarischen Schwierigkeiten überwunden, die Regierung der Mitte gebildet, die nach allem, was in diesen Monaten in nenpolitisch vorgegangen ist, als ein Wagnis bezeichnet wer den muß. Eine tragfähige Mehrheit ini Reichstag ist nicht vorhanden. Aber ohne Mehrheit kann keine Regierung lange am Ruder bleiben, weil ine Politik von Fall zu Fall nicht möglich ist. Die Dinge haben sich innerpolitisch so zuge spitzt, daß Mundspitzen nicht mehr genügt, es muß eben ge pfiffen werden. Die Regierung Luther kann nicht ruhig ab- warten, wie die Wirtschaftskrise sich weiter entwickelt, sie muß vielmehr versuchen, ihren Ablauf zu beeinflussen. Dazu ist eine Mehrheit notwendig, die die neue Regierung Luther al« solche nicht besitzt, erst recht aber nicht durch eine Anleh nung nach links gewinnen kann. Mit den Sozialisten als Hilfstruppe läßt sich eben nicht regieren, was sogar Strese- mann im Herbst 1923 erfahren mußte, nachdem er seine „Große Koalition" als das einzige Rettuiigsmittel bezeichnet hotte. Daran hat sich inzwischen nichts geändert; wie ja auch neuerdings durch die fünf Forderungen der Sozialdemo kratie bewiesen worden ist. Das sozialistische Hauptorgan hat sich nun am 20. Januar nicht unbedingt ablehnend der neuen Regierung gegenüber ausgesprochen. Offenbar will dis Sozialdemokratie abwarten, wie weit sich der demokra tische Einfluß in der neuen Regierung durchzusetzen vermag. Es muß doch wohl etwas mehr hinter den Kulissen vorgegan gen fein, als die Oeffentlichkeit ahnt. Wie kommt es, daß es mit einem Male so still mit der Drohung des Zentrums geworden ist, in Preußen die Folgerungen zu ziehen, wenn di« Sozialdemokratie im Reich sich der Großen Koalition versagen sollte. Das war doch nicht als Theaterdonner ge- dacht, zumal es die linken Zentrumsleute waren, die sich zu dieser Drohung verstiegen. Ts wird in politisch gut unter richteten Kreisen behauptet, daß die Weimarer Parteien sich untereinander soweit verständigt haben, daß die Sozialdemo kratie im Reich nicht sofort in die unbedingte Opposition gebt. Sie soll vielmehr abwarten, wie weit es dem Zentrum unk der Demokratie gelingt, den Kurs nach links einzuhal- ten Zu gegebener Zeit soll dann die Sozialdemokratie näher herangebracht werden, wobei auch die Frage der Reichstags auflösung eine entscheidende Rolle spielt. Da die Innenmini sterien in Preußen und im Reich in sozialistischen oder doch oemokrati chen Händen sind, wird mit einem für die Weima rer Parte en günstigen Ausgange von Reuwahlen gerechnet. Es fragt -sich nur, ob dos deutsche Bolt dann nicht einen gründlichen Strich durch diese Rechnung machen wird. , * Die „Lpz. Reuest. Nachr." nennen dar neue Kabinett Luther die „verkappte Große Koalition." Das Blatt schreibt: ..Restlos zufrieden kann mit dem neuen Kabinett da» Aus- 'ond sein Denn es ist de« allein echten Locarno-Geiste, voll, der bekanntlich nur in Deutschland hergestellt wird, wo er er funden worden. Die andern führen ihn ja gelegentlich auch im Munde, aber doch nur, um die dummen Deutschen zu Streichen zu verleiten, die wider ihr staatsvölkifches Inte resse sind. Sie selbst handeln so, als ob es nie ein Locarno gegeben hätte. Wozu die Besatzungstruppen vermindern, die aus den Reparationsgeldern unterhalten werden und den französischen Steuerzahler nicht belaste»? Wozu die Abrüstungsschikanen aufgeben, die doch so hübsch von der un erfüllten, eigenen Verpflichtung zur Abrüstung ablenken? Wozu die Militärkontrolle, diese wundesoolle Gelegenheit zur Wirtschaftsspionage, einstellen? Da die dummen Deut schen doch im voraus freiwillig auf das Recht der Wieder eroberung Elsaß-Lothringens verzichtet haben! Nachdem Frankreich diese ganz unschätzbare moralische Sicherheit kostenlos eingeheimst hat, kann cs die Politik der übermi!!- taristischen Sicherungen ungestört wieder aufnehmen. Das britische Ministerium wird ihm vermutlich wieder „viel Glück" zur Durchführung wünschen. Die Politik, wofür jetzt von Paris aus Stimmung gemacht wird, ist ganz und gar eingestellt auf eine deutsche Regierung der verkappten Gro ßen Koalition, mit ihrer eingeborenen Schwäche nach außen hin. Sie könnte aber dem ohnedies nicht allzu lebenskräfti gen zweiten Kabinett Luther ein rascheres Ende bereiten als ihn:, bei aller Vorsicht des Fortwurstelns, in ruhigeren Zei ten beschicken sein möchte." Besprechungen bei Dr. Futher. Berlin, 21. Jan. (Drahtb.) Wie die Telegraphen-Union erfährt, empfing der Reichskanzler heute vormittag nachein ander den Führer der Demokraten, Koch, den Reichsinnen- minister Dr. Külz und den Reichsmirtschaftsministsr Dr. Curtius zu Besprechungen. , Regierungserklärung erst nächste Woche. Berlin, 21. Jan. (Drahtb.) Wie die Telegraphen-Union von gut unterrichteter Seite erfährt, wird das neue Reichs kabinett am morgigen Donnerstag seine erste Sitzung ab halten. Dementsprechend wird die bisher für morgen er wartete Regierungserklärung voraussichtlich erst am Mon tag stattfinden. Hindenburgs Dank an Graf Kanitz. Berlin, 21. Ian. (Drahtb.) Der Reichspräsident hat heute an den Reichsminister für Ernährung und Landwirt- Ichaft, Grasen Kanitz, anläßlich seines Ausscheidens aus der Reichsreglerung ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt: Es ist mir lebhaftes Bedürfnis, Ihnen namens des Reiches herzlichen Dank und aufrichtige Anerkennung für die großen Dienste auszusprechen, die sie dem Vaterland geleistet haben. In schwerer Notzeit, als die Ernährung unseres Volkes aufs höchste bedroht war, haben sie das verantwortliche Amt de» Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft übernommen und seither in selbst loser Pflichterfüllung über 2A Jahre lang ge führt. Sie können heute mit dem Bewußtsein aus ihrem Amte scheiden, daß ihr Werk sowohl für die Landwirtschaft als auch für das ganze deutsche Volk von Nutzen und Vorteil gewesen ist. Regierungskrisen und Minister verbrauch. Die elf R«gi«run,krisen in lieben Jahren zeitigten acht Reichskanzler a. D. und 41 Reicysmintster a. D., von denen sechs bereits tot sind. Da» ist der Ministerverbrauch im Reiche. In den Ländern wurden bereit» 217 Minister a. D. in sieben Jahren verbraucht. Mm die Nachfolge Dr. Reinhold». Dresden, 21. Januar. Die Etatsrede für die Regie rung wird heute im Landtag der Finanzminister Dr. Rein hold hakten, der sich dann unmittelbar darauf nach Berlin begeben wird. Mit der Nachfolgerschaft Dr. Dehnes als säch sischer Finanzminister hat sich in den gestrigen Abendstunden die Demokratische Fraktion beschäftigt, di« geschlossen ihr« Zustimmung dazu gab, daß Dr. Dehne dessen Posten über- nimmt. * Wie wir ferner erfahre», wird Finanzinnnster Dr. Reinhold noch am heutigen Donnerstag im Landtag eine Etatrede halten und dann sofort nach Berlin übreisen, um sein neues Amt zu übernehmen. An der Aussprache über den Haushaltplan im Landtag in der nächsten Woche Mrd Dr. Reinhold nicht mehr teilnehmen. Wie der Dresdner Stadtrat mitteilt, ist beabsichtigt, den zum Reichsinnenminister ernannten Bürgermeister Dr. Külz zunächst lediglich von seinen Ratsgeschäfte« zu beurlauben. Er tritt also einstweilen noch nicht von seinem Amte zurück. Gin neuer deutscher Mumungsfchrltt in Kondor». Berlin, 21. Januar. Rach einer Meldung des Lokal anzeigers aus London, verlautet in diplomatischen Kreisen, daß die Beratungen zwischen den englischen, französischen und belgischen Regierungen über die an Deutschland zu ge bende Antwort in der Frage der Desahnngstruppea st» »ol lem Gange seien. Außerdem erwartet man in den nächsten Tagen einen neuen Schritt der deutschen Regierung in Lon don. Deutschland als Daweskolonle. Seine Ausgaben für Volkswohlfahrt. New Jork, 20. Januar. Bestimmte Wiederholungen in in den Reden hiesiger Bankiers während der letzten Monate über den Dawesplan beweisen eins mit schlagender Deutlich keit: Die Gegner des Projekts sagten vor seiner Unterzeich nung nicht zu viel, wenn sie die Befürchtung ausdrückten, Deutschland würde sich den Bankiers des Auslan des völlig unterwerfen. So erklärte Frederick Kent, der Vizepräsident der Bankers Trust Company vor der britischen Handelskammer: Die Reichseinnahmen Hatton im vergangenen Jahre die Reparationszahlungen weit über schritten. Der dadurch entstandene lieberschuß sei für Park anlagen, Badeanstalten, Sportplätze und ähnliche Einrich tungen ausgegeben worden, die „extravagant" erschienen. Ausgaben dieser Art seien «ine Gefahr und müßten einge schränkt werden. Die Taktlosigkeit gerade dieser Bemerkung ist um so größer, da in Amerika auch ärmste Leute eins Mtdsgele- genheit im Hause besitzen, Sportplätze in Amerika aber für ebenso wichtig gehalten werden wie Schulen. Der Bankier bemängelte ferner, daß das deutsche Budget 500 Millionen für soziale Zwecke aufweife, und beanstandete wei ter, daß das Reich Millionen für Kriegspensionen bezahle. Was also den Amerikanern hinsichtlich ihrer alten Soldaten stets als oberste Ehrenpflicht gilt, soll den Deutschen nicht er laubt sein. Im Hinblick auf den deutschen Handel ist Kent optimistisch. Deutschland nehme einen sehr zufrieden stellenden Platz im Welthandel ein und näher« sich dabei den Borkriegsstotistiken. Da nun der Welthandel dauernd im Steigen begriffen sei, werde sich das Verhältnis der gesam ten Reparationen zu ihm dauernd prozentual verringern Daraus könne man schließen, daß die Reparationen leich ter zu bewältigen wären, als man ursprünglich an genommen habe. O Herr Kent vergißt offenbar, daß der von ihm s» ge priesene Dawesplan selbst ausführt, di« deutsche Lebenshal tung dürfe nicht unter die in anderen Kulturstaaten übliche sinken. Daß dieses Ziel heute noch längst nicht erreicht wor den ist, hat wohl jeder Deutsche schmerzlich erfahren, nament lich die zwei Millionen der Erwerbslosen, die nicht zuletzt der Daweslasten wegen aus dem Pflaster liegens 8a» die Handelsstatistik angeht, so überschreitet auch beute noch die Einfuhr bei weitem den Export, und damit ist der vptkmis- mus des Herrn Kent schon als durchaus zweckhast erwiesen Spitte Erkenntnis. Berlin, 21. Januar. Die Morgenblätter meiden aus Rew Park: Der bekannte republikanische Senator Hk am Johnson übt« in seiner großen Senatsrede gegen den Beitritt Amerikas zum Weltgerichtshof scharfe Kritik an der stir die sen Beitritt in Amerika betriebenen Propaganda des Aus landes. Er stellte dabei fest, daß immer deutlicher erkannt werde, wie unwahr die Propaganda im Kriage^Uttsen sei- Durch dos Geständni» d«» engsischen Generals Eh-rteris sei die Geschichte von der deutschen Kadavervarwertuu« als Lüge erwiesen. Auch die Nachrichten über die deMfthen Greuel in Belgien hätten «ch «l« "