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Beilage zu Nr. 118 de« Auer Tageblatt» und Anzeiger« für da» Erzgebirge. Dienktag, den 20. Mai 1S18. stellv,rttttend» Ches der Martnestatian der Nordsee, y«st»ng»kommandant Konteradmiral.Schultz, der Ches de» Stapel-Kommando» der HochseHlott«, der «Konteradmiral wurmrach, und der dritte Admiral der «ufklärung»flotte, Konteradmiral Funke. Der König begab sich sofort an vord de» Flottenflaggschtff» Deutschland, wo er Wohnung nahm. Der Kommandant de» Schisse», Kapitän zur See Meurer, «Vissing den König und stellte da» Offizterkorp» Mon tag früh 9^, Uhr begann die Floltenparade der ge. samten Flotte, die begleitet war von den Torpedobooten und Unterse«oot»slottill«n, vor dem König, der die .Parade aus dem Flaggschiff Deutschland südlich von Helgoland entgegen nahm. Da» Wetter «ar nicht besonder» glänzend; Hagel schauer und bewegte See beeinträchtigten die Parade. Im Anschluß an die Parade wurden »Manöverübungen vorge nommen, zu denen di« Flotte weiter in See ging. * «Mckan, 19. Mai. Psadstndertag. Gestern sand -ter der erst« Verband »tag de» Psadstnderverban- de» Westsachsen statt, an dem etiva 670 Pfadfinder au» dem vetzirk teilnahmen. Vertreten ivaren außer Ziotckau und Umgegend u. a. Plauen, Greiz, Fakten, stein, Elsterberg, Lengenfeld, Rodewisch, Kirchberg, OelS- nitz t v., Aue und Neustädte!. Mittag» sand eine Parade ^er Pfadfinder auf dem Hauptmarkt statt. Die Ehrengäste, unter denen sich außer den Vertretern der Königlichen, stiwtischen, kirchlichen und Schul-Behörden der Garntsonälteste Generalmajor v. Sehdetvitz be fand, schritten di« Fronten ab, ivorauf Oberbürgermei ster Keil eine Begrüßungsansprache hielt. Nach einem FestgotteSdienst in der Marienkirche, bet dem Superin- tendent Müller di« Feflpredtgt hielt, marschierten die Pfadfinder nach der Neuen wett, wo unter außerordent. lich starker Beteiligung «in Festkommer» abgehalten ivurde. von einem ungenannten Geber ivurden dem Ber. dand KOO Mark gesttstet. Lengenfeld i. PM, 19. Mai. Stadtbaderöff. n u ng. Am Sonntag ist hier da» mit einem Kostenaufwand von rund 100 VOO Mark erbaute Stadtbad offiziell durch ein« längere Ansprache des Bürgermeisters Zander eröffnet worden. An die Eröffnungsfeier schloß sich .nachmittags ein große» Schwimmfest unter Mitwirkung de» Damenschwimm- vrretn» Poseidon und de» Schw-immklu-s Poseidon, beide au» Leipzig. Die Kosten dieser Musterbadeanstalt find größ tenteils durch hochherzige Spenden von Privaten aufgebracht worden. * Pegau, 19. Mat. Ein Ehedrama. Die Ehefrau de» Handarbeiter» Richard Seifert au» Leipzig-Klein- zschocher war gestern mit dem Schlosser Novtkh, mit dem sie «in Verhältnis unterhielt, nach Pegau gefahren. Vom Ehemann« verfolgt, kam «S in der Nähe der Zensch»- tvitzer Ziegelei zu einer Auseinandersetzung. Novtkh schoß hierbei auf Seifert. Er verletzte ihn schiver im Unterleib. Der Schioerverletzte ivurde im Kranken wagen in da» Stadtkrankenhau» Leipzig gebracht. No vtkh wurde verhaftet und dem Amtsgericht Pegau zugeführt. * Eoube«^ 19. Mai. Schadenfeuer. Zn der Nacht msn Montag wütete in der Zelluloidivarenfabrtk von Karl Standsuß «in mächtige» Schadenfeuer. Trotz der Bemühungen der Feuerwehren gelang e» nicht, da» Gebäude zu retten. ES liegt Brandstiftung vor. Die Zel- lulotdwaren sind zum größten Teil gerettet worden. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Man hofft, de» Betrieb in kürzester Zett wieder auszunehmen. »eoßmchain, IS. Mat. Schadenfeuer durch Blitzschlag. Bel einem in der Nacht zum Sonntag herrschenden Gewitter schlug der Blitz in da» Gut des Gutsbesitzer» Günther in Wildenhain ein, wobei das Settengebäude und die Scheune eingeüschert wurden. — Sin Automobilunglück ereignete sich am Sonn- tagnachmittag bet Großdobritz. Am Eingang« de» Dor. fe» fuhr «in Artto im schnellsten Tempo an eine Tele- MchHsnOMM. Der Besitzer wurde hsrau»geschleudert und erlitt schwer« Verletzungen. Der Chauffeur kam mit dem Schrecken davon. di« hiermit bekundet«, «in Depot von -zwanztgtausend Mark für Henn Wedekind empfangen zu haben. Ganz bleich ge worden starrte Herbert da» Dokument an. „Mn Gotte» willen! Nein, nein — niemals?" Mit zitternder Hand wollte er Moosstetter da» Dokument wieder zurückgeben, aber dieser wehrt« ab. „Warum nicht? Herbert, willst du un» denn nichts, gar nicht» gestatten für dich zu tun, der du alle» für un» ta- test? Ohne Besinnen hast du dich für Maria, «ine dir doch ganz Fremde, geopfert: Deine vorzügliche Stellung, deine Ersparnisse, ja dein Leben beinahe — ohne zu zauderns Und nun lehnst du da» Wenige ab, da» wir als kleine» Zeichen unserer Dankbarkeit und Freundschaft für dich tun wollen — ja, doch da» einzige, was wir können. Was ist denn dies« geringe Summe? Noch nicht entfernt der zehnte Teil von dem Vermögen, da» du Maria gerettet hast durch die Entlarvung de» Schurken — also eine Summe, auf die du vielleicht ein gesetzliche» Unrecht hättest. Also Herbert, tu uns di« -Kränkung nicht an — weis' unseren Freundschaft», dienst nicht zurück I Du drückst un« ja sonst wahrhaftig zu Boden — machst e» un» unmöglich, un» unsere» Glücke» wirklich zu freuen!" Da ging ein« Bewegung durch den regungslos, fast fin- st«r »ar sich Hinstarrenden. Er sah den Freund an mit einem Blick, in dem e» feucht aufschimmette, und krampfhaft preßt« «r nun dessen Rechte. „Du Guter — Lieber I Za —> ich will Euere Freunde» tat gewähren lasse«, mit der Ihr mein Glück schmiedet, mei- nw und da» meiner lieben Mitt-. Und nun Dank — tau- find, innigsten Dank!" Heimlich hinübersehend, -att« Maria di« SM« beo- -achtet mit Langer Erwartung. Jetzt schloß sie plötzlich über glücklich Edith in di« Arme. Diese wußte erst gar nicht wa rum — nun ab«r eilte Herbert zu ihnen heran, Maria tief hewegt di« Hand zu küssen. Und da» Glück war in dieser selig-frohen Stund« bei den vieren in dem kleinen, trauten Gemach. (End«.) Neues aus aller Well. * Eine argentinisch« Sonverbotschaft irr Gentschkaich Die argentinisch« Sonderbotschast, di« am 2Ü. Mat in Berlin «tntrtfft, um für di« deutsch« Teilnahme an der Jahrhundertfeier Argenttnten» im Jahr« 1910 zu danken, wird am 28. Mat vom Kaiser in Pot», dam empfangen. Die Mission wird an verschiedenen militärischen Veranstaltungen und offiziellen Festlich keiten tetlnehmen. An den Aufenthalt in Berlin wer den sich voraussichtlich Reisen nach Hamburg, Leipzig und in da» Westdeutsche Gebiet anschlteßen. * Landung eine» französische» Freiballon» in El saß. "Am Sonntag vormittag landete zwischen Chateau Salins und Vie ein in Lille aufgesttegener Freiballon mit drei Insassen, die photographische Apparaate, Notiz- bücher und Landkarten, aber nicht» Verdächtige» mit sich führten. Die Rückreise und Versendung de» Ballon» wurde ihnen gestattet. * Ei» Deutscher in Spante» verunglückt, wie au» Madrid gemeldet wird, wollte der Deutsche Dr. Lud wig Klupfel am 17. Mat in einem kleinen Landwagen den Mugalfluß passieren, um die Ruinen von Am- purta» in der Provinz Gerona zu besichtigen. Infolge Regengüsse der letzten Tage war der Fluß angeschwvllen. Die Strömung riß da» Fuhrwerk fort. Dr. Klupfel und der Kutscher ertränkens auch da» Pferd kam in den Fluten um. — Erdrutsche im Panamakanak. Im Krtegsministerium in Washington liefen, wie ein Privattelegramm meldet, Berichte ein, daß die Erdrutsche am CulebraGurchstich be deutend gefährlicher seien al» je zuvor und daß die Situa tion derartig ernst sei, die Eröffnung d«» Panamakanal», di« für Januar 1918 vorgesehen war, auf ein spätere» Datum zu verschieben. Der Teil, in dem die Erdrutsche stattfinden, er- streckt sich auf ungefähr drei Kilometer. Von der Größe der Schwierigkeiten, di« diese Landrutsche im Gefolge haben, kann man stch ein Bild machen, wenn man bedenkt, daß seit 1907 nicht weniger al» 5133 000 Kubikmeter Erde und Gesteins- massen in den Kanal hineingerutscht find. Diese Massen können nur unter großen Kosten weggeräumt werden. Abge sehen hiervon find nur noch 180 000 Kubikmeter für den Kanal bet Tulebra auszustecken. Um den Druck der Ober- fläche und die Gefahren der Erdrutsche,zu vermindern, wird der Abbau terrassenförmig fortgesetzt. Der Ausstich Lei Lu- lebra ist durch die Landrutsche auf 100 Millionen Kubik meter und der de» Kanals auf 218 Millionen Kubikmeter ge- stiegen. Mit Ausschluß de» Culebradurchstiche» sind noch 1400 000 Kubikmeter Erde und etwa 1400 000 Kubikmeter Felsen auszustechen. Nach den letzten Berechnungen müssen 80 Millionen jährlich an Kanalabgaben eingenommen wer den, wenn der Kanal sich selbst bezahlt machen soll, * Bier Kanakarbeiter ««stickt. Aus Charlotten- bürg meldet der Draht: Vier Kanalisationsarbeiter sind am Montagnachmittag in einem Rohr der Charlottenburger Kanalisation erstickt. Als die Arbeiter, Pie gegen 3 Uhr ein gestiegen waren, nach längerer Zeit nicht wieder zum Vor schein kamen, rückte die gesamte Feuerwehr unter Füh rung de» Branddirektor» Barth au», um sie herauszuholen. Die Arbeiter konnten jedoch nur al» Letche geborgen werden. * Sieb«« englische Matrosen ««trunken. Au» London neidet der Draht: Während Hebungen der Torpedoboots- zerstLrerslottille imFtrthofForth wurde ein mit etwa zwanzig Mann besetzte« Ruderboot de» Zerstörers Jt- chen auf der Fahrt nach dem Hafen von Granton von einer hochgehenden Sturzsee erfaßt, sodaß e» kenterte. Sie ben Mann ertranken, die übrigen wurden von Booten der Flottille gerettet. * Selbstmord «ine» türkische« Prinzen. Au» Kon stantinopel meldet der Drahtr Prinz Hair Gddin, ein Enkel de» Sultan» Abdul Ast», hat sich durch einen Revolverschuß entleibt. Der 2Mhrige Prinz hinterließ ein Schreiben, baß er wegen seine» nervösen Zustande» Selbstmord verübte. E» laufen jedoch Gerüchte um, daß «» sich um eine Liebe»angelegenheit handle. — Nach einer anderen Meldung Ioll Prinz Hair Eddtn nur verletzt worden sein. * Bon ein« Srzekpartte nicht znrückgckkchrt. Vie Einjährigen Baeck, Homack, Wilk« und Stein, sowie die Seesoldatey Crgemer, PreSker, Läm mer und Schirmer, sämtlich von der 3. Kompagnie de» 1. Tebatatllon» in Kiel, sind bisher von einer am Sonntag nachmittag unternommenen Segelpartte nicht zurückgekehrt und Ibei stürmischem Wetter anscheinend verunglückt. Die Kreuzer München und Magdeburg so wie die Schiff« Württemberg und Pelikan und einige Torpedobooote befinden sich gegenwärtig auf her Suche nach den vermißten. * 67 Personen bei eine«» Tempelbrand Mngekommen. Au» Schan »hat wird gemeldet, daß dort bei dem Brand eine» Tempel» 67 Personen um» Leben gekommen sind. Die Zahl der verwundeten soll einige hundert betragen. Nähere Einzelheiten fehlen noch. * Schwere» Eisenbahnunglück. Aus der Linie Bene- pent—Neapel stieß der von Foggia kommend« Ex- Preßzug auf einen Güterzug. von diesem wurden fünf Wagen zertrümmert. Der Zugführer, der Kondukteur und zehn Reisende de» Expreßzuge» sind schwer, über zwanzig Passagiere leicht verletzt Worden. * Italienische Matrosen «»ter VergistungSerschet- nungen erkrankt. Ein großer Teil der Vesatzung de» im Hafen von Neapel liegenden italienischen Krieg»schtf. fe» Bronte erkrankte unter schweren Vergiftung»«!- scheinungen. Zwei Maschinisten sind bereit» gestor ben, und 78 Mann liegen noch schwer krank darnie der. Di« Vergiftung ist auf den Genuß von verdorbe nem Konservenfletsch, da» au» den staatlichen Magazinen geliefert wurde, zurückzuführen. * Fümf «««etfer getötet. Eine Dchesche au» Agna Callente (Mexiko) meldet r Der amerttants-e Minen besitzer Walker und seine Gattin wurden von 11 An. gestellten, da st« da» Geld zur Lo-nau»za-lung nicht aufdringen konnten, angegriffen. Walker und seine Frau verteidigten sich mit einer Pistol« und einem Ge wehre und tvteten'füns ihrer Angretser. Drei wurden schwer verletzt. Die beiden fanden Zuflucht bet einem Geistlichen, bi» der amerikanische Konsul mexikani sche RHterung»truPP«n Herbetgeschafft hatte. Das Programm zum Empfang äer HochzeilsgSste. Die Fürstlichkeiten, die zur Hochzett der Prinzessin Viktoria Luise stach Berlin Kommen, werden vom Kaiser, dem Kronprinzen und den übrigen Prinzen auf d«m Bahnhof empfangen. Der König und di« Königin von England treffen, wie schon berichtet, morgen vormittag aus dem Lehrter Bahnhof ein. Dort nimmt die Letbkom- pagnte de» 1. Garderegiment» zu Fuß Ausstellung. Der Zug nach dem königlichen Schloß bewegt sich über di« Alsen brück« und den Königoplatz, die Stegesallee und die Char lottenburger Chaussee entlang durch das Brandenburger Tor auf der Mtttelpromenade Mter den Linden nach dem Schloßhof, wo da» 8. Garderegiment zu Fuß die zweite Ehrenkompagnie ausgestellt hat. Die Eskorte während der Fahrt zum Schloß wird von einer Schwadron der 1. Garde dragoner, deren Chef der englische König ist, und von einer Schwadron der Dardekürafsiere gestellt. Am gleichen Tage trifft der Herzog von Cumberland mit der Herzogin auf dem Anhalter Bahnhof ein. Auch hier stellt da» 1. Garderegi- ment di« Ehrenkompagnie auf dem Bahnhof. Der Wagen der Fürstlichkeiten, der durch die Königgrätzer Straße, über den Potsdamer Platz durch die Eiegesalle«, di« Charlotten burger Chaussee und die Linden entlangfährt, wird von der Leibschwadron de» Gardekürassierregiment» eskortiert. Der Zar von Rußland, in dessen Begleitung .sich Oberhofmarfchall Graf Benkendorf, die Flügeladjutanten , Fürst Orlow, v. Drenteln und Naryschkin sowie der Palastkommandant General.Djedulin befinden, trifft am Donnerstag auf dem Anhalter,Bahnhof ein. sver Zar zieht auf dem gleichen Wege in Berlin ein wie der Herzog von Cumberland. Das 1. Garderegtment stellt di« Ehrenkompagnie auf dem Bahn- Hof, und auf dem Schloßhof steht eine Ehrenkompagnie de» Kaiser-Alexander-Gard egrenadierregiments, dessen Chef der Zar ist. Die Ehreneskorte de» Zaren wird von der ersten Schwadron de» 2. Eardedragonerregiments gestellt, dessen Chef die Zarin und der Zar sind. Am Donnerstag vormit tag um 9 Uhr trifft außerdem die Erotzherzigin - Witwe Luise von Baden auf dem Anhalter Bahnhof ein. Am glei chen Tag um 6 Uhr früh kommen auf dem Stettiner Bahn- Hof Prinzessin Waldemar und Prinz Axel von Dänemark an. —< .Anläßlich der Einzugs- und Hochzeitsfeierlichkeiten wird das Zeppelinluftschiff Hansa bei günstiger Witterung einige Fahrten über Berlin «»»führen. Die Preßburger Branäkatastrophe 19 «09 Obdachlose. — 38 Schwerverletzte. -- Die Hilfsaktion. — Die Ursache de» Brande». Wien, 18. Mai. Der orkanartige Wind, der am Sonnabend in Preßburg herrschte, und der an der ungeheuren Ausbreitung des Bran des die Schuld trug, legt« stch abend» 8 Uhr, so daß der Brand allmählich eingedämint werden konnte. Erst jetzt konnte der Umfang der Katastrophe einigermaßen überblickt werden. Ueberall sah man Schutt und Trümmer. Vielfach lag ver kohltes Gebälk« herum und machte jede» Eindringen in die Gäßchen »»möglich. Was nicht da« Feuer verwüstete, hatte da» Wasser ruiniert. In den Gassen, in denen der Brand bereit» erloschen ist, patrouilliert Militär, um das Wieder- aufglimmen de» Brandes zu unterdrücken. Es sind folgende Gassen niedergebrannt: Lyzeumgass«, Bel - Matya» - Gasse, Konventgass«, Klarifsengaff«. , Inmitten de» -rennenden Viertel» stand der alte Tem pel, «ine» der interessantesten Gebäude Alt-Pretzburg». Die Nikolauskirche, eine» der bekanntesten Kunstdenkmäler Preß burg», fiel den Flammen -um Opfer. Da» Kapuzinerklaster wurde zum Teil beschädigt. «Lerchs ordnet« der Obergespan di« vollständige Delogierung de« ganzen Stadtviertel» an. Für 10 000 Menschen mußte in aller Eile Obdach geschaffen werden. Mit Bettdecken beladen zogen die Obdachlosen in langem, traurigem Zuge unter Führung von städtischen Be- amten in die al» Asyle bezeichneten Gebäude, so in die Palffykaserne, Realschule, Palai» der königlichen Tafel, Stadthaus, städtische« Spital und in einen Trakt de» Palais de» Erzherzog» Friedrich. Geistliche und Seelsorger aller Konfessionen trösteten die verzweifelten Abbrändler, die ihre ganze Habe verloren haben. Besonders sind viele kleine Geschäftsleute zu Bettlern geworden. Rührend ist di« Teil nahme der Bevölkerung. Gs wurden sofort Eeldsammlun- gen eingelettet sowie Kleider, Decken und Lebensmittel den Aermsten zur Verfügung gestellt. Wie von anderer Sette noch gemeldet wird, ergab eine unter der Pretzburger Aristokratie veranstaltete Sammlung bereit» etwa 1200 000 Kronen. Au» Wien trafen auf Veranlassung de» Kaiser» 8000 Laib Brot ein, ebenso erhebliche Mengen au» anderen Städten. Nach polizeilichen Feststellungen ist eine größere Anzahl Personen, wie e» heißt, etwa 800, verletzt worden, davon 38 schwer. Mehrere von ihnen dürften kaum mit dem Leben davonkommen. Ueber diq Ursache de» Brande» laufen verschiedene Gerüchte. Am wahrscheinlichsten wird di« Ber. fion hingestellt, nach der der Brand durch mit Streichhölzern spielende Kinder verursacht wurde. Andererseits verlautet, daß da» Feuer durch Selbstentzündung eine» an der Petöfi, straß« befindlichen Heuschober» entstanden ist, der sich dicht hinter dem Hause befand, von dem au» da» Feuer seinen Anfang nahm. Da in dem Hause ein« Hochzeit gefeiert wurde, bemerkte man nicht sogleich den Ausbruch de» Bran de», so daß bereit» drei Häuser in Hellen Flammen standen, al» die Hochzeitsgäste auf da» Feuer aufmerksam wurden. Di« Polizei ist augenblicklich mit einer strengen Untersuchung beschäftigt. Der Schaden dürfte trotz de» großen Umfang» der Katastrophe -wei Millionen Kronen nicht übersteigen, da, m« erwähnt, von dem Brande hauptsächlich arme Leute be troffen find. , , , '