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Fonnlags-Unlkrhaltungsblatt - - - des SSchfischkn Cyählers. - ttLA 'f AM« Smmt«-r «khrtfl und Obrigkeit. Der Thrift soll in feinem Christen- stand« ^Gott geben, wzrsGottes ist", in seiner bürgerlichen Stellung aber nach dem Wokte des Herrn heucheln: ^So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist!" Damit ist gesagt, er soll ein rechter Untertan der Obrigkeit sein, die Gewalt über ihn hat, aber nicht aus Furcht vor dieser Gewalt, solchem au» Pflicht und Gewissen heraus. Denn es ist keine Obrig keit ohne von Sott, sagt der Apostel zu den Römern. Wer sich der Obrigkeit widnsetzt, der widerstrebet Gottes Ord nung. Rur wer Unrecht tut, der hat die Obrigkeit zu fürch ten, wer aber Unrecht leidet, dem verleiht di« Obrigkeit ihren Schutz. Und nur, wenn die Gebote der Obrigkeit erfüllt werden, gedeihet das Land und gedeihen, die in ihm woh nen. Der große Krieg hat uns alle ermahnt, dem Kaiser zu geben, was des Kaiser» ist. Und wir gingen hin und gaben ihm unser Liebstes, den Mann, den Sohn, den Bruder, und dann gingen wir hin und brachten ihm den Zoll, dessen er bedarf, um unser Vaterland zu schützen und di« Feind« zu schlagen, die ausgezogen waren, um unser» Frieden, unsere Freiheit zu vernichten, unsere gedeihliche Arbeit zu stören. Aber alles, was wir gaben und brachten, war nicht genug. Die Obrigkeit forderte von uns allen: ihr müßt noch dies und jenes tun, damit wir siegen können. Ähr müßt euch ein schränken, ihr müßt gewissenhaft« Angaben machen, ihr müht einander fördern und dürft einander nicht schädigen. Haben wir wirtlich alle nach solchen Geboten der Obrigkeit gehan- Prinzeß Low» Verzicht. Roman von H. Lonrtho-Motzkor. - (26. Fortsetzung.) (Aachbruck verboten^ Al» sie dann virkhühnchen auf «inen Diwan gebettet hatte, sagte sie ernst: .Morgen wirt» Graf FatteWmsen beigesett. W«ßt Du — ich würde so gern babei sein, um «m seiner Gruft zu beten. Aber da ist sicher «ne so Münzend« Trauergesellschast beislmunen, und ich würde vor Scheu nicht wissen, was ich tun sollte. So will ich hier für ihn bete» und ihm im Heizen dankenfür seine Güte. Er hat rpeine» Leben mit einem Mole eine glückliche Wendung gegeben. Es heißt zwar: Reichtum macht nicht glücklich, aber d« Sprichwort hoben sicher Menschen «rftmden, die nicht wuß ten, wie bittet Armut sein kann. Sieh, wenn Aaron Schw- gell nun arm wär« und keine arme Frau heiraten könnte —. man weiß ja nicht, ob es so ist — dann würde mir doch diese Erbschaft zu meinem Glück verhelfen. — Meinst Du, daß er bald etwas von sich hören läßt?" .Wir wollen es hoffen, Kindchen. Schade ist e» doch, daß Du nun den Prinzen nicht magst!" Prinzeß Lolo küßte lächelnd die alte Dame. „Ich mag ihn aber mm einmal nicht!" Dann ging sie füll hinaus und auf ihren jung«, «ei- chen Zügen lag ein sehnsüchtiger Slang. delt? Wohl nicht! Wie viele unter uns — das beweist der . große Streik, den wir jetzt erlebten — murren, daß sie nicht mehr in Lust und Überfluß leben können, wieviele handeln eigennützig in geradezu schamwser Art, wie viele mißbrau chen das Mitleid und die Liebe, wie viel« nörgeln an der schweren Arbeit, die gerade jetzt der Obrigkeit obliegt, anstatt ihr beizustehen und ihr Ansehen zu fördern! Und wie steht - es mit uns untereinander? Sind wir Christenmenschen, wenn wir des Sonntags die Kirche besuchen und dennoch be rechnen, wie hoch wir die Preise für unsere Waren aufschla gen können, um recht viel an der Not der Zett zu verdienen, oder wenn wir dennoch sonstigen Gesetzen und Verordnun gen der Obrigkeit trotzen, die diese zum Wohl« aller erlassen mußte? Nein, wer die Kirche besucht, wer Gottes Wort hört und nicht empfängt im Herzen und nicht mit nach Hause trägt, der ist ein Heuchler! Das Christentum, die Religion muh Tat und Wahrheit werden in uns, auch im Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, sintemal Regieren schwerer ist denn gehorchen! Seid niemand nichts schuldig, denn daß ihr euch untereinander liebet! Denn wer den andern liebet, der hat das Gesetz erfüllt! Dazu fehlt uns nur zu ost die unser ganzes Herz durchdringende Gottes- und Nächstenliebe, die willig in den Geboten Gottes geht und seinen Willen auch in allen Verhältnissen des bürgerlichen Lebens heilig hält! — Brett«, Herr, dein Reich auf Erden auch in unserm Land« aus, daß wir deine Bürger werden, zichen in dein Vater haus, Frieden und Gerechtigkeit, gib uns Gott zu aller Zeit! Mit großer Wichtigkeit und Genauigkeit hatte Prinzeß Lolo das Schreiben an Justizrat Dr Hofer abgefaßt, in -em sie ihren Verzicht auf die Hand de» Prinzen Joachim doku mentierte. Nun wurde dieser Verzicht in einem «inpeschri«. denen Briese «»gesandt. Prinzehchen trug ihn mit Birk hühnchen zusammen selbst zur Post. - An demselben Tag« reiste Prinzeß Renate «ck», beglettet von einer neuen Kammerzofe, di« sie für sich engagiert hatte. Die übrige Bedienung sollte sie im Stift vorfind««. Ihre Durchlaucht hatte in diesen Tagen eine fieberhafte Eile ent faltet. Die Köchin, Bielke und das Hausmächen wurden ohne Unterlaß von ihr hm und her gejagt mit allerlei Lusttägen. Ihre Koffer hatte bereits di« neue Zofe gepackt. Die Mahlzetten hatte sie in ihrem Zimmer eingenom men, und wenn sie eimnal zufWg Fräulein von Birkhuhn oder ihrer Schwester im Hause oder im Park begegnete, dann sah sie über diese beiden Menschen, die es gewagt hat- ten, ihr die Wahrheit zu sagen, hinweg, als ob Lust wä ren. Auch als sie zur Abrufe fertig war, hatte sie mtt Lola nur noch ein« kurze Unterredung, di« sich aus Äußerlichkeiten bezog. Triumphierend hatte sie zuvor der Schwester nach gesehen, als diese mtt dem Briefe an Dr. Hofer zur Post ging. Nun wußte sie, daß der Würfel gefallen war. Prinz Joa chims Brief steckte, noch hinter dem Bücherschrank. Würde er da eines Tages gefunden, — wer wollte chr dann bewei sen, daß sie es ««wesen, die ihn in diese» ««steck geschleudert hatte? Jedenfalls war «s dann za spat. Lol» hatte den Ver zicht abgeschickt. Prinz Joachim winde ihre Weigerung, chn zu heiraten, für «in« deutliche Antwort auf seinen Wies Hal- ten und sich trotz seiner Zuversicht ungeliebt glauben W*-