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29 mikroscopischen Körnchen und Dendriten, dann in dickeren Ueberzügen der Spaltungsflächen oder Ränder studiren können. Oft war ich auch in der Lage, nicht nur auf mikroscopischem, sondern auch auf chemischem Wege darzuthun, dass solche Neu bildungen in der That auf Kosten des Metallgehaltes des betref fenden Silicats entstehen. Am Besten gelang dies bei Augiten und Hornblenden, aber auch bei Glimmern, z. B. aus Propylit von Schemnitz und Granit von Baden. Wird das Silicat zuerst mit passender Säure behandelt, so geht der Kies völlig in Lösung, während Augit und Hornblende wenig oder gar nicht angegriffen werden. Schliesst man alsdann den Rest des Silicats mit kohlen saurem Natron-Kali auf, so erhält man bei Anwendung hinläng licher Mengen in beiden Lösungen genau die gleichen metallischen Bestandtheile. Es ist damit nicht nur bewiesen, dass sich der betreffende Kies auf Kosten des Silicates gebildet hat, in welchem er vorkommt, sondern auch, dass die Extraction der Metalle nicht auf einmal, sondern allmählich erfolgt, was für die Erklärung mancher auf Erzgängen beobachteten Erscheinungen, besonders der Wiederkehr desselben Schwefelmetalls in mehreren Genera tionen von grosser Wichtigkeit ist. Selbstverständlich treten complicirtere Verhältnisse auf, wenn dasselbe Nebengestein wieder holt ausgelaugt wird und sich auf älteren Gängen in demselben die Producte der Zersetzung der leichter, auf den jüngern aber jene der schwerer angreifbaren Silicate concentriren, wie diess z. B. im Erzgebirge und speciell in der Gegend von Freiberg der Fall ist 1 ), und noch mehr dann, wenn dieselben Gänge mehr fach in kurzen Distanzen hintereinander gelegene, gänzlich ver schiedene Nebengesteine durchsetzen, wie es u. A. bei manchen der berühmten Gänge von Schneeberg im Erzgebirge stattfindet 2 ). Hier ist die genaueste chemische Untersuchung aller einzelnen von dem betreffenden Gange durchsetzten Felsarten nothwendig, um zu erfahren, welche Substanzen jede zu der Gangausfüllung beigetragen hat. Das verursacht zweifellos viel Arbeit, aber nach 1) Berg- und Hüttenm. Zeitung 1880, S. 391. 2) H. Müller, Der Erzdistrict von Schneeberg in v. Cotta’s Gang studien III, S. 1—222.