Wenige geologische Erscheinungen hieten scheinbar so viele Räthsel dar, deren Losung nicht blos für die Wissenschaft, son dern auch für die Volkswirtlischaft von grösstem Interesse ist, als die Erzlagerstätten und besonders die Erzgänge. Man darf sich daher nicht wundern, dass seit dem Beginne der Ausbildung der Geologie als Wissenschaft fortwährend Versuche zur Erklärung der Bildungsweise der letzteren gemacht worden sind,' welche natürlich stets im Sinne der jeweils in der Wissenschaft herrschen den Richtung ausfielen. So ist die Werner sehe Erklärungsweise l ), die sog. Descensionstheorie, eine rein neptunistische und lässt sich die Gänge ausschliesslich von oben herab durch Absatz von Erzen aus Flüssigkeiten ausfüllen, ohne jedoch Rechenschaft darüber zu geben, woher diese Flüssigkeiten ihren Metallgehalt entnommen haben. Die Descensionstheorie ist noch heute für alle Fälle arültig, wo sich in höher gelegenen Gesteinen jene Körper mit Sicherheit nachweisen lassen, welche sich in Höhlungen und auf Spalten tieferer Gesteine, die solche Stoffe ursprünglich nicht enthielten, als Erzlagerstätten angesammelt haben. Bilden die Erze Spalt- ausfüllungen, so kommen ihnen alle Eigenschaften von Erzgängen zu. Soweit meine Kenntniss von Erzlagerstätten reicht, sind Aus füllungen von Spalten durch Erze, die sich bestimmt als von oben infiltrirt nachweisen lassen, nicht sehr häufig, die von irregulären Hohlräumen mit solchen aber sehr gewöhnlich. Ein ausgezeich netes Beispiel für letztere liefert die Blei-Zink-Erzlagerstätte von 1) A. G. Werner, Neue Theorie von der Entstehung’ der Gänge 1701.