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mentsuniform weiter tragen durften, und solchen, die nur allgemein eine Armeeunisorm zu tragen berechtigt sind. Diese „wohl erworbenen Rechte" waren auch durch die Revolution nicht angetastet und in der Verfassung ausdrücklich garan tiert worden. Die Offiziere, die durch Erlaß des Reichsprä sidenten Ebert in den Jahren 1919 und 1920 verabschiedet wurden, erhielten längst nicht alle das Recht auf die Uniform. Jnfolaedessen werden auch in Zukunft nur eine beschränkte Anzahl von Offizieren die alte Uniform anlegen können, und es ist zu wünschen, daß die Kontrolle streng gehandhabt wird, damit nicht, wie es vorgekommen ist, Unberechtigte Vas Ehrenkleid des Soldaten tragen. Damit wird die beste Ga rantie geschaffen, daß mit der Uniform kein Mißbrauch ge trieben wird. Durch die Verordnung ist das alte Gesetz wieder in Kraft gesetzt. Nach ihm gilt die Erlaubnis zum Tragen der Uniform nicht etwa unbeschränkt. Das Tragen der Uniform wird erlaubt sein bei Aus stellung und Ausrückung von Vereinen, bei Vereinsfestlich keiten, bei der Beerdigung von Vcrcinsmitgliedcrn, bei son stigen vaterländischen Festen und bei der eigenen Trauung. ss Ein Jahr Reparationszahlungen. Verlier, 1. September. (Drahtber.) Wie der General agent für Reparationszahlungen mitteilt, hat die Deutsche Reichsbahngesellschaft am 31. August die am 1. September 1928 noch fälligen Zinsen ihrer Rcparationsobligationen be zahlt. Damit sind die von Deutschland in dem am 1. Sep tember v. I. begonnenen ersten Geschäftsjahre des Sachvcr- ständigenplanes zu leistenden Zahlungen vollständig bewirkt. Die Räumung von Cleve. Eleve, 1. September. (Drahtber.) Als erste Stadt der nördlichen seit 1918 besetzten Rheinlandzone ist die Stadt Eleve von den belgischen Besatzungstruppcn geräumt mor den. Die Kaserne wurde heute der Stadtverwaltung über geben. Es verblieb eine unsichtbare Besatzung, bestehend aus einem Delegierten und einigen Gendarmen am Ort. ° Besorgnisse wegen der in Sweida eingefchlossenen Franzosen. Poris, 1. September. (Drahtber.) Der Korrespondent des „Temps" in Beirut berichtet über die Lage in Sweida, in Beirut sei man über das Schicksal der Garnison von Sweida sehr beunruhigt, um so mehr, als man keine genauen Nachrichten über die Ereignisse habe, die sich dort abspiclcn. Die belagerte Garnison liege in einer noch aus der Türken zeit stammenden Kaserne, die äußerst solide gebaut sei; sie liege im Osten außerhalb der Stadt. Große Schwierigkei ten könnten wegen der Wasserversorgung entstehen. Bis in die letzten Jahre habe ganz Sweida und auch die Garnison Wasser aus großen Zisternen herbcischaffcn müssen. Vor kurzem habe man vom Gebirge her eine Wasserleitung ge legt, von der aus sich ein Arm abzweige, der direkt in die Kaserne führe. Man hoffe, daß die Drusen diesen zweiten Arm nicht abgcschnitten haben. * Paris, 1. September. (Drahber.) Havas berichtet aus Fez. In der Nacht zum 1. September ist im Flugzeughafen von Fez eine Feuersbrunst ausgcbrochcn. Der Schaden soll Nicht beträchtlich sein. Paris, 1. September. (Drahtber.) Ucbcr den Brand im Flugzeugpark von Fez erklärt Havas, daß er in einem Zelt, in dem sich zwei Autos befanden, ausgcbrochcn fei. Ein Wa genführer, der in diesem Zelte schlief, ist leicht verletzt wor den. Das Feuer tonnte bald gelöscht werden. Eine Unter suchung ist eingeleitct worden. Paris, 1. September. (Drahtber.) Wie Havas aus Fez berichtet, soll ein spanisches Truppentransportschiff, das mit Truppen nach der Alhuccma-Bucht unterwegs war, gesunken sein. Für die Preissenkungen auf dem Lebensrnittelrnarkt. Berlin, 2. September. (Drahtber.) Im Reichsministe rium für Ernährung und Landwirtschaft fand gestern eine Besprechung mit Vertretern der großen Verbände von In dustrie und Handel über die Frage der Preissenkung auf dem Ücbensmittclmarkt statt. Ministerialdirektor Dr. Bcyerlein betonte, die Reichsrcgierung lege den größten Wert darauf, daß die Verbünde sich bei ihren Mitgliedern mit allem Nach druck für eine Herabsetzung der Preise auf ein normales und erträgliches Maß cinsetztcn. Von den Verbänden wurde zwar auf die schmierige Lage einzelner Wirtschastsgruppen hingewiescn, im übrigen jedoch die Bereitwilligkeit ausge sprochen, die Reichsrcgierung bei ihrer Prcissenkungsaktion zu unterstützen. Peter Spahn Der Rcichstogsabgeordnete des Zentrums, Peter Spahn ist in Wildlingen, wo er zur Erholung weilte, in der Nacht zum Dienstag gestorben. Sein Nachfolger im Reichstag ist der Geschäftsführer des Dcutsel)en Windthorstbundcs, Stu dienassessor a. D. Dr. K r o n e. — Mit Peter Spahn verliert das Zentrum eine Führerpersönlichkeit, die zwei Jahr zehnte hindurch nach dem Tode Windthorsts der Zentrums politik Richtung und Inhalt gab. Spahn wurde am 22. Mai 1846 in Winkel am Rhein im ehemaligen Herzogtum Nassau geboren. Rach dem Besuch des Gymnasiums wandte er sich dein Studium der Rechtswissenschaften zu, und im Mai 1869 trat er als Auskalkulator beim Appellationsge richt Wiesbaden in den preußisck)cn Iustizdienst ein, dem er sich bis 1898, zuletzt als Kammergerichtsrat in Berlin, wid mete. Seit 1. Juni desselben Jahres ab war Spahn sieben Jahre lang Reichsgerichtsrat in Leipzig, bis er mit der Be rufung zum Obcrlandcsgerichtspräsidenten in Kiel und später in Frankfurt a. M. seine juristische Laufbahn wieder im preußischen Dienst beschloß. Das Jahr 1909 brachte ihm die Ernennung zum Wirkl. Geheimen Oberjustizrat. Nicht minder erfolgreich war Spahns politische Lauf bahn. Bereits im Jahre 1884 wurde er von dem Wahl kreis Braunsbcrg als Zentrumsobgeordncter in den Reichs tag gesandt, nachdem er schon zwei Jahre vorher ein Man ¬ dat lm Preußischen Abgeordnetenhaus erhalten hatte. Unter Windthorsts Führung nahm Spahn in beiden Parlamen ten bald regen Anteil an den gesetzgeberischen Arbeiten, ver mochte aber erst nach dem Tode Windthorsts seine Bega bung voll zur Geltung bringen. Und mit diesem Zeitpunkt beginnt sein entscheidender Einfluß auf die Zentrumspolitik, der äußerlich im Jahre 1912 durch seine Ernennung zum Vorsitzenden der Zentrumsfraktion des Reichstages zum Ausdruck kam. Peter Spahn war ein entschiedener Ver treter des rechten Flügels des Zentrums. So fand schon die monarchische Regierung in Preußen und im Reich in ihm eine starke Stütze. Bei so einschneidenden Gesetzen wie der Zollvorlagc, den Flottengesetzen und den Reichs wehrvorlagen des Jahres 1912 sicherte ^sein Einfluß der Regierung die Zustimmung des Zentrums. Im Jahre 1917 wurde er zum preußischen Justizminister ernannt. Jedoch legte er nach den Ausbruch der Revolution dieses Amt nie der. In den letzten Jahren stand Spahn in einem scharfen Gegensatz zu dem linken Flügel seiner Partei unter Erzber ger und Wirth. Aus der Lohnbewegung. Weitere Teilstrciks der Bauarbeiter. Leipzig, 1. September. Infolge kommunistischer Ein flüsse hat sich ein Teil des Bauhandwerkes mit der Wieder aufnahme der Arbeit am heutigen Tage unter den in Ber lin angenommenen Beding ungen nicht einverstanden erklärt. Die Arbeiter bleiben daher in Leipzig zunächst noch der Ar beit fern. In einer Versammlung am heutigen Abend soll erst darüber beschlossen werden, ob sich die Leipziger Arbei terschaft den Berliner Beschlüssen unterwirft oder nicht. Einen gleichen Beschluß faßten die Bauarbeiter in Chcmni tz. Dessau, 1. September. Eine Versammlung streikender Bauarbeiter in Dessau hat mit Zweidrittelmehrheit beschla fen, dem Berliner Schiedssprüche nicht Folge zu leisten und den Ausstand in Dessau fortzusctzcn. Streik in den Glaswerken der preußischen Lausitz. Hoyerswerda, 1. September. Die Glasarbeiter der Glas werke von Hoyerswerda sind gestern in den Ausstand ge treten. Sic fordern 20 Praz. Lohnerhöhung und Wieder einführung des Achtstundentages. Der Lohnkonflikt bei der Reichsbahn. — Abwartende Haltung der Gewerkschaften. Berlin, 2. September. (Priv.-Tel.) Die Reichsbahn hat gestern bekanntgegcben, daß sie die in dem Verlauf der Ver handlungen gemachten Vorschläge für Lohnerhöhungen dort, wo die Eisenbahnarbciter hinter den gleichartigen Metall arbeitern der Privatindustrie Zurückbleiben, mit Wirkung vom 1. September durchführen wird. Die Stellung der Ge werkschaften zu diesem Angebot läßt sich dahin präzisieren, daß die Arbeitnehmer-Organisationen eine solche Erledigung des Lolmkonsliktes rundweg ablchnen. Die von der Reichs bahn angebotene Erhöhung der Löhne deckt sich mit dem auch im Schlichtungsverfahren von der Reichsbahn gemachten An gebot. Es handelt sich hierbei um Summen, die nach Mei nung der Gewerkschaften auch nicht im geringsten genügen, um der wirtschaftlichen Lage der Arbeitnehmer Rechnung zu tragen. Die Arbeitnehmer-Organisationen werden den heutigen Tag noch abmartcn, da man hofft, daß der Rcichs- arbeitsminister von sich aus einen neuen Schlichter beruft. Wenn diese Hoffnung enttäuscht wird, werden die Gewerk schaften die Initiative ergreifen und die Stellung eines neuen Schlichters beim Rcichsarbeitsnrinistcr beantragen. Unter den Arbeitnehmern im Reich und auch in Berlin besteht eine ausgesprochene Streikneigung, die jedoch von den Gewerkschaften nut aller Energie cingcdümrnt wird. Die Gewerkschaften wollen unter keinen Umständen einen Streik, solange nicht alle Mittel, auf dem Wege des Schlich tungsverfahrens zu einer Einigung zu kommen, erschöpft sind. Neues aus aller Wett. — Eröffnung des Flughafens Efsen. Die Eröffnung des ersten Vcrkehrsflughafens im Ruhrgebiet fand am Sonntag in Essen statt. Oberbürgermeister Bracht hielt als Vorsitzen der des Aussichtsrates der Luftverkehrsgesellschaft Ruhrgebiet die Wcihercde, auf dem im Mühlheim-Essener Stadtgebiet gelegenen Handelsflughasen, der als erster, aber nicht ein ziger Handelsflughafen im Westen Deutschlands der Ein gliederung des gesamten rheinisch-westfälischen Industrie gebietes in das internationale Netz des Luftverkehrs dienen werde. — Raubmord im D-Zug. Dienstag abend wurde auf der Eiscnbahnstreckc Stendal—Berlin kurz hinter der Sta tion Schönhäuserdamm auf den Schienen eine weibliche Leiche gefunden. Es wurde festgestellt, daß ihr die Schmuck sachen und Schuhe fehlten. Nach den Ermittelungen der Kriminalpolizei handelt cs sich um eine in Amsterdam an sässige Hausangestellte, die im D-Zug Amsterdam—Berlin überfallen, beraubt und daiui aus dem Zuge geworfen wor den war. Obwohl nach Ankunft des Zuges auf dem Bahnhof Eharlottenburg sofort eine Durchsuchung der Wagen vorgc- nommen wudc. konnte der Täter nicht entdeckt werden. — Schüler beschießen einen D-Zug. Der V-Zug 3, Ham burg—Berlin, wurde am Sonntag zwischen Friedrichsruh und Schwarzenbek im Sachscnwalde beschossen., Die Kugeln durchschlugen ein Abtcilsenster, ohne aber Passagiere zu tref fen. Einige Reisende wurden durch Glassplitter verletzt. Der Polizei ist es gelungen, vier Hamburger Schüler als Tä ter sestzunchmen. — Todesfälle durch Starkstrom. In Altpriebkom im Kreise Neustettin wurde ein Schmied beim Weiterrücken einer Getrcidefuhre, die mit der Hochspannungsleitung in Berüh rung gekommen war, durch den Starkstrom getötet. Sein Sohn wurde schwerverletzt. — Auf dem Rittergute Kalpin lam bei der Ausstellung eines Mastes sür ein« Getreidemiete ein Arbeiter der Starkstromleitung zu nahe. Er wurde auf der Stelle getötet. — Tod durch Unvorsichtigkeit. In Braunsdorf bei Halle hielt trotz der Warnungen durch seine Arbeitskollegen Acetylenherstellungsopparat, dem Gas entströmte. Es er folgte eine Explosion, bei der Stammwitz getötet wurde, der Pumpenwärter Stammwitz ein Streichholz an den — Säureanschlag auf einen Arzt. Dem praktischen A > Dr. Schmidt in Halberstadt warf am Sonnabend ein frühere- Patient in dessen Zimmer eine Flasche mit Säure in» Ge sicht unter den Rufen: „Du wolltest mich töten, nun töte ich dich!" Glücklicherweise hatte der Arzt sofort die Augen ge schlossen; immerhin hat er erhebliche Verletzungen davon getragen. Als die Polizei den Täter sestnehmen wollte, chnitt er sich die Pulsadern auf und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Es scheint, daß der Angreifer nickt Herr einer gesunden Sinne war. — Der Tod in den Alpen. Bei der Besteigung der 3127 Meter hohen Tabarettaspitze in der Ortlcrgruvpe, die non dem Prinzen Colonna aus Neapel mit seinem Sekretär Giu liano unter Führung der bekannten Dolomitenklcttercr Franz und Rudolf Pingera unternommen wurde, stürzten Franz Pingera und der Sekretär Giuliano 300 Meter tief ab. Die furchtbar verstümmelten Leicl-en konnten geborgen werden. — Ein höherer Schupobeamter erschossen. Aus E r - furt meldet ein Wolfftelcgramm: Bei einer Verhaftung wurde hier Dienstag abend vor der Hauptpost der Leiter der politischen Abteilung der Schutzpolizei Geipel erschos sen. Der Häftling schoß dann auch auf seine Verfolger und verletzte einen Iustizhilsswachtmeistcr durch einen Schuß in den Oberschenkel. Dann wurde er von der Kugel des Poli- zeibcamtcn getroffen. Als er keine Möglichkeit zur Flucht sah, brachte er sich einen schweren Bauchschuß bei. Er wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus ge bracht. — Kirchenbrand in Prag. Dienstag mittag brach im Hauptturm der Niklas-Kirche auf der Prager Kleinseite ein Feuer aus, das wahrscheinlich von Handwerkern, die dorr Rcparaturarbeitcn ausführen, verursacht worden ist. Ge gen IN Ilhri schlug aus einem Fenster des Turmes die «nie Flamme heraus und nach fünf Minuten stand bereits der ganze Turm in Flammen. Das Innere des Turmes ist vollständig ausgebrannt. — Typhus in Lobenstein. Die Stadtverwaltung setzt die Einwohnerschaft davon in Kenntnis, daß in der Ge meinde bisher drei Typhusfälle festgestellt worden sind. — Die Typhusepidemic in Anklam. In der vergange nen Woche ist die Zahl der Typhuserkrankten weiter zu rückgegangen. Es wurden nur sechs neue Typhuserkrankte in das Krankenhaus eingcliefert, wo sich z. Zt. noch 113 an Typhus Erkrankte befinden. — Typhus auch in Petersburg. In Petersburg ist eine schwere Typhusepidemie ausgcbrochcn, die vermutlich auf den Zustand des Wassers und der Milch zurückzusühren ist. Die Spitäler sind überfüllt. — Konservenvergistung. Infolge des Genusses von Bohnensalat, der aus einem Eindunstglas hergestellt war, erkrankten in Stuttgart die Frau des Verlagsbuchhändlers Holzwarth, deren Dienstmädcl-en und Putzfrau so schwer, daß alle drei Personen noch im Laufe der Nacht und des heutigen Vormittags verstürben. — Notlandung im Stillen Ozean. Eines der zwischen San Francisco und Honululu verkehrenden Großflugzeuge mußte etwa 300 Meilen von San Francisco wegen eines Motordcscktes auf hoher See niedergehen. Es wurde von einem Torpedobootszerstlrer in Schlepptau genommen. — Kampf mit einem Irren. Aus Saaz (Böhmen) wird berichtet: In einer in unmittelbarer Nähe der Stadt liegenden Ziegelei hat sich ein furchtbarer Vorfall ereignet. Ilm 10 Uhr yachts bemerkte eine aus 15 Arbeitern be stehende Gruppe im Straßengraben eine kniccndc männliche Gestalt. Einer der Arbeiter leuchtete dem Kniccnden mit einer elektrischen Taschenlampe ins Gesicht. Da schnellte dieser empor und stürzte sich mit einer so unbeschreiblich Schrecken erregenden Gcberde den Arbeitern entgegen, daß olle fünfzehn entsetzt die Flucht ergriffen. Die Arbeiter waren im Dunkel der Nacht nach allen Seiten zerstoben, und als der Geistgestörte das Wohnhaus des Zicgeleibe- sitzcrs Schmidt erreicht hatte, wollte er in dieses gewaltsam cindringen. Das konnte, indem die Tür von innen rasch verschlossen wurde, verhindert werden. Aber der Rasende lies zu einem Fenster, das er mit einem Ruck aus den Angeln hob. Als er cinsteigen wollte, setzten sich der Ziege leibesitzer und sein Schwiegersohn zur Wehr. Dieser ver setzte dem Irrsinnigen zwei Stiche in den Arm, wobei ihm das Messer aus der Hand fiel. Seine Braut brachte ihm ein Küchenmesser, das er dem noch immer wütenden Ein dringling zweimal in die Brust stieß. Dann warf er den Schwerverletzten zum Fenster hinaus. Dieser ergriff einen schweren Prügel und ging abermals zum Angriff vor. Aber es gelang, ihm den Knüttel zu entwinden und ihn selbst damit niederzuschlagen. Noch lebend wurde er dann an einen Pfosten angebunden, worauf man Gendarmerie her- beiholte. Als diese cintraf, war jedoch der Mann bereits seinen Verletzungen erlegen. Er lehnte tot an dem Pfosten. In ihm wurde nun ein gewisser Schindler erkannt, der eben erst von Eger mit der Bahn angekommen war. — Merkwürdiges Butterbrot. Eine der hübschesten unter den zahlreichen Anekdoten von zerstreuten Professoren ist wohl die folgende Geschichte, die in einer schnredischcn Uni versitätsstadt vorgekommen sein soll (?): Bei einer größe ren Festlichkeit gab cs, wie üblich, zuerst als Vorgericht den Butterbrot-Tisch, der mit allen möglichen Delikatessen, Butter und Brot versehen ist. Der zerstreute Professor nahm sich einiges, vergaß aber das Brot, strich sich sehr sorgfältig die Butter auf die flache Hand und belegte sie mit allerlei guten Sachen. Gerade wollte er dieses „Butterbrot" in den Mund stecken und lief so Gefahr, sich einen Finger abzubeißen, als ein jüngerer Kollege den Professor darauf aufmerksam mochte, daß er ein Butter brot ohne passende Unterlage hatte. Der Professor, sehr er freut über die Aufmerksamkeit des anderen, aber immer noch in Gedanken, nahm die Hand mit dem merkwürdigen Butterbrot, und mit den Worten: „Ich danke Ihnen sehr, lieber Kollege!" klopste er ihm damit auf die Schulter des tadellosen Fracks. — Die Durchführung der Zwang»Verwaltung in Marien- bad nimmt ihren Fortgang. Die Erregung unter der Ein wohnerschaft und unter den Kurgästen breitet sich immer mehr aus. Häufig hört man Kurgäfte die Absicht ausspre-