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Der sächsische Erzähler : 03.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192509038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19250903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19250903
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-03
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 03.09.1925
- Autor
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Duisburgs Leiben in der Geparatisten-Zeii. Ein Rückblick auf schwere Zeiten. Ein gebürtiger Pottschapplitzer, der seit mehreren Jahren im Ruhrgebiet weilt, sendet uns einen Zeitungs bericht, dem wir folgendes entnehmen: Ende Oktober 1923 begann für die Bevölkerung Duis burgs, begünstigt von der Besatzung, wenn man nicht sagen will, unterstützt, eine Leidenszeit terroristischer Gewaltakte und Willkür, die sich mährend der mehrwöchigen Dauer fast bis zur Unerträglichkeit steigerte. Schon seit Wochen waren am politischen Horizont des Rheinländes drohende Wetterwolken, die auf eine separatistische Umsturzbcwegung im Rheinlande schließen ließen, aufgestiegen. Vom franzö sisch besetzten südlichen Rheinland aus suchten die Separa tisten auch hier Fuß zu fassen. Eine separatistische Versamm lung wäre in Duisburg nicht zustande gekommen, wenn nicht die Separatisten bei der belgischen Sicherheftspolizei willige Unterstützung gefunden hätten. Dazu ist noch zu bemerken, daß die Separatisten bei ihrer „friedlichen" Propaganda von der Tonhalle, wo sie ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatten, her in die Menge schossen, obwohl der Besitz und das Tragen Humor. Lr weiß, was er ist. Der berühmte Komponist Rossini machte die Anschriften seiner Briefe an seine Mutter folgendermaßen: ZUls rever. Signors stoosini, msckre clel cbleberrimo dlsestro. <An die verehrte Signora Rossini, die Mutter des hochberühmten Meisters.) Lin gemeinsamer Stammvater der schwäbischen Dichter? Einen Beitrag zur Erblichkeit der geistigen Begabung liefert die von Rath ermittelte, sehr beachtenswerte Tatsache, daß die schwäbischen Dich ter Uhland, Hölderlin, Hauff, Schwob und Mörike, ebenso die Ge lehrten Schelling, Hegel und Vischer blutsverwandt oder verschwä gert waren und zum Teil in einem Tübinger Professor des 16. Jahrhunderts „einen gemeinsamen Stammvater" besaßen. In die sem Zusammenhang sei auch gesagt, daß nach Dr. Ludwig Wilser eine Erblichkeit der geistigen Begabung kaum in Zweifel gezogen werden kann, wenn man sich beispielsweise noch an die Verwandt schaft von Künstlern wie Bach nnd Tizian oder Gelehrten wie Dar win und Bcrnoulli erinnert. Cs wäre wertvoll, wenn es der Ge- schlechtsersorschung gelänge, weitere derartige Derwandtschaftsbe- ziehung wie die zwischen den schwäbischen Dichtern festgestellten, urkundlich nachzuweisen. Neues aus aller Welt. — Vie Auseinandersetzung" zwischen Preußen und den Hohenzollern. Die Nachricht, daß zwischen dem preußischen Staate und dem vormaligen Königshause in den letzten Tagen durch das preußische Finanzministerium ein Ver gleich über die Dermögensauseinandersetzung abgeschlossen worden sei, wird dementiert. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst feststellt, ist die Nachricht nicht zutreffend. Rich tig ist nur, daß Verhandlungen wieder ausgenommen wur den, die noch schweben. Ein abschließendes Urteil über das Ergebnis der Verhandlungen ist, da ein solches noch nicht vorliegt, zur Zeit noch nicht möglich. — Max Hölz nach Groß-Slrehtth gebracht. Wie so eben bekannt wird, ist in der Nacht zum Sonntag der zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilte Kommunistenführer Max Hölz aus dem Breslauer Gefängnis, wo er sich seit zwei Jahren befand, in das Zuchthaus nach Groh-Strchlitz gebracht worden. Der Grund sür diese Wegbringung von Breslau dürste nicht zuletzt in den Demoi»strationen liegen, die die Breslauer Kommunisten zur Erzwingung der Frei lassung ihres Führers vor dem Breslauer Gefängnis aus- ungelegt. Z» diesem Zwecke wurden Mole» und Schutzdämme an gelegt, die aus Tausenden von kolossalen Granit- und Betonblök- ken, jeder einzelne Hunderte von Zentnern schwer, erbaut. Die erforderlichen Kies- und Sandmassen wurden aus der Elbe und Weser entnommen, wo sie bei den Baggerarbeiten herausgeschafft und aus Kähnen nach Helgoland gebracht wurden. So wuchsen die Anlagen von Jahr zu Jahr, bis sie als ein gewaltiger Triumpf der deutschen Ingenieure und Wasser bau k u n st zu Beginn des Krieges fertig dastanden. Gleichzeitig mit dem Bau der Festung wurden gewaltige Anlagen geschaffen, die dem ewigen Zerstörungswerk der Wellen nnd der atmosphäri schen Einflüsse an dem Felsen Einhalt gebieten sollten. Obgleich das Tauschgeschäft seinerzeit als unvorteilhaft vielfach scharf angcgrisscn wurde, so hat sich doch nach Ausbruch des Welt krieges deutlich erwiesen, wie richtig diese Erwerbung gewesen war. Dieses feste Seebollwcrk schützte nicht nur den Kai ser Wilhelm-Kanal und die großen deutschen Flußmün dungen und Handelsstädte, sondern war auch als wichtiger Flottenstützpunkt bei den Seegefechten bei Helgoland am 28. August 1914, am 24. Januar 1915 und 17. November 1917 von großer Bedeutung, so daß kein Feind deutschen Strand betreten konnten. Heute nun nach dem Willen unserer Feinde mußte das alles zerstört werden, und dazu bot der Versailler Vertrag die Handhabe. Aber es war, als wi dersetze sich die Kraft der auf dem Meeresgrund rührenden Wasser der Entweihung durch Menschenhand, es war schier auch eine Her- knlesarbeit, das zu zerschlagen, was deutscher Geist und deutsche Tatkraft sür die Ewigkeit errichtet hatten. Nunmehr ist die eigenartige Felseninsel wieder allein das friedliche Seebad, in dem Zehntausende Erholung und Zerstreuung suchen und finden. Wünschen wir, daß sie als einst am stärksten besuchtes Nordseebad ihren alten bewährten Ruf bald wieder ge winnt und damit auch wirtschaftlich gesundet. Wenn Helgoland imJahre 1926 die hundertjährige Jubelfeier seines Bestehens als Seebad begehen wird, so dürfte dieser Anlaß ein starker Antrieb werden, daß der Zu strom der Badereisenden wieder die alte Höhe erreicht. sofort ein« hohe Anzahlung. Später stellt sich aller al, Schwindel heraus: denn das Haus, in dem sich die Repara- turwerkstatt befinden soll, existiert gar nicht. Dresden, 2. September. Fassadenkletterer. Fassaden kletterer brachen in der Nacht zum 31. 8. in einer Villa in der Bergstraße ein und erbeuteten außer 1000 RM. barem Solde, Schmucksachen im Werte von etwa 30000 RM. Ilofsen, 2. September. SS Hamster gefangen. Der Gutsbesitzer Paul Horn in Reinsberg fing beim Abernten seines Haferfeldes. 96 Hamster. Leipzig, 2. September Ein Turn- und Sporlprofessor. Der Studienrat an der Deutschen Hochschule für Leibes übungen in Berlin Dr. Hermann Altrock ist zum Unioer» sitäts-Turn- und Sportlehrer und zum nichtplanmäßigen außerordentlichen Professor in der Philosophischen Fakul tät der Universität Leipzig ernannt worden. Leipzig, 2. September. Eine rohe Tat. In Rathendorf stach ein Knecht ein wertvolles Pferd mit einer Dünger gabel in den Hinterteil, weil cs einige Aehren genascht hatte. Das Tier erlitt eine Blutvergiftung und mußte ge tötet werden. Leipzig, 2. September. Raubüberfall. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend wurde in der Sternwarten straße, Nähe Roßplatz, ein Malermeister von einem unbe kannten Manne angesprochen. Gleichzeitig kam aber von der entgegengesetzten Straßenseite ein anderer Unbekann ter und schlug den Angesprochenen zu Boden. Als sich der Überfallene wieder erheben konnte, waren die beiden Männer verschwunden und mit ihnen die Brieftasche des Verletzten mit 160 Mark und verschiedenen Papieren. Leipzig, 2. September. Tod in den Bergen. Drei Mit glieder des Vereins für Leibesübungen in Leipzig-Stötteritz, Walter Riedeberger, Arthur Ungethüm und Paul Müller sind auf dem Rückwege von einer Besteigung des Mont- Blanc eine halbe Stunde vor der Mutthorn-Hlltte im Schnee vor Ermattung liegen geblieben und wurden tot aufgefun den. Lhemnih, 2. September. Zeigner in der Sommer frische. Die „Chemnitzer Volksstimme" teilt mit, daß sich der ehemalige Ministerpräsident mit seiner Familie in eine kleine Sommerfrische begeben habe. (!) Penig, 2. September. Durchgebrannt? Seit Montag voriger Woche wird hier der Bäckerlehrling Kreuthner ver mißt, der mit 100.— Mark zur Girokasse geschickt worden war, aber das Geld dort nicht eingeliesert hat. Am Mitt woch ist er in Leipzig gesehen worden; unter diesen Um ständen kann man darauf schließen, daß K. sich mit den 100 Mark vergnügte Tage in Leipzig macht. Penig, 2. September. Bau einer Kraslwagenstraße. Da die Stadt Penig durch einen überstarken Durchgangs verkehr von Last- und Personenkraftwagen sehr belästigt wird und dadurch die Einwohnerschaft nicht wenig gefähr det, ist eine besondere Kraftwagenstraße geplant, die die Stadt Penig umgeht. Plauen i. V., 2. September. Der Tod aus den Schienen. Ein entsetzlicher Nnglücksfall ereignete sich Dienstag früh auf-- dem Bahnhof Herlasgrün. Ein Händler namens Schlaunsky wollte mit dem Personenzug nach Plauen fah ren. Durch längeres Suchen nach einem Platz übersah er das Abfahrtssignal, und er versuchte, als sich der Zug in Bewegung setzte, nun schnell noch auszuspringen. Der Rei sende, der in der linken Hand ein Paket hielt, rutschte aus und kdm so unglücklich zum Stürzen, daß die Räder des vorletzten und letzten Wagens des Zuges über seine Beine himvegftchren. Er ist kprz darauf gestorben. Der Fahr dienstleiter hatte sich die größte Mühe gegeben, den Unglück lichen auf den Bahnsteig zu ziehen, um das Ueberfahren- werden zu verhindern, kam aber dabei selbst zu Fall und hätte beinahe das gleiche Schicksal des Ueberfahrenen er litten. Aus dem Gerichtssaal. * Zwei größere Strafprozess« kamen am Montag vor den, Dresdner Schöffengericht zur Verhandlung. In dem einen Tex- min hatte sich der 1876 geborene Verwaltungsinspektor Alfred Johannes Tittinann zu verantworten, der als Kassierer des Krankenhauses in Dresden-Friedrichstadt innerhalb Jahresfrist 35 000 RM. vereinnahmte Pslegekostenbeiträge der Dresdner Ortskrankenkasse unterschlagen und sich von den Geldern einesteils vergnügte schöne Tage gemacht, andererseits aber davon Darlehne gewährte oder sich an industriellen bezw. kaufmännischen Geschäften beteiligte. So will er von zwei Firmeninhabern um rund 10 000 RM. geschädigt worden sein, in einem anderen Falle ließ er seine Ehefrau als Mitgesellschafterin einer G. m. b. H. in Pirna eintra- gcn, die Kristallglasschleiserei betreibt nnd wozu Tittmann gleich falls 10 000 RM. vorstreckte. Weiter hatte er im Vorjahre von einem Professor mehrere Platingegenstände, einen Platintigel, der gleichen Trichter nnd vier Stück Platindraht zur Aufbewahrung im Kassenjchronk übergeben erhalten. Als der Angeklagte eines Tages dringend Geld brauchte, verkaufte er die Platingegenstände, er will daraus 250 Mark erlöst haben. Das Schöffengericht verurteilte den ungetreuen Beamte», der nicht in Not gehandelt hatte, wegen Unterschlagung im Amte und unrichtiger Buchführung zn insgesamt einem Jahr drei Monaten Gefängnis. Ein als Zeuge geladener Beamter, der Tittmann zu koutrollieren hatte, mußte unvereidigt bleiben, was aus ihu ein sehr merkwürdiges Licht warf. — Der andere Prozeß richtete sich gegen den 1896 zu Weigmannsdorf bei Freiberg geborenen früheren Polizciwachtmeister und jetzigen Be reiter Bruno Albin Böhme und gegen den 1900 zu Dresden ge borenen Maschinenbauer Johannes Otto Willy Lantzsch, beide vorbestrasl, die im Frühjahr mittels eines gefälschten Ausweises im Dresdner Stadtbereich für den „Nationalen Wahlfonds der Ver einigten Vaterländischen Verbände Dresdens" eine umfangreiche Sammeltätigkeit aber in die eigenen Taschen veranstaltet hatten, wobei sie beträchtliche Beträge erlangten. Nach dem Umfange ihrer Beteiligung wurden Böhme zu 5 Monaten, Lantzsch zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. von Waffen kn besetzten Gebiet verboten war. Ein klägliche» Fiasko erlitten die Hochverräter am 30. September, dem noch in lebhafter Erinnerung stehenden Düsseldorfer Blut sonntag. Auch hier unterstützten die Franzosen die Bewe gung. Am 21. Oktober glaubten dann die Sonderbündler den Zeitpunkt für gekommen, von Aachen aus, wo sie die öffent lichen Gebäude durch Handstreich in Besitz genommen hatten, die Republik Rheinland auszurufen. Am 22. Oktober kam die bedrohliche Nachricht, daß ein Handstreich auf Duisburg geplant sei und bereits Truppen der Sonderbündler auf dem Anmarsch seien. Die Stadtverwaltung traf sogleich umfang reiche Schutzmaßnahmen. Als gegen Abend etwa 150 Sepa ratisten in die Tonhalle eingedrungen waren, wurde das Lo kal von der Schupo gesäubert und die Sonderbündler zum Bahnhof zurückgetrieben. Daraufhin wurde oön dem belgi schen kommandierenden General der Befehl erteilt, daß sämtliche Abwehrmaßnahmep rückgängig gemacht werden müßten. Es hatten nunmehr die Separatisten leichtes Spiel. Unter Vorantrilt einiger belgischer Offiziere zogen die Son derbündler in den ersten Morgenstunden vom Bahnhof zum Rathaus, das sie besetzten. Mit Unterstützung der Besatzung wurde die blaue Polizei entwaffnet, die Schupo im Grüne wald interniert und die Stadtverwaltung für abgesetzt er klärt. Vom Rathaus, Stadttheater und anderen öffentlichen Gebäuden ivehtc am 23. Oktober zum Erstaunen der Bürger schaft die Flagge der Separatisten. Die Rheinische Ramblik war proklamiert, die Rheinische Republik war da. So be sagten wenigstens die Maueranschläge. Zweifelhafte, wenig vertrauenerweckende Gestalten versahen in den Straßen den „Sicherheits- und Ordnungsdienst". Gegen die gewaltsame, unberufene Einmischung in die städtische Verwaltung wand ten sich mit flammenden Protest die Vertreter der wirtschaft lichen und Stondes-Verbände und das Stadtverordneten kollegium. Am Mittag dieses Tages gelang es, den Separa tistenführer Engel, zum Verlassen des'Rathauses zu zwingen; jedoch nahm ihn der Ortsdelegierte der Besatzung, ein beson derer Freund der Separatisten, unter seinen Schutz. Als dann ließen die belgischen Gendarme größere Trupps Sepa ratisten ungestört in das Rathaus ein. In diesen Tagen war der Burgplatz von einer dichtgedrängten Menschenmenge um lagert, die lebhaft gegen die Fremdherrschaft der» ungelade nen Gäste proklamierte. Wessen Geisteskind die Separatisten waren, bewiesen sie durch einen Einbruch in die Kleiderkam mer der städtischen Polizei und erbrachten dadurch ihren Be fähigungsnachweis als Mitglieder von der ^Zunft der Lang finger". Auf diese Weise verschafften sich rund 150 Separa tisten Polizeiuniformen und Waffen. Die belgischen Krimi naloffiziere hielten es nicht für unter ihre Würde, gemein sam mit der neugebildeten Polizei, deren Mitglieder den Eindruck mittelalterlicher Panditen machten und zum Teil ehemalige oder entsprungene Zuchthäusler waren, den Burg platz und die Hauptstraßen zu säubern und auf wehr- und ahnungslose Passanten, Frauen und Kinder, mit Gummi knüppeln einzuschlagen. In diesen Tagen kam es wiederholt zu Zusammenstößen. Wenn bei dieser Gelegenheit die wchr- lose Menge vor den bewaffneten separatistischen Horden flüch tete, machten die Franzosen FilmausnaMnen, um sie zum Zwecke ihrer Lügenpropagnda zu verwenden. Bei diesem Vorgehen der belgisch-separatistischen „Bundesgenosse»^ wurden in der Zeit vom 24. bis 31. Oktober von der Sani» tätskolonne 90 Verwundete u. vom Arbeiter-Samariterbund 71 Verletzte verbunden; ferner wurden Z Tote eingeliefert. Es kam schließlich auch in verschiedenen Stadtteilen zu Un- rulMi und Plünderungen. Trotzdem die Separatisten von Tag zu Tag immer mehr ihre Unfähigkeit, einen Verwal tungsapparat wie Duisburg zu dirigieren bewiesen, so glaubte doch die Besatzungsbehörde, ihre Freunde nachdrück lich unterstützen zu müssen. Ein Umschlag der Stimmung erfolgte er, als die Sepa ratisten in größerem Umfange Lebensmittel requirierten, durch Einbruch in eine Druckerei erlangtes, unfertiges Stadt notgeld in den Verkehr brachten und sich außer Stande zeig ten, es wieder einzulösen. Auch wurde ihnen mehrere Diebstähle nachgewiesen. Als sie dann überführt werden konnten, von einer Mehlsendung, die für die Ouäkerspeisung bedürftiger Schulkinder bestimmt war, 62 Sack entwendet zu haben, mußte auch die Besatzung zur Erkenntnis kommen, daß diese „Staatengründer" doch nicht die richtigen seien. Die Schupo konnte daher auf Befehl des kommandieren den Generals am 16. November unter der Kontrolle des bel gischen Gendarmeriechefs ihren Dienst wieder aufnehmen. Zu einem blutigen Zwischenfall führte noch einmal eine in der Nacht zum 20. November zur Vertreibung der Sepa ratisten aus dem Rathaus eingeleitete Aktion, die aber leider fehlschlug. Eine vorzeitige Schießerei, deren Opfer ein bel gischer Posten wurde, rief nämlich die Besatzung herbei. Et wa SO junge Leute wurden in der Schule an der Brüder straße bezw. Rosiny-Mühle sestgenommen und von den Se paratisten im Rathause in unmenschlicher Weise mißhandelt. 5 durch Mißhandlung Schwerverletzte mußten ins Kranken haus gebracht werden. Ein Unbeteiligter wurde erschossen. Später wurden dann die Teilnehmer an der Aktion von der Besatzung inhaftiert und sind über 36 Stunden ohne Speise und Trank gewesen. Im Dezember endete der Separatistenterror nach einer Dauer von 6 Wochen mit einem kläglichen Fiasko. Der Putsch hochverräterischer, rheinlandfremder Elemente schei terte an dem zähen widerstand und dem einigen Willen der vaterländisch gesinnten Bürgerschaft Duisburgs. Helgoland im Wechsel der Zeiten. Von Michel Georg. Rot ist das Land, Gelb ist der Sand, Grün ist der Strand: Das sind die Farben von Helgoland. Es gibt kaum ein Fleckchen Erde, das so eigenartig ist und im Lause der Jahrhunderte ein so bedeutungsvolles und wcchselreiches Schicksal gehabt hat, wie dasjenige, das in dem obigen Spruch tref fend gekennzeichnet ist: Helgoland, die kleine Insel in der Nordsee vor den Mündungen der Elbe, Weser und Eider mit seinen kaum 2500 Bewohnern. Das Eiland besteht aus dem felsigen, sich steil aus dem Meere bis zu 53 Meter Höhe erhebenden Oberland, das nur einen Umsang von 3978 Metern hat, und dem im Osten vor gelagerten flachen Unterlande mit nur 900 Meter Umfang, das mit dem Oberlande durch eine Treppe verbunden ist. Auf dem Ober lande steht eine kleineStadt, mit Kirche und etwa 500 Häu sern, während das Unterland nur etwa 60 Häuser zählt. Helgoland ist von einigen kleinen Sandinseln umgeben, deren größte die etwa 300 Meter lange und -100 Meter breite „lange Düne" im Osten der Insel Helgoland selbst ist. Auf ihr entstand schon vor fast 100 Jah ren ein Seebad, das sich im Laufe der Zeit so sehr entwickelte, daß Helgoland vor dem Kriege das am stärksten besuchte Nordseebad mar. Die Bewohner der Insel sind von altersher Friesen, ein zäher und harter Menschenschlag, und leben von Fischerei, Lotsendienst und namentlich von den Fremden, die das Seebad besuchen Die Insel, die in heidnischer Zeit nach der friesischen Güttin Foflta den Namen Fositasland trug, wurde später in christlicher Zeit von den Missionaren Helgoland (Heiliges Land) genannt. Die friesischen Bewohner des Eilandes behaupteten lange Zeit zähe ihre Frethät, bis die Herzöge von Holstein-Gottorp eine Seebürg er bauten und die Einwohner unter ihre Botmäßigkeit brachten. In diesem idyllischen Felscnnest empfing — so berichtet Frau Fama — die Herzogin Braua, die Goldhaarige, heimlich ihren Geliebten, während sich ihr Gemahl im Dreißigjährigen Kriege mit Wallen stein und den Kaiserlichen schlug. Einer ihrer Urenkel geriet mit den Dänen in Fehde, in deren Verlauf dänische Schisse in einer Gewitternacht des Jahres 1714 auf der Insel landeten und den Be sitzer wie einen Dachs im eigenen Bau singen. Mit schelen Augen sahen die Engländer fast ein Jahrhundert lang in dem Besitz der Jllsel durch die Dänen eine Gefährdung ihres Handels mit Ham burg und Bremen, bis sie während des englisch-dänischen Krieges im Jahre l807 kurzerhand die Insel besetzten, worauf sie ihnen 1814 im Kieler Frieden zugesprochen wurde. Unter der Herrschaft der Engländer wurde dann die Felsen insel bald als Seebad bekannt und geschätzt. Eine ganz andere Bedeutung aber gewann die Insel, als sie im Jahre 1890 durch Abkommen zwischen Deutschland und England von diesem an Deutschland gegen Ueberlassung der Schutzherrschast über Witu, Samaliland und den größten Teil von Sansibar abgetreten wurde Dem bei der Besitzergreifung gesprochenen Kaiserwort zufolge, daß Helgoland ein Schutz jein solle, wenn Feinde in die Nordsee eindrängen, wurde bald mit dem Ausbau des Oberland— »u Frstsetzungszwecken begonnen. Im Laufe d«r Jode» entstand ein neue», ein unterirdisches Helgoland, keinem Auge sichtbar — eine Felfendurg, wastenstnrrend nach außen, innen ade» et» kunstvoll -uogedau,» Stobi ml, vielen vielen Gängen nnd R»»«« — einer gau^o Anzahl Stockwerken unterein- «der. -etgataud glich «t»m stst»ee»»t««e» Panzerschiff auf hoher >u dam Uatarlaud «urd» außerdem »in künstlicher Hasen
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