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DerMHlWLrMer ZSrschofswerdcrer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- Mannschaft, der Schulinfpektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag der Buchdruckerei Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Femspr.Nr.22 Grschri«»«g*wetse: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Bezugspreis »ür die Zeit eines halben Monats: Frei ins Hau» halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SO Psg. Einzelnummer 15 Pfg. — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen feder,eit Bestellungen entgegen. 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Der Reichspräsident weilte am Montag zum Besuch in Hohenschwangau und besichtigte eingehend das königliche Schloß Neuschwan st ein. Nachmittags reiste der Reichspräsident unter begeisterten Hochrufen der zahlrei chen Sommergäste und Touristen wieder ab. * Die Stadt Eleve ist am Dienstag von den belgischen Truppen geräumt worden. * Ueber die Frage der Preissenkung aus dem Lebens- mitlelmarkt fand im Reichsministerium für Ernährung am Dienstag ein« Besprechung mit Vertretern der Verbände von Industrie und Handel statt. Die von der Stockholmer weltkirchenkonferenz eingesetzte Kommission hat ihre Aufgaben ausgenommen. * Der Zentrumsführer Peter Spahn ist in der Nacht zum Dienstag in Bad Wildung gestorben. Die Franzosen und Spanier haben mit der Beschießung der Rifküste begonnen. * Ein spanisches Truppentransportschiff, das mit Trup pen nach der Alhucemasbucht unterwegs war, soll gesunken sein. Im französischen Flughafen von Fez ist ein großer Schadenbrand ausgebrochen. Wie uns das Wolff-Büro meldet, werden die japanischen Flieger, die vor einigen Togen in Moskau gelandet sind, auch der deutschen Reichshauptstadt einen Besuch abstatten. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- führliches an anderer Stelle. Mofful. Don Thomas I. W e l l m a n n - Konstantinopel. Die „Orientalische Frage" hat jahrzehntelang die Welt beunruhigt und die Regierungen Europas gar manches Mal an den Abgrund blutiger Kriege gebracht, die meistens nur mit Mühe verhindert werden konnten. Der Weltkrieg, der in seinem Verlauf alle möglichen Völkerfragen aufgewühlt hatte, sollte bei seiner Liquidierung auch dieser „Orientali schen Frage" ein Ende bereiten. Jedenfalls hofft man so. Die nötigen Schritte waren dazu schon vor dem Kriege un ternommen worden. Mitten im Schlachtenlärm verhandelte man bereits hierüber galt doch vieles hiermit Zusammenhän gendes als Einsatz der Beteiligten. Die Lösung bestand ein fach in der Austeilung des Osmanischen Reiches, was her nach auch tatsächlich geschehen ist. Doch hat man sich gründ lich geirrt. Früher hat es nur eine orientalische Frage gegeben; heute gibt cs deren cbensooicle wie die Zahl der Staaten, die aus dem unermeßlichen Gebiet des Halbmondes herousgeschnitten worden sind. Eine bedeutende Stelle nimmt unter ihnen die Mossul-Angelegenheit ein. „Wenn mir die Bedeutung Mossuls und Mesopota miens bekannt gewesen wäre, so hätte ich sie Ihnen niemals zugcstandenl" rief Clemenceau auf einer Sitzung im Jahre 1919 erregt Lloyd Georges entgegen. — Dock selbst, wenn Herr Clemenceau dieses vorher gewußt hätte, so würden sich die Engländer davon durchaus nicht beeinflussen lassen. Auf Mossul und Mesopotamien heben sie seit langem ihr Augen merk gerichtet. Lord Curzon erklärte kurz vor seinem Ab leben ganz offen, auf Mofful zu verzichten, sei gegen die nationale Ehre Englands. Unermüdlich haben die Eng länder um diese Länder geworben, mit Gold, mit diploma tischen und Kriegswaffen. Gewisse Kreise Großbritanniens haben hierfür unerhörte Summen ü kowln porcku verausgabt, und auch sonst ist nichts unversucht geblieben. Abgesehen von den politischen und strategischen Punkten, liegt der Wert dieser asiatischen Landstriche vor allem in den Naphtha- und Petroleumquellen, deren Reichtum ohne Grenzen sein soll. Der Frieden von Stores schien Großbritannien den Besitz der ersehnten Petroleumquellen gesichert zu haben. Aber die Siege Kemal Paschas, die gänzliche Veränderung des orientalischen politischen Horizontes, die eigenartigen Wandlungen in der Haltung der alliierten Mächte haben dem Foreign Office einen Strich durch die Rechnung ge macht. Anaora beansprucht aufs energischste die Provinz' Mogul, wodurch seinerzeit die Friedenskonferenz zu Lau sanne mehrfach zu scheitern drohte. Damals griff man zu einem Notbehelf: Die Mossulfrage wurde mit einigen ande ren Problemen beiseite gestellt; man unterzeichnete die Frie densakte und vereinbarte, hierüber auf einer späteren Kon ferenz eine Einigung zu erzielen, oder es auf ein Plebiszit unter der Aufsicht des Völkerbundes ankommen zu lassen. Die besondere Konferenz wurde denn auch am Golde nen Horn anberaumt. Die Downingstreet sandte als Dele gierten Sir Percy Cox. Vom Beginn der Verhandlung an zeigte es sich, daß dem Vertreter Londons gar nicht daran gelegen war, eine Einigung herbeizuführcn. Nach einem, längeren Schleppmnnöver erklärte schließlich Sir Cox, er sehe, daß man sich nicht verständigen könne, weshalb man sich auf Grund des Lausanner Vertrages (1. Teil — Terri toriale Klausel — Art. 3) dem Entscheid des Völkerbundes unterwerfen müsse. Inzwischen aber gingen Englands Agenten in Mesopotamien ans Werk. Alles wurde zugun sten eines für Großbritannien günstigen Ausfalles des Ple biszites vorbereitet. Die neu gebackenen Könige der arabi schen „selbständigen" Reiche Irak, Hedschas usw. halfen da bei, konnten aber trotzdem nicht verhindern, daß große Mas sen der Bevölkerung dem englischen Regime abhold waren und während der Abstimmung auf Seilen der wirkliche Freiheit versprechenden Angora-Regierung traten. Die Völ- kerbundskommission, die sich aus dem Schweden Wirsen, dem belgischen Obersten Paulis und dem Ungarn Tcleki zu sammensetzt, zu denen von türkischer Seite Dfchewad Pascha delogiert wurde, scheint während ihres Aufenhaltes im strit tigen Gebiet nicht die erwünschte Bewcgungssreiheit gehabt zu haben, was besonders von dem türkischen Delegierten gilt. Ueberall standen ihnen Kritische wöldner im Wege. Trotz aller Gewaltakte der fremden Machthaber konnten aber zahlreiche Stimmen gegen Albion und sür die Türkei abgegeben werden, so daß allgemein angenommen wurde, der Bericht der Völkerbundskommission würde zugunsten Angoras ausfallen. Schon versuchten Lord Birkenhead und Sir Ronald Lindsay, der britische Gesandte in Konstan tinopel, durch direkte Verhandlungen mit den Türken eine Regelung der Mossulfrage herbeizuführen. Das gelang ihnen allerdings nicht. Man wartete also geduldig auf den Bericht des Ausschusses und seine Besprechung, die im Sep tember dieses Jahres stattfinden soll. Ende Juli ist der Be richt schließlich durch das Völkerbundssekretariat in Genf der türkischen und englischen Regierung übermittelt worden. Doch bevor er noch im Besitz Angoras war, wurden schon Teile des Berichtes, entgegen den vorher getroffenen Verein barungen, in der Londoner „Times" veröffentlicht. Diese Indiskretion, die viel Staub aufgewirbclt hat, wird wohl keine weiteren Folgen zeitigen. Doch hat sie eine äußerst unangenehme Wirkung aus die in Betracht kommenden Re gierungen ausgeübt, insbesondere auf Angora, das stets be müht ist, ko. rekt zu handeln und gegebene Versprechen zu halten. Wie verlautet, soll der Bericht jedenfalls niemanden befriedigen. Er soll in der Art der delphischen Orakel abge faßt sein und ein sehr zweideutiges Urteil gefällt haben. Die türkiscl-e Regierung hat den Ereignissen nicht müßig zugeschaut. Sie sammelte fleißig Material, um die Richtig keit ihres Standpunktes der Welt darzulegcn Das ange kündigte „Rote Buch" ist erschienen und in seiner Art eine Verteidigungsschrift ersten Ranges für die türkische Sache. Aber es dürfte sehr fraglich sein, ob heutzutage genügend Gewicht auf Rechte und Gerechtigkeit gelegt wird, und ob Albion auf dergleichen Rücksicht zu nehmen gedenkt. Von jeher begehrte man in London eine Brücke, die von Aegyp ten nach Indien reichen soll. Diese Brücke — Arabien und Mesopotamien — darf nicht direkt von türkischen Landen be grenzt werden. Man hoffte, ihre Sicherheit durch einen kur dischen Pufferstaat zu gewährleisten. Seitdem man diesen Gedanken fallen lassen mußte, kann Großbritannien in der Mossulfrage nicht nachgebcn, wie aus einem Artikel der „Times" vom 9. Juli (Die Zukunft Mossuls und die Grenze von Irak) deutlich hervorgeht. Dazu sprechen auch die Bo denschätze eine zu beredte Sprache, und die „Asiatic Petro leum Company" wird ihre Hintermänner in London und Neuyork, sowie in Genf nicht schlafen lassen. Andererseits handelt cs sich aber für di« jungc ana- tolische Republik uni eine Lebensfrage. Für sie bedeutet das Petroleum gleichfalls etwas sehr Begehrliches, das zur Hebung des durch lange Krieg« erschöpft«» Landes beträcht lich beitragen könnte. Der Schwerpunkt liegt jedoch vor allem in der Sicherheitsfrage. Mossul ist der wunde Punkt im Osten, der auf keinen Fall in den Händen Englands ge lassen werden darf. — Wohin wird di« Mossul-Angelegen heit führen? Welche Rückwirkungen wird sie in Mittel europa ausüben? Wettwirischast und Lustschiffahri. Ein Vortrag Dr. Eckener» in Leipzig. Anläßlich der diesjährigen Herbstmesse war an Dr. Eckener von der Stadl Leipzig, von der Handelskammer und vom Messamt Leipzig die Einladung ergangen, der Stadt einen Besuch abzustatten, um über seine Pläne per sönlich zu berichten. Der Amerikaflieger wurde von der zahlreichen Zuschauermenge vor dem Lichtspielhaus Astoria begrüßt. Dr. Eckener sprach über das Thema: „Weltwirt schaft und Luftschifsahrt", das besonders durch den Aufruf zur Zeppelinspende besondere Bedeutung erlangt hat. Ge rade in dieser Zeit, habe das geplante Werk eine besondere Bedeutung, da es der Welt erneut beweisen könne, mit welch unerschütterlicher Energie das deutsche Volk an einem einmal festgesteckten Ziele festhalte. Es handele sich hier um einen Ausruf an das deutsche Volk ohne Unterschied der Partei und der Parteigehörigkeit. Die Aktion fei die beste Gelegenheit, um das ganze deutsche Volk wieder einmal einer gemeinsamen Sache zu vereinigen. Es sei an ihn di« Frage gerichtet worden, was mit dem eingehenden Kapital geschehen solle, wenn die Botschafterkonfcrenz den Bau eines Polarlustschiffes untersage. Der Aufruf besage aus drücklich, daß das Geld für die Erhaltung des Zeppeliu- werkes verwendet werden solle. Für den Fall, daß die Bot- schafterkonfercnz den Bau nicht gestatte, woran er nicht glaube, könne man das Geld zur Erhaltung der Zeppelin- merke und ihrer geistigen Kräfte verwenden, um zu einem geeigneteren Zeitpunkt die Aktion erneut in die Wege zu leiten. Weiter sei erklärt worden, daß er, Dr. Eckener, sür sein Werk so lange nicht eintreten könne, bevor nicht seine Stellung zu Amundsen völlig geklärt sei. Seine Stel lung zu Amundsen formuliert er dahin, daß er nicht in ehr mit A mundscn Zusammengehen könn e, nachdem große Teile des deutschen Volkes ihr Mißfallen darüber geäußert hätten. Allerdings — so führt er sehr ernst aus — solle man nun unter gewisse Auswüchse der Kriegspsychose einen Strich ziehen. Sonst sei ein Zusammenarbeiten mit anderen Völkern für uns nicht mehr möglich. Dr. Eckener erklärte dann die Vorzüge des Luftschiffes als Vcrkehrsinstrument, sowie hinsichtlich der Rentabilität und Fahrsi'yerhcit. Dann behandelte Dr. Eckener die Frage der Eignung d^r Luftschiffe für wissenschaftliche Zwecke, wo bei befand rs die Feststellung Dr. Eckeners bemerkenswert war, daß nach seiner Ansicht die Erforschung des Nordpols durch Flugzeuge ein Ding der Unmöglichkeit ist und daß die letzte Expedition unter Amundsen von Glück sagen könne, daß nach der Landung ein Aufstieg überhaupt möglich war. Dagegen habe das Luftschiff für Landvermessungen, Tiefsee lotungen die allerbeste Eignung. Dr. Eckeners Ausführun gen gipfelten m der Feststellung, daß es gerade für das deut sche Volk größte vaterländische Tat sein müsse, das Werk zu unterstützen, um die geistigen Kräfte des Volkes zu erhalten und nicht verkümmern zu lassen. Ich glaube wohl sagen zu können, so schloß der Redner, daß der Wille des deutschen Volkes, diese Aufgabe zu lösen, als ein Maßstab dafür ange sehen werden kann, daß das deutsche Volk in der Lage ist, seine in ihm schlummernden Kräfte über Wasser zu halten und sic in altgewohnter Weise zum Segen der Welt auszu werten. Die Rede wurde mit stürmischem Beifall ausge nommen. Mit dem Deutschlandlied fand die erhebende Feier ihr Ende. Aushebung des Llnisormverbots. vtb. Berlin, 1. September. Der Reichspräsident hat auf Grund des Artikels 4N der Reichsverfassung folgende Verordnung vom 26. August 1925 erlassen: 8 1. Die Verordnung des Reichspräsidenten betreffend das verbot des Tragens der RMitäruniform vom 30. August 1921 (Reichsgefetzblakk 1921 Seite 12 und 51) wird hiermit aufgehoben. 8 2. Diese Verordnung tritt mit ihrer Verkündung in Kraft. Gez. Reichspräsident v. Hindenburg. Reichswehr- Minister Dr. Geßler. 26. Aug. 1925. Der Erlaß des Reichspräsidenten Ebert, der nunmehr durch seinen Nachfolger nach vier Jahren aufgehoben worden ist, hatte sehr unsichere Rechtsgrundlagen. Das Recht zum Tragen der Uniform hatten nicht etwa sämtliche Offiziere und Reserveoffiziere des alten Heeres, sondern es wurde auf Grund langjähriger Dienstleistung und besonderer Auszeich nung bei der Verabschiedung ausdrücklich verliehen. Man hat zu unterscheiden zwischen denjenigen, die mit besonderem LinoerWndnis ihres bisherigen Truppenteils ihre Regi-