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PROLOG von Rudolf von Gottschall. Mag ein Jahrhundert auch vorübergehn — Das Herrliche, das Schöne wird bestehn, Und für das Lebenswerk der Gottgeweihten Schlägt nimmer eine Uhr der Erdenzeiten. Es lebt ein schöngeprägtes Dichterwort Im Wechsel der Geschlechter dauernd fort; Des Künstlers Namen, in den Stein geschrieben, Ist lesbar einer späten Welt geblieben, Und wie gemeißelt in den Marmorstein, So strahlt es in der Farben Glorienschein; Wer mit dem Zauberstab die Töne meistert, Hat seine Zeit und jede Zeit begeistert. Und eines solchen Meisters Sarkophag Erstrahlt im Festesglanz am heut’gen Tag, Doch niemand darf ihm huld’gen so wie wir; Denn seine schönsten Lorbeern blühten hier. Den Taktstock hat er feurig hier geschwungen Im treuen Dienst des alten Heiligtums, Dem gold’nen Buche der Erinnerungen Hinzugefügt ein schönes Blatt des Ruhms. Er wußte stets, sich in die Stadt der Linden, Die Heimat seiner Kunst, zurückzufinden. Er hat die Blüten jeder Art gepflückt, Womit der Töne Zauberreich sich schmückt.