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Nr. 201 »er Sächsische Erzähler. «eiter. UU Nr. AL. «roße vatei Zeppelin über Antwerpen. Haas, 29. Ausust. Das gestern gemeldete Erscheinen des Zeppelins über Anttverpen Und das nächtliche Bomben« - werfen erregten überall, bis nach der holländischen Grenze, die größte Bestürzung. Dicht bei dem Antwerpener Palais sind Häuser beschädigt, Splitter sind ins Schlafzimmer des Palais geflogen. Nahe der Stadtwage am Paradeplatz wur« den 6 Polizisten durch eine Bombe getötet. Einwohner von Antwerpen schildern, wie erst eine Rakete, dann ein Schutz zu sehen war. Ueber die Zahl der geworfenen Bomben schwanken die Angaben. Doch scheinen acht Bomben, die sämtlich explodierten, geworfen worden zu sein. Eine in po pulärem Ton gehaltene Proklamation des belgischen Gene ralstabes ordnet an, daß abends völlige Dunkelheit in Ant werpen zu herrschen habe, und verbietet das sinnlose Schie ßen in die Luft. Der Generalstab warnt vor einer Panik und sagt weiter: Seht nicht überall Luftschiffe, zum Beispiel ist der Planet Jupiter, der um 8 Uhr aufgeht und um 11 Uhr untergeht, kein Scheinwerfer. Luftschiffe haben über haupt keine Scheinwerfer. Telephoniert auch nicht gleich im mer an die Behörden! Verhaltet Euch ruhig! Belgische Verlustmeldungen. Amsterdam, 29. August. La Metropole meldet: Die bel gischen Verluste betrügen 10 000 Tote und Verwundete. DaS Offizierkorps habe besonders stark gelitten. Einige Kom pagnien sollen sämtliche Offiziere verloren haben. Gerechte Vergeltung. Berlin, 29. August. (W. T. B.) Ueber die Zerstörung < der belgischen Universitätsstadt Löwen, die wegen Schießens der Einwohnerschaft auf deutsche Truppen erfolgt ist, meldet der Kriegsberichterstatter der „Voss. Ztg.": Zur gleichen Stunde überschüttete plötzlich die Bevölkerung von Löwen, die bisher friedlich war, aus allen Fenstern, aus Kellern und von Dächern herab die in den Stratzen befindlichen ahnungs- losen deutschen Wachen, Kolonnen und durchmarschierenden Truppen mit Gewehr- und Pistolenfeuer. Es entwickelte sich sodann ein fürchterliches Handgemenge, woran sich die ge samte Zivilbevölkerung beteiligte. Unseren Soldaten gelang es in kürzester Zeit, der rasenden Bevölkerung Herr zu wer- den. Leider ist auch bei diesem hinterlistigen Ueberfall viel deutsches Blut geflossen. Das Gebot der Selbsterhaltung verlangte, daß die schwere Schuld, welche die Stadt Löwen auf sich geladen, sofort und unnachsichtlich ihre Sühne fand. So dürfte die alte an Kunstschätzen reiche Stadt heute nicht mehr sein. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Ueber fall in Löwen behördlich organisiert war. Er sollte den Aus fall von Antwerpen unterstützen. Denn beides ereignete sich genau zur gleichen Zeit. Es ist anzünehmen, daß Belgien nunmehr zur Vernunft kommen wird und daß die letzte Lehre ihm die Lust zur Fortsetzung des FranktireurkriegeZ genommen hat. (Mit Genehmigung des Gouverneurs.) Berliti, 29. August. (W. T. B.) Zum Untergang von Löwen erfährt der Kriegsberichterstatter Scheuermann der „Deutschen Tageszeitung" im Hauptquartier folgendes: Löwen bot noch am Abend nach der Uebergabe ein tieffried liches Bild, das es nach Wiederherstellung der Ordnung durch die deutschen Truppen gewonnen hatte. Als am Dienstag nachmittag die Meldung von dem Ausfall aus Antwerpen eintraf, blieben von unseren Truppen nur we nige in Löwen zurück. Darunter befand sich das zum Bahn schutz kommandierte Landsturmbataillon Neuß, das an kei nerlei Feindseligkeit gegen die Einwohner dachte. Plötzlich brach ein mörderisches Feuer der Einwohner gegen die ah nungslosen Truppen in allen Teilen der Stadt aus. Fast überall schossen die heimtückischen Halunken von den Dä chern, den oberen Stockwerken und von hinten auf unsere Truppen. Alle Pferde des Stabes wurden erschossen und 5 Stabsoffiziere verwundet. Der Straßenkampf dauerte bis Mittwoch nachmittag. Dann hatten die unsrigen die heim tückischen Mörder, deren Kriegführung auf keinen Fall ge duldet werden durfte, überwältigt. Das Oberkriegsgericht verurteilte zahlreiche Schuldige, die mit der Waffe in der Hand ergriffen worden waren, zum Tode, darunter auch zwei Geistliche, die Munition unter die Franktireurs verteilt hatten. Verrat durch Windmühlenfignale. Berlin, 29. August. (W. T. B.) Der Kriegsbericht- erstatter des „Berl. Tagebl." Lindenberg erzählt: Bei einem der letzten Kämpfe fiel es unserer Truppenleitung auf, daß die Russen stets über die Bewegung bestimmter deutscher Re gimenter gut unterrichtet waren und gute Gegenzüge anstell ten. Da bemerkte ein höherer Offizier, daß die Flügel einer hochgelegenen Windmühle sich so drehten, wie sich die Regi menter bewegten, also die Richtung angaben. Er stellte eine Probe an auf die Vermutung, daß es sich um Signale han dele. Sie gelang. Nach 5 Minuten drehte der Müller seine Windmühlenflügel nicht mehr. — Zu den Nachrichten aus Odessa, nach denen diese Stadt von der eigenen Marine an Stelle der feindlichen Flotte bombardiert wird, sagen die „Reuest. Nachr.": Es liegt ein grimmiger Humor in diesem selbstbereiteten und wohlverdienten Schicksalsschlag unserer östlichen Feinde. Gin Telegramm des König» au General oberst Frhr. v. Hause«. Dresden, 29. August. Das „Dresdner Journal" meldet: Se. Majestät der König hat an den Armeeführer General oberst Frhrn. v. Hausen nachstehendes Telegramm ge richtet: Zu dem siegreichen Vordringen Ihrer Armee spreche ich Ihnen meinen herzlichsten Glückwunsch aus. Möge Gottes Gnade den Sieg weiter an unsere glorreichen Fah nen heften. Ich bitte Sir, meine« braven Truppen mei nen Dank und meine Anerkennung zu übermittel«. Die Feuertaufe der sächsischer» Priuzeu. Bei den siegreichen Kämpfen an und westlich der Maas haben, wie wir hören, auch ihre Königlichen Hoheiten der Bo« Köln, 29 von der rumä russischer Tru, Bruch der rr zusallen. Die m Bukarest Rumänien «bei de» russischen der Dardanell Kronprinz und Prinz Friedrich Christian, Herzöge zu Sach sen, die Feuertaus? erhalten. Beide Prinzen befinden sich wohl. ' ' . Berlin, 29. August. Wie der „Deutsche Kurier" hört, ist der Andrang der Kriegsfreiwilligen zu den deutschen Fahnen nach wie vor so stark, daß die zwei Millionen schon überschritten sind. Dabei ist der Prozentsatz der Tauglichkeit so hoch, datz nur wenige der sich meldenden Leute wegen Uw tauglichkeit zurückgewiesen werden. Berlin, 29. August. Auf den vom KriegSministertum erlassenen Aufruf zur Ausbildung als Flugzeugführer, so- wie zur Einstellung als HUfsmonteure sind Meldungen Freiwilliger in so großer Zahl eingegangen, datz der erfor derliche Bedarf auf längere Zeit hinaus in vollem Matze ge deckt ist. Weitere Meldungen müssen daher zunächst unbe- rücksichtigt bleiben. Kaiser Fra«z Joseph «nd Kaiser Wilhelm. Wien, 29. August. (W. T. B.) Die Blätter bezeichnen die Verleihung des Maria-Theresien-Ordens an Kaiser Wil helm als einen hochbedeutsamen Akt Kaiser Franz Josephs durch den aufs neue die innige und unwandelbare Freund schaft bekundet werde, die die beiden Souveräne miteinan- der verknüpfe und die nun durch Blut und Eisen eine neuer liche und unerschütterliche Festigung erfahren habe und für ewige Zeiten ihre unlösbaren Bande um die beiden Reiche und ihre Völker schlinge. Das „Fremdenblatt" schreibt: Keiner ist würdiger, dieses mächtige Ehrenzeichen zu ttagen, als Kaiser Wilhelm, in dessen gewaltiger Persönlichkeit sich alle jene Eigenschaften vereinigen, die der Stifterin des Or- dens bei dessen Gründung vorschwebten. Die Verleihung dieser höchsten Kriegsdekoration an den Herrscher des Deük- schen Reiches, sowie an seinen hervorragenden Berater wird in der Bevölkerung der Verbündeten deutschen Staaten den freudigsten Widerhall finden. Budapest, 29. August. (W. T. B.) Die Blätter bespre chen die Verleihung des Grotzkreuzes des Maria-Theresien- ordens an Kaiser Wilhelm und weisen auf die politische De- seutung dieser Verleihung hin. Der Pester Lloyd schreibt: Die Wunder der deutschen Kraft, die die Welt jetzt erlebt, sprießen,aus einem Boden, den Kaiser Wilhelm gepflügt hat. Darum ist er der tapferste der Tapferen, der erste The- resienritter in diesem Kriege geworden. — Gegenüber der Anklage des Premierministers Asquith wegen der Invasion in Belgien durch Deutschland wird in den Blättern von un terrichteter Seite festgestellt, man habe Kenntnis von einer geheimen Abmachung Belgiens mit den Westmächten, die diesen letzteren gestattete, die belgische Grenze zum Zwecke von Kriegsoperationen zu überschreiten. , Kriegserklärung Österreichs an Belgien. Wien, 29, August. (Meldung des Wiener K. K. Korre spondenz-Bur.) Der österreichisch-ungarische Gesandte am belgischen Hofe ist beauftragt worden, dem belgischen Mini ster des Aeußeren zu telegraphieren: Da Belgien nach Ab lehnung der wiederholt vom Deutschen Reiche gestellten An träge seinen Militärischen Beistand Frankreich und Grotzbri- tannien leiht, die beide Österreich-Ungarn den Krieg erklärt haben, und angesichts der Tatsache, datz, wie festgestellt, öster- reiKM-ungarisKe Staatsangehörige in Belgien unter den Augen der belgischen Behörden eine Behandlung über sich ergehen lassen mutzten, die den primitiven Anforderungen der Menschlichkeit widerspricht, und selbst gegenüber Unter tanen eines feindlichen Staates unzulässig ist, sieht sich Oster reich-Ungarn genötigt, die diplomatischen Beziehungen abzu brechen und bewachtet sich von diesem Augenblick an als im Kriegszustände mit Belgien befindlich. Er verlasse das Land mit dem Personal der Gesandtschaft und vertraue den Schutz der österreichisch-ungarischen Staatsangehörigen dem Ge sandten der Vereinigten Staaten von Amerika in Belgien an. Von der österreichisch-ungarischen Regierung wurden dem belgischen Gesandten in Wien die Pässe zugestellt. Revolution in Odessa. Wien, 29. August. (W. T. B.) Das „Neue Wiener Journal" meldet aus Bukarest: Nach einer Meldung an die hiesige russische Botschaft bombardiert der russische Panzer kreuzer „Panteleimon" die Stadt Odessa, wo eS den Revo- lufionäre« gelungen ist, die Herrschaft an sich zu reißen. Tie die ganze Woche hindurch andauernden blutige« Straßen kämpfe endeten mit dem vollsten Siege der Revolution. Die Entscheidung führten die Truppen selbst herbes die sich nach Niedermetzelung der Offiziere der revolutionä- ren Bewegung anschlossen. Der Polizeimeister, der Gendar- meriechef und die Polizeikommissare wurden bei dem Sturm auf das Gefängnis getötet. In allen öffentliche« Gebäuden, die beflaggt sind, arbeiten revolutionäre Komitees. Das Bombardement richtete sich hauptsächlich gegen Gebäude und Kasernen, wo die aufrührerischeu Truppe« sich aufhalten. Nähere Einzelheiten fehlen noch. Odessa ist Kreisstadt im russischen Gouvernement Cher son und der wichtigste Hafen- und Handelsplatz des Schwar zen Meeres, ja überhaupt Rußlands. Die Stadt ist Aus gangspunkt der Eisenbahnlinie Odessa-Schmerinka-Kiew. Die Einwohnerzahl beträgt 492000. Die Stadt ist Erz bischofssitz; sie hat eine neurussische Universität, 5 Gymna sien, 2 Realschulen usw. Sie ist der erste Getreideplatz Ruß lands und der Sitz der russischen Gesellschaft für Dampf schiffahrt und Handel, die mit 80 Dampfern den Personen- und Güterverkehr im Schwarzen Meer nach dem Asowschen Meer, der Levante, den südeuropäischen Häfen, England und China vermittelt. In der Nähe der Stadt befinden sich dis deutschen Kolonien Lustdorf und Groß- und Kleinliebenthal. Die Mobilisierung in Schwede«. Men, 29 August. Der Kriegsberichterstatter der .Neuen Freien Presse" meldet: Die Mobilisation in Schweden geht musterhaft vonstatten. Da« schwedische Publikum ver anstaltet Sympathiekundgebungen für Deutschland und Oesterreich. Die Politiker sprechen von der Notwendigkeit eine- Eingreifen» im antirussischen «inne. ' Die gestei Anregung ent Kundgebung z geistert Folge Tausenden vei Vor dem Rath war, nahmen Pfadfinder Ai Weise hatte ert rütig das Kar gesungen hatt die Rathaustri Ansprache, etu Einleiten! die in diesen ( Eintreffen der Es sei aber ke Hände und do uns gestanden Mr haben da Len Tagen er allen Erbfeini trauen, daß a zuletzt auch je England, das gäbe gestellt, r Len. Aber gt sehen, wie uv Möge aber be Gewaltigkeit damit, wenn < einmal um se wiü>er wie h Redner gedaä Der Stadt Bis darauf hin, di Zurückbleiben gelle für jede Felde drauße und hefte Sie schütze unsere: Katerland! 4 b Begeister und nun ert! das herrliche verteilt Word« dann in kurz« Felde der Eh bend, daß sie allgemeinen ' löste sich die ihr Ende err Begeisterung singend. —* Ei» der Städlkap abend im Si samteinnahm« «» ist daher —* Au Offizieren an kommandeur im Schützen: Schützrnregi« —* Be «geht an a macht, daß j- an Wahrheit Kriegsgeschick laufe deS Kr ergänzt werd können wir Heldentaten, Spät« wird seiner Held« wurde tue 2 quartier auf sammelte, b, KriegSereigni öffentlichung Geschichtsqm Leserschaft li —* «i die Sammll upgen dürfe stücke) für d Verwendung die soziale , Nur ist dab daß durch so heite» übe werden deSh verwegenem Vorstob bis in den Festungskreis von Lille -ineingeritten und glücklich wieder herausgekommen. Usäe in (Zermsnx. Schlag auf Schlag folgen sich die Teilsiege det sieben «deutschen Heere, die in Frankreich und Belgien die Wacht an der Maas und Sambre halten. Sieben Heere und eine Front, sieben Treffen und ein Sieg auf der ganzen Linie. Ein gigantisches Ringen, wie es die Weltgeschichte noch nicht kannte, war dort entbrannt, wobei auf beiden Seiten mit heldenmütiger Tapferkeit gekämpft wurde. In diesem Rin gen, das tagelang dauerte — in den Vogesen tobte der Kampf sogar neun Tage lang —, in diesem Ringen der Mil lionen blieb Deutschlands Heer aller Orten unbestrittener Sieger. Unerschütterliches Gottvertrauen und eisernes Pflichtbewutztsein, glühende Vaterlandsliebe und kaltblütige Entschlossenheit reichten sich die Hand, um diesen einzigarti gen Sieg durchzukämpfen. Umsichtige Feldherrnkunst, die da Welt-Meister blieb auf dem Schachtbrett des Krieges, und Soldatenopfermut, dem nichts unmöglich ist im Marschieren, Entbehren, Ausharren und Angreifen, taten das Ihre, um den gewollten Sieg zum tatsächlichen zu machen. Kaiser und Prinzen, Generalstäbler und Frontführer, Offiziere und Soldaten made in Germany, aus dem kernigen deutschen Eichenholz geschnitten, deutsche Art und deutsches Wesen, an dem der verewigte dichterische Prophet, der Sänger von Deutschlands Wiedergeburt, Emanuel Geibel, die ganze Welt gemessen sieht. Das Volk der Denker und Träumer, das Volk der Treue und der Ritterlichkeit hat der Wahrheit, der Kernhaftigkeit zum Siege verhalfen über die Lüge, über die Verderblichkeit. Ein guter Anfang. Guten Fortgang, gutes Ende verbürgt made in Germany. Den größten Jubel, die tiefste Genug tuung aber löste von den sieben Siegen der Sieg aus, den der äußerste rechte Flügel der Deutschen unter der Führung des Generalobersten von Kluck über den äußersten linken Flügel des Feindes, über die Engländer unter Generalfeld marschall French bei Maubeuge und St. Quentin erfochten hat. Nichts ist so volkstümlich wie die Rache für die vielen Unbilden, die uns Englands Neidpolitik in den letzten Jahr zehnten angetan hat. Deutschlands Handel, Deutschlands Waren sind von jeher den Briten verhaßt gewesen. Der Stempel Made in Germany sollte sie brandmarken, ächten, für vogelfrei und untauglich erklären; made in Germann wurde ihr ehrenvolles Kennzeichen vor aller Welt. Auch der Sieg zu Lande ist made in Germany. Dum-Dumgeschosse waren im Burenkriege, sind in diesem Kriege englische Ware, Zeppeline aber und 42 cm-Mörser und deutsche Kriegsschiffe sind ebenso erstklassig wie Deutschlands Prächtige Armee. Hüte dich, England, vor der Invasion dieses wahrhaften made in Germany. Französische und englische Dunr-duvr-Geschosse. Nach dienstlichen Meldungen sind sowohl bei Franzosen wie auch bei Engländern in den Taschen der gefallenen und verwundeten Soldaten zahlreiche Dumdumgeschosse ge funden worden. Wir werden gezwungen sein, gegen dis Verwendung dieser völkerrechtswidrigen Geschosse mit Ge genmaßregeln allerschärfster Art vorzugehen. (W. T. B.) Die deutsche Verwaltung Belgiens. Aachen, 29. August. (W. T. B.) Für die bergmännische Abteilung in Belgien, soweit es in deutschem Besitze ist, wurde vom Oberbergamte Bonn der Oberbergrat Liescn- hoff nach Lüttich entsandt. In Paris wird man unruhig. Die römische „Tribuna" bringt einen bemerkenswerten Pariser Brief vom 21. August unter der Ueberschrist „Paris dürstet nach Wahrheit." Darin spiegelt sich die furchtbare Angst der Pariser Bevölkerung um das Schicksal des franzö sischen Heeres, über das sie nur durch nichtssagende die Wahrheit bemäntelnde Berichte des Kriegsministeriums un terrichtet ist. Alle französischen Eisenbahnnetze werden, so schreibt der Korrespondent, von Zügen durcheilt, die von Blut triefen. Alle Hospitäler füllen sich mit Verwundeten, Alle Felder an der Grenze wandeln sich allmählich in Fried höfe, aber Paris allein darf die Wahrheit nicht wissen. Ist denn die Wahrheit so schrecklich? Im Kriegsministerium scheint man nur zwei Sorgen zu kennen, dem Publikum Siege der französischen Waffen bekannt zu geben und den Verleumdungsfeldzug der Presse gegen die Preußen zu ver schärfen. Der Brief spricht dann von einem Artikel Hervss, der die Verleumdungen der Presse gegen Deutschland verur teilt. Wenn auch unter den Deutschen, schreibt Hervs, einige Barbaren sind, die ihreUniform entehrten, indem sie Frauen und Kinder erstachen (I?) warum muß man dann glauben, daß alle Deutschen Scheusale und Mörder sind? Daß unser Heer tapfer ist, wissen wir alle. Warum müssen wir deshalb dem Publikum weitzmachen, daß das preußische Heer eine Horde von Feiglingen ist? Noch größere Bestürzung aber hat ein Artikel Clemenceaus hervorgerufen, der in drohen den Worten das Ministerium daran erinnert, daß es sein Wort, die Wahrheit zu sagen, gebrochen habe. Was wird man nun aber sagen, wenn sich der Kanonen donner der Schlacht von St. Quentin, wo die englischen Freunde zu Paaren getrieben wurden, sich nicht mehr ver heimlichen läßt. Aufrührerische Stimmung in Antwerpen? Stockholm, 29. August. Meldungen aus Antwerpen besagen, daß dort das Volk der Verzweiflung nahe ist. Man ist endlich darauf gekommen, daß die belgische Regierung die Öffentlichkeit durch falsche Nachrichten gründlich täuschte. Die Bewohner Antwerpens und die dort eingetroffencn Flüchtlinge sind in einer bedenklich aufrührerischen Stim- muug und man befürchtet, daß es, noch ehe das Schicksal der Stadt entschieden ist, zu revolutionären Aufständen kommt.