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Assimilation, also der eigenen Verarbeitung der aufgenommenen Nährsalzlösungen mit Hilfe des Lichtes, erhalten und erfreut sich schöner grüner, sogar immergrüner Blätter. Sie ist daher auch nur als Halbschmaroher zu bezeichnen. Mit ihrer Saugwurzel dringt die Mistel in die Rinde des Gast gebers ein, entsendet dann flachstreichende „Rindenwurzeln", die sich alljährlich um 1-2 em verlängem und verzweigen, und die in jedem Jahr wieder ein oder zwei neue „Senker" bilden und so fort. Auf diese Weise zapft sie also die Leitungsbahnen ihres Trägers an. Von den mehr als 500 Arten der Familie der Riemenblumengewächse (LorLntkmcskm), die mit Ausnahme unserer Mistel und derseltenen, auf Eichen schmarotzenden Rie menblume lL>orärit1ms sm-ox-Llis) ausschließlich in den Tropen beheimatet sind, haben fast alle die gleiche verbrecherische Lebens gewohnheit wie unsere Mistel. Nur wenige Arten dieser Familie führen ein ganz einwandfreies Erdenleben. Der stark gabelig verästelte Mistelstrauch, dessen gegliederte Aste an den Gliedern sehr zerbrechlich sind, trägt lederartige, gelblichgrüne, lanzettliche, gegenständige Blätter, die meist sichel artig gebogen sind. 2m März oder April erscheinen in der Tei lung der Aste die sehr einfach gebauten, unscheinbaren, gelblichen, in Büscheln angeordneten, wohlriechenden Blüten. Sie sind nach Geschlechtern getrennt und werden von Bienen und Fliegen bestäubt, wenn auch manche anderen Insekten an dem Honig naschen. Bis zum Dezemberreifen dann die weiß durchscheinenden, kugeligen Beeren heran, in deren zähschleimigem Fleisch ein einziger Same eingebettet ist. Für die Verbreitung der Mistel ist es außerordentlich wichtig, daß der Same wieder auf die Rinde der Nährbäume gelangt, denn wenn er zu Boden fällt, ist er verloren. Die Früchte sind daher ganz der Verschleppung durch Vögel angepaßt. Es sind hauptsächlich die Misteldrossel, die Wacholderdrossel (Krammets- vogel), die Schwarzdrossel (Amsel) und der Seidenschwanz, die sich im Winter über die Mistelbeeren hermachen, wenn es ge rade nichts Besseres gibt. Die Mistelbeeren liefern bekanntlich den besten Vogelleim, und der wirksame Klebstoff ist das Vis- cm, das unterhalb der äußeren Fruchthaut im Gewebe ge bildetwird. Wenn man einmal eine Beere zwischen den Fingern zerdrückt, dann merkt man, wie groß die Klebkraft des Frucht fleisches ist, und daß man Mühe hat, die Finger wieder zu lösen. Ls ist also ganz unvermeidlich, daß den Vögeln ein Teil der Samen am Schnabel klebenbleibt. Sie müssen ihn nun, um sich von dem klebrigen Zeug zu befreien, von Zeit zu Zeit an den Asten und Zweigen abwetzen; und das ist es gerade, was die Pflanze erreichen will. Die Samen werden von den Vögeln direkt an die Aste angeklebt. Lin Teil der Samen wird mit dem Gewölle wieder ausgespien, ein anderer Teil fällt vielleicht nach dem Passieren des Verdauungskanals mit dem Kot auf einen tiefer stehenden Ast, so daß die Mistel um ihre Nachkommen schaft ganz unbesorgt sein kann. Ein guter Teil der Samen findet seine Nährpflanze, wenn auch „die Verbreitung keinen anderen Gesetzen als den Launen der Drossel folgt". Wenn auch der Schaden, den der Nährbaum durch einzelne Mistel büsche erleidet, nicht sehr bedeutend ist, so kann der Baum doch in seiner Entwicklung sehr behindert werden, manchmal auch ganz eingehen, wenn die Mistelbüsche auf ihm überhandnehmen. Immerhin wird die Mistel den Nuhbäumen durch die Entwer tung des durchlöcherten Holzes schädlich. Daß diese merkwürdige Pflanze in der altgermanischen Sagen welt und in den Volksbräuchen eine große Rolle spielt, ist nicht verwunderlich. Aus der Edda wissen wir, daß der germanische Lichtgott Baldur durch einen Mistelpfeil getötet wurde. Noch heute ist es in England für eine hübsche junge Dame nicht un gefährlich, zu Weihnachten unter dem an der Decke aufgchängten Mistelbusch zu stehen. Sie ist den Küssen sämtlicher jungen Herren des Hauses ausgesetzt. Die ////?/e/z Von den kätzchenlosen Waldbäumen sind die Ulmen die ersten, die mit ihren kleinen, dunkelpurpurroten Blütenbüscheln den Frühling begrüßen. Lange vor dem Laubausbruch erscheinen sie, meist schon im März, damit die Windbestäubung nicht durch die Blätter behindert wird. 2m Verhältnis zu unfern andern Waldbüumen sind die Ulmen nicht sehr zahlreich; geschloffene Ulmenbestände, wie z. B. in den Auwäldern der Elbe, findet man im allgemeinen nur selten, meist sind sie im Wald einzeln eingesprengt oder höchstens horstweise vertreten. Am häufigsten treffen wir noch die Bergulme und die Feldulme an, die auch als Straßen- und Alleebaum gern angepflanzt werden. Seltener begegnen wir schon der Flatterulmc, obwohl sie in ihren Standortsansprüchen genügsamer ist als die beiden anderen. Außer diesen drei einheimischen Arten ist die Gattung Ullrmn noch in weiteren 13 Arten in Europa, im nördlichen Asien und in Nordamerika verbreitet. Unsere forstlich wichtigste Art ist die Feldulme (Ulums csmpö8tris), auch Rotulme, Rüster oder Rüsche ge nannt, die im Schluffe schöne geradschäftige Bäume von 30 m Höhe und darüber bei einem Stammdurchmeffer bis 3 m bildet. Ihre höchste Schönheit entfaltet sie in den oft jahrhunderte alten Schloßalleen, wenn sie mit tief angesetzter Krone ihr lockeres Laubdach über die Straße wölbt, so daß man gleichsam durch eine lange, grün überdachte Säulenhalle schreitet. (Großbild Seite 61.) Obwohl sie in der Jugend ziemlich raschwüchsig ist und mit 50-60 Jahren ihren Höhenwuchs meist abgeschlossen hat, kann sie doch mehrere Jahrhunderte alt werden und einen ganz bedeutenden Stammumfang erreichen. Das berühmte „Schinsheimer Rathaus" in Rheinhessen, unter dem im Som mer die Gemeindeväter nach alter deutscher Sitte noch heute ihre Beratungen abhalten, ist eine Ulme von 15'/- m Stammumfang und der stärkste Baum Deutschlands. Sie soll angeblich mehr als 1000 Jahre alt sein, was nicht ganz glaubhaft erscheint. Die Rüster ist ein Baum der Ebene. Sie hält sich meist an die Flußtäier, weil sie einen feuchten, frischen, nährstoffret- chenBoden zu ihrem Gedeihen braucht, und ist in jeder Bezie hung die anspruchsvollste Holz art aller unserer Waldbäume. Wärme und Luftfeuchtigkeit sind ihr unerläßlich, während ihr Lichtbedürfnis mäßig zu nennen ist. Ihre Verbreitung beschränkt sich auf Europa bis zum südlichen Schweden, im ^eZcZrrZme st/Zmuz FaMlZre.' k/Zmaceen. LZürerert.' ^^rZ 1 2 weis mit k'rüokten. 2 Riiitentried. 3 Lin26lbliit6. Gebirge geht sie in Deutschland kaum über 400 - 500 m. Alle Ulmen sind unfehlbar an den Blättern zu erkennen, denn die dem Zweig zugckekrte Blatthälfte ist auffallend größer und tiefer angesetzt. Diese sonderbare Form erlaubt den streng zweizeilig gestellten Blättern, sich wie ein Mosaik dicht anein-