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DIE BEGRÜNDUNG DER BERGBAUGESCHICHTE DURCH GEORGIUS AGRICOLA Von HELMUT WILSDORF, Freiberg Es ist uns leider versagt, die Anregungen genau zu überprüfen, die Georgius Agricola als Mensch und Gelehrter in einer für sein Streben entscheidenden Weise empfing. Die zur Verfügung stehenden Quellen lassen uns fast durchweg im Stich, wenn wie sie nach Menschen oder Büchern, nach Erlebnissen oder Ereignissen be fragen, die für Agricola besondere Bedeutung gewonnen haben. So ist es auch fast unmöglich, den Nachweis zu führen, welche geistige Begeg nung Agricola an die Geschichte herangeführt hat. Er hat, in der amtlichen Stellung als Hofhistoriograph der sächsischen Fürsten, viele Jahre seines Lebens historischen Studien gewidmet, ohne daß er auf diesem Fachgebiet sich einen ähn lich großen Ruf erwarb wie den, der ihm aus seinen naturwissenschaftlichen Ver öffentlichungen bei Mitwelt und Nachwelt zufiel. Und doch ist die Vermutung nicht von der Hand zu weisen, daß letztlich Agri cola die Anregung für diese beiden Forschungsbereiche, Bergbaukunde und Geschichtswissenschaft, von einem Zwickauer Gelehrten empfing, der selbst auf beiden Wissensgebieten tätig war. Wir können nicht umhin, eine auf fällige Parallele festzustellen, wenn wir die äußeren Ähnlichkeiten im Lebensweg des Dr. ERASMUS STELLA und des Dr. GEORGIUS AGRICOLA betrachten. Wir kennen Agricolas Verhältnis zu dem Zwickauer Stadtarzt und Bürgermeister zwar nur höchst notdürftig, müssen aber aus den wenigen uns bekannten Tatsachen ver muten, daß dieser aus kleinen Verhältnissen durch Fürstengunst, vornehme Heirat und eigene Regsamkeit aufgestiegene Mann auf Agricola einen starken Einfluß gehabt hat. Um unsere Darstellung so knapp wie möglich zu halten, lassen wir weit läufige Angaben 1 über STELLA fort und heben nur seine Veröffentlichungen hervor: 1517 Interpretamentum gemmarum sive libellus e ximius de g e m mi s — Nürnberg bei FRIEDRICH PEYPUSS 1518 De Borussiae antiquitatibus libri II — Basel bei JACOB FROBEN 1518 De rebus Saxoniae, Thuringiae, Libonotriae, Misnae et Lusatiae (veröffentlicht als angebliche Arbeit seines Lehrers in Bologna, JOHANNES GARZO) — Basel bei JACOB FROBEN Soweit sich durch die Forschungsergebnisse der allerletzten Wochen und Mo nate das Dunkel der Beziehungen in und zu Zwickau hat aufklären lassen, steht nunmehr fest, daß die Errichtung der griechischen Sonderschule 1519 und die Betrauung Agricolas mit ihrer Leitung ein Werk des ERASMUS STELLA war. Dieser ist demnach als besonderer Förderer und Gönner des jungen Pädagogen ' Zu ERASMUS STELLA vgl.: A. J. SCHOENBORN: Lebensgeschichte und Geschichtsschreibung des Erasmus Stella — Ein Beitrag zur Geschichte des gelehrten Fälschertums im 16. Jahr hundert. (diss. phil. Königsberg) — Düsseldorf 1938. Anmerkung der Redaktion: 14 z. T. sehr lange Anmerkungen mit ausführlichen Literaturangaben mußten im Einverständnis mit dem Verfasser gestrichen werden.