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an em« vom »omma— teilzunehmen und die« seinem Herrn mitgeteilt. Auf direkte Anordnung seines Chefs mußte er aber diesen zurzeit der Hebung vom Bahnhof Stolpen abholen und ihn noch nach Altstadt fah ren. Hensel versäumte infolgedessen die Uebung, und erhielt ein Strafmandat über eine Mark event. einen Tag Hast, gegen das er Einspruch er hob. Im Regulativ der Pflichtfeuerwehr zu Stol pen gelten als triftige EntschuldigungSgründc für das Fernbleiben von einer Uebung u» a. auch nachweislich dienstliche Abhaltungen. DaS Schöf fengericht Stolpen sprach Hensel am 22. Juli frei mit der Begründung, Hensel sei durch einen trif tigen Grund von der Uebung ferngehalten wor den. ES könne ihm nicht zugemutet werden, durch Ablehnung des Auftrags seines Herrn seine Exi stenz zu gefährden. Die Kgl. Staatsanwaltschaft legte Berufung ein, aber erfolglos, das Rechts mittel wurde heute verworfen. Die II. Straf kammer war der Ueberzeugung, daß Hensel als „Angestellter" zu betrachten sei. „Angestellt" im Sinne des Feuerwehr-Regulativs seien nicht nur Beamte, sondern alle Leute, die in einem festen Dienstverhältnis stünden. Hensel habe in erster Linie den Auftrag seines Dienstherrn zu erledigen gehabt. Solle vermieden werden, daß ein Dienst herr seine Untergebenen durch Erteilung eines dienstlichen Auftrags der Teilnahme an einer Feuerwehrübung entziehe, so müsse in daS Regu lativ ein Paragraph ausgenommen werden, der die Dienstherren mit Strafe bedroht, die ohne ge- nügenden Grund durch einen Auftrag Unterge bene von ihrer Pflichterfüllung als Feuerwehr mann abhalten. . d. Taabeuheim, 15. Sept. (Unglück beim Freudenschießen.) Anläßlich einet Hochzeits feier gaben Freunde des Brautpaares ihre Freude durch Böllerschüsse kund. Als ein Schuß versagte, wollte der 36 Jahre alte Steinmetz Ernst Weiß die Ursache des Versagens feststellen. Plötzlich, ging der Schuß los, riß dem Mann die linke Hand fast vollständig ab und brachte demselben auch noch schwere Verletzungen im Gesicht bei. So kam man auf dem Richtplatz an. In Wei- tem Halbkreis war die französische Garnison von Wesel um den Erdhügel aufmarschiert, neben dem die drei großen, tiefgeschaufelten Gräber kalt und hohl ihre künftigen Bewohn« zu erwarten schie den. Totenstille, nur von dem Kommando der einschwenkenden Truppen unterbrochen, herrschte auf dem wetten Platz. Mit festem Schritte gingen die Unglücklichen auf den Erdhügel zu. Als man ihnen aber die Augen verbinden wollte, weigerten sie sich Alle einstimmig, und wdllten dem Tode mit offenen Augen, wie es preußische Soldaten stets getan, entgegensehen. Doch einmal umarmten sie sich, entblößten dann Hals und Brust und riesen den 66 schon angetre- jenen Füsilieren zu: „Die preußischen Herzen nicht zu verfehlen." — „Fürchtet nicht»", ant worteten diese, „die französischen Füsiliere schie ßen gut." „Fürchten? — Wir fürchten keine französischen Äugeln und haben unS ihnen längst geweiht, freilich auf andere Weise." Dies waren die letzten Worte der 11 jungen Krieger. Da schulterten die Füsiliere auf das Kom mando die vorsichtig und schärf geladenen Mus keten. Hans von Flemming, der am äußersten linken Flügel stand, wollte selbst das Zeichen geben. Als die Gewehre im Anschläge und die offenen schwarzen Mündungen gegen ihre Brust gekehrt waren, warf er die Mütze in die Höhe und rief: „Es lebe unser König! Preußen hoch! Feuer!" Die Musketen krachten. — Zum Tode getroffen vom sichern Blei stürzten die aneinander Gefesselten zu Boden. Nur der jüngere Wedell richtete sich noch einmal empor; seine rechte Seite war gräßlich von dem eingeschlagenen Blei zer rissen, aber er lebte noch. Mit starker, selbst vom zerfleischendsten Schmerze nicht zu erschütternder Stimme rief er: „Könnt Ihr nicht besser treffen? Hierher! hier fitzt daS preußische Herz!" Eine neue Sektion trat vor. — ES wurde frisch geladen. Welch ein furchtbarer Anblick für die Umstehenden! Schon hoffte man auf Gnade für den wunderbar Geretteten — da schlugen die Gewehre an; „Feuer!" kommandierte der 19jäh- rige Jüngling, und sank, diesmal sicher getroffen, zu seinen Waffenbrüdern. Die treue, sorgliche Hand Weseler Bürger hatte in der Nacht nach der Exekution die Stelle bezeich net, wo die Gräber sich befanden. Später, als der preußische Adler erst wieder über Wesel horstete, wurden dort einige Akazien und Pappeln gepflanzt, an deren Stelle sich ein Denkmal «- H^<^***- '7. Gohlaud (Spree). Ain 'Sonntaß nachmittag wurde in der Waldung der Pfarrunedemuth der Inwohner und Weber Karl August Neumann von hier erhängt aufgffunden. Neumann, welcher 67 Jahre alt ist, hat sich vermutlich infolge Schwermut das Leben gmommen. KSuigswatth«, 15, Sept. Das Oberlausitzer Kaolinwerk, G. m. b. H., Sroßsärchen, wixd den Betrieb in dem Werk im benachbarten Caminau Ende der laufenden Woche eröffnen. Reufalza. Ein Unglücksfall ereignete sich am Sonnabend. Es wurde an de^ Hochspannungs strecke hinter der Eisenbahnbrücke, die während der Arbeitszeit von den stromführenden Leitungen abgeschaltet war, gearbeitet. Der Monteur K. aus Spremberg setzte die Sicherungen ein, glitt bei dieser Arbeit aber auf der Leitersprosse aus und berührte mit seinem Körper stromführende Metall telle, wodurch er Brandwunden an dm Händen davontrug. Gleichzeitig stürzte der Verletzte zur Erde rmd erlitt dadurch eine Zusammenstauchung des KohperS. Man brachte K. in seine Wohnung, woselbst der herbeigerufene Arzt schwere, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen feststellte. Seifhennersdorf. Der Fabrikbrand der mechanischen Weberei von Stephanus, Leipnitz L Co. am Ä. Juli hat nunmehr unerwartet seine Aufklärung gefunden. Am Sonntag stellte sich der hier wohnhafte Tagarbeiter Kaiser bei der Gendarmerie und gestand unter Darlegung der einzelnen Tatsachen, das Feuer vorsätzlich ange legt zu haben. Kaiser, der 1884 gHören und verheiratet ist, hat zurzeit des Brandes bei der Firma Stephanus, Leipnitz L Co. gearbeitet' und dürste das Feuer, wodurch ein Schaden von 400 000 entstand, aus Rache angelegt haben. Höruitz. Ein peinliches Vorkommnis ereignete sich am Montag vormittag in der Nähe des Gast hofs zur Hummel. Dort kippte «in Leichenwagen, der eine Kndesleiche von Zittau nach hier trans portierte, beim Wenden um und der Sarg stürzte zu Boden, ohne glücklicherweise beschädigt zu hoben hat, daS dem Wand«« die'Stätte andeu- t«, wo die «sten Märtyr« der nun «kämpsteü Freiheit den Heldentod starben. Auch dieses Denkmal hat an und für sich sein Stück Geschichte. Im Jahre 1815 wollte die Frei maurerloge „zum goldenen Schwert" in Wesel Mit einem einfachen Denkmal den Platz zieren, allein es wurde höheren Orts nicht erlaubt. Endlich im Jahre 1833 «ließen d« Major v. Webern, Kom mandeur des Füsilier-Bataillons deS 17. Jnfant.- KegimentS, und d« HauptsteueramtS-Rendant Pahlke, Artillerie-Hauptmann ä. D., einen Auf ruf an die preußische Armee, den 11 Offizieren vom Schill'schen Korps ein Denkmal -u errichten. Dieser Aufruf fand überall Anklang und die Bei träge kamen reichlich von allen'Setten. Da die Mittel vorhanden waren, so entwarf der Ober baurat Schinkel die Zeichnung deS Denkmals, welches darauf in der königl. Eisengießerei zu Berlin gegossen wurde. Auf 3 Stufen «hebt es sich 11 Fuß 9 Zoll hoch. Die Hauptfront ist 5 Fuß 11 Zoll, die Giebelseite 2 Fuß 11 Zoll breit. Im unteren Felde der Vorderseite find die Namen der Ü HÜden ver zeichnet. In dem Haupffelde auf d« rechten Seite steht neben dem vaterländischen Mare trauernd Borussia und blickt wehmütig nach dem Henkerbeile, unter dem ihre Söhne fielen. D« Gebeugten gegenüber sicht Viktoria, in d« rech ten Hand eiyen Lorbeerkranz, in her linken einen Palmenzweig tragend. Auf dtr Rückseite zeigt sich im Haupffelde der preußische Adler und im unteren Felde befinden sich im Strahlenglanze von 11 Sternen die Worte: „Sie starben als Preußen und Helden am 16. September 1809." Die Ausgrabung der Gebeine fand am 9, Juni 1834 statt; sie wurden in einen mit Blei ausgegossenen Sarg gelegt. Die feierliche Bei setzung erfolgte in d« Frühstunde deS 16. Septbr. und nachdem Major v. Webern einige salbungs volle Worte gesprochen hatte, senkte man die Ueberreste der 11 Helden in da« mit Zement aus- gemauerte Grabgewölbe. — Am 81. März 1885 fand unter angemessenen Feierlichkeiten die Ent hüllung des Denkmals statt. Tausende waren aus der Nähe und Ferne herbeigeeilt, um dem herr lichen Feste beizuwohnen, welches durch eine vor treffliche Rede deS Superintendenten vr. Fried rich Lohmann «öffnet wurde. Fünfzig Jahre später sah man ganz Wesel in einem großen Zuge zur Wiese ziehen, um an dem Denkmal sich zu erinnern jener wackeren Helden, die als blutige Opfer für das Vaterland gefallen. . ... Gröditz bei Weißenberg. Da» wendische Seminar, daS alljährlich unter der Leitung des Herrn Pfarrer Mrosack ahgehalten wird, fand diesmal vom 16. August bi» 23. Septemb« statt. Besucht war eS von den Studenten der Theologie Kurt Handrik aus Gommern bei Dresden, Georg Schmale aus Großpostwitz und August Schneid« auS vuchwalde. Neustadt. Bon Mitglied«« de» Tesamtvor- starchs und Ausschusses der LandeSverficherungS- anstAt Königreich Sachsen wurden unter Führung des VorstandSvorfitzenden, Herrn Geh. Rat» Weg«, am 10..d. M. die Heilstätte Hoh- Waltz bei Neustadt und am 11. September das Baugelände der neuen Heilstätte in Gottleuba besichtigt. Al« Vertret« de» Königl. LqndeSversicherungSamtS wohnte -« Be sichtigung am zweiten Tage Herr Oberregierung», rat vr. Kell« bei. Die Heilstätte Hohwald, die seit Ende 1905 zur Heilbehandlung Lungenkran, ker, bei der LandeSverstcherungSanstott Königreich Sachsen verstchert« Personen männlich« Ge schlechts dient, hat seit ihr« Eröffnung üb« 3000 Kranke verpflegt und steht jetzt mtt ein« Be legung von 250 Kranken in vollem Betriebe. Nach Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzeyden mochte d« leitende Arzt der Heilstätte, Herr vr. Schulze, üb« deren Betttü^üb« Art, Dau« und Erfolg der Kuren nähere Mitteilungen, die mit großem Interesse ausgenommen wurden. Bei dem anschließenden Ruichgänge durch die Tarten- und Parkanlagen, das die Krankmzimmer enthal tende Hauptgebäude mit den änstotzeüden Liege hallen, Bad, Speisefaal und Küche, Lurch das Kessel- und Maschinenhaus mit der Wäscherei und die weiteren Anlagen fanden die seit Anfang be- stehenden, wie die neueren Einrichtungen, von denen u. a. die Röntgen-Apparate, die Reinigung d« Spuckflaschen durch Spülapparat, die Kühlan lage zur Aufbewahrung von Fleisch, Milch rc., die eigene Bäckerei, Herstellung von Setter-Waff« und Brauselimonade«' im Betriebe gezeigt wur den, allseittge Anerkettnnng. Am zweiten Tage Auch am 18^ Okwb« iWi eine^hEende Fei« zur Erinvermrg. Lm chen Hlyyyffchen Sieg bei Leipzig statt:" AkssÄhrttch ab«, wenn die Wesel« Bürg« ihr ShötzenW feiern, sieht man bei d« großen Mnninaffon da» Lerckmal-Hett- lich erleuchtet. Mögen auch diese Zeiten dazu beitragen, das Andenken an die braven Helden bei uns zu bewahren! Generalmarsch wird geschlagen zu Wesel in der Stadt, ,.7 , Und Alle fragen ängstlich, waS La» züdeuten hat; Da führen sie -umTore hinaus, still, «chne Läut, Die kleine Schar, die heiter dem Tod inS Auge schaut. 77''- Sie hatten kühn gefochten mit Schill am Ost feestrand, ? , . Und gehen nun entgegen dem Tod fürs Bat«- land. Sie drücken sich wie Brüder die Hand -um letzt«» Mal. Dann steh'n sie ernst und ruhig, die Elfe an der Zahl. Und hoch wirst HflnS von Flemming die Mühe in die Lust: „ES lebe Preußens König!" die Schar einstim mig.ruft. , Dann knattern die Gewehre, eS stürzt der Bra- ven Reih', Zehn treue Preußen liegen zerrissen von dem Blei. Dur Einer, Albert Wedell, trotzt jenem Blut gericht, Verwundet nur am Arme, steht « und wanket nicht. Da traten neue Schergen, auch ihn zu morden, vor. Und: „Gebet Achtung — fettig!" schallt'« schreck lich ihm in'S Ohr. „O, zielet", ruft «, „besser! Hi« fitzt do» deutsche Herz! Die Brüder überleben, ist mir d« größte Schmerz!" Kaum hat «'S ausgesprochen, die Mörder schlagen an; Durchbohrt von ihren Kugeln liegt auch der letzte Mann. So starben tapfre Preußen durch Schande nie befleckt, Die nun zu ew'gem Ruhme ein Stein zu Wesel deckt. 2