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Sch-lau' SHllaussichttbe-irke Bautzen: E. A. Hänsels bisber Hilfslehrer in Potschappel, als ständiger Lehrer in Bischofswerda ; M. I. E. Grotz, bisher provis. Lehrer, als ständiger Fachlehrer in Bischofswerda; E. G. Albert, bisher Hilfslehrer, als ständiger Lehrer in Obergurig; P< G. Aorker, bisher Lehrer in Schmölln, als ständiger Lehrer inOberneukirch M. A. Kamenz: Boden, G. A., bisher Schulvikar in Mittelbach, als ständiger Lehrer in Kamenz; Kirschner, I. E. W., bisher provisorischer Lehrer in Dresden, als ständiger Lehrer und Organist an der Hauptkirche in Kamenz; Bartzsch, A. T., bisher Hilfslehrer in Niedersteina, als ständiger Lehrer in Pulsnitz; Wagner, M. O., bisher Hilfs- lchrer in Bretnig, als ständiger Lehrer in Ohorn; Vogler, W. F., bisher Hilfslehrer in Reichenbach, als ständiger Letzter in Mittelbach. — Der Kampf gegen den tatsächlich vielfach völlig überflüssig und teilweise sogar bedenklich gewordenen Gewerbebetrieb imUmh er ziehen ist ein Programmpunkt -es seßhaften Handwerks und GÄverbes und seiner Organisa tionen schon seit langer Zeit. In Anbetracht dessen hat das Königs. Sächs. Ministerium des Innern infolge -er im Landtag und auch vom Verband sächsischer Gewerbe- und Handwerkerver- eine ausgesprochenen Wünsche Erörterung ange stellt, ob und in welchem Umfange die Wander lager dem einheimischen Gewerbe seither eine schä digende Konkurrenz gemacht haben und inwieweit sie überhailpt von ungünstigem Einflüsse auf das stehende Gewerbe und die Interessen des kaufen den Publikums gewesen find. Ueber das Resultat dieser Erhebungen wird in einem amtlichen Be scheid nunmehr folgendes gesagt: Werin auch die Erörterungen eher eine Verminderung qls eine Vermehrung der Wanderlagerbetriebe, jedenfalls Über kein ungesundes UeberhandnehMen derselben gezeigt haben, und wenn auch nicht festzustellen gewesen ist, daß durch diese Wanderbetriebe die Interessen des stehenden Gewerbes und des Pub likums im allgemeinen in bedenklicher Weise ge fährdet ivorden find, so hat sich doch herausgestellt, daß der Betrieb eines Wanderlagers, auch wenn ein solcher nur selten un- nur in geringem Um- fange an einem Orte stattfindet, für den Gewerbe betrieb dieses Ortes eine gewisse, zum Teil nicht unbedeutende und unter Umständen sich auf eine längere Rühe von Jahren in ihrer Wirkung er- streckende Schädigung und auch für das kaufende Publikum eine immerhin nicht unbedeutende Gefährdung und Benachteiligung bedeutet. In folgedessen erklärt die sächsische Staatsregierung, daß sie nicht abgneigt ist, zwecks tunlichster Eindämmung der Wanderlagerbetriebe dem Wun sche nach Erhöhung des im Gesetz vom 23. März 1880 festgesetzten Steuersatzes für -en Wan derlagerbetrieb, der an die Gemeinden zu entrich ten ist, zu entsprechen. Die Konsequenz dieser Hilfe deS Nachbars Heine denselben glücklich herabholte. Möge dieser Fall für viele Eltern eine Warnung sein. b. Bautzen, 28. August. (Abschied des AmtS- Hauptmanns. — Ritterschaftliche« Internat. — Spreetalbrückenbau.) In der letzten Sitzung deS Bezirksausschusses der AmtshauptmannschaftBautzen nahm der am 1. Oktober in den Ruhestand tretende Amtshanptmann von Carlowitz Ge legenheit, sich von den Mitgliedern des Bezirks ausschusses zu verabschieden. Zum Andenken an den scheidenden beliebten Amtshauptmann soll vor dem neuen Siechenhause zu Seidau eine Eiche ge pflanzt werden, die den Namen „Carlowitz-Eiche" erhalten soll. — Die Ritterschaft des Kgl. Sächs. Markgraftums Oberlausitz erbaut hier ein ritter- schaftliches Internat, das als eine allgemeine Pensionsanstalt für Schüler aller Stände gedacht ist. Gegenwärtig ist man mit dem Bau des statt lichen Hauptgebäudes beschäftigt. Im ganzen ist die Errichtung von 14 Gebäuden für das Internat vorgesehen. Das 22 000 Quadratmeter umfassende Baugelände hat die Stadt der Ritterschaft kosten los überlassen. — Der gewaltige Spreetal brückenbau geht seiner Vollendung entgegen, so daß sie Ende Oktober dem Verkehr übergeben werden wird. Zittau, 28. August. Der 13jährige Knabe Weiß aus Schanzendorf, der auf Oybiner Revier mit Nonnenfalter - Sammeln beschäftigt war, stieg nach Feierabend auf eine hohe Fichte, um sich einige Zapfen zu pflücken. Er stürzte auf Stein geröll herab und blieb die ganze Nacht bewußtlos liegen, da seine Kameraden vor Schreck davon liefen. Kurz nach seiner Auffindung am anderen Morgen ist der Knabe gestorben. — Im be nachbarten Pethau rettete der 14jährige Schul knabe Oskar Enge ein 4jähriges Kind vom Tode des Ertrinkens im Mühlgraben. Das bereits bewußtlose Kind konnte ins Leben zurückgerufen werden. — Ingenieur Kurt Schulze, bisher an der Webschule in Großschönau tätig, wurde als Lehrer an die hiesige höhere Webschule berufen. Löbau. Die Einweisung des neuen Pri marius Herrn Pfarrer Arthur Wallenstein aus Niederau bei Meißen soll Sonntag, den 5« September, durch Herrn Geh. Kirchenrat Meier- Bautzen erfolgen. S? Neustadt, 28. August. Infolge der jetzt dringlichen Erntearbeiten war der am letzten Mitt woch hier stattgefundene Viehmarkt verhält nismäßig wenig besucht. Auch der Viehaustrieb war wesentlich niedriger, als sonst, er wies nur einen Bestand von 51 Pferden, 29 Rindern, 124 Läuferschweinen und 218 Ferkeln auf. Der Ver kauf gestaltete sich trotz des niedrigen Besuches noch befriedigend. — Am vergangenen Dienstag wurde im hiesigen Parkteiche die Leiche der 22 Jahre alten aus Großhartmannsdorf bei Freiberg gebürtigen, ledigen Blumenarbeiterin Lipp- mann aufgefunden. Ehe dieselbe hierorts das Blumenmachen erlernte, war sie in Leipzig als prinzipiellen Stellung will die Regierung bei der iv Aussicht genömmenen Neuregelung des Ge- meindesteuerwesenS ziehen. — Ueber das Trinkgelder, Unwesen in den Restaurationen hat sich der Deutsche Kellner- Bund Union Ganymed (Sitz in Leipzig) in seinem Jahresbericht dahin ausgelassen, daß dieses eine der Hauptursachen der Vorurteile gegen den Stand der Gastwirte sei. Er spricht darüber, . daß man „beim großen Publikum geradezu eine seindselig« Stimmung gegenüber dem Gastwirte stand beobachten könne". Bei der Frage, was daran schuld sei, gibt er die Antwort! „Eine große Schuld trägt dabei das Trinkgelder-Unwesen, das den Gastwirt immer mehr als denjenigen hinstellt, der den größten Nutzen daraus zieht. Und in der Tat hat das jetzige Trinkgelder-Unwesen so sehr den Stempel der doppelten Belastung des Gastes an sich, daß man sich nicht wundern kann, wenn dem Gastwirtsstand deswegen Abneigung und Mißfallen entgegengebracht werden. — Daß übrigens auch in den Kreisen der Gastwirts angestellten der Wunsch auf Abschaffung der Trinkgelder und Einführung einer angemessenen Entlohnung von feiten der Gastwirte besteht, zeigte sich in der schon erwähnten Versammlung der Dresdener Gastwirtsgehilfen, die am Diens tag anläßlich der Biersteuererhöhung in Dresden stattfand. In ihr wies ein Referent u. a. darauf hin, daß die Gastwirtsgehilfen nie in die Reihe der geachteteten Berufe eintreten könnten, solange sie Trinkgelderempfänger seien. Deshalb müsse es heißen: „Kampf dem Trinkgelde." In der Versammlung wurde dann noch erklärt, daß sich als eine Folge der erhöhten Bierpreise vielfach bemerkbar mache, daß die verärgerten Gäste über haupt kein Trinkgeld mehr geben. Dabei gelte im Gastwirtsgewerbe heute ein Lohn von 10 Mk. für den Monat schon als Purchschnittslohn. In größeren Lokalen dagegen müßte sogar die Be dienung häufig noch dafür bezahlen, um arbeiten zu dürfen, statt Lohn zu erhalten. Zur Annahme gelangte schließlich eine Resolutton, laut der durch geschlossenes Vorgehen aller Gastwirtsangestellten- Organisattonen ein angemessener Lohntarif durch gesetzt werden soll, als bestes Mittel zur Be seitigung des Trinkgelder-Unwesens. r. Oberpntzka«, 28. Aug. In ernster Ge fahr schwebte gestern stütz das 4 Jahr alte Söhnchen des Einwohners Moritz Graf, wohn haft beim Kaufmann Krahl. Während der Ab wesenheit der Eltern war der Kleine erwacht, und da der Ausgang verschlossen war, so suchte er einen Ausweg durch ein 7 Meter hochgelegenes Fenster; er hatte sich am Fensterrahmen ange- klammert und hing an der Außenseite des Hauses herab. Durch sein Schreien wurden die Nachbarn aufmerksam und durch deren Zurufe hielt der Kleine doch solange aus, bis eine Leiter herbei geholt war, auf welcher Herr Krahl unter Bei- Geiste der schöne Gedanke keimte und zur Reife kam. „Schon vor dem italienischen Feldzug," schreibt er, „hatte ich mich viel mit Humanitären Fragen beschäftigt: ich wollte den armen ver wundeten Soldaten, deren trauriges Schicksal mir zu Herzen ging, unter allen Umständen Hilfe bringen. Während des Krimkrieges hatte mich die aufopferungsvolle Tätigkeit der Miß Florence Nightingale ganz besonders interessiert. 1859, beim Ausbruch der Feindseligkeiten, kam ich dann nach Italien. Bon. Parma gelangte ich zu dem 5. französischen Armeekorps, dessen Stabschef der Marquis von Beaufort d'Hautpoul war. Der General, den ich von früher her kannte, gab mir ein Empfehlungsschreiben an den Marschall Mac- Mahon. Ich ging sofort nach Brescia und von dost auf eigene Gefahr nach Casttglione; der Kutscher des kleinen Wagens, auf dem ich saß, war aus Mantua entflohen und kannte jeden Weg und Steg. Casttglione wurde mein Haupt quartier, und ich erlebte hier eins der erschütternsten Dramen, die man sich vorstellen kann. Solferino liegt bekanntlich in der Nähe von Casttglione. Ich war weder Gelehrter noch Arzt, sondern ein einfacher Privatmann. Der Anblick des grauen vollen Schlachtfeldes, auf welchem ich bis zum 30. Juni verweilte (die Schlacht hatte am 24. Juni stattgefunden), erweckte in mir den lebhaften Wunsch, die Opfer des Krieges, ohne Unterschied deS Ranges und der Nationalität, als „geheiligt" anerkannt zu sehen. Um das Wie? kümmerte ich mich damals noch nicht. Ich hatte anderes zu tun: mit Hilfe einiger Bäuerinnen die Ver wundeten zu pflegen. " Das entsetzliche Schauspiel, das die hilflos mit dem Tode ringenden Ver wundeten boten, machte auf mich einen unaus löschlichen Eindruck. Es tauchte in mir der Ge- Die Gesellschaft vom Roten Kreuz. Am 27. Juli 1859 gab in Mailand, in den Salons der Gräfin Vern, ein junger Mann, ein Apostel der Mildherzigkeit und der Menschen liebe, eine hinreißende, erschütternde Schilderung von der Schlacht bei Sokferinq, der er persönlich beigewohnt hatte. Er hieß Jean Henn Dunant und nannte Genf seine Heimat. Seit mehreren Jahrhunderten schon hatten seine Vorfahren in der Genfer Stadtverwaltung wichtige Aemter bekleidet. Er selbst war der Sohn eines Mit gliedes des Staatsrates. . Von Hause aus wohl habend und sehr gebildet, hatte der junge Dunant große Studienreisen gemacht. Er war «ine edle, ritterliche, für alles Schöne begeisterte Natur und, nach dem Urteil seiner Freunde, „wagemutig bis zur Verwegenheit, wenn es galt, ein Elend zu lindern, einem Unterdrückten zu helfen, einem Mißbrauch entgegenzuarbeiten." An dem erwähnten 27. Juli schilderte der Gast der Gräfin Bern die traurigen Szenen, die sich auf dem Schlachtfeld abgespielt hatten — die Ver wundeten starben hilflos, vom Fieber und vom Durst verzehrt, und unter Wehlauten der Ver zweiflung —, in so ergreifender Weise, daß die Zuhörer zu Tränen gerübrt wurden. An jenem historisch gewordenen Avend entwickelte Henn Dunant, der -Herr in Weiß", wie ihn die Zuaven von Solferino nannten, weil er am Tage der Schlacht Kleider von weißem Drell trug, zum erstenmal seine Gedanken über die internattonale Gesellschaft vom Roten Kreuz, eine Gesellschaft zur Pflege und Schonung der im Kriege Ver wundeten. Aber hören wir Henri Dunant, der als Greis von 81 Jahren in Heiden, im schweizerischen Kanton Appenzell, lebt,"-erzählen, wie in seinem danke auf, daß die Verwundeten und diejenigen, welche ihnen Hilfe bringen, unverletzlich sein müßten. Dieser Gedanke, der zuerst als eine Utopie betrachtet wurde, wuchs in meinem Geiste immer mehr, bis ich ihn in meinem Buche „l7n Souvenir äs 8o1ksrino" der Oeffentlichkeit über gab . . ." Henri Dunant unternahm dann, um seine edlen Pläne zum Siege zu führen, einen Kreuz zug durch ganz Europa, ein Kreuzzug, der mehrere Jahre dauerte. Er ließ sich durch keine Schwierigkeiten abschrecken und fühlte sich fähig. Berge zu verrücken. Leicht wurde ihm die Sache nicht gemacht: Gleichgültigkeit, offene Feindseligkeit, falsche Urteile und mißtrauische Deutungen traten ihm überall in den Weg. Aber unbeirrt, mit zäher Ausdauer und mit großen persönlichen Opfern an Zeit und Geld schritt er de» Ziele zu, das er sich gesteckt hatte. Zur Verbreitung seiner Ideen trug das erwähnte Büchlein bei, das in fast alle Sprachen übersetzt wurde, und von welchem Girardi sagte: „Ich wollte, daß dieses Buch viel gelesen würde, be sonders von denen, die den Krieg lieben." Der „Samariter von Solferino" besuchte alle Höfe Europas. Er mußte aber manchmal Monate lang warten, bevor ihm eine Audienz gewährt wurde. Seine Bemühungen und Wanderungen sollten jedoch nicht fruchtlos bleiben: im Oktober 1863 wurden in Genf die Grundlagen zu der inter nattonalen Gesellschaft vom Roten Kreuz gelegt. Heute gibt es keinen zivilisierten Staat, der sich dieser Humanitären Gesellschaft nicht angeschlossen hätte. Ueberall gibt es Vereine und Hilssvereine vom Roten Kreuz: der Friedensbaum, den Henri Dunant gepflanzt hat, hat seine Zweige über die ganze Welt gebreitet.