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Dienstmädchen in Stellung gewesen, und hatte M daselbst ein Verhältnis angeknüpft, da« nicht ohne R Folgen geblieben war. Ihr darüber gemachte Bor. M würfe sollen das zu Schwermut neigende Mäd- U chen am Sonnabend vormittag zur Ausführung R des vielleicht schon länger gehegten Selbstmord- L gedankenS veranlaßt haben. — Der hiesige Lu r n- N verein veranstaltet morgen Sonntag einen FamilienauSflug nach Ulbersdorf und das Goßdorf« Raubschloß. Die Rückkehr erfolgt per x? Mahn von der Haltestelle Ulbersdorf auS. — Kom- menden Dienstag bietet der blinde Kompo- nist Herr Arno Heydrich unter Mitwirkung der Koloratursängerin Frau Else Möller- Krieg a o und der Recitatorin Fräulein Marie Fischbach im hiesigen Schützenhaus unserer Be- wohnerschaft einen Konzert- und Melodramen- Abend dar. — Für Sonntag, den 5. September, steht dem hiesigen Turnverein ein grö ßerer Besuch in Aussicht. An diesem Tage wird der Dresdener Allgemeine Turnverein eine geteilte Turnfahrt unternehmen, deren ge meinsames Ziel unser Ort bilden soll. Nach An kunft der turnerischen Gäste wird am Nachmittag aut hiesigem Turnplatz ein Schau- und Wett- turnen stattfinden, dem am Abend ein Kömmers im Saale des Schützenhauses folgt. Die Rückfahrt der Dresdener Turner erfolgt abends 10 Uhr mit ' Sonderzug. Dresden, 28. August. Militärische Sonderzüge. Auf dem Neustädter Bahnhof traf gestern nachmit tag 5 Uhr 55 Min. ein Sonderzug von Leipzig ei», der nahezu 500 Uebungsmannschaften beför- § derte. — Das Feldartillerie-Regiment Nr. 64 - wurde gestern mit vier Sonderzügen von Königs brück nach Oederan befördert. Die Sonderzüge verließen Königsbrück vormittags 7 Uhr 23 Min., S Uhr, 10 Uhr 25 Min. und nachmittags 1 Uhr und trafen vormittags 11 Uhr 55 Min., nachmit- . tags 1 Uhr 43 Min., 2 Uhr 58 Min. und 5 Uhr 45 Min. in Oederan ein. — Jagdunfall. Auf der Jagd wurde bei Langebrück der PrivatuS Heinrich Kaden von einem anderen Schützen durch einen Schrotschuß schwer verletzt. Die Schrotladung traf ihn ins Gesicht und zerstörte ihm ein Auge. Herr Kaden begab sich in eine Dresdener Klinik. Meißen. Ein großer Teil der zur Hundert jahrfeier der sächsischen schwarzen Brigade vom " 29. August bis 1. September in Frecherg und Dresden weilenden alten Jäger und Schützen wird am 1. September auch Meißen besuchen. Soviel bis jetzt bekannt, wird sich auch das aktive Offizierkorps des 13. Jägerbataillons an dem Ausflug beteiligen. Es findet festlicher Emp fang am Dampfschifflandeplatz statt, Einzug in die Stadt nach der Stadtkirche, wo der Präsident von Sachsens Militärvereinsbund, Justizrat Windisch, Major der Landwehr-Jäger, einen Kranz am Kriegerdenkmal niederlegt, weiter Aufstellung auf dem Markt, Begrüßung durch die Stadtbehörde, Willkommentrunk (Spende des Stadtrats und der Firma Otto Horn), Marsch nach der „Geipel- burg", dort Mittagessen, Kranzniederlegung am Siebeneichener Jägerdenkmal. Zug nach der Burg, */,6 bis V,7 Uhr Platzmusik auf dem Markt, nach 8 Uhr Burgbeleuchtung und Beleuchtung der Ufer und Höhen während der Heimfahrt der Sonderschiffe. Oschatz. Der Verein der Saalinhaber der Amtshauptmannschaft Oschatz hat einstimmig be schlossen, vorläufig^die alten Bierpreise beizu behalten, beim Bezug von Bier die kleineren Brauereien zu berücksichtigen und den großen Brauereien, die größere Dividenden verteilen, den - Rücken zu kehren. Leisnig. Die hier seit längerer Zett herrschende Wasserknappheit der städtischen Wasser- leitungen wird dem Sinken des Grundwasserstan des zugeschrieben. Während die Leitungen früher zusammen 13 Sekundenltter leisteten, geben die Leitungen gegenwärtig nur 4 Sekundenliter oder anstatt 980 cdm nur zirka 345 obm pro Tag. Die städtischen Kollegien beschlossen die Hinzuziehung eines Sachverständigen und die eventuelle Anlage eines Pumpwerkes zur Beseitigung des Uebel- standeS. Leipzig. Die jetzt bekannt werdenden Einzel heiten über das Geschäftsgebahren der „Direktoren" und „Prokuristen", der G.m.b.H. vr. LiezLKo. machen es klar, daß die Verhafteten, denen sich in zwischen auch der „Gründer" Boeckel zupesellt hat, ganz gemeingefährliche Menschen sind, die skrupel los die Leichtgläubigkeit ihrer Opfer ausnutzten und sich Gehälter zwischen 12000 und 7000 Mk. auSsetzten. Alle Verhafteten hatten bereits vor der neuen „Gründung" manifestiert. — Die Gast wirte hielten am Freitag nachmittag eine Protest. Versammlung gegen die Brauereien ab, welche ge schloffen an dem Standj>uiM"8W^HW»ng von 3,20 Mk. für das Hntolfter Lagerbier fist- halten, ab. Voraussichtlich kommt eS zum „Bier krieg". — Die Kriminalpolizei verhaftete eine Hochstaplerin, die hier und anderwärts unter dem Namen Felder, Gottwald, Woldenburg und Leistner Kreditschwindeleien verübt hat. Die mit außer ordentlicher Redegabe auSgestattete Schwindlerin ist ein vielfach vorbestraftes Stubenmädchen, das sich äußerst elegant zu kleiden und dadurch zu täuschen wußte. Johauugeorgenftadt. Rach einer öffentlichen Einwohnerversammlung wurde hier von dem Ge- Werkschaftskartell über diejenigen Gastwirtschaften, welche die Bierpreise erhöht hatten, die Sperre verhängt. Der scharf durchaeführte Bierkrieg hat aber bereits sein Ende gefunden, denn in einer von Vertretern der städtischen Brauerei, des Gastwirtsvereins und der Gewerkschaften besuchten Versammlung wurde eine Einigung erzielt und der Bierstreik als beendet erklärt. Die verein- barten Bierpreise sind folgend«: 15 Pf. für je */, Liter Lager-, Weizen- und Zuckerbier, 10 Pf. für */, Liter Einfachbier. Vermischtes. — Schillerfeier. Im Königreiche Preußen wird auf ministerielle Anordnung am 10, Novbr. in den Schulen eine Schillerfeier abgehalten werden. Die Schüler sollen darauf aufmerksam gemacht werden, was daS deutsche Voll Schiller verdankt. . — BaS ein Häkchen werde« will . . . Der als Taugenichts bekannte neunjährige Walter Krause aus Schwemmsal, der vor kur zer Zeit einen Revolver gestohlen und damit auf Schulkinder gefeuert hatte, warf am Mittwoch mit großen Steinen auf in Ellenburg zu Besuch wei lende Kinder aus Leipzig und traf dabei ein 11- jähriges Mädchen so schwer am Kopfe, daß eS be- wußtlos vom Platze getragen werden mußte. — Bou Made» augefrefseu. In einem Rüben felde in Wörmlitz bei Halle a. S. wurde am Mittwoch ein etwa 70 Jahre alter Mann aufge funden, der sich in einer geradezu grauenhaften Verfassung befand. Seine Kleidung war völlig zerfetzt. Wahrscheinlich infolge Nahrungsmangels war der Greis körperlich vollständig herunterge kommen. Ungeziefer bedeckte ihn. An verschie denen Stellen hafte der Unglückliche Wunden, in denen sich Maden entwickelt hatten, die nament lich einen erheblichen Teil der Bauchdecke breits zerfressen haben. In der Klinik, wohin der Mann gebracht wurde, erklärten die Aerzte, solches menschliches Elend noch nicht gesehen zu haben. — Reptilienjäger. In einer einzigen Saison hat ein Reptilienjäger in den Thüringer Wäldern neben vielen Hunderten von Laubfröschen, Eidech sen, Blindschleichen, Salamandern usw. auch 1080 Hasel- und Ringelnattern gefangen, die er in prä pariertem Zustande um den Preis von 1 bis 5 -4t für das Exemplar an wissenschaftliche Institute und Sammler abgab. Der Natur hat der Jäger dadurch allerdings keinen großen Gefallen er- wiesen, da die Tiere fast ausnahmslos zu den nützlichen und ungefährlichen zahlen, denn die Ausbeute an Kreuzottern war äußerst ge ring. — Die Tragödie eines Bahnwärters. In folge eines Streites, der zum Teil auf den Gleisen einer Eisenbahnlinie ausgefochten wurde, hat der pensionierte Bahnwärter Wöhr in Stuttgart unter tragischen Umständen seinen Tod gefunden. Wöhr hatte noch bis zum 1. Oktober Erlaubnis, in seinem Wärterhäüschen auf der Strecke Illingen- Stuttgart wohnen zu dürfen. Als er abends von Illingen aus nach Hause wollte, verweigerte ihm der diensttuende Schrankenwärter Schmälzle die Oeffnung der Schranken. Es kam zu einem Wortwechsel, in dessen Verlauf Schmälzle den Wöhr schwer beleidigte. Auf den Lärm kam die Ehefrau Wöhr aus ihrer Wohnung und veran laßte ihren Mann, weiter zu gehen. Als aber Schmälzle immer noch weiter schimpfte, packte ihn die Wut, er ging zurück und gab Schmälzle eine kräftige Ohrfeige. Zum zweiten Male kamen jetzt die beiden Männer ms Handgemenge, und zwar dicht bei der Eisenbahnschranke. Frau Wöhr wollte den Streit schlichten, erhielt aber einen solchen Faustschlag, daß ihr das Blut in die Augen lief und sie nichts sehen konnte. Als sie sich das Blut mit der Schürze abgewischt hatte, lag ihr Mann auf den Eisenbahngeleisen, und zwar ohne Besinnung. Sie versuchte ihn von den Geleisen wegzuziehen, was ihr aber bei ihren geringen Kräften nicht gelang. Da sich inzwischen der Stuttgarter Schnellzug näherte, bat sie Schmälzle, der inzwischen unaufhörlich auf Wöhr geschimpft hatte, chr zu helfen, den bewußtlosen Schmälzle lohnte aber Üydmeufi- ßlückliche Frau mußte zusehen, wie der Schnellzug rmmer näher kam und schließlich vor ihren Augen ihrem Mann den Kopf zermalmte. Wenn eS nur möglich gewesen wäre, den Körper des Bewußt lose« um einige Zentimeter vom Platze zu bo wlen, so hätte Wöhr gerettet werden können. Eine gerichtliche Untersuchung über den fast un glaublichen Vorgang ist eingeleitet worden. — Au» Eifersucht schüttete der Schuhmacher- gehilfe Hovelka in Leitmeritz sein« Ge liebten, dem Dienstmädchen Lohn, die das Ber- hältnis zu ihm lösen wollte, eine Flasche Schwefel säure ins Gesicht, so daß das Mädchen sofort auf beiden Augen erblindete und außerdem sehr schwere Brandwunden am Halse und im Gesicht er litt. D« ruchlose Täter flüchtete, konnte ab« noch am selben Lage verhaftet werden. — Tod durch Elektrizität. Der 18 Jahre alte Schulknabe JaroSlflw Hopdek in Kladno (BSh.) kletterte auf einen Mast d« elektrischen Hoch spannungsleitung und erfaßte mit den Händen die Drähte. Der 5000 Bott starke Strom tötete den Knaben sofort; die Leiche blieb an dem Maste bezw. den Drähten hängen und wurde erst nach läng«« Zeit von Arbeitern herabgHolt. „Zeppelin III" «f »er Kehrt «ach Berlin. Der Aufstieg de» Luftschiffe« „Zeppeli» III" zur Fahrt nach Berlin von Manzell auS erfolgte erst am Freitag früh 4*/, Uhr. Die ursprüng lich aus Donnerstag abends zwischen S und 10 Uhr festgesetzt gewesene Abreise hatte wegen un günstigen Wetters zunächst nicht stattfinden können. Infolge dies« Verspätung in der Abfahrt habor natürlich auch alle weiteren Zeitfestsetzungen für die Berliner Reise des „Zeppelin III" Ver änderungen und Verschiebungen erfahr« müssen. Dagegen sollte an der »uletzt beschlossenen Route üb« Nürnberg, Hof, Weißenfels, Leipzig, Bttter- feld festgehalten werden. Infolge d« verspäteten Abfahrt des Luftschiffes von Manzell-FriedrichS- hafen haben natürlich auch die Bestimmungen für seine Ankunft in Berlin, die nach ,den bisherigen Dispositionen für Sonnabend nachmittag vier Uhr vorgesehen war, Verschiebungen erfahren. Ueber- baupt stand am Freitag früh das Programm für den Empfang des Grafen Zeppelin und seine» Luftschiffes in d« Reichshauptstadt noch keines wegs genau fest. Weit« wird gem^det: Nürnberg, 27. August, 12 Uhr mittags. „Zep- pelin III" hat in d« Nähe von Ostheim bei Gun zenhausen, sechs bis sieben Stunden südwestlich von Nürnberg, wegen Propellerbruchs lan den müssen. Nach ein« anderen Meldung ist die Landung zur Ballast-Aufnahme erfolgt. Friedrichshafen, 27. August. Nach einem Tele gramm Les Oberingenieurs Dürr an die Lust- fchiffbaugesellschaft muß d« „Zeppelin III" we- gen Vornahme klein«« Reparaturen in Nürn berg kurz landen. Nürnberg, 27. August, I^L Uhr. Die Landung erfolgte zwischen den Ortschaften Gnotzheim und Ostheim. Die neueste Meldung besagt, daß da» Luftschiff bei Wasserzell einen Propeller bruch erlitten habe. D« in Nürnberg befind liche Ingenieur Schwarz von der Luftschiffbau- Gesellschaft ließ durch die nächstgelegene Fern sprechstelle Spielheim einen Boten nach dem Platz chicken, der nähere Erkundigungen einziehen sollte. Darauf ließ Graf Zeppelin jun. antwort«, daß er eine Hilfe von Nürnberg nicht benötige. Er werde um 1 Uhr Wied«, imstande sein, abzu- fahren, werde ab«, weil daS Luftschiff reparatur bedürftig sei, in Nürnberg voraussichtlich noch mals landen müssen. Die Ankunft in Nürnberg - teilte « auf 3 Uhr in Aussicht. DaS Luftschiff fährt also mit ein« um die Hälfte verminderter Schnelligkeit. Nürnberg, 27. August. Die Bolksmengx, die ich in der Mittagszeit auf die Nachricht vom spä teren Eintreffen des „Zeppelin III" zum größten Teil nach Hause begeben hatte, war um 2 Uhr wieder stark angewachsen und harrte gespannt de» Luftschiffs. Bald nach 4 Uhr hoben sich die Um- risse des „Zeppelin III" schwach vom grauen Hori- onte ab. Unbeschreiblich« Jubel «faßte die viel ausendköpfige Menge. Allmählich kann man die einzelnen Teile des Luftschiffs unterscheiden und >ört daS surrende Geräusch d« Propeller. Um 4 Uhr 10 Minuten scheint d« „Zeppelin NI" sich zum Landen zu senken. Die Volksmenge läßt sich richt mehr zurückhalten und durchbricht die Lb- perrung, um zur Landungsstelle zu eilen. Da»