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iso. Plauen i. B. DaS Trab eines fron« zöstschen KrtegerS, der 1870 in deutfche Gefangenschaft geraten war und hier gestorben ist, befindet sich auf dem hiesigen Friedhof. Nachdem vor einiger Zeit ein Mitglied vom hiesigen Kgl. sächs. Mtlltärvrretn Schützen und Jäger einen Betrag zur Vorrichtung der Grabstätte gespendet hat, haben die hiesigen Mtlttärvereine den Beschluß gefaßt, ihrerseits auch für die fernere Instandhaltung und Pflege des Grabe« des fran zösischen Soldaten, der den Namen Louis BigS führte, Sorge zu tragen. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing am Montag Vormittag den Prinzen Johann Georg von Sachsen, welcher die Notifikation von der Thronbesteigung seines Bruders, des Königs Friedrich August von Sachsen, überreichte. Im Anschlüsse hieran empfing der Monarch den sächsischen Gesandten Grasen Höhen thal und Bergen, welcher das Königl. Schreiben betreffs seiner erneuten Beglaubigung auf dem Ber liner Posten überreichte. Mitte Dezember wird der Kaiser der Stadt Bromberg einen Besuch abstatten. Berlin, 8. November. Zur gestrigen Früh- stückstafrl beim Kaiserpaare im neuen Palais waren geladen: Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg von Sachsen mit Gefolge, der sächsische Gesandte Graf v. Hohenthal und Bergen und Staatssekretär v. Richthofen. Bet der Tafel wechselten Sr. Majestät der Kaiser und Prinz Johann Georg kurze Trtnksprüche. DaS preußische Abgeordnetenhaus hat am Montag abermals eine größere Pause in seinen Verhandlungen eintreten lassen, denn es wird dieselben erst am 21. November wieder auf nehmen. In der Montagssitzung wurde zunächst der Antrag W'llisen, betr. die Besoldung-Verhältnisse der Militäranwärter im Staats- und Kommunal dienst in längerer Debatte erörtert und schließlich an die Budgetkommtsston verwiesen. Alsdann er ledigte das Haus zahlreiche Petitionen. Die oufgetauchten Gerüchte über den bevor stehenden Rücktritt des bairischen KrtegSmlnisterS v. Asch und seines Kollegen, des JusttzministerS v. Feilitzsch werden von unterrichteter Münchener Sette als unbegründet bezeichnet. Im lippeschen Thronsolgestreite ist eine gütliche Einigung zwischen Schaumburg-Lippe und Lippe-Biesterseld erfolgt. Beide streitenden Parteien sind dahin übereingekommen, die Entscheidung in ihrem Streite einem Schiedsgericht zu übertragen, welches sich aus 15 Mitgliedern des 4. und 7. Zivilsenats des Reichsgerichts unter Vorsitz des ReichsgerichtSprästdenten zusammensetzen soll. Dem nach hätte sich der BundeSrat nicht weiter mit der lippeschen Angelegenheit zu befassen. Berlin, 8. November. In dem Prozeß deS Grasen Pücklrr gegen den Redakteur Kurt Bürger und den Schriftsteller Emil Brand beschloß daS Schöffengericht des Amtsgerichts I auf Antrag der Verteidigung, die Verhandlungen auSzusetzrn, da der Gerichtshof die Ueberzeugung erlangt habe, daß nach dem vorliegenden Material und den gerichtsnotorischen Reden deS PrtvatklägerS dieser geistig nicht normal sei. Der Gerichtshof beschloß daher, das gegen Pückler seitens der Staats anwaltschaft des Landgerichts I etngeleitete Straf verfahren abzuwarten, da anzunehmrn sei, daß in diesem die erforderlichen Schritte betreffs der geistigen Zurechnungsfähigkeit PücklrrS unter nommen werden. Kiel, 8. November. Das OberlandeSgericht Kiel erkannte heute in dem von der Stadt Kiel gegen den Fiskus angestrengten Prozeß daS Eigen tumsrecht am Kieler Hasen dem FtskuS zu. Die Klage der Stadt wurde kostenpflichtig abgewirsen. Das Gericht hielt den Beweis nicht für erbracht, daß der Stadt Kiel daS Eigentumsrecht verliehen worden sei. General Trotha meldet aus Windhuk vom 6. Novbr. rin Gefecht einer deutschen Patrouille mit 50 Witboi» bet SreiS - Kameelbäum. Die Wttbois, welche die Angreifer waren, wurden schließlich zurückgrschlagen. In derselben Depesche berichtet General v. Trotha über mehrere für die Deutschen günstige Gesechte mit vereinzelten Herero« trupps, wobei die Herero» erhebliche Verluste hatten. Berlin, 8. November. (Amtlich.) Stabs veterinär Moll, früher Ulanen «Regt. 15, am 6., 11. in Windhuk am Typhu» (plötzliche Herz- lähmung) gestorben; Gefr. d. Res. Rudolf Kux, geb. 30s3. 78., früher Inf.-Regt. 51, am 3.111. in Okahandja plötzlich verstorben; Reiter Karl Wolf, geb. 10.18. 82, früher Husaren - Regt. 13, am 3111. in Watrrberg am Typhu» gestorben; Gefr. Richard Schmidt, geb. 26.s12. 82, früher Art.-Regt. 13, am 21.19. im Patrouillen - Gefecht »ar fitchDch« «atta 4 1 gegen Morrnga bet Gat» nördlich von Warmbad leicht verwundet (Schuß Unterarm); Retter Otto Bartels, geb. 23 ,12 82, früher Husaren-Regt. 10, am 5.,11. im Gefecht bet Wasserfall (Westrand der KarraSberge) verwundet (Schuß in den linken Unterarm); Retter Adols Orzischrk am 6., 11. in folge der im Gefecht am 5. Oktober bet Wasser fall erhaltenen Wunde (Schuß in den Rücken) ge storben; Reiter Wilhelm Schloßhauer, früher Feldartillerie-Regiment Nr. 51, 21.,9. leinen an demselben Tage im Patroutllengrsecht bet Gat» erlittenen schweren Verwundungen erlegen; Retter Georg Urschlechtrr, geb. 1.!8. 82, früher 2. Batr. Ulanen-Regiment, am 3,11. im Gefecht östlich von Okurjaht am Knie leicht verwundet. O e st e r r e i ch. In Oesterreich beherrschen die Innsbrucker Vorgänge noch immer die gesamte TagrSsituatton. Die Forderung von deutscher Seite nach Schließung der italienischen Rechtsfakultät an der Innsbrucker Universität ist vom Ministerpräsidenten v. Körber mit aller Bestimmtheit abgelehnt worden, was in den deutschen Abgeordnetenkcetsen große Miß stimmung heroorgerufen hat. ES ist infolgedessen mit der Möglichkeit einer schroffen Opposition der Deutschen in der bevorstehenden RetchSratSsession zu rechnen. Die umlausenden Gerüchte von einer möglichen Demission deS Kabinetts Körber ent behren indessen der Begründung. Den deutschen Studenten in Innsbruck sind zahlreiche Sympathie kundgebungen seitens ihrer Kommilitonen in den übrigen österreichischen Universitäten zugegangen. — Im ungarischen Abgeordnetenhaus scheinen wieder stürmische Tage bevorzustehen. In der Montagssitzung erklärte Ministerpräsident Gras Tisza, er werde zur Durchführung der Revision der Hausordnung nötigenfalls stärkere Mittel an wenden und selbst vor einer Auflösung des Hauses nicht zurücklcheuen. Prag, 8 Nov. Die czechische Studenten- schast beschloß eine Sympathie-Adresse für die italienische Studentenschaft in Innsbruck. Abgeordneter Baxa telegraphierte namens seiner Partei an die Innsbrucker Studentenschaft: „Wir sprechen Ihnen in ihrem Kampfe gegen den gemein samen Feind unsere Sympathie aus und verurteilen aufs schärfste die deutsche Unverträglichkeit." (Das wird selbst dir Italiener nicht besonders erfreuen!) Innsbruck, 8. November. Bet der Speditionsfirma Angelin! L Benardon in Triest war vor einigen Tagen an den hiesigen italienischen Studenten Ermano Macuzzi eine Kiste angelangt, deren Inhalt als Munition deklariert war. Die Kiste wurde von dem Wohnungsinhaber des Macuzzi jetzt der Polizei übergeben. Sie hat offenbar die Revolver enthalten, welcher sich die italienischen Studenten bedient haben. Bet der Untersuchung des Klosetts des Hotels „Zum weißen Kreuz" wurden viele Revolver gefunden, die von den italienischen Studenten vor der Flucht dorthin tzeworsen worden waren. Zu dem Waffen händler Johann Peterlongo In der Maria-Theresia- Straße kamen heute vormittag 30 italienische Arbeiter, um dort Revolver, Gewehre und Munition zu kaufen. Der Händler erklärte jedoch, angesichts der in der Stadt herrschenden Ausregung keine Waffen an Arbeiter verkaufen zu können. Die Arbeiter waren zu Fuß aus FranzenS- seste hier etngetroffen. Sorben wird bekannt, daß sich gestern der Kaiserjäger gemeldet hat, der dem Maler Pezzey den TodeSstich versetzt hat. DaS blutige Bajonett wischte er an der Innenseite deS TornisterdrckelS ab. Der Jäger heißt Luigi Mattto und stammt aus Borgo in Südtirol. Er ist auch derjenige, der bet der Attacke auSrtef: „Avanti! korcüii Isässos!" Innsbruck, 8. November. In der ver gangenen Nacht wurden zwei Deutsche von Italienern mit Messern angegriffen und verletzt. Der Senat der Universität hat beschlossen, an den UnterrichtSminister eine Eingabe zu richten, in der dem Wunsche Ausdruck gegeben werden soll, daß die provisorische italienische Fakultät ihre Tätigkeit in Innsbruck nicht wieder aufnrhmen möge, weil der Zusammenhang mit der Universität eine ständige Gefährdung dieser bedeute. Wien, 8. November. Der Abgeordnete Trier erklärte bet seiner Rückkehr nach Innsbruck, er habe, obwohl dir Regierung eine bindende Zu sage verweigerte, dir volle Ueberzeugung gewonnen, daß die italienische Fakultät nicht mehr eröffnet werde. Trier forderte die Bevölkerung auf, die Ruhe zu bewahren. T» sei kein Zweifel, daß die gerechte Sache Innsbruck» gesiegt habe. Wien. Neue Briefmarken in Oesterreich- Ungarn gelangen zur Ausgabe. Die Arnderungen beziehen sich vornehmlich auf die die Wrrtziffern enthaltenden Medaillon». Neu erscheint in der Farbe die violett« vierzig«tzellrrmarke (bisher IGQck. i grün), während di« 72-Hrllrr-Marke (krapprot) neu rtngrsührt wird. Die in Künstlrrkreisen be merkbar gewesene Bewegung, den neuen Brief marken diesmal eine künstlerisch wertvollere SuS- stattung zu geben, ist ergebnislos geblieben. Die NeuauSgabe beginnt in dieser Woche. Italien. Die Neuwahlen zur italienischen Depu- ttrrtenkammrr bedeuten in ihren Ergebnissen vor allem eine empfindliche Niederlage der Radi kalen und Sozialisten; dieselben verloren zahlreiche Mandate an dir rechtsstehenden Parteien, was al« eine Wirkung des jüngsten stark revolutionär an gehauchten ArbelterauSstandrS in Italien betrachtet wird. Bon den Wahlresultaten waren in Rom bi- Montag Mitternacht 492 bekannt, welche sich folgendermaßen verteilen: Gewählt 294 Ministerielle, 46 Konstitutionell-Oppositionelle, 27 Radikale, 25 Sozialisten, 16 Republikaner, sowie 84 Stichwahlen. Frankreich. Die Ohrseigrnaffäre in der französischen Deputiertenkammer hat die wackelige Stel lung des geohrfetgten KrtegSmlnisterS AndrSe einstweilen wieder gesestigt, die fortgesetzten Angriffe deS „Figaro" gegen Andröe werden daher weiter keine Wirkung haben. In ihrer Montagssitzung gab die Deputiertenkammer ihre Zustimmung zur gerichtlichen Verfolgung deS Nationalisten Syveton, welcher AndrSr ohrsetgte. — Der mit der DreysuS- affäre zusammenhängende Prozeß D'Autrichr ist von der Regierung niedergeschlagen worden. Balkanhalbinsel. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen der Pforte und den Ententemächten in der maze donischen Gendarmertefrage dauern sort. Die Pforte lehnte in einer erneuten Note an die Botschafter Rußlands und Oesterreich-Ungarns die Vermehrung der Gendarmerieoifiziere abermals ab, in Wien und Petersburg besteht man aber auf dieser Forderung. Täglich passieren russische Schisse den Bosporus. Am Montag suhr der Kreuzer „Woronasch" der Freiwilligen Flotte durch. Rußland. In den russischen Westprovinzen ist durch die rücksichtslose Behandlung der eingrzogenen Reservisten eine bedenkliche Gährung entstanden. Agitatoren fordern in Flugblättern die Reservisten auf, sich den Militärbehörden zu widersetzen. — Der kleinere Teil des baltischen Geschwaders ist von Tanger aus In östlicher Richtung, also nach dem Suezkanal zu, in See gegangen, der größere Teil in westlicher Richtung. Die Wiedervereinigung soll in Madagaskar erfolgen. Engltscherseits sind umfassende Vorbereitungen zur Ueberwachung beider Teile des baltischen Geschwaders getroffen worden. In Vigo empfing Admiral RoschdjestwenSky eine Ermunterungsdepesche deS Zaren. Schweden. Der schwedische Minister des Auswärtigen v. Lagerhetm ist aus noch unbekannten Gründen zurückgetreten. England. Der englische Kolontalmtnister Lyttleton sprach in Leamtngton über die augenblickliche Lage und erklärte, daß der von einigen Blättern ge brachte angebliche Wortlaut des englisch-russischen Abkommens betreffs des Vorfalles in der Nordsee nicht authentisch sei. Man tue gut, mit seinem Urteil zu warten, bis der endgiltige Text vorliegr. Er nehme als sicher an, daß das Abkommen dem nächst werde veröffentlicht werden. Lyttleton be merkte seiner, England habe natürlich an den vier ursprünglich gestellten Forderungen festgehalten. Die Forderungen seien in höflicher und fester Sprache gestellt worden. DaS englische Volk habe ihnen zugestimmt. Mit Bezug auf die dritte Forderung, betreffend die Bestrafung der Schuldigen, habe Kaiser Nikolaus ausdrücklich erklärt, daß die ermittelten Schuldigen Vie gebührende Strafe treffen solle. Ec glaube nicht zu viel zu sagen, indem er feststelle, die beste Hoffnung sei dafür vorhanden, daß die Forderungen sofortige Er füllung fänden. Amerika. In der Nordamerikanlschen Union stad am DtrnStag die Wahlmäanrr - Wahlen für di« Präsidentenwahl vollzogen worden. E» waren 476 Wahlmänner zu wählen, entsprechend der Zahl der Kongreßmitglieder, (SO Senatoren, und 386 Repräsentanten). Die absolut« Mehrheit ent scheidet. Die jetzt gewählten Wahlmäaner oder Tlektoren treten tm Februar in Washington zu sammen, um den neuen Präsidenten zu wählen, doch ist dessen Wahl eigentlich schon durch deu Ausfall der Wahlmännrrwahlen entschieden, da dir Wahlmäanrr schon bet ihrer Wahl für den einen oder für den anderen Präsidentschaft»-