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130 Ist, etwa gar nur in dem obtlflächlichtn Sinne, daß er rinige der schreiendsten Mißbräuche ab gestellt habe, sondern daß er auch ein Reformator de» menschlichen Leben» überhaüpt wurde, - d. h., daß schon vom allgemein kulturellen Standpunkte au» sein LrbenSwrrk gewürdigt werden kann. Luther fühlte sich dabei, und da» soll ihm un vergessen bleiben, immer al» Deutscher. Sein Haß gegen Rom trug nicht nur konfessionellen, sondern auch patriotischen Charakter. Sehnlich wie Ulrich von Hutten, der stürmische fränkische Ritter, der ihn besonder» iw Ansang stätk be- etnflußt hat, empfand er r» bitter, daß die Mischen so mir nicht», dir nicht» mit den deutschen Barbaren umsprangen. Noch kurz vor seinem Tode hat Luther solchen Gesühlen in einer scharfen Streit schrift Ausdruck gegeben und u. A. die Austastung zurückgrwiesen, al» habe da» Papsttum „da» römische Reich auf un» Deutsche gewandt". Un erschrocken hält er dem Papste vor: „Dir Deutschen haben da» römische Reich nicht von deinen Gnaden, sondern von Karl dem Troßen und von den Kaisern zu Konstantinopel; du hast nicht ein Haar breit davon gegeben . . . ." Will man die echte deutsche GemütStirse dieses rastlosen Kämpser» ermessen, so muß man ihn wohl auch im Hausrock unter den Seinen sehen. Ohne Sentimentalitäten aber stark und treu hat er seine Käte geliebt. Mit unermüd lichem Eifer ist der vielbeschäftigte Mann für alle, die zu seinem Hause gehörten, besorgt gewesen. Sein bescheidenes Wittenberger Heim wurde das vorbildliche, deutsche evangelische Pfarrhaus — für Luther selbst eine ErholungS- und Zufluchts stätte, wenn man ihn verkannte und verlästerte, und es hat etwas ungemein Rührendes, wenn Luther in schweren Tagen sich tröstet: „Mein Lenchen und Hänschen beten für mich . . , Die Evangelischen haben rS nicht nötig, aus Luther einen Heiligen zu machen; sie brauchen auch seine Fehler und Schwächen nicht zu beschönigen, aber stolz dürfen sie auf diesen Mann immer und aller wege sein, der wie kein zweiter eine Verkörperung echten deutschen und evangelischen Wesens war, eine Kraft-Persönlichkeit, wir sie die Weltgeschichte aller paar hundert Jahre höchstens einmal ausweist! Bischofswerda. Unanbrtngltche Post- Sendungen. Bei der Kaiserlichen Ober - Post direktion in Dresden lagern u. a. folgend» unan- dringliche Sendungen: Einschreibbrief aus Bischofs werda (S.) an Paul Schurz, Wictschaftsbrsitzer, Schmölln (Bz. Dresden), vom 8 August 1904, Einschreibbrief aus Bischofswerda (S.) an Ferdinand Buschmann in St. Veit a. d. Glan, Stadt Unter Platz 67 I, vom 2. September 1904. Der Ab sender oder Empfänger der bezeichneten Sendungen hat seine Ansprüche wegen Aushändigung der selben bet der Aufgabe- oder BestimmungS-Post anstalt baldigst anzumelden. Bischofswerda, 9. November. (Zur Be richtigung.) In Nr. 128 des sächs. Erzähler» wurde mitgrtetlt, daß in Bischofswerda die Ge flügelcholera auSgebrochen sei. ES ist dies nicht zutreffend, laut stadträtlicher Bekanntmachung ist nur unter einem Geflügel - Transport auS dem Königreiche Ungarn Bahnhos BischosSwerda Gc- flügrlcholera frstgestrllt worden. Fragliche Sendung ist polizeilich angrhalten und nach Feststellung der Krankheit unter polizeilicher Aussicht zur Ab schlachtung gebracht worden. — Einer Weiter verbreitung der Krankheit ist hierdurch energisch entgrgengetreten worden. Demnach ist in Bischofs werda, in der Stadt selbst, Teflügelcholera über haupt nicht auSgebrochen und ist dies namentlich mit Rücksicht auf die bevorstehende Geflügel- auSstellung für Interessenten zu wissen notwendig. 8* Bischofswerda, 9. Novbr. (Polizei bericht.) Ein frecher Mensch, welcher vorgestern Abend in einem Hause der hiesigen Albertstraße in der aufdringlichsten Weise Nachtquartier ver langte und da» HauS nicht eher verließ, bi» nach der Polizei geschickt wurde, wurde von derselben in der Person eines au» Friedrich-Hütte (KreiS Darnowitz) gebürtigen 43jährigen ZigarrrnmacherS Namen» Robert Karl Schneider frstgrnommen. Ferner wurde gestern früh ein in der hiesigen Herberge zur Heimat zugereister, wegen Diebstahl« von der König!. Amtsanwaltschaft Riesa steckbrief lich verfolgter 43jährigrr, au» Targrschiga (Kreis Krotoschni) gebürtiger Arbeiter Namen» Hermann Stanislaus Tadaschek und gestern Nachmittag ein S3jährtgrr, au» Böhm.-Lrlpa gebürtiger Musiker NamrnS Gustav Türner festgrnommen. Der Letztere hatte sich bet einer am hiesigen Nrumarkt wohnhaften Familie auf 14 Tage bi» 3 Wochen al» Ober-Monteur einer Dresdner Firma «tnlogiert und nachdem er sich an Sprtfr und Trank gütlich getan, da» Weite gesucht. Glücklicherweise gelang feine Festnahme noch. Alle drei Personen wurden Der sächsisch« «»zähle». Gleit« » dem hies. Kgl. Amt»grricht zur weiteren Straf- , Verfolgung zugesührt. — Die letzte Feldpost für WethnachtS- pakete. Die letzte Gelegenheit, Weihnacht-Pakete mit der Feldpost noch Deutsch-Südwestafrika zu schicken, bietet der am 13. November von Ham burg abgehende Woermann-Dampfer. Die fahr planmäßige Ueberfahrt beansprucht etwa 28 Tage, so daß der Dampfer noch rechtzeitig vor dem Feste im Schutzgebiete eintrifft. — Eine direkte Ausfertigung von Schlaf wagen« und LuxuS- (Expreß.) Zugskarten zum Originalprrise in Dresden findet nur durch das Reisrbureau M. Kohn, Chrtstiaustraßr 31, als offizieller Vertreter der Internationalen Schlas- wagen-Gesellschaft statt. Ebenso können Plätze in dem direkten Schlaswagen Dresden—München aus schließlich nur in diesem Bureau belegt werden. Die Königliche Generaldirrktion der sächsischen StaatSrisenbahnen hat ferner der Firma Kohn im Verein mit der Königlichen Etsenbahndlrektton BrrSlau die Ausgabe der Schlafwagenkarten für den Schlafwagen Leipzig—Myslowitz (ab Dresden- Neustadt 12 Uhr 57 Minuten nachts) übertragen. Diese Schlafwagenkarten mußten bisher au» Leipzig bezogen werden, wodurch die Belegung von Plätzen in Dresden oft unmöglich wurde. — Eine interessante Entscheidung hat daSReichsgericht in der Frage, ob einem Lotterie spieler auch Anspruch auf Gewinn zusteht, wenn er das betreffende Los noch nicht be zahlt hat, gesällt. Ein Kollekteur verweigerte einer Frau In Berlin, die seit 25 Jahren Kundin seines GeschäftSvorgängrrs und seit einem Jahre seine eigene Kundin ist, die Auszahlung deS auf j Nr. 8750 der Mecklenburger Lotterie entfallenen Gewinnes In Höhe von 12 450 Mk., weil dieselbe die erste und zweite Klaffe dieser Lotterie noch nicht bezahlt, und weil er sie (nach seiner Aus sage) bei der Geschäftsübernahme darauf auf merksam gemacht hatte, daß das Geld sofort zu zahlen sei. Dagegen machte die Beklagte vor dem Landgericht Schwerin geltend, daß sie auch früher bet dem anderen Kollekteur die Lose stets am Schluß der jeweiligen Lotterie bezahlt habe. Das Landgericht wies die Klage des Kollekteurs ab, indem es betonte, daß durch Zusendung der Lose der Vertrag abgeschlossen worden und daS Schweigen der Frau und Behalten der Lose als Annahme des Vertrages anzusehrn sei. Das Oberlandesgericht Rostock schloß sich der Ansicht der Vorderinstanz an und verwarf die Berufung. Das Reichsgericht sah diesen Beschluß als rechts gültig an. — Oekonomtsche Gesellschaft im König reiche Sachsen. Ueber „Die Versorgung der Städte mit Milch und der Kamps um den Milch preis" wird Herr LandeSökonomterat Rtog-Char- lottenburg in der von der Oekonomischen Gesellschaft im Königreiche Sachsen für Freitag, den II.Nov. 1904, nachmittags 4 Uhr in der Deutschen Schänke zu den Drei Raben in DreSdrn-Altstadt, Marten straße 20, Im Weißen Saale angesetzten Gesell- schastsversammlung einen Vortrag halten. Hierzu haben auch Nichtmitglieder kostenlosen Zutritt. Auch findet an diesem Tage von vormittags 11 Uhr an im Schweizersaale der Drei Raben die diesjährige Braugerstenausstellung statt. * — Der Verband sächsischer Industrieller hält seine diesjährige Generalversammlung am 5. Dezember d. I. im Hotel Bristol in Dresden ab. In der Versammlung der VerbandSmitglteder wird der Geschäfts- und Kassenbericht erstattet, sowie über Aenderuogen der Satzungen verhandelt werden. In der allgemeinen Versammlung wird der BrrbandSsyndikuS vr. Strrsemann-DrrSden überden Zusammenschluß der deutschen Arbeit geber sprechen und Herr Geheimrat Wasserbau direktor Bubendey-Hamburg über die Frage der Regulierbarkeit der Elbwafferstraße referieren. 8 Demitz-Thumitz. Der König!. Sächs. Militärverein hielt am Sonntag, den 6. Novbr., eine Versammlung ab. Bevor in die Beratung der Tagesordnung ringetretea wurde, gedachte der Vorsteher deS ^InscheidenS König Georgs mit ehrenden Worten und kennzeichnete den Heim gegangenen Fürsten al» einen rechten Lande»- Vater, beleuchtete dessen Ruhm al» Helden und Heerführer au« großer Zeit und ries ihm au» tiefstem Herzen ein „Ruhe fanft" in die Gruft nach. Im Anschluß daran ging der Redner auf den nunmehrigen König Friedrich August HI. über, der in der Vollkraft männlicher Rüstigkeit da» Szepter au» der ersterbenden Hand feine» Vater» ergriffen und mit Mut und Gottvertrauen die Regierung übernommen habe. Mit dem Ge- lübni» unwandelbarer Treue auch gegen den neuen LandrShrrrn schloß der Redner seine Ausführungen. Der Verein hat den um die König Albert-Eiche LGGL gelegenen Platz zur Aufstellung eine» Denkmal» für den Hochfrltaen König Albert Herrichten lassen und soll die Ausstellung und Enthüllung km Früh jahr 1905 erfolgen. — Der Fechtverrtn veranstaltet nach langer Pause wieder nächsten Sonntag rin Milttärkonzert. In Anbetracht de» edlen Zwecke», zu dem der Reinertrag Verwendung findet, ist ein gut« Besuch erwünscht. ^BaUtze«, 5. November. Heute Vormittag wurde hier im „Brauhausgarten" die vom sächs. Ftscherriverein für heute und morgen veranstaltete Fisch auSstellung von Zuchtkollektionen und BerkausSmusteru mit PretSbewerb eröffnet. Die rege besuchte Ausstellung ist mit vorzüglichem Fischmatertal überaus reich beschickt; in 38 praktischen Bassins mit stetig fließendem Wasser sind die Fische in 63 Bassinabtetlungen unter gebracht. ES sind ausgestellt: Lausitzer Sptrgel- und Schupprntarpfrn, Galizier Spiegelkarpfen, Bachforellen, Regenbogenforellen, Bachsatbltnge, Lachse, grüne Schleien, Ärschen und auch eine Kollektion prächtiger japanischer Soldkarpfen, sogen. Higoys. Außerdem sind Fangnetze, Fischreusen rc., ferner eine interessante EntwickelungSserie der grünen Schleie ausgestellt; letztere umfaßt 28 GlaSbrhälter, in denen die Fischbrut, von der Eierablage bis zum 54. Tage, in ihrem alle 2 Tage fortgeschrittenen Wachstum gezeigt wird. Die Ausstellung wurde u. a. besucht und mit Interesse in Augenschein ge nommen von den Herren Staatsmtnister a. D. vr. von Nostltz-Wallwitz, Exzellenz von Könneritz, KreiShauptmann von Schliebrn, Oberbürgermeister vr. Kaeubler, Geh. Oekonomierar Hähnel, Prof, vr. Gräfe und vielen anderen Herren; auch zahl reiche LandwirtschaftSschüler besuchten die Aus stellung. Mittags 12 Uhr begann dann im voll besetzten Saale des „BrauhauSgarten" die durch Exzellenz von Kö.ineritz mit begrüßenden Worten eröffnete Versammlung, in der zunächst die durch die Herren Preisrichter erteilten Preise bekannt ge geben wurden, wonach Herr Güterdtrektor Blume- BärSdors-Trach einen Vortrag hielt über: „Die Beobachtungen und Erfahrungen auf tetchwirtschaft- lichem Gebiete während des Sommers 1904". Es folgte eine Aussprache über den Vortrag. An die Versammlung schloß sich rin gemeinsames Mittag essen. Bet der Prämiierung erhielten: Herr Kom merzienrat Hermsdorf auf Kauppa einen ersten Preis, den Ehrenpreis des Herrn von Gärtner; Herr Rittergutsbesitzer L. Roessing-Königswartha einen ersten Preis, den Ehrenpreis des sächsischen FischeretveretnL; Herr RittergutSbes. A. Böhmer- Klix ein Ehrendtplom; dir Prinz!. Schwarzburgische Forellen- und Karpfen-Züchteret in Großharthau in Sachsen ebenfalls ein Ehrrndiplom, die Gräfl. R-x'sche Forstverwaltung zu Mahlitzsch den von Herrn Kommerzienrat Hermsdorf gestifteten Ehren preis; Frau von Polenz auf Obercunewalde den vom Landwirtschaftlichen KretSveretn gestifteten Ehrenpreis; Herr Otto Friedrich In Strettwalde, sowie die Prtnzlich Schwarzburgische Forellen- und Karpfenzüchterri in Großharthau je ein Ehrendiplom vom sächsischen Fischrretverein. ES hätten noch andere Auszeichnungen erteilt werden können, doch waren eine Anzahl vorzüglicher Kollektionen außer PretSbewerb ausgestellt. In seinem Vortrag gab Herr TÜtrrdirektor Blume u. a. den Wunsch be kannt, daß sich an seine Worte eine recht rege Aussprache knüpfen möge, damit jeder Gelegenheit habe, über seine Erfahrungen in diesem Fache sich mit auSzusprrchen. Der Vortragende bezeichnete daS Jahr 1904 infolge der Wasserkalamttät als für die Teichwirtschaft durchaus traurig, so daß diesmal die Fischzüchter noch nicht an eine Mittel ernte herankämen; gegen eine solche seltene Waffer armut sei allerdings der Mensch machtlos. Durch die Dürre sei der Hauptschadrn besonder» in den Flüssen ausgetreten. Weiter gab Redner vortreff liche Richtpunkte auS seiner Ersahrung und Praxis bezüglich der Teichwirtschaft im allgemeinen, hin sichtlich der Zuchtwahl, der Behandlung der Laich- teiche, der Besetzung derselben, der Beobachtung der jungen Brut, weiter der Abfischung der Teiche rc. Dem Vortrag folgte lebhafter Beifall. cl Bautzen, 7. Nov. Nächsten Sonntag, den 13. November, wird hier der Bezirkstag de» deutschen Techniker-Verbände» abgehalten. Am Vormittag wird den auswärtigen Herren Gelegenheit geboten, unter kundiger Führung die Stadt zu besichtigen. Nachmittag» 2 Uhr beginnt im Saale de» Bürgergarten» die vezirtttagung, wobei den ersten Vortrag Herr Pönifch-DreSdrn über „Moderne Kunst", den zweiten Vortrag Herr Gar«ehn-Dre»den über „Ziele und Erfolge de» Deutschen Techniker-verbandrS" halten wird. Ge schäftliche Angelegenheiten schließen die Tagung ab; hierauf wird im nahen Ausflugsort« Gimbschütz zwanglose» Beisammensein all« folgen. Bautzen, 8. November. De« Statt«»»-