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ckandidaten feiten« drr Wählerschaft verpflichtet worden sind, gur Stunde dürfte der Telegraph schon gemeldet haben, ob drr Republikaner Roosevelt oder drr Demokrat Parker gesiegt hat. New-Jork, 8. Novbr. Der Staatswahl- oufsrhrr hat über 10 000 Verhaftungsbefehle gegen Personen erwirkt, die angeblich in drr Stadt New-Jork unberechtigt stimmen wollen. Solche Manöver werden manchmal angewandt, um rin« zuschüchtern. Die Ausstellung in St. LoulS hatte bisher 16V, Millionen Besucher. Afrika. In Laroche bet Tanger wurde ein Spanier ermordet und seine Frau mißhandelt; Vie spanische Gesandtschaft in Tanger hat sich des Falles energisch angenommen. Ferner wurde bet Tanger ein Maure mit durchschnittener Kehle tot aus« gefunden. Der Krieg in Ostafien. Die Japaner haben tn den letzten Tagen wiederum außerordentlich tapfere Sturmangriffe aut Port Arthur unternommen, ohne daß sie doch hierbei endlich erfolgreich gewesen wären. Die Angriffe waren für die Japaner sehr verlust reich. Hinter der Front von Erlungschan besitzen die Russen neue und alte Batteriestrllungen mit Geschützen schweren Kalibers, aus welche sie sich zurückziehen können, ohne die Herrschaft über die inneren Verteidigungslinien zu verlieren. So lange dir Russen noch Liautifchan hallen, ist den Japanern die Besetzung Port Arthurs unmöglich. Auf dem mandschurischen Kriegsschauplatz« finden täglich Scharmützel statt, eine neue Schlacht scheint aber noch nicht bevorzustehen. UebrtgenS soll in Mukden keine Hoffnung bestehen, Port Arthur durch daS Landhrer zu entsetzen. — Die Befestigung Wladiwostocks, des zweiten russischen KriegShalens in Ostasten ist in den letzten Wochen derartig fort geschritten, daß drr Platz für uneinnehmbar bet einem etwaigen Angriffe der Japaner gilt. Die BesestigungSlinien fangen schon viele Meilen vor der Stadt an; mit Lebensmitteln, Geschützen und Munition ist Wladiwostock reichlich versorgt. Der Hafen ist auf sieben Meilen mit Minen gesichert, 4 Meilen mit Kontaktminen und 3 mit elektrischen Minen. Postzüge laufen täglich aus und ein. Aus den benachbarten Kohlenwrrken sind gewaltige Vorräte aufgehäuft worden. Dir Garnison glaubt nicht, daß sie in diesem Winter angegriffen werde oder zur Invasion von Korea auSrücken müsse. — In der Tat ist eS sehr unwahrscheinlich, daß die Japaner in der nächsten Zeit zu einer Be lagerung Wladiwostocks schreiten werden, es fehlen ihnen einfach die verfügbaren Streitkräfte hierzu. WaS nicht vor Port Arthur sestgehalten wird, das brauchen die Japaner notwendig auf dem mandschurischen Kriegsschauplätze; ehe nicht Port Arthur fällt, ist an eine Belagerung Wladiwostocks durch die Japaner nicht zu denken. Petersburg, 8. Nov. Der Korrespondent der „Birschewija Wjedomosti" telegraphiert aus Tschisu von gestern: Chinesische Dschunken, die nach Port Arthur eine große Ladung von Lebens mitteln gebracht haben und zurückgrkehrt sind, be richten, daß die von den Japanern in der Zeit vom 26. Oktober bis zum 3. November ge nommenen Stellungen sämtlich ohne Ausnahme außerhalb de« Umkreises der großen Forts sich befinden. Die Verproviantierung von Port Arthur sei beträchtlich ergänzt worden. Im Hafen träfen nicht nur Dschunken, sondern auch Dampfer ver schiedener Gesellschaften rin. Die Blockade fei augenscheinlich weniger streng. Die Zahl der be- schädigten japanischen Schiffe sei sehr groß. Die Besatzungen seien durch Krankheiten dezimiert. Mehrere Schiffe seien in schwimmende Hospitäler umgewandelt worden. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Berlin, 9. November. Den „Berliner Polit. Nachr." zufolge sei es mehr als wahr scheinlich, daß im ReichshaushaltSetat für 1905, der in naher Zeit dem Reichstage vorgelegt werden wird, sich eine Zuschußanleihe in nicht ge ringem Betrage befinden wird. Kiel, 8. Novbr. Bei dem letzten orkan artigen Südweststurm strandeten die Danziger Galeasse „Venus- bei Nyland auf Lasö, die schwedische Bark „Georg" auf Oeland, der Stettiner Dampfer „Hilda" in der Kieler Außenföhrde. Hamburg, 8. November. (Morgenbl.) Da« Segelschiff „Frisia", mit Koblen von Schottland mach Norderney bestimmt, ist unterwegs mit der Lanzen Besatzung untergegangen. Innsbruck, 8. November. Der heutige Tag und auch der Abend sind ruhig verlaufen. Petersburg, 9. Novbr. Wie aus Moskau gemeldet wird, wurden bei Ausschreitungen, die aus dem Gouvernement Wologda eingetroffene 1000 Mann Reservisten begingen, gegen das zur Wiederherstellung der Ordnung herbeigerufene Militär von den Reservisten Steine und Holz stücke geschleudert , wobei vier Offiziere und neun Soldaten verletzt wurden Das Militär gab zu nächst einige blinde Schüsse ab, die erfolglos blieben, und feuerte dann scharf. Zwei Reservisten wurden getötet, sechs verwundet Petersburg, 9. November. Meldung der „Rufs. Telegraphenagentur". In Aschaba wurde heute früh 7 Uhr 30 Min. ein starkes Erdbeben verspürt. Madrid, 8. Novbr. Hier wurde durch 2 französische Polizisten der Kassierer Louis von der Algerischen Bank, der 300000 Francs defraudiert hatte, verhaftet. London, 9. November. Nach einer Meldung der „Times" aus Tokio vom 8. November hat am vorigen Sonntag 4V, Uhr früh auf Formosa ein heftiges Erdbeben stattgefunden. Sein Zen trum war bei Kajih. Ueber 150 Häuser wurden zerstört, 33 beschädigt. 78 Menschen sollen um gekommen sein; unter den 29 Verwundeten befindet sich ein Ausländer. New-Jork, 8. November. Roosevelt wurde mit großer Mehrheit zum Präsi denten gewählt. Parker telegraphierte 8'/r Uhr abends an Roosevelt: „Volk billigt durch Abstimmung nachdrücklich Ihre Verwaltung; ich beglückwünsche Sie." Roosevelt sandte ein Dank telegramm. London, 9. Nov Das „Reutersche Bureau" meldetaus New-Jork von 12 V- Uhrnachts: Präsident Roosevelt erließ eine Bekanntmachung, in der er sagt, daß er die ihm vom amerikanischen Volke erwiesene Ehre tief empfinde, die in der Art und Weise ent halten sei, in der das Volk sein Vertrauen zu dem, was er getan oder zu tun versuchte, zum Ausdruck brachte. Roosevelt fügte hinzu, daß er, trotzdem seine erste Amtszeit keine volle gewesen sei, unter keinen Umständen noch einmal als Kandidat für die Präsidentschaft auftreten oder noch einmal die Kandidatur zur Präsidentschaft übernehmen würde London, 9. November. „Daily Mail" meldet vom 8. aus New-Jork: Die diesmalige Wahl beteiligung sei die größte in der ganzen Geschichte der Vereinigten Staaten gewesen. Die Zahl der Wähler habe 14 Millionen überstiegen. London, 9 November „Daily Mail" wird aus Tschifu gemeldet, der Angriff auf Port Arthur sei eingestellt. Der Versuch der Japaner, die erbeuteten Geschütze in den Forts zu halten, sei unter dem heftigen Kreuzfeuer der Russen nur teilweise gelungen. Die Blockade durch die japanische Flotte werde immer enger gezogen. London, 9. Nov. Aus Shanghai meldet die „Morningpost" vom 8. Nov.: Die russische Armee am Schaho erhält fortgesetzt Verstärkungen und ist jetzt 300,000 Mann mit 1200 Geschützen stark Vermischtes. — Eine Erinnerung an König Georg. In ungezählten Gedächtnisreden ist auch der her. vorragrnden Waffentaten König GcorgS allent halben gedacht worden. An eine wenig bekannte Episode aus keinem Leben wollen wir hier noch erinnern, da sie unferS Wissens nicht erwähnt wurde. ES ist die unter Prinz Georg im Juli 1866 auSgrführte Zerstörung der Brücken und Uebrrgänge der March, um die nach Wien sich zurückziehrnden Truppen vor den Ver folgungen drr Preußen sicher zu stellen. Bereit« hatten sich Teile eine« preußischen Armeekbrp» zwischen sächsische und österreichische Truppen verbände geschoben und drohten sie von Preßdurg und Wien abzudrängen und in viele einzelne Hausen zu zersplittern. Da erhielt dir 1. Königl. Sächsische Reiterbrigade den Befehl, al« Streif- korpS in der Flanke des II. und VI. Königl. Kaiser!, österreichischen Lrmeekorp« läng« der March zu marschieren und die zahlreichen über diesen Fluß führenden Brücken zu zerstören. E« wurde drr Brigade zu diesem Zweck« da« 27. Jägrrbataillon und eine Abteilung österreichischer Pioniere zuge teilt. Prinz Georg, Kommandeur dieser Brigade, brausstchtigte persönlich die Au«sührung de» Be fehl«. Hatte drr fürstliche Brtgadrkommandrur brrrttS tn drr Schlacht bei Königgrätz bei drr Deckung des Rückzüge» von Nrchaaltz nach Problu» Nieder-Przschim Beweise größter Kalt blütigkeit gegeben, so gewann er sich durch die an den Ufern drr March gezeigte Besonnenheit und Fachkenntni», durch seinen Pflichteifer und Mut da« unbedingte Vertrauen aller seiner ihm unter gebenen Truppen. — Wegen Soldatenmißhandlung in 153 Fällen wurde drr Unteroffizier Bruno Erdmann vom Infanterie-Regiment Nr. 33 „Graf Roon" in Gumbinnen vom Oberkriegsgericht in Königsberg zu 9 Monaten Gefängnis und Degradation ver urteilt. In derselben Sitzung wurde gegen den Untrrosfizier Paul MattiaS auf 9 Monate Ge fängnis ohne Degradation erkannt. Diefer hatte sich der Mißhandlung Untergebener in 160 Fällen schuldig gemacht. — (Erben gesucht.) Au» Langensalza wird geschrieben: Am 5. Februar ds«. Jh». ist hier der Königl. Major a. D. Otto Bode au« Langensalza unter Hinterlassung eine« Vermögen« von etwa 35 000 Mk. gestorben. Er war, ebenso wir sein einziger, vor ihm verstorbener Bruder, der Kgl. AmtSgerichtSrat und LandtagSabgeordnete Bernhard Bode von hier, unverheiratet. Verwandte haben sich bisher nicht ermitteln lassen. Wenn bi« zum 31. Dezember ds«. Jh«. beim hiesigen Amts gericht Erbrechte an diesen Nachlaß nicht geltend gemacht werden, wird der preußische FiSkuS Erbe. — Altenburg. Einen Landwehrmann aus Lucka traf eine Gefängnisstrafe von 7 Monaten, weil er sich gelegentlich einer Meldung auf dem Bezirkskommando zur Achtungsverletzung und Be leidigung hatte hinreißrn lassen. — Teplitz. Bei der Bürgermeisterwahl am 5. November entfielen von 34 Stimmen 27 auf den bisherigen Bürgermeister EanitätSrat vr. Müller, welcher jedoch die Wahl nicht annahm. Die Stadtvertretung wählte hierauf den Stadtrat Johann Husek zum Bürgermeister, der in einer Ansprache versicherte, daß er stet« den deutschen Charakter der Stadt wahren werde. — In Saaz (Böhmen) ist die Knopf-Fabrik Mendel L Co. bis auf den Grund niedergebrannt. Sturm vereitelte alle Löschversuche. Der Schaden ist bedeutend. 400 Arbeiter sind brotlos. — Die Zahl der Franzosen, die weder lesen noch schreiben können, ist nach einer osffziellen Statistik im Abnehmen begriffen: 1830 wußten von 100 Soldaten 47 weder zu lesen noch zu schreiben, 1901 waren es nur noch 5. — Der Kapitän und 21 Mann der Mannschaft des englischen Dampfers „Baron Jnnrrdale" sind an der arabischen Küste ermordet worden. DaS Schiff, mit einer Ladung Weizen von Karachi nach Liverpool unterwegs, war im August an der Insel Kuria-Muria gestrandet. Drr Sultan von Muskat Hst auf der Insel Mosecce sestgestellt, daß die Schiffbrüchigen sämt lich ermordet worden sind. ES gelang ihm, neun der Mörder zu fangen, und er ist mit drr Jagd aus die übrigen Mörder beschäftigt. Man nimmt an, daß nur wenige Leute drr Mannschaft Eng länder waren. Das gescheiterte Schiff, ein stählerner Schraubendampfrr von 3344 Tonnen, wurde geborgen. Sächsische Gedenktage. LV November 144» wird Zedena, die nachmalige Gemahlin Albrecht» deS Beherzten, als Tochter des Königs Georg von Böhmen, geboren. 1852 Brand des Schlosses Wiesenburg bei Zwickau. 174V wird Prinzessin Maria Kunigunde, Tochter Friedrich Augusts II., geboren. 18S8 wird der Künstler - Verein in Leipzig gegründet. 1888 wird das Barbara Uttmann - Denkmal auf dem Marktplatz zu Annaberg enthüllt. 11. November ISV8 wird Johann Albert FabriciuS, der Begründer der klassischen Literaturgeschichte, zu Leipzig geboren. Voraussichtliche Witter««, DoaaerStag, 1» November Etwa- kttltere», sehr windiges, veränderliches Wetter mit Niederschlägen, vielfach als Schnee. gfrettag. 11 November. Ziemlich kaltes, teils heiteres, teils wolkige-, ruhiges Wetter mit abnehmenden Niederschlägen. Briefkasten. V. v» N. Eingrsandter Betrag in Briefmarken liegt zur Abholung bereit. Habe« Sie Kinder? Jede Mutter achte darauf, daß die Kinder keinen Bohnenkaffee trinken. Da« Kaiserliche Gesund heitsamt sagt in seiner Veröffentlichung, daß Bohnenkaffee, der die Anfänge der Vergiftungs- Wirkungen deS Koffein in sich trägt, sich nicht zum Genuß für Kinder, nervöse und Herzkranke Personen eignet. Kathreiner'» Malzkaffee ist der beste und bekömmlichste Ersatz.