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SV. Kämpfen den Japanern schwere Verluste bei gebracht haben. Nun fragt es sich allerdings, ob dieser Vorstoß der Russen wirklich den Erfolg haben wird, der ganzen japanischen Angriffs bewegung einen bauernden Einhalt zu gebieten, oder ob der russische Vorstoß nur den Zweck hatte, der russischen Hauptstellung bei Mukden Luft zu machen. Der Londoner „Daily-Tele graph" berichtet nämlich fast gleichzeitig mit der erfolgreichen russischen Umgehungsbewegung im Osten von Liaujang, daß eine starke japanische Streitmacht auf Mukden in einer Flanken bewegung offenbar in der Absicht vorrücke, den Russen den Rückzug abzuschneiden. Man kann auch nicht ohne weiteres glauben, daß die starke und gutacsührte japanische Armee so leicht von den Russen zurückgeschlagen sein worden könnte oder in eine russische Falle geraten wäre, die dadurch entstanden sein könnte, daß die Russen die Japaner erst weit in den großen Defilös (durchschnittenen Gebirgstälern) der Mandschurei Vordringen ließen, um sie dann mit überlegener Kraft in ihrer linken Flanke anzugreifen. In jedem Kriege kommen aber Ueberraschungen und Rückschläge vor. So soll auch ein Versuch der Japaner, im Kcrrgolfe Truppen zu landen, mißglückt und mit beträchtlichen Verlusten zurückgcschlagen worden sein. Dazu kommt, daß der in voriger Woche vor Port Arthur stattgcfundene Untergang der japanischen Panzerschiffe „Hatsuse" und „Joschino" auch die Stellung der Japaner zur See geschwächt haben und daß alle diese Um stände dazu beitrugen, im russischen Haupt quartiere ganz neue Hoffnungen hervorzurufen. Nach einer anderen Meldung wird der russische Erfolg aber insofern auch etwas abgeschwächt, daß die Vortruppen der Japaner unter General Kuroki 60 Meilen westlich von Föngwangtscheng auf zwei russische Armeekorps in sehr starker Stellung gestoßen seien und daß deshalb General Kuroki sofort den Rückmarsch seiner Vortruppen, die nur aus etwa 10,000 Mann bestanden, an- geo.rdnet habe. Dabei hätten 3 Tage lang russische Kosakendivisionen die Japaner in der Flanke angegriffen und ihnen große Verluste bei gebracht. Eine eigentliche Schlacht hat also danach gar nicht stattgefundcn, und die große Entscheidung zwischen den Nüssen und den Japanern steht offenbar noch bevor, wenn sie nicht etwa in den letzten Tagen stattgefundcn hat und die näheren Nachrichten noch darüber fehlen, denn bei den »riesigen Entfernungen und den oft in der Mandschurei zerstörten Telegraphen und Eisenbahnen kann es unter Umständen zwei Tage dauern, ehe sichere Nachrichten über große Ent scheidungsschlachten in dem russisch-japanischen Kriege in Europa bekannt werden. Der Charakter der beiden großen Gegner und die Natur des eigenartigen Kampfes sind aber derartig, daß große endgültige Entscheidungen wohl kaum in diesem Feldzuge stattfinden werden und die etwa zurückgedrängten Japaner werden sicher neue zähe Angriffe gegen die Russen in Szene setzen. Es kommt auch dabei in Betracht, daß nach den bis herigen Nachrichten nur die erste japanische Armee unter General Kuroki zurückgcdrängt worden wäre, während die zweite und dritte japanische Armee sich noch auf dem Vormarsche gegen die russischen Stellungen befinden. iDic nächsten Tage können daher statt von einem russischen Siege auch von neuen russischen Niederlagen Meldungen bringen. Sachsen. Dresden. DaS am Sonnabend srüh V,8 auSgegebrne Bulletin über das Befinden der Prin zessin Johann Georg lautet folgendermaßen: Bei Ihrer König!. Hoheit Frau Prinzessin Johann Georg stieg dir Temperatur gestern Abend wiederum auf 38 Grad, der Puls auf 102, Jedoch verlief die Nacht ohne Störung. Ihre König!. Hoheit haben den größten Teil derselben ruhig geschlafen. Heute morgen war die Körperwärme auf 37,3 gesunken, die Pulszahl erhält sich auf gleicher Höhe wie gestern abend. gez. vr. Leopold, vr. Fiedler. Dresden, 2b. Mai. Bulletin vom 24. Mai, abends 9'/. Uhr. Nach einem vollkommen ruhig und fieberfrei verbrachten Tag« trat heut« abend 9 Uhr bei Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Johann Georg ganz plötzlich abermals eine Ver stopfung und zwar «IneS größeren Aste« der Lungrnschlagader ein. Ihre König!. Hoheit ver schied ohne Todeskampf ianft und ruhig in wenigen Minuten. vr. Leopold, vr. Fiedler. Dresden, 2b. Mai. Infolge de» Ableben» der Prinzessin Johann Georg wurden die Gratu- lationSkouren au» Anlaß de» heutigen Geburt»- Wer süchsifch« «r,echter. GMe K tage» de» Kronprinzen abgesagt. E» finden im Taschenbergpalais nur Einschreibungen in die au»- gelegte Liste statt. Dresden. Die königl. Tafel, die am Donners tag nachmittag 5 Uhr im Residenzschlossr zu Ehren der Herren Landtagsabgeordneten stattfand, nahm einen glänzenden Verlauf. Nach dem der Champagner serviert war, brachte Se. Maj. der König den Trinlspruch au»: „Auf drS Landes Wohl und aller getreuen Stände!" Diesem Trinkspruche folgten noch zwei weitere, und zwar leiten drS Präsidenten der Ersten Kammer, Herrn vr. Grafen v. Koenneritz: „Auf da» Wohl Sr. Majestät de» Königs!" und feiten de» Präsidenten der Zweiten Kammer, Herrn Seh. tzosrat vr. Mehnert: „Auf da» Wohl aller Mitglieder deS Kgl. Hause»!" Zu allen drei Trinksprüchrn bliesen die Hoftromprter Fanfaren. Nach Aufhebung der Tafel fand Cercle statt. Dresden, 22. Mai. Sr. Majestät der König trifft am 3. Juni zu einem dreiwöchentlichen Kur gebrauch in EmS rin und wird im fiskalischen Kurlogirr- und BadrhauS „Zu den vier Türmen" Wohnung nehmen. In demselben Hause hat bekanntlich vor Jahren auch der verstorbene König Albert gewohnt. Verleihungen. Bon Sr. Majestät dem König wurden verliehen: das Albrrchtskreuz den Lokomotivkührern a. D. Proksch in Löbau, Schröter in Riesa und dem Oberschaffner a. D. Richter in Dresden, Hauptbahnhof, das Allge meine Ehrenzeichen dem Weichenwärter 1. Klasse a. D. Hentzschel in Dresden, Hauptbahnhof, dem Bureaudienrr a. D. Heinemann in Dresden (Statistisches Bureau), dem Weichenwärter 2. Klaffe a. D. Sickert in Bischofswerda, dem Packer a. D. Israel in Kamenz und den Bahn wärtern a. D. Dähne in Baßlitz und Seifert in Coßmannsdorf. Genehmigt hat Se. Maj. der König die bet dem letzten Oberlausitzer Landtage WalpurgiS aus den bisherigen Landesbestallten, RegierungSrat a. D. Klemens Grafen und Edlen Herrn zur Lippe- Biesterfeld-Weißenfrld auf Döberkitz gefallene Wahl zum Landesältrstrn, sowie die gleichzeitig erfolgte Wahl des Frriherrn Gustav Harry v. Bi rtingh off-Riesch auf Neschwitz zum LandeSbrstalltrn der Oberlausitz. Bischofswerda, 2b. Mai. Das Pfingstfest ist in diesem Jahre in kaum gehoffter Pracht bei uns eingekehrt. Wer rS beobachten wollte, welch' treibende Kraft der Helle, goldene Sonnenschein, der blaue, strahlende Himmel und der süße, würzige Duft der Blüten und der Maibäume aus die Menschen zur Pfingstenzrit auSzuüben vermag, der brauchte während dieser Festtage nur zu Fuß, zu Rad, per Geschirr oder Bahn einen Ausflug in die nähere oder weitere Umgebung zu machen. DaS war überall ein Zusammenströmen zahlloser Menschenscharen und dabei rin srohgestimmteS Leben und Treiben, eine aus dem innersten Herzen emporquellendr Freude an der üppigen Blüten- und Laubpracht, die auf Schritt und Tritt rnt- gegenlachte, an der gewaltigen Schaffenskraft der Natur, wie sie gerade zu Pfingsten so ausfällig in die Erscheinung tritt und neuen Lebensmut und neue LrbenSfreudigkeit auch in müde und verzagt gewordene Menschenherzen gießt. Während der erste Pfingstfeiertag nach Wunsch verlief, brachte der Nachmittag des zweiten PfingstseiertageS einen vorübergehenden Sprühregen, der aber die Fest stimmung keinesfalls beeinträchtigt haben dürfte. Auch das Wetter de« dritten Feiertages war sonnig und trocken. Bei dem am gestrigen Tage stattgrsundenen Schützenrinzuge wurden die Herren Schmirdemrister Neumann juv. und Wagen bauer Di ml er als Könige, sowie die Herren Tischlermeister Schneider jun. und Schmiede meister Neumann 8so. al« Marschälle festlich in die Stadt ringrführt. Der Festplatz war an beiden Festtagen sehr stark besucht. BischosSwerda, 2b. Mai. Bon zuständiger Stelle wird un» mitgetrilt, daß infolge de» Ab leben» Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prinzesstn Johann Georg di« weiteren Festlichkeiten de» Pfingstschießen» der hiesigen Schützengesellschaft von heute ab unterbleiben. — 2b. Mai. Der Verein „Harmonie" in Nrukirch stattete, unter Vorantritt de» Mustkkorp» „Arion", gestern in ansehnlicher Stärke dem „vutterberg", dessen Baulichkeiten und Anlagen allgemein bemerkt wurden, «inen Besuch ab. Der Abend wurde in den Mauern unserer Stadt verbracht. Um 10 Uhr 46 Min. kehrten die lieben Gäste mit dem Schnellzuge ihrer Heimat wieder zu. — Ziemlich starken Frost, der den Bäumen und Blumen doch etwa» geschadet haben soll, hatte unsere Gegend in der Nacht zu« LGV4 20. Mai zu verzeichnen. Die Triebe der jungen Eichen sind teilweise erfroren. Dagegen hat die niedrige Temperatur den Apfelbäumen, die gegen wärtig noch im Blüteaschmucke prangen, nicht» ge schadet. Durch den Frost hatten aber die demselben besonder» ausgesetzten Gärten zu leiden; der Ver lust an Erdbeerblüten ist bei einzelnen recht er heblich. In der Nacht zum 21. Mai sank da» Thermometer bi« IV, Grad unter Null, so daß an verschiedenen Stellen Ei» gefunden wurde. Spuren de» Froste» sah man deutlich am wilden Wein, da dessen Triebe infolge der Kälte schwarz geworden sind. — Auf der Hut! Die Rtesrnarmee der In sekten befindet sich im Anzuge. Wie jede» Dach sein Ach hat, so ist auch der liebliche Mai nicht ohne Plaggristet und unter der Blütrnpracht, die er ring» entfaltet, schlummert manch verderben bringender Geselle — manch schädliche» Insekt! Kaum beginnt der Kohlkopf zu schwellen, so stellt sich die gefräßige Raupe deS Kohlweißlings «in; kaum sprossen dem Rosenstock seine saftgrünen Triebe, so hat sich auch schon die Rosenblattlau» ringrfunden. Jetzt, da diese Schädlinge erst zur Entwickelung gelangen, also noch bevor sie sich in der ihnen eigenen, kaum glaublichen Schnelligkeit vermehrt haben, ist r» die beste Zeit, ihnen mit Erfolg rntgegenzutreten. Der Gartenfreund sei daher auf der Hut! Er suche in den Morgen- und Abendstunden die gefräßigen Schnecken, gegen Mittag die schädlichen Raupen und bestreue am frühen Morgen, wenn noch das Blattwerk vom Tau der Nacht benetzt ist, die Zweige der von Läusen helmgesuchten Gehölze mit Tabakstaub. Wer auf diese Weise früh und spät sür seine Pflegebefohlenen im Garten sorgt, dem wird die Freude an einer ungestörten Entwickelung seiner Lieblinge nicht ausbleiben! ? Oberneuktrch, 24. Mai. Nächsten Sonntag nachmittag 4 Uhr findet im Gasthof zur „Goldn. Krone" Generalversammlung der hiesigen Orts krankenkasse statt. Der Hauptpunkt der Tages ordnung besteht in: „Erhöhung der Beiträge und Festsetzung resp. Erhöhung deS durchschnittlichen TagrlohnS." Bautzen, 20. Mai. In der heute unter Vorsitz de« Herrn AmtShauptmannS von Kirch bach abgehalteaen Bezirksau Sschußsitzung wurde zunächst nach öffentlich-mündlicher Verhandlung und nachdem in deren Folge der erhobene Widerspruch zurück gezogen worden war, die bedingungsweise Genehmigung zur Errichtung einer Pferdeschlächterei in der Flur Naundorf erteilt. Gleiche Genehmigung fand die Schnellbleiche, die auf den Flurstücken 1887 , 1692 und 1693 b in Ober- neukirch L. S. errichtet werden soll. Das Gesuch um Zu lassung eines GesindevermieterS in Großhähnchen L. S. wurde abgelehnt, auch stimmte der Bezirksausschuß dem von der Amtshauptmannschaft gemäß 8 3S der Gewerbe ordnung beabsichtigten Vorgehen gegen einen Drogisten zu. Von einer Verordnung, die Verminderung der Schankstätten und der Branntweinkleinhandelstellen betreffend, nahm der Bezirksausschuß Kenntnis, er erklärte auch sein Einverständnis damit, daß auf die bezüglich des Schlachtens und Ver pfändens von Viehstücken in nicht genehmigten Schlacht räumen bestehenden Vorschriften erneut öffentlich hinge wiesen werde. Die von den Gemeinden Wurbis, Rieschen, Kleinsaubernitz, Sohland a. d. Spree, Seidau und Wilthen getroffenen ortsstatutarischen Bestimmungen sanden die er betene Genehmigung ebenso, wie die Feuerlöschordnungen der Verbände Drehsa und Puschwitz. Die Uebemahme einer bleibenden Verbindlichkeit seitens der Gemeinde Obergurig, die Verwendung des Stammvermögens der Gemeinde Coßlau, die Ausdehnung deS für den Verband der Gemeinden und Rittergüter von Radibor und Umg. bestehenden Regulativs wegen Ausschließung säumiger Abgabenpflichtiger von öffent lichen BergnügungSorten auf die Gemeinde Merka, den Nachtrag zu dem Statut deS Fleischbeschaubezirks Guttau und die Einführung deS KörzwangeS in der Zuchtgenossen schaft zu GeißmannSdorf genehmigte der Bezirksausschuß bedingungslos. Bon den eingereichten Schankkonzessions gesuchen usw. wurden diejenigen von Rostock in Auritz, Angermann in WehrSdorf, Hensel in Sohland a. d. Spree, Hilbenz in Seidau und Urban in Gnaschwitz genehmigt, dagegen die Gesuche von Hempel in Großseitschen, verw. Gneuß in Neschwitz, Preibisch in Grubschütz, Handrick in Jeßnitz bei Neschwitz, Rößler in Demitz - Thumitz und der Firma C. G. Kunath daselbst im Mangel Bedürfnisses abgelehnt. Die Dismembration der Grundstücke Blatt 3 des Grundbuch» für Neudorf a. d. Spree und Blatt 18 de» Grundbuch» sür Kleinsaubernitz wurden genehmigt. Im Anschluß an die Sitzung sand in Gegenwart de» Herrn KreiShauptmann» von Schrieben unter Führung de» Herrn Oekonomtrrats Pfannenstiel eine Besichtigung der Bezirks anstalt Seidau statt. (Btzn. Nachr.) öl. Seeligstadt, 23. Mai. Bei Bepflanzung neuer Kulturen in den fiskalischen Wäldern der hiesigen „Massrnry" wurde am Donnerstag voriger Woche im sogenannten tzerrrnbusche in Abteilung 54 unweit der Bautznrr Chaussee von einem hies. Waldarbeiter «in V» Meter tiefgelegeae», total verrostete» eiserne» Geschoß aufgrfunden. Da» Gewicht desselben betrug sech» Kilogramm und dürfte au» den Feldzügen Napoleon» vom Jahre 1813 herrühren. V. Schandau, 2V. Mai. Der Wagst- verkehr gestaltet« sich I« Gebiete der sächsisch- böhmischen Schweiz infolge de» etwa» ungünstigen Wetter» nicht so lebhaft, wie die» t« Vorjahr«