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1»8. de» Schulmspektionsbezii ke» Kamenz statt. Herr BezirkSichulinspektor vr. Hartmann eröffnete die von behördlicher und geistlicher Seite stark besuchte Konferenz mit einem instruktiven Bortrag über Konzentration im Unterricht. Der Hauptrrferent de» Tage», Herr Professor vr. Deichmüller-DreS- den, hielt einen längeren Bortrag über „Ober- lausitzrr Altrrthümer". Wesentlich trug zum Ver- ständniß seiner interessanten Ausführungen eine Ausstellung werthvoller Funde bei, als Urnen, Burgwoll- und Gräberfunde au» vorrömischer Zeit. Dresden, 29. Okt. Heute findet im Dienst gebäude der Königl. Generoldirektion der Sächs. StaatSeisenbahnen hierselbst eine Besprechung zwischen Brrtretern der Königl. Preußischen Eisen- bahndirrktionrn Halle und Ersurt,-der Königl. Baierischen und der Königl. Sächsischen Staat»- risenbahnen statt, die eine Verbesserung der SchnellzugSverbindungen^ zwischen Breslau und München über Görlitz—Dresden—Chemnitz—Hof bezweckt. Bei den Verhandlungen sollen die Grundzüge sür die Einführung verbesserter Brr- bindungrn festgelegt werden, die dann auf der großen internationalen Fahrplankonserenz in Berlin zur Berathung kommen. Dresden. Vom 1. November ab gelangen aus hiesigem Hauptbahnhofe Rückfahrkarten nach der Wettinerstraße, noch Neustadt und nach Friedrichstadt zur Ausgabe. Der Preis einer solchen beträgt nach der Wettinerstraße (zur Rück fahrt auch nach Dresden-Friedrichstadt giltig) 30 Pf. in I., 20 Pf. in v. und 15 Pf. in III. Klasse, nach Neustadt (giltig sür alle Züge) 45 Pf. in I., 35 Pf. in II. und 25 Pf. in IN. Klasse und nach DreSden-Frirdrichstadt (giltig zur Rück fahrt auch nach der Wettinerstraße) 20 Pf. in II. und 15 Pf. in III. Klasse. — Weiter werden auf dem Bahnhose Wettinerstraße auch Rückfahrkarten nach Dresden-Neustadt sür 30 Pf. in I., 20 Pf. in II. und 15 Pf. in III. Klasse ausgegeben. Dresden. Die LaudeSversammlung des Bundes der Landwirthe findet am Freitag, den 1. November, Nachmittags 2 Uhr, im „Tivoli- Saale" statt. Vorträge werden bei dieser Ge legenheit gehalten von den Herren ReichStagSab- geordneten vr. Hahn „Der Zolltarif" und Schrempf-Stuttgart über „Agrarische Begehrlich keit". Der Eintritt ist nur gegen Karte gestattet. Dresden. Der Cirkus Herzog, der erst vor reichlich 6 Wochen seine Vorstellungen in einem neuen, an der Münchener Straße errichteten CirkuSgebaude begonnen hatte, mußte infolge de» Mangels an Besuchern seine Pforten wieder schließen. Dresden hat nun infolge dessen zwei leerstehende CirkuSgebäude, eins aus der Löbtau« und eins auf Plauenscher Flur. Schlechte Zeiten! Dresden. Ein arbeitsloser Schlossergrhilfe wurde bei einem Fahrraddirbstahl auf frischer That betroffen und srstgenommen. Sein Complice, ein hier wohnhafter Lackierer, fiel bald daraus in die Hände der Polizei. Die Beiden werden von der Kriminalpolizei wegen einer ganzen Reihe weiterer Fahrraddiebstähle in Betracht gezogen. DeS Diebstahls von fünf Fahrrädern find sie bereits überführt. Blasewitz, 26. Oktober. Mit den am Donnerstag Nacht» 11 Uhr heimgrkrhrtrn China kämpfern deS sächs. Kontingents traf auch der zu einer gewissen Berühmtheit gelangte Pionier Luther hier ein. Bekanntlich war seinerzeit L. durch Namensverwechselung als erster Todter in dem Chinakrlege genannt worden. Der Wackere ist wohl und munter und hat sich außerdem noch vor dem Feinde den Unteroffiziersrang ge holt. Selbstverständlich wurde dem todtgeglaubtra Sohn und Bräutigam rin herzlicher Empfang bereitet. Vielfach wurde aber mißbilligend ge äußert, daß unsere Sachsen in Nacht und Nebel ohne Sang und Klang in die Residenz rinzogen. Leipzig, 29. Okt. Herr ReichSgerichtSrath Gustav Adalbert Calame, der im vierten Civtl- senate deS obersten Gerichtshöfe» wirkt, feiert heute sein 50jähr. Dienstjubiläum. Au» diese« Anlaß wurde ihm vom Kaiser der Kronenorden zweiter Klasse mit dem Stern und der Zahl „50" verliehen. Leipzig. In einer am Montag abgrhaltenen Versammlung de» Vereins Leipziger Gastwirthe wurde «itgetheilt, daß die Haftpflichtversicherung de» Sächsischen GastwirthSverbande» am 1. Jan. 1902 auf den Bund deutscher Gastwirthe aus gedehnt wird. Wie schon die früheren Jagdbesuch« Kaiser Wilhelm» in Liebenberg, der märkischen Besitzung de» deutschen Botschafter» am Wiener Hofe, Fürsten zu Eulenburg, durch gewisse mit ihnen verknüpfte Vorgänge eine politische Bedeu tung «hielten, so scheint auch der jüngste Jagd- r« süchftsch* Erzühtev. Geil« » aufrnthalt de» Monarchen in Liebenberg eine» politischen Hintergründe» nicht zu entbehren. Hieraus deutet der in Liebenberg stattgrfundene Empfang de» Reichskanzler» Grasen Bülow seitens de» Kaiser» ganz entschieden hin, nur entzieht r» sich selbstverständlich noch der Kenntniß der Oeffrnt- lichkrit, aus welche Fragen und Angelegenheiten sich der vom Kanzler hierbei seinem erlauchten Souverän gehaltene Bortrag bezogen hat. Die Kaiserin kam am Montag Mittag im offenen Zweispänner, begleitet von ihrer Oberhos- meisterin, vom Neuen Palai» nach Potsdam, wo sie dem Prinzen Eitel Friedrich in dem von ihm bewohnten sogenannten Cabinrtthause einen Besuch abstattrte, zugleich die Wohnräumr de» Prinzen besichtigend. Alsdann kehrte die Kaiserin nach dem Neuen Palai» zurück. Die angebliche Aeußerung de» Kaiser», Alle» kurz und klein schlagen zu wollen, wenn keine neuen Handelsverträge zu Stande kommen sollten, wird in der TagcSpresse überwiegend für wahr gehalten. Immerhin muß noch die Berech tigung dieser Anschauung dahingestellt bleiben, zumal noch nichts Bestimmtes darüber verlautet, zu wem eigentlich und bei welch« Gelegenheit die behaupteten Worte des Monarchen bezüglich der Handelsverträge gefallen sein sollen. ES haben daher auch die Commentare, welche die dem Kaiser zugeschriebene Aeußerung in einem Theile der Blätter bereits findet, nur einen sehr bedingten Werth, und es bleibt demnach vorerst abzuwarten, wie die Berliner Oifiziösen die Sache hinstellen werden, vorausgesetzt, daß sie sich überhaupt zu diesem Vorfall vernehmen lassen. Berlin, 29. Oktober. Mit Bezug auf an gebliche Aeußerungen deS Kaisers wird der „Nat.- Ztg." mitgetheilt, daß der Monarch wiederholt bemerkt habe, er lehne eS unbedingt ab, auf Aeußerungen, die aus Privatgesprächen mit ihm in die Orffentlichkeit gebracht werden, irgendwie zurückzukommen. Berlin, 29. Oktbr. Die ständige Kommission deS preußischen LandeSötonomie-Kollegiums tritt heute unter dem Vorsitz deS Grasen Schwerin- Löwitz im landwirthschaftlichen Ministerium zur Berathung des Zolltarif-Gesetze« und des Taris- EntwurfeS zusammen. Die Beschlüsse sollen später veröffentlicht werden. Bei den bevorstehende« Verhandlungen deS Reichstages über die Zolltarifvorlage wird, gutem Vernehmen nach, in erster Linie das Reichs schatzamt die verbündete« Regierungen vertreten. Die Vertretung der landwirthschaftlichen Theile deS neuen Zolltarifs indessen soll in erster Linie von den LandwirthschaftSministern der Einzrlstaaten geführt werden. Die Canalfrage beginnt immer wieder zu spuken. So wollten kürzlich aufgetauchte Gerüchte wissen, regierungsseitig sei geplant, gleichzeitig mit den neuen Handelsverträgen auch die preußische Canalvorlage zur Erledigung zu bringen, weshalb letztere Vorlage dem preußischen Landtage in seiner nächsten Session in veränderter Gestalt wiederum zugehen solle. Dem gegenüber wird indessen in einer ganzen Reihe Berliner Blätter bestimmt ver sichert, daß in den leitenden Kreisen durchaus keine Neigung bestehe, die parlamentarischen Schwierig keiten deS bevorstehenden Winters durch die Wieder einbringung der Canalvorlage im preußischen Ab geordnetenhaus« noch zu erhöhen. Doch schließt sich hieran gleich die Mittheilung an, daß die Canalvorlage allerdings so bald wie möglich wieder eingebracht werden solle, da eine längere Hinaus schiebung derselben schon aus technischen Gründen wenig «wünscht sei. Dn neue Bischof von Metz, Benzler, hat bet feiner Ankunft in der lothringischen Haupt stadt einen ebenso feierlichen wie herzlichen Empfang gesunden, an welchem sich die Behörden und die Bevölkerung in gleicher Weise bethriligten. Den Empfangsfeierlichkeiten folgte die am Montag stattgrfundene Konsecratton und Investitur deS neuen Bischofs nach, welcher feierliche Akt vom Bischof von Trier unter Assistenz seines Weih bischof», sowie des Bischof» von Straßburg und in Gegenwart de» Statthalter« und der Spitzen der rrich»ländischen Behörden vorgenommen wurde. In großer Prozession kehrte Bischof Benzler nach Beendigung der EinweisungSfrter von d« Kathedrale nach dem bischöflichen Palai« zurück. Gotha, 28. Oktober. Nachmittag« 1 Uhr fand die Feuerbestattung v. Siemen»' auf dem Friedhöfe statt. Außer den nächsten Familien angehörigen wohnten der Trauerfeier ber Reich»- bankpräsident vr. Koch, die Staatsminister Häutig und Strenge und eine Anzahl hiesiger Partei freunde de» Verblichenen. Pfarrer Bürbach hielt die Traunrede über 1. Korinther 13, vrr» 13. »AGt Frankfurt a. M., 28. Oktbr. Die „Frank- furter Ztg." meldet au» London: „Reynold» Newspaper erklärt auf Grund bester Informationen, KönigEduard leide am Kehlkopf krebs und stehe seit langer Zeit in der Behandlung d« bedeutendsten Spezialisten. Man habe dem König gerochen, nicht zu rauchen und nicht mehr al» nüthig zu sprechen. Die Stimme werde von Woche zu Woche rauher. Der König leide an einer Geschwulst, dir schon drei Operationen nüthig gemacht habe. In einer der letzten Nächte habe er einen schweren Athemnoth - Anfall gehabt, der einen neuen sofortigen operativen Eingriff nöthig machte. Die Erleichterung war jedoch nur vorübergehend. Der König hat jedoch, damit kein Argwohn in der Bevölkerung entstehe, besohlen, daß keine Bestellung für die KrönungSfeirr zurück genommen wird. O e st e r r e i ch. Die Thronrede, mit welcher der Kaiser Franz Josef am Montag den ungarischen Reichstag eröffnete, betont namentlich die schwebenden wirthschastlichen Fragen und kündigt dann kin reiche« ArbeitSprogamm sür den Reichs tag an. Im Weiteren appellirt die allerhöchste Kundgebung an die Besonnenheit und den patrio tischen Gemringeist der ungarischen Nation, um am Schluffe ganz kurz die auswärtige Politik zu streifen. Die Thronrede weist da auf das innig« Einvernehmen Oesterreich - Ungarns mit seinen Verbündeten und auf sein anhaltend gutes freund schaftliche» Berhältniß zu den andern Mächten hin und hofft, daß darum der Monarchie die Segnungen de» Frieden» erhalten bleiben würden. Der Reichstag nahm die Rede mit begeisterten Eljenrufen auf. Die Krisis in Oesterreich ist, obwohl das Abgeordnetenhaus sich nunmehr mit Wucht auf seine Arbeiten gestürzt hat, offenbar noch in der Schwebe. Sollte das Abgeordnetenhaus aus'S Neue in kleinliche nationale Zänkereien versinken und hiermit seine kostbare Zeit vertrödeln, so wird eben die Krist» wieder acut werden. Nur dürste eS sich dann nicht mehr um die Demission de» Ministeriums Körber, sondern um die Auflösung deS Parlament» handeln. Br ixen, 28. Oktober. Da» tausendjährige Bestehen der Stadt wurde gestern in glänzender Weise gefriert. Nach einem Pontificalamt im Dom bewegte sich ein historischer Festzug durch die Straßen. Abend» fand ein Festmahl statt. Nacht» waren die umliegenden Höhen prächtig beleuchtet. Als Vertreter des Kaiser» Franz Josef wohnte Erzherzog Eugen der Feier bei. Belgien. Brüssel, 29. Oktober. Bei dem Zusammen stoß zwischen Soldaten deS Forts Waelhelm bei Mecheln und Bewohnern de» Flecken» Waelhelm wurde entgegen einer Meldung de» „Soire" Niemand getödtet, wohl aber stad 4 Artilleristen schwer verletzt worden. Bulgarien. Die bulgarische Sobranje wurde am Montag vom Fürsten Ferdinand mittel» Thron rede eröffnet. Sie hebt namentlich die schwierige finanzielle Lage Bulgarien» hervor und fordnt die Sobranje auf, die Regierung in deren Be mühungen zur Beseitigung der bestehenden Schwierig keiten zu unterstützen. In Bezug auf die aus wärtigen Angelegenheiten betont die Thronrede da» Bemühen der fürstlichen Regierung, gutfreund- fchaftliche Beziehungen zu allen Mächten und Nachbarstaaten zu pflegen, vor allem aber die mit Rußland al» dem Befrei« d« Bulgaren be stehenden Beziehungen noch mehr zu pflegen. Auch erinnert die Rede an den Besuch de» Groß fürsten Alexander Michajlowitsch in Bulgarien. Niederlande. Am internationalen Schiedsgerichtshof im Haag soll d« Antrag der Burendelegirten auf schiedsgerichtliche Entscheidung der südafrika nischen Frage Mitte November zur Borver handlung durch den BerwaltungSrath kommen. E» wird sich hauptsächlich darum handeln, ob sich der Schird»g«icht»hof al» zuständig in dieser Angelegenheit betrachtet oder nicht. Natürlich hätte aber, wenn der SchiedSgerichtthof wirklich seine Zuständigkeit aussprechen sollte, die ganze Sache doch keinen praktischen Werth, da England einen SchiedögertchtSspruch in seinen Streitigkeiten mit den Buren nicht anerkennen würde. Rußland. Die Gerüchte von Meinungsverschiedenheiten zwischen Rußland und Frankreich in Kon- stantinopel werden von Petersburger osfiziösrr Seite al» unbegründet erklärt, mit der Versiehe- rung, daß sich Rußland niemals in die Streitig keiten Frankreich» mit der Pforte ringemischt habe.