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LAS England. London, 29. Okt. Der „Daily Telegraph- meldet au» New-Aork: Die erste Botschaft Roosevelt'» ist beinahe vollendet. Dieselbe wird die Darlegung der Nothwendigkeit der ReciprocitätSpolitik enthalten. Für die Gesetz gebung bezüglich der Trust» wird die Nothwendig keit der Vermehrung der Handelsmarine betont und ernstlich für die Annahme eine» achtung gebietenden Flottenbauplanr» eingetreten, sowie endlich sür einen Vertrag mit England, betreffend den Jsthmu»-Kanal, welcher der Art sein soll, daß alle Hindernisse beseitigt werden, welche dem Bau de» Kanal» durch Amerika entgegenstrhen. Amerika. Auburn (Staat New-Aork), 29. Oktober. (Die Hinrichtung de» Präsidentenmörders CzolgoSz.) Der Mörder de» Präsidenten Mac Kinley, CzolgoSz, ist heute, Vormittag» 7>/. Uhr, mittels Elektrizität hingrrichtet worden. Auburn, 29. Oktober. Als CzolgoSz auf dem elektrischen Stuhle saß, sagte er, er empfinde keine Reue über seine That, er bedauere nur, daß er seinen Vater nicht mehr gesehen habe. Nach- ^m der Strom dreimal eingeschaltet worden war, wurde der Tod deS Verurtheilten bekanntgrgeben. Die Amerikaner suchen den Aufstand auf der Philippinen-Insel Samar mit größter Strenge niederzuschlagen. Die meisten Städte im Süden der Insel sind von den amerikanischen Truppen bereits zerstört worden. Baton Rough (Louisiana), 29. Oktober. Der Gouverneur von Louisiana hat gestern aus dem Washington-Bezirke die Meldung erhalten, daß zwischen Weißen und Schwarzen in BallStown ein großer Streit zum AuSbruch gekommen ist. 30 Personen seien getödtet worden und der Gouverneur habe bereits Vorbereitungen zur Ent sendung von Truppen getroffen, als die Nachricht einging, daß wieder Ruhe herrsche. Die Truppen werden jedoch in Bereitschaft gehalten. Die Un ruhen sind durch einen Streit zwischen einem weißen Polizeibeamten und einem Neger über die polizeiliche Erlaubniß für einen von dem Neger gehaltenen Erfrischungsstand hervorgerufen worben. China. Dir in China herrschende HungerSnoth nimmt zu, wie am Freitag ein Telegramm deS „Reuter'schen BureauS- aus Shanghai meldet. In Kiang>Su sollen 300,000 Personen und in Ngan-Hwri 600,000 Personen dem Verhungern nahe sein. In Kiang-Si soll die Lage noch schlimmer sein. Die Unterstützungsfonds sind nur unbedeutend. Ein abermaliger Boxeraufstandin China wird auch in einer Washingtoner Meldung deS „Daily Telegraph- als sehr wahrscheinlich hingestellt. Vom Burenkrieg. Amsterdam, 28. Oktober. Angesichts der begeisterten Aufnahme deS Boykottplanes im Aus lande soll hier ein internationaler Docker-Kongreß einberusen werden. Präsident Krüger und die burenfreundlichen Blätter in Holland, Belgien und Frankreich haben Zuschriften aus allen Ständen erhalten, welche bedeutende Monatsbeiträge zur eventuellen Unterstützung der Ausständigen zu sichern. Auch aus Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Rußland und sogar aus England sind Zu sagen auf bedeutende Geldsummen erfolgt. Fiume, 28. Oktober. Hier treffen demnächst 7 englische Dampfer ein, um 5400 von den Eng ländern angekaufte Pferde nach Südafrika zu tranSportirrn. London, 28. Oktober. Große Aufregung hat hier die Meldung aus Moskau hervorgerufen, daß sich die dortige Bevölkerung gestern zu anti englischen Kundgebungen hat hinreißen lassen. Der englische Konsul wurde beschimpft und auf der Straße verfolgt. Die Fenster de» Konsulats wurden eingeschlagen und burenfreundliche Prokla mationen in den Straßen angeschlagen. Dir Re gierung wird aufgefordert, auf diplomatischem Wege gegen diese Kundgebungen zu protestiren. London, 28. Oktbr. „Daily Mail- meldet auS Bloemfontein: Alle» Geld, welche» von den Buren bei den Banken im Oranje-Freistaat deponiert war, wurde beschlagnahmt, und soll zur Bezahlung der Kosten brr Konzentrationslager dienen. Die Verhandlungen der seit langen Wochen in London tagenden Entschädigungs kommission für Südafrika sind über die Köpfe der Kommission hinweg durch eine direkte diplomatische Abmachung der englischen Regierung mit den betreffenden auswärtigen Regierungen plötzlich zum Abschluß gebracht worden. Hiernach zahlt England im Ganzen 69,550 Pfund Sterling Der sächsische Erzähler Wett« 4. EntschädiguugSgeldrr an die au» Südafrika au»- gewiesenen Personen. An Deutschland werden 30,000 Pfund Sterling (— 600,000 Mk.) gezahlt, an Oesterreich 15,000, an die Bereinigten Staaten 6000, an Belgien 800, an Dänemark 250, an Rußland 4100, an Italien 12,000, an Spanien 150, an Schweden und Norwegen 1000 und an die Schweiz 250 Pfund Sterling. Wahr scheinlich werden die ausstehenden Entschädigungs ansprüche von französischen und niederländischen Staatsangehörigen durch diplomatische Abmachung noch vor dem nächsten Montag, wo die Kom mission wieder zusammentritt, festgesetzt werden. Der KommissionSvorsitzenve Milvaen erklärte, die» Vorgehen der englischen Regierung solle nicht als Rechtssache, sondern als Gnadenakt betrachtet werden. Die Nachrichten vom Kriegsschauplätze zeigen nur an, daß die Engländer um keinen Schritt vorwärts gekommen sind, sondern ihre gewohnte Kriegführung des Requirierens und des EinfangenS selbst friedlicher Buren fortsetzen, die sie neuerdings auch, im Sinne von KitchenerS „Proklamation-, am Geldbeutel schädigen. Im südasrikaniichen Kriege haben die Engländer neuerdings verschiedene weitere kleine Erfolge errungen, wie z. B. solche der Kolonnen unter Oberst Benson und Oberst Henry gemeldet werden. In der Kapkolonie nimmt die englische Henker-Justiz ihren ungestörten Fortgang. Lord Kitchener telegraphiert aus Pretoria vom Sonntag: Am 22. d. Mts. früh überraschte Oberst Benson das Burenlager bei TrichardS- fontein und machte 37 Gefangene. Am 25. war er nach einem langen Nachlmarsche in der Nähe von Zervorksontein in ein Gefecht verwickelt mit den Kommandos unter Grobelaar und EraSmuS, welche Bensons Nachhut und Flanken angriffen, aber mit leichter Mühe vertrieben wurden. Die Abtheilung von Oberst Henry vertrieb Nieuwen- houdt von einer starken Stellung in der Nähe von Koffyfontein am 26 Oktober und verfolgt ihn jetzt mit Oberst Williams. London, 29. Oktober. Ein Telegramm KitchenerS aus Pretoria besagt: Eine von Osten her auf dem Marsche nach Zeerust befindliche englische Kolonne wurde am 24. d. M. in der Nähe deS Großen AmerikoflusseS von den Kom mandos Delany und Kemp angegriffen, welche mit einem heftigen Vorstoß durch das Dickicht hindurch brachen, nach heißem Kampfe aber zurückgeworfen wurden. Die Buren hatten 40 Tobte, darunter den Kommandanten Onisterhuysen. Auf Seiten der Engländer sind 2 Offiziere und 26 Mann todt, 5 Offiziere und 50 Mann verwundet. Pretoria, 28. Oktober. General Louis Botha ist der Gefangennahme durch Oberst Remington nur mit knapper Noth entgangen. Die Engländer überraschten sein Lager. Botha entkam mit nur wenig hundert AardS Vorsprung; er büßte seinen Hut, seinen Revolver und seine Papiere ein, die in die Hände der Engländer fielen. Zehn Buren wurden gefangen genommen. Botha hat nur noch einen kleinen Rest der Truppen bei sich, die vor Kurzem Natal bedrohten, die übrigen sind zerstreut. Middelburg, 26. Oktober. Mit Ausnahme deS Kommandos van der Venters, mit welchem Oberst Lukin am 21. Oktober ein Gefecht hatte, sind alle Buren im Centrum und Nordosten der Kapkolonie den englischen Abtheilungen mit Erfolg auSgewichen. Myburgh', FouchL und Wessels be finden sich noch in der Nähe von Kamelspruit und streifen in den Eingrborenen-Bezirken umher. Piper, BouwerS und SmutS werden in beständiger Bewegung gehalten. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Wildpark, 29. Oktober. Der Kaiser ist heute Abend 10V« Ahr hier wieder eingetroffen und hat sich nach dem Neuen Palais begeben. Gelsenkirchen, 30. Oktober. Die „Gelsenk. Ztg.- meldet: Der erste Staatsanwalt in Essen begab sich gestern nach Gelsenkirchen, um über etwaige im Betriebe des Wasserwerks vorge kommenen Unregelmäßigkeiten Ermittelungen an zustellen. Sachen, 30. Oktober. Der am 20. Sept, diese» Jahre» mit etwa 25,000 Mark flüchtig ge wordene Postkassirer Verwehen hat sich gestern selbst gestellt. Er hatte fast noch die gesammte Summe bei sich. Wien, 29. Oktober. Der „Polit. Korresp- wird gegenüber der Behauptung, die russische Regierung sei nunmehr geneigt, der Angliederung Kreta» an Griechenland zuzustimmen, au» Peters burg von zuständiger Seite mitgrthrilt, di« Frage befinde sich gegenwärtig überhaupt nicht auf dem Tapet; e» handele sich vielmehr nur um di« Rege- »SSL lung von Einzelheiten bei der Einrichtung der autonomen Verwaltung der Insel. Pari», 29. Oktober. Der Finanzministrr gab in der Budgetkommisston Aufschlüsse über die geplante Anleihe von 265 Millionen. Danach wird der Staat 190 Millionen erhalten, während 75 Millionen al» Entschädigung für dir durch die chinesischen Unruhen betroffenen französischen Kaufleute, Industriellen und Missionare verwendet werden sollen. Die Budgetkommisston wird über die geplante Anleihe schon morgen berathen. Die Emission der Anleihe dürste zwischen dem 15. und 20. November erfolgen. Nach dem „TempS- dürfte der EmisstonSkur» dem Parikurse nahe kommen. Paris, 29. Oktober. In der Deputierten, kammer wurde heute die Berathung des Gesetz entwurfes, betr. die Handelsmarine, wieder auf- genommen. Handel-Minister Millerand trat unter dem Beifall de» Hauses sür die Annahme der Vorlage ein. Die Berathung wird Montag fort gesetzt. Haag, 30. Oktbr. Bei der allgemeinen Be rathung der Politik deS Kabinetts in dem Bureau der 2. Kammer oertheidigte die ministerielle Partei die Haltung deS Ministeriums Kuyper in der Südafrikanischen Frage und legte dar, daß eS nach der Erklärung deS Ministerpräsidenten nicht ausgeschlossen sei, daß die gegenwärtige Regierung bei dem jetzigen Stande der Dinge alles in ihrer Macht Stehende zu Gunsten der Südafrikanischen Republik thue. London, 29. Oktbr. Wie amtlich bekannt- gegeben wird, war bei zwei Personen, die Anfang dieses Monats in Liverpool angeblich an In fluenza gestorben sind, Pest die Todesursache. Weitere drei Personen, die zu derselben Zeit er krankt seien und bei denen die Art der Erkrankung noch nicht sestgestellt sei, wurden im Krankenhause streng abgesondert gehalten, und Alle, die mit ihnen in Berührung gekommen seien, würden scharf überwacht. London, 30. Oktbr. Nach einer „Times-- Meldung aus Shanghai sind die Bedingungen, unter denen die Vorbereitungen getroffen werden, um daS FriedenSprotokoll wirksam zu machen, völlig unklar. Weder die Zollämter noch die Konsulate besitzen eine beglaubigte Abschrift deS französischen oder chinesischen Textes. — Ein Ausschuß von Kaufleuten stellt einen Werthtarif auf, der als Grundlage zur Erhöhung der Werth zölle dienen soll. Man hofft, daß derselbe von den Zollämtern angenommen wird und die Ge nehmigung der Konsuln vor dem 11. November erhält. Inzwischen Wersen die Japaner und Andere die Frage auf, ob nicht, wenn auch das Protokoll sich nur auf die Einfuhr zur See bezieht, die Ausfuhr einem erhöhten Zoll unterworfen werden soll. DaS Gerücht, daß die Gesandten in P king in diesem Punkte nicht übereinstimmten, gewinnt an Glauben, was aus der Thatsache hervorgeht, daß trotz häufiger Ansuchen keine Instruktionen rrtheilt worden sind. — Der „Standard- meldet auS Shanghai vom 29.: Die Mitglieder der Familie deS Prinzen Tiching begaben sich von Peking nach Kaifeng. Man erwartet, daß sie sich dort dauernd niederlassen. London, 30. Okt. Der „Daily Cronicle- meldet auS Washington: Die britische Regierung ermächtigte den Botschafter Pauncesote, den neuen Kanalvertrag zu unterzeichnen. — DaS „Reuter'sche Bureau- stellt gegenüber der Meldung der „Daily Mail- in einer Depesche aus Santiago de Chile vom 30. fest, daß Chile seine Armee nicht mobili sieren werde. EL handele sich nur um eine den Rekruten ertheilte Anweisung. Man wisse an amtlicher Stelle nur, daß sich einige Bataillone nur in daS Zentralthal begeben würden, ohne sich indessen der Grenze zu nähern. — Die Kammern von Chile und Brasilien hätten im Allgemeinen den chilenisch-brasilianischen Schiedsgerichtsvertrag gebilligt. Der Finanzminister habe im Senat erklärt, daS Budget für 1902 weise rin Gleichge wicht aus. Er habe versprochen, neue Einnahme quellen zu schaffen; die Zölle auf Alkoholische Getränke und Tabak würben die Einnahmen um IV, Millionen Piaster erhöhen. Bqku, 30. Okt. Gestern sind in Balachanu 34 Bohrthürme, dir verschiedenen russischen Naphtagrsrllschaften gehörten, durch Feuer ver nichtet worden. Der Schaden wird aus etwa 80,000 Rbl. geschätzt. Vermischtes. — Breslau, 29 Oktober. Auf der Er? grübe in Kroschowo (Galizien) gerieth die Zimmerung de» Luftschachte» in Brand. Durch die starke Rauchentwickelung fanden S Bergleute den Erstickungstod; 2 M "