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Lis die Vergewaltigung seiner Glaubensgenossen an den Ministerpräsidenten v. Körber in Wien ge- sandt. — Auch Herr Superintendent Gummi in Aussig ermangelte nicht, an den k. k. evangelischen Oberkirchenrath in Wien einen Spezialbericht rin» zusenden. Ob die sächsischen Behörden diesen un erhörten Vorfall ganz ruhig hinnehmen können, ist fraglich, da die verfolgenden, fanatischen Katho liken ja die sächsische Grenze überschritten haben. Auch soll ein Sachse nicht unerheblich verwundet worden sein. — Jedenfalls wirb dieser Skandal dazu dienen, unserem deutschen Volke eine drastische Illustration zu dem bekannten „Toleranzantrag" des CentrumS vor die Augen zu führen! — Die Objektivität der vom Vikar Ungnad gesprochenen Worte erhellt vielleicht daraus, daß kein anderer als der Jesuitenpater AloiS Kröß in einem, sich auf die Archive des Klosters Maria schein stützen den Buche: „Die Residenz der Looiotatio Jesu" (Seite 199, Abschnitt 13, unter der Auf schrift: „Die Arbeit der Jesuiten in Zinnwald") die Vorgänge bei der Gegenreformation in Zinn wald genau so schildert, wie Vikar Ungnad eS in seiner Ansprache gethan hat. — Bezeichnend ist folgender anonyme Drohbrief, welcher dem Pachter des Bierhollen - Grundstückes noch am Sonnabend Abend zugeschickt wurde. Dieser lautet wörtlich: „Zinnwald Birhalle in dem ich den Herrn Kaufmann und Gastwirt» Neuer Lehnert mit theilen wiell das Sie wollen am Sonntag daS Protestan tisches Fest abhalten wollen und Relion zersterUng machen wollen in Zinnwald So ersuche ich euch nochmals (?) Sondern kommt die Anzeige an den hochgeherten Herrn Fürst Lobgowitz Moritz Ich Glaube es das es nicht will in der Fürst Lobgo- witzischen Birhalle Relion Sterung machen AchtungS- voll Sonst Springen alle zwei". (Damit ist der Grundstückspachter Renner und der Unterpachter Gastwirth Lehnert gemeint.) Italien. Neapel, 26. Sept. Die Regierung bestätigte gestern Abend den Ausbruch der Bubonenpest im Freihafen. 12 Personen wurden davon betroffen, von denen 5 starben. Sämmtliche Familien der Betroffenen, sowie Alle, die mit diesen in Be rührung gekommen waren, wurden isoliert, inSge- sammt etwa 500 Hafenarbeiter. Es sind um fassende Vorkehrungen, eine Weiterverbreitung der Seuche zu verhüten, getroffen. Frankreich. Das „Echo de Paris" will wissen, daß Loubet eine Einladung des Kaisers von Rußland, im April 1902 mit Waldeck-Rousseau, Delcassö und dem Generalissimus Brugv.e nach St. Petersburg zu reilen, angenommen habe. Marse-ille, 26. September. 9 Mitglieder des ehemaligen AuSstandskomitöL der Hafenarbeiter werden am 2. Oktober wegen Veruntreuung von Unterstützungsgelbern vor dem Zuchtpolizeigericht erscheinen. Bulgarien. Der Konflikt Frankreichs mit der Pforte hat jetzt wenigstens in einem Punkte seine Er ledigung gefunden. Laut einer offiziösen Meldung aus Konstantinopel stimmte die französische Re gierung nunmehr dem Arrangement der Pforte mit dem französischen Unternehmer Tubini betreffs dessen Entschädigung zu, womit diese Spezialsrage zum Abschluß gelangt ist. — Der Khedive von Egypten hat seinen Besuch in Konstantinopel be endigt, er reiste am Mittwoch nach Egypten zurück. Serbien. Die Sensationsgerüchte, wonach König Alexander von Serbien beabsichtigen sollte, den Bruder seiner Gemahlin Draga, einen blutjungen Leutnant, zum serbischen Thronfolger proklamiren zu lassen, werden jetzt von Belgrader zuständiger Seite auS als jeder Grundlage entbehrend bezeichnet. Türkei. Konstantinopel, 26. Sept. Da seit 10 Tagen kein Pestsall vorgekommen ist, hat der Sanitätsrath beschlossen, vom 26. September ab klare Gesundheitspässe auSzuftellen. Rußland. Der Czar ist mit seiner Familie nach Be endigung seiner Reisen nach Dänemark, Deutschland und Frankreich in dem Jagdschlösse Spala in Polen eingetroffen. Petersburg, 26. Sept. Eine schwere Typhus- epidrmie ist hier auSgebrochen. Augenblicklich liegen über 1500 Kranke in den Spitälern. England. Der König und die Königin von England sind am Donnerstag nach Beendigung ihres Aufenthalte» am verwandten Hofe von Kopenhagen wieder in London ringetroffen. Der sächsische Erzähler «eU» s Die Engländer organisiren in China kleine militärische Expeditionen, um sich über die Verhältnisse in diesem gewaltigen Reiche besser zu unterrichten. Wie „Reuter» Bureau" mitthrilt, hat der beendigte chinesische Feldzug er geben, daß die militärischen Jasormationen der Engländer denen der Russen und Japaner nach standen, britischerseits wünscht man sich daher vorsichtshalber auf künftige Möglichkeiten in China vorzubereiten. Bekanntlich ist bereits eine solche englische Expedition unter Major Mainsold von Peking über Paotingfu in der Richtung auf Tibet abgegangen; gleiche Expeditionen sollen nach anderen Theilen de» chinesischen Reiches gerichtet werden. Es fragt sich nur, was die Chinesen zu dieser ungenirten englischen Spionirrrei in ihrem Lande sagen werden. Amerika. Der Anarchist CzolgoSz, der Mörder des Präsidenten Mac Kinky, ist von der Juri als schuldig des Mordes im ersten Grunde befunden worden. ES dürfte auf Grund dieses Wahrspruches unterdessen das Todesurtheil gegen CzolgoSz vom Gerichtshof gefällt worden sein. Ob der Ausführung diese« UrtheileS aber eine allgemeine Aktion gegen die Anarchisten in Amerika Nachfolgen wird, das scheint noch recht zweifelhaft zu sein. Vom Burenkrieg. Die Niederlagen der letzten Tage, die heute noch größer erscheinen, als letzthin gemeldet wurde, der Umstand, daß selbst der als schneidig geltende Kavallerie-General French in die Defen sive übergeht, indem er seine Truppen in Etappen linien von Blockhäusern kalt stellt, statt mit ihnen den Kampf im Felde aufzunehmen, alles diese» ist ein Zeichen einer höchst bedenklichen Lage der britischen Kriegführung am Kap. Die „Kreuz zeitung" sührt, um dieses klarer zu stellen, den Artikel einer englischen Zeitung vom 4. September an, der aber zugleich die Aufklärung über den sonderbaren Umstand bringt, daß in den letzten Wochen über diese ganz merkwürdigen und überaus wichtigen Vorgänge der britische Telegraph völlig geschwiegen hat. „Dem „Daily Expreß" wird unterm 4. Sept, die Lage in der Kapkolonie sehr trübe geschildert. Die Censur sei nicht mehr drastisch, sie verbiete einfach alles. Die Lage würde immer schlimmer und die Erklärung des Standrechts in der ganzen Kolonie sei in Aussicht genommen. Die Maßregel sei vöthig, da die Städte voll von Freunden der Burrn seien. Die Kolonialregierung verweigere jedoch di: Zustimmung. Angesichts der um sich greifenden Rebellion seien die Waffen der „Stadt wachen" eingezogen worden, da — wie man glaube — die Regierung keine Waffen in den Händen von Leuten lassen wolle, die loyil sein möchten, aber auch nicht. Es sei garnicht ausge schlossen, daß die Buren bis nach Kapstadt kämen. Die Kaphalbinsel befinde sich in Ber- theidigungszustand. Das holländische Element der Kapkolonie befinde sich in Revolte. Diese Thal- fache lasse sich nicht leugnen." Ein englischer Nothschrei erschallt aus Bloemfontein vom 26. September. Man depeschiert: „Die Zufuhr an Nahrungsmitteln ist sehr knapp und entspricht nicht den Bedürfnissen, wodurch große Unzuträglichkeiten verursacht werden." (Wie mag es dort ausfehen, wenn man so etwas laut werden läßt!) Die Buren lassen die gefangenen Eng länder laufen. Es erregt Erstaunen, warum die Buren den gefangenen Gegner so glimpflich behandeln, und doch kommen sie dabei aus ihre Rechnung. Ihre Kleider, ihre Waffen muß der Feind ergänzen helfen, der ja in kritischer Lage nur allzu bereitwillig die Hände erhebt zum Zeichen des Ergebens. Weiß der britische Soldat doch, daß ihm nichts weiter geschieht, wie eine kleine Erleichterung in Gepäck und Kleidung und, daß diese äußerlichen Beigaben ihm neu ersetzt werden, wenn er beim Truppentheil sich wieder einfindet. Wäre sein Leben bedroht, so würde er sich bis zuletzt wehren; das wissen die Buren auch und daher sind sie besonders milde und begnügen sich mit Pen für sie recht noth- wendigen Utensilien, zu denen derselbe laufen ge lassene Krieger Großbritannien» ihnen vielleicht noch öfter verhelfen kann. Auf diese Weise ist England in der angenehmen Lage, für Bekleidung von Freund und Feind zu sorgen. Da» kostet freilich recht viel Geld, doch darüber mag man in London sich den Kopf zerbrechen, den Soldaten in Transvaal läßt e» ziemlich kühl. Er wird deshalb seine Hände gewiß nicht später hoch heben, sobald „Noth am Mann" ist. In Südafrika bleibt die Lage trotz aller schünfärberischen Aufmunterungsberichte, welche I^OL Reit in dei deren 1000 was dieser Anrkt von j -Hoh durch führt, der ! befür, ihn r halb i d.r K< der t lachen er n fieber 175 Lord Kitchener durchschnittlich einmal in der Woche nach London schickt, im Allgemeinen eine ernste für die Engländer. Die Möglichkeit eine allgemeinen Aufstande» der Kapburen und der Natalburen gegen die englische Herrschaft ist nach allen privaten Meldungen aus Südafrika al» eine sehr naheliegende zu betrachten, und mit einer solchen Erhebung würden die Engländer schwerlich mehr fertig werden. „Reuter» Bureau" selber muß zugestehen, daß sich die Anzeichen dafür» e» würde die Kapkolonie der Schauplatz der letzten Ereignisse diese» Kriege» werden, täglich mehren. Erst neuerdings haben sich im Distrikte von Sutherland wieder zahlreiche Farmer den ein gedrungenen Buren, speziell den Kommandos unter Louw und Smith, angeschlossen. — Eine starke Burenstreitmacht unter Botha passtrte, von der De-JagerS-Drist kommend, am 21. September Nojutu im Zululand und lagerte am Khandi- Berge, an der nach Transvaal zugelegenen Seite. Pretoria, 25. Septbr. Gegen 10 Buren führer, die sich seit dem 15. September in eng lischer Gefangenschaft befinden, wurde aus Ver bannung aus Südafrika für immer erkannt. Die Vorgänge in China. Gefallen sind in dem Feldzuge gegen China von den deutschen Marinemannschasten oder ihren Wunden erlegen 49 Mann. Verwundet wurden 138 Mann. Verunglückt sind 21 Mann. An Krankheiten sind gestorben 89 Mann. Demnach stellt sich der Gesammtabzug sür die Marine auf 297 Mann. Vom Expeditionskorps sind gefallen oder ihren Wunden erlegen 16 Mann. Ver wundet sind 132 Mann. Verunglückt sind 49 Mann. An Krankheiten sind gestorben 184 Mann. Der Gesammtverlust sür Marine und Expeditions korps zusammen stellt sich auf 678 Mann. Die chinesische Sühneaktion am Hofe deS Mikado von Japan, anläßlich der Er mordung des BicekanzlerS der japanischen Gesandt schaft in Peking, Sugiyama, ist nun auch zum Abschluß gekommen. Nachträglich werden noch der Wortlaut des Entschuldigungsschreibens des chinesischen Kaisers und die Antwort des Mckado veröffentlicht. Vaida kehren dentr» nung bewirt Triest an K Ferdi, bereit, R fühlt empsä dagrg Er le Mess« bedür^ SVS melde rmpsa R Fürst Anar, wurd, war Ansch Rußll er ii Boml DieV C Fische L giebt im U Kitche der ir mit l Die s chen« ausgel Regie steh'n L melde düng erkolg eine r führt, tödtet B Tode die H dem l Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Dresden, 27. Sept. Ihre König!. Hoheit Frau Prinzessin Friedrich August ist in ver gangener Nacht 12 Uhr 42 Mm. in Wachwitz von einer Prinzessin glücklich entbunden worden. Mutter und Kind befinden sich wohl. Dresden, 27. September. Wie das von Dr. Leopold, vr. Fiedler und vr. Weindler unter zeichnete Bulletin besagt, ist das Befinden Ihrer König!. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August und der neugeborenen Prinzessin den Um ständen nach ein gutes. Die Taufe der neuge borenen Prinzessin findet Sonntag Mittag in der Kapelle zu Wachwitz statt. Berlin, 27. September. Die Kaiserin ist heute früh 7 Uhr von Rominten kommend im Neuen Palais eingetroffen. Frankfurt a. M., 27. Septbr. Wie der New-Doiker Korrespondent der „Franks. Ztg." er klärt, hat Präsident Roosevelt kurz nach den Trauerfeierlichkeiten in Washington dem Professor Münsterberg in Boston geschrieben: Es giebt sehr wenige Dinge, die mir so am Herzen liegen, al» daß zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten stets die wärmste Freundschaft herrschen möge. — Wie der „Franks. Ztg." aus New-Jork gemeldet wird, hat in Newark (Newjersey) eine Explosion in den Gaswerken stattgesunden, bet der 11 Personen getödtet wurden. Köln, 26. Sept. Die „Köln. Ztg." meldet: DaS Schwurgericht sprach Dreßler, der seine Frau und seine Kinder zu ermorden versucht hatte, frei. Sachverständige bekundeten, daß der Angeklagte sich in einem Zustande befunden habe, der die freie Willensbestimmung nahezu auSschloß. Halle a. d. S., 26. Sept. (Meldung der „Boss. Ztg.") Der Steinsetzer Lange auS Bischofroda wurde wegen SittlichkeitSverbrechrn» und Mordes begangen an der 5jährigen Elise Honigmann zum Tode und zu 10 Jahren Zucht haus verurtheilt. Wien, 26. September. (Privattelegramm.) Der ^hiesige Advokat Viktor v. Osenheim ließ heute durch 2 Offiziere den Bürgermeister Lueger fordern, weil dieser gegen Osenheim wegen de» Vorgehens gegen die Kommunalwassergebühren im Gemeinderath abfällige Arußerungen gemacht hatte. Lueger lehnte die Forderung unter Hin weis auf seine religiöse Urberzrugung und mit der Begründung ab, daß er sich die Freiheit, seine Meinung »u äußern, al» Bürgermeister «MM» , schränken lasse. -