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114 bezirk DreSden-Friedrichstadt erhielt der national« liberale Kandidat Gtadtrath vr. Bogel 4 Wahl- mSnner, der Sozialdemokrat Fräßdorf 40. Leipzig, 2K. September. Bei der heutigen Wahl der WahlmSnner in der dritten Abtheilung zum Landtage erhielten Stimmen im 2. Wahl« kreise 8 Wahlmänner der Ordnung-Parteien und 3S Wahlmänner der sozialdemokratischen Partei, im 4. Wahlkreise kein Wahlmann der Ordnung»- Parteien und 66 Wahlmänner der sozialdemo kratischen Partei. Leipzig, 26. Sept. Bei der heutigen Wahl« männerwahl der 2. Abtheilung im zweiten Leipziger Wahlkreise wurden 43 Wahlmänner für den Seh. Justizrath vr. Schill (nationalliberal) und im vierten Leipziger Wahlkreise 65 Wahlmänner für den Fabrikbesitzer Müller (nationalliberal) gewählt. Chemnitz, 2b. September. Bei der heute vollzogenen Wahlmännerwahl der 3. Abtheilung im 2. Wahlkreise der Stadt Chemnitz zweck- Er« gänzungSwahl eine» Abgeordneten der Zweiten Kammer dec Ständeversammlung machten von den 12,201 Wahlberechtigten 6503, also etwa 50 Proz., von ihrem Wahlrechte Gebrauch. Vier Fünftel der abgegebenen Stimmen entfielen auf sozial demokratische Wahlmänner. Chemnitz, 26. Septbr. Wie die „Chemn. Allgemeine Zeitung" au- zuverlässiger Quelle er fährt, wird Se. Kgl. Hoh. Prinz Friedrich August demnächst au- seiner militärischen Laufbahn aus- scheiden und sich sodann in den verschiedenen Zweigen der Staatsverwaltung bethätigen. Werdau, 25. Septbr. In der heute voll zogenen Wahlmännerwahl wurden in der 3. Wahl- abtheilung sämmtliche 13 sozialdemokratischen Wahlmänner mit inSgesammt 1831 Stimmen ge wählt. Die Kandidaten der Vereinigten Ordnung»- Parteien erhielten inSgesammt 636 Stimmen. Crimmitschau. 25. September. Bei der heutigen Landtagswahl wurden 858 Stimmen sür den Kandidaten der Ordnungsparteien, 2358 für den der Sozialdemokraten in der 3. Abtheilung abgegeben. Der Kaiser weilt nach den Königsberger Fest- und den Danziger Manövertagen zunächst noch in Rom int en, in dessen herrlichen Forsten das edle Waidwerk ausübend. Die Kaiserin leistet ihrem hohen Gemahl in der WaldrSeinsam- keit von Rominten Gesellschaft. Während seines gegenwärtigen Aufenthaltes in Rominten hat Kaiser Wilhelm durch den Ritt nach dem kürzlich von einem schweren Brandunglück heimgesuchten benach barten russischen Grenzstädtchen Wystiten und seine dort an die Einwohner gerichtete Ansprache wieder einmal eine jener überraschenden Kund gebungen ins Werk gesetzt, mit denen der erlauchte Herr von Zeit zu Zeit hervorzutreten liebt. Im gesammten russischen wie preußischen Grenzgebiete der dortigen Gegend rief daS unvermuthete Er scheinen des deutschen Kaisers in Wystiten große Freude hervor. Rominten, 26. September. Der Kaiser erlegte heute auf der Frühpürsch im Revier Goldap einen kapitalen Zwanzigender. Berlin, 25. September. Nach einer Lokal korrespondenz beabsichtigt der Kaiser die Errichtung eines Marmordenkmals für die Kaiserin Friedrich. DaS Standbild, da- bereits in Auftrag gegeben wurde, soll seinen Standort am Anfang der Charlottenburger Chaussee, gegenüber dem bereit- in Arbeit befindlichen Denkmal Kaiser Friedrich-, haben. Der Oktobermonat ist im Begriff, in- Land zu ziehen, mit seinem Eintritt pflegt sich erfahrungs mäßig wieder eine größere Lebendigkeit auf dem Gebiete der inneren Politik bemerklich zu machen, wie sie namentlich der Wiederzusammentritt de- BundeSratheS al- de-Vorläufer- der Winter« session de-Reichstage- bewirkt. Bereit- jetzt geht ein frischerer Luftzug durch die Gefilde der inneren Angelegenheiten. So haben in den Tagen des 25. bi- 27. September die Erneuerungs wahlen zum sächsischen Landtage stattge funden, die sich allerdings ohne besondere Erreg ung vollzogen. Einschneidendere Veränderungen in der politischen Zusammensetzung der sächsischen Zweiten Kammer sind von den soeben vorgrnom- menrn Erneuerung-Wahlen gewiß nicht zu erwarten. Wohl haben die Wahlen in der dritten Wähler- abtheilung der sozialdemokratischen Partei einen theilwrisen Sieg gebracht, da sie in den industri ellen Bezirken Überall die große Mehrheit der Wahlmänner besitzt, doch dürften die nachgefolgten Wahlen in der zweiten und ersten Wählerabthei« lung diesen sozialdemokratischen Theilerfolg wieder völlig paralysirt haben. Am Freitag ist der bairische Landtag zu seiner Wintersrsston zu- sanmengrtrrtrn. Die Verhandlungen der seit 23. Der süchstscha «»MI«. Gott. ». September in Berlin im Handelsministerium tagenden Conferenz von Regierung-Vertretern und Sachverständigen bezüglich de- neuen Zoll tarifentwurfs scheinen sich völlig im Schleier de- Geheimnisses zu vollziehen, wenigsten- ist bi- jetzt noch nicht da- Geringste über den Verlaus dieser Berathungen in die Oeffentlichkeit gelangt. Recht fatal nimmt sich für den deutschen Steuer zahler die Blätterankündigung auS, daß der nächste RetchShauShaltSetat einen Unterschied von mehr al- 100 Millionen Mark zwischen den Einnahmen und Ausgaben zu Ungunsten der ersteren ergeben werde, welche- bedenkliche Defizit natürlich auf die Matrikularbeiträge der Einzel staaten nicht ohne Einfluß bleiben würde. In der alten Hansestadt Lübeck hat die sozialdemo kratische Partei in der abgrlausenen Woche ihren diesjährigen Parteitag abgehalten. In den Verhandlungen desselben nahm die „Bernstein- Debatte" einen besonder- breiten Raum ein, da sie sich über zwei Tage erstreckte. In derselben mußte sich der bekannte „Genosse" Bernstein wegen seiner ketzerischen Lehren, die den geheiligten Grund prinzipien der Sozialdemokratie manchmal schnur stracks widersprechen, scharfe Angriffe von einem Theile der Redner gefallen, gegen welche sich der Befehdete indessen mit unläugbarer Gewandtheit vertheidigtr. Schließlich beseitigte der Parteitag im Laufe seiner Mittwochssitzung den Fall Bern- stein dadurch, daß er mit großer Mehrheit eine die Erwartung au-sprechende Resolution annahm, „Genosse" Bernstein werde künftig die an sich noth- wrndige Selbstkritik der Partei nicht mehr in der bisherigen einseitigen Weise betreiben. Am 1. Oktober treten die Bestimmungen de- sogenannten Handwerkerschutzgesetzes vom 26. Juli 1897, welche von der Meisterprüfung handeln, in Kraft, womit da- gesetzgeberische Gebäude der Hanowerker- organisation seinen Schlußstein erhält. Ebenfalls am genannten Tage erhalten ferner noch das neue ReichSgejetz über den Verkehr mit Wein u. s. w., sowie die Novelle zur Gewerbe ordnung, welche sich auf die gesetzliche Arbeitsruhe im'WirthSgewerbe bezieht, praktische Geltung. Der „Sühneprinz" Tschun von China beendet in diesen Tagen seinen Aufenthalt in Deutschland und begirbt sich direkt nach China zurück; die geplant gewesene Reise des Prinzen nach Amerika von Europa aus ist demnach auf gegeben. In Hamburg tagte in der letzten September- Woche die 73. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. Hamburg, 26. Septbr. An dem gestrigen Festmahle der deutschen Naturforscher und Aerzte nahmen über 1100 Personen theil. Professor Hertwig aus München brachte ein Hoch au? den Kaiser aus. Professor Heubner aus Berlin trank auf daS Wohl der Stadt Hamburg, Bürgermeister Vr. Hachmanu auf die Naturforscher und Aerzte. Thorn, 25. Sept. Die „ Gazetta TorunSka" meldet: Verschiedene polnische Gymnasiasten von wrstpreußischen Gymnasien, die sich jetzt im Abi- turientrnexamen befinden, wurden, weil sie Ange klagte im Geheimbundprozeß gewesen waren, plötz lich relegirt. Rudolstadt, 25. Septbr. Die Regierung verbot 14 von den Sozialdemokraten einberufrne Versammlungen, in denen über die Versammlung»- und BerrinSsreiheit im Fürstenthum Rudolstadt referirt werden sollte, weil die einberufenen Ver sammlungen als eine Demonstration gegen den Staat zu erachten seien. O e st e r r e i ch. Mit großen Ehren ist da» aus China über Oesterreich heimkehrende 2. Bataillon des 2. deutsch-ostasiatischen Infanterie- Regiment» auf österreichischem Boden ausgenommen worden. Gleich bei seiner Landung in Triest wurde dem Bataillon ein ungemein auS« zeichnender Empfang zu Theil und auch im ferneren Verlaufe ihre» Triester Aufenthalte- sahen sich die deutschen Chinatruppen warm gefeiert. Sm Mittwoch fand in der OsfizierSmesse de- 97. Infanterie-Regiment« zu Ehren der deutsch*- Offiziere ein Diner statt, bei welchem F.-Z.-E Suecovaty den osfiziellen Toast auf Kaiser Wilhelm und BataillonSkommandeur Major v. Förster den Trinkspruch auf Kaiser Franz Josef ausbrachten. Auf der Weiterfahrt von Triest nach Wien wurden dem deutschen Bataillon ebenfalls herzliche Ovationen bereitet und in Wien, wo seine Ankunft am Freitag erfolgte, gestaltete sich seine Aufnahme ganz besonder» glänzend. Auf spezielle Anordnung de» Kaiser» Franz Josef findet die Fahne des Bataillon» während dessen dreitägigen Aufenthalte» in Wien in der Hofburg Aufbewahrung. Trieft, 26. September. -Die Abfahrt de„ 2. Bataillon» de» 2. deutschen Oftastatische„ Infanterie-Regiment» fand in der angrkündtgte* Weise statt. Der Korpskommandant Feldzeugmeiste Suecovaty ritt, nachdem Major v. Förste Meldung erstattet hatte, die Front de» Bataillons ab, setzte sich alsdann an die Spitze de» Bataillon* und sührte r» vom Molo IV nach dem Bahnhöfe. Vom Molo bi» zum Bahnhofe bildete die Truppe de« 97. Infanterie.Regiment» Spalier. Am Bahnhofe avgrlaagt, defilierte da» Bataillon vor dem Feldzrugmrister, worauf nach herzlicher Ver abschiedung unter den Klängen „Heil Dir im Siegerkranz", die Einschiffung der Truppen nach Wien in 2 Sonderzügrn erfolgte, von denen der erste um 2 Uhr 30 Minuten, der zweite um 2 Uhr 45 Minuten abging. Wien, 26. September. Die Musikkapelle de» preußischen Kaiser Franz Sardr-Trenadier-Regiment- ist hier eingetroffen. Nach der Begrüßung er folgte der Abmarsch in die Albrecht-Kaserne. Wie der Bürgermeister von Pilsen in der am 19. d. M. obgrhaltrnrn Sitzung des Gemeinde- auSschuffe» mitthrilte, wird die Stadt Pilsen fortan keine deutsche Zuschriften von Gemeinden mehr an nehmen, sondern sie an den Absender zurückfchicken. Angesicht» der großen wirthschaftlichrn Bedeutung, welche die größtentheilS auf deutsche Abnehmer angewiesene Pilsener Brauindustrie, insbesondere da» bürgerliche Brauhaus, sür die Stadt Pilsen hat, erscheint r» kaum begreiflich, woher der Pilsener czechische Stadtrath den Muth zu einer derartigen kecken Herausforderung des Deutschthum» nimmt, auf die voraussichtlich dir gebührende Antwort von deutscher Seite nicht auSbleibrn wird. Derlei Scherze kann sich allerdings ein stockczechischeS Nest erlauben, nicht aber eine Stadt, in der eine starke, durch Wohlhabenheit und Bildung hervorragende deutsche Minderheit lebt und die so sehr auf deutsches Geld angewiesen ist. Die aufgetauchten Gerüchte, denen zufolge der österreichische Ministerpräsident v. Körber seine Aufgabe sür beendigt erachten und beab sichtigten sollte, demnächst zurückzutreten, werden al» unbegründet bezeichnet. Zinnwald bei Graupen, 25. September. Am Sonntag hatten sich eine Anzahl evange lischer Glaubensgenossen auS Klostergrab, Turn, Graupe« und Böhmisch-Zinnwald in einem größeren RestauratiönSlokale de» letzteren OrtrS (Biliner Bierhalle) versammelt, um auf den Höhen des Erzgebirge» einen der so allgemein beliebten evangelischen Familienabrnde abzu halten. Auch einige Sachsen (auch Ausflügler au» Geising und Lauenstein) waren über die nahe gelegene deutsche Grenze herübergekommen, um bet dem herrlichen Herbstwetter einige frohe und zu gleich erbauliche Stunden mit den böhmischen Glaubensgenossen zu verleben. Der wegen seine» herzgewinnenden, humanen und milden Auftretens allgemein von Protestanten wie Katholiken gleich geschätzte evangelische Vikar Ungnad auS Klostergrab sollte die Ansprache bei dem er wähnten Familienabende halten. Kaum hatte jedoch der Redner begonnen und hatte, sich an geschichtlichunanfechtbare Thatsachen haltend, von dem einst ganz evangelischen Zinnwald, und dem ganz evangelischen Klostrrgrab, sowie von den Drangsalen der Gegenreformation (alle» in tole ranter, des hochgebildeten Theologen würdiger Weise) gesprochen, al» plötzlich von feiten einiger eingedrungener czechtscher und deutscher aufgehrtzter Katholiken au» den untersten Volksschichten eine unglaublich rohe und wüste Szene hervorgerufen wurde. Biergläser und Untersetzer wurden dem Herrn Pastor an den Kopf geworfen, Stühle wurden zerbrochen und mit Stuhl- und Tischbeinen hieben und schlugen die Angreifer auf die wehr losen, ganz überraschten Evangelischen ein. E- gelang den Urberfallenen, sich in einen Nebenraum zu flüchten und dessen Thüren zu verrammeln. Doch die fanatistrte, wilde Rotte sprengte die Thüren und begann erneut eine wilde Rauferei, bei der sogar mit Messern gestochen wurde. Herz- zerreißend klang da» Schreien und Jammern der Frauen und Kinder, eine furchtbare Panik entstand, au» den Fenstern springend, flüchteten die Prote stanten, mehrere von ihnen ernsthaft verwundet, 'her nahen deutschen Grenze zu, wo sie Schutz fanden. Besonder« scheinen die Unholde e» auf de- ebenfalls durch Messerstiche verwundeten Herrn Bikä« Ungnad abgesehen zu haben, welcher infolge seiner Popularität den Neid und die wenig christ liche Eifersucht gewisser Elemente erregt zu haben scheint. Zweifellos dürfte dieses wüste Exzeß noch «in ernstere» Nachspiel haben, denn der bekannte Vorkämpfer für die evangelische Bewegung Oester reich», Herr RelchSrathSabgeordneter vr. Et sen- ko lb in Karbitz hat umgehend einen Bericht über