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's ug- billigst sr. tl 144 des sächf Bischofswerda, de« IS. Dezember 1800. „Südafrika" im Reichstage. Die allgemeine Etatsdebatte im Reichstage hat, wie dies ja schon zu erwarten stand, neben zahlreichen Auseinandersetzungen über alle sonstigen möglichen Fragen und Vorgänge auch die süd. afrikanische Angelegenheit und den Richtempfang des Präsidenten Krüger durch den Kaiser mit in ihre Kreise gezogen. Mit Recht durfte daS deutsche Volk verlangen, alsbaldige Aufklärung hinsichtlich der befremdlichen Abweisung, welche der greise Krüger von Berlin aus erfahren, zu erhalten, hatte doch die Ablehnung des Besuches, welchen -er tranSvaalische StaatSches in Berlin "abzustatten gedachte, bei den weitesten Volks schichten schmerzliche Enttäuschung und merk liche Verstimmung hervorgerufen. ES verdient darum alle Anerkennung, daß der neue Reichs kanzler, Gral Bülow, ohne erst auf eine formelle Anregung hierzu von Seiten des Reichstages zu warten, sofort di« nächste Gelegenheit, als welche sich die Generaldiskussion über den Etat erwies, benutzte, um sich vor der parlamentarischen Ver tretung der Nation wegen deL Zwischenfalles mit Krüger und ferner betreffs der südafrika nischen Krisis überhaupt, auSzulaffen. WaS nun erstere Angelegenheit anbelangt, so läßt sich indessen kaum läugnen, daß trotz der unbestreit baren glänzenden Dialektik des Grafen Bülow seine Darlegungen in Sachen deS Richtempfanges KrügerS keineswegs so erschöpfend und so klar gehalten waren, wie man wohl hoffen durste. Die betreffenden Darlegungen deS Kanzlers haben die öffentliche Meinung Deutschlands nicht davon zu überzeugen vermocht, daß rin offizieller Empfang KrügerS in Berlin unter allen Umständen staatS- gefährlich gewesen wäre, daß er eine nachtheilige Wirkung auf die Interessen Deutschlands auS- geübt hätte, die allgemeine Anschauung, man hätte von den maßgebenden Stellen dem unerschrockenen Vorkämpfer der Burensache wohl rin freundliches Wort gönnen dürfen, ohne in ihm doch zugleich trügerische Hoffnungen zu erwecken, ist durch die Bülow'schrn Ausführungen nicht erschüttert worden. Im Großen und Ganzen spiegelt sich die- auch in der parlamentarischen Erörterung der Krüger- schen Angelegenheit wieder und es ist jedenfalls bemerkenSwerth, daß selbst der Sozialdemokrat Bebel, so sehr er auch im Uebrigen die vorsichtige Politik Deutschlands in der südafrikanischen Frage billigte, das Verhalten gegen Krüger offen tadelte. Insofern kann also der Reichskanzler nicht behaupten, daß er mit seinen Erläuterungen über daS Krüger-Thema völlig gerechtfertigt dastehe, es bleibt eben dabei doch Manche- lückenhaft. Dafür muß aber zugegeben werden, daß er mit seinen Ausführungen über die Haltung Deutsch lands in Südafrika und hiermit gegenüber Eng land einen vollen Erfolg erzielt hat, im Reichs tage ist demselben fast durchweg zugestimmt worden, und auch im Lande findet man, daß Graf Bülow in den Darlegungen über diese Seiten der deut schen auswärtigen Politik ungemein glücklich war und die wirkliche Sachlage durchaus zutreffend gekennzeichnet hat. In der That, Deutschland hätte eS nur auf daS Ristco eine- Bruches mit England wagen können, aus seiner Neutralität im südafrikanischen Kriege hervorzutrrten und wenigstens diplomatisch die Sache der Buren zu führen; denn sich zu Gunsten der-Wahrung der Unabhängigkeit der südafrikanischen Republiken in einen förmlichen Krieg mit der britischen Welt macht zu stürzen, das werden wohl auch unsere eifrigsten Burenfreunde dem deutschen Reiche nicht zugemuthet haben. Die nüchterne Erwägung, daß für Deutschland große Interessen auf dem Spiele standen, wenn eS sich zu einem mit den Erfordernissen der stricten Neutralität nicht mehr im Einklang zu bringen, burrnfreundlichen Vor gehen hinreißen ließ, leuchtete immer wieder Sü den Darlegungen des Reichskanzlers hervor, und dieser nüchtern-praktische Standpunkt der deutschen Politik in den südafrikanischen Vorgängen hat denn auch in der nachgefolgten Afrikadebatte de» Reichstages fast allseitig Anerkennung und Würdigung gesunden, trotz der auch hierbei wiederum sich zeigenden Brthätigung der warmen Sympathien im oeutschen Volke für die Buren. Auch kann keineswegs gesagt werden, daß Deutsch land die Buren von Anfang an im Stiche ge lassen habe, nachdem durch die abgegebenen Er klärungen de» Reichskanzler« bekannt geworden ist, daß die deutsche Regierung di« Burensührer rechtzeitig benachrichtigen ließ, sie dürften auf keinerlei Unterstützung von deutscher Seite im beschlossenen -Kriege der Burenrepubliken gegen England rechnen, und daß Deutschland in Pretoria vor dem KrirgSauSbruche sogar seine freundschaft liche Vermittelung anbirtrn ließ. Da» sind aller dings starke Trümpfe, welche Gras Bülow in seiner Afrika-Rede aussrtzt«, sie haben ihm un zweifelhaft seinen neuesten parlamentarischen Er folg mit verschafft. Sachsen. Bischofswerda, 14. Dezember 1900. — ES giebt Biele, welche glauben, sie müßten für Stadtpostbriese, wenn sie da» Gewicht eines einfachen Briefe- (20 Gramm) überschreiten, da- doppelte Postgeld zahlen, und sie deshalb nicht mit Fünfpfennigmarke, sondern mit Zehnpfennigmarke bekleben. Sie haben als dann der Postverwaltung ein Geschenk von fünf Pfennigen gemacht. Die Post verlangt für keinen Stadtpostbrief mehr al» fünf Pfennige. Briefe dürfen bekanntlich bis zu 250 Gramm, also ein halbes Pfund wiegen, kosten aber im OrtSbezirke, auch wenn sie einem halben Pfunde sehr nahe kommen, immer nur fünf und nicht zehn Pfennige. — Mehrere sächsische Blätter kündigen heute an, daß sie sich zu einer Erhöhung der Be zugs« und Anzeigenpreise genöthigt sehen. Viele andere sind schon früher mit Erhöhungen vorauS- gegangen, andere werden noch folgen. — Ueber den Besuch der Schülerherbergen deS sächsischen Erzgebirge» wird folgendes mit- getheilt: In allen den in Frage stehenden Her bergen, 19 an der Zahl, sind im Jahre 1900 zusammen 1454 Schüler frei beherbergt, zum Theil auch mit Frühstück beköstigt worden. Auf die einzelnen Orte und Herbergen dertheilen sich die Besuche wie folgt: Zöblitz 8, Kirchberg 12, Bockau 27, Crottendorf 28, Scheibenberg 35, Lauenstein 39, Stollberg 39, Bienenmühle 42, Sayda 44, Zwönitz 62, Jöhstadt 67, Freiberg 75, Altenberg 79, Olbernhau 84, Marienberg 106, Schwarzenberg 111, Eibenstock 130, Buchholz 170, Oberwiesenthal 296. Zu diesen Zahlen stellte Leipzig 371, Dresden 267, Chemnitz 102, Grimma 54 Gäste. Am zahlreichsten war die Seminaristen (355) vertreten. Ihnen folgten die Gymnasiasten mit 328, die Realgymnasiasten mit 215, die Realschüler mit 214, die .Studenten" mit 181, die Gewerbeschüler oder Gewerbeakademiker mit 93 und die Handelsschüler mit 27 Besuchen. Für einen kleinen Rest konnte die Herkunft nicht nachgewiesen werden. — Wie bei den preußischen Bahnen, so haben auch bei den sächsischen Bahnen neuerdings die Zugsschaffner auf den Linien mit Bahn steigsperre keine Dicnsttaschen mehr zu tragen. Es werden nur noch Kupierzangen geführt, zu deren Befestigung weder Riemen noch Schnuren geliefert werden. — Spanische Schwindrlbriefe kommen immer noch nach Sachsen. Die Gauner müssen doch also so viele Dumme finden, daß sich ihr Treiben lohnt. Einen solchen Brief hat dieser Tage wieder ein Lederhändler Kotte in Loschwitz bei Dresden empfangen. Der Brief stammt von einem angeblichen Louis Casanaz aus Balenzio. Dresden, 12. Dezember. Herr Pablo de Sarasate hat Herrn Kgl. Musikdirektor Trenklrr im Philharmonischen Konzert gestern nach dem MendrlSsohn'schen Violinkonzert ein goldene-, mit Diamanten besetzte- Bleistift-Futteral zur Erinnerung geschenkt. Die eine Seite enthält eine Inschrift seine» vollen Namen», die andere Seite da» Monogramm des Herrn Trenkler. Leipzig. Der Prozeß Sternberg wird hier mit großer Aufmerksamkeit auch deshalb vrr- folgt, weil der Angeklagte in Leipzig viele Existenzen auf dem Gewissen hat. »roß, Bauten, wie Las» Bauer, sind durch Sternberg errichtet worden und da» Fallissement de» mit ihm in Verbindung stehenden Bauspekulantrn Schmidt, genannt „Millionen-Schmidt", hat rireni kl. Während der Advents »Sonntage ist der öffentliche Handel in Bischofswerda bis Abends 0 Uhr freigHebeu. Die geehrte« Bewohner der Umaegend werde« -« zahlreichem Besnche der Weihnacht-- AnSstell««gev unb Sanfläde« a«ch hiermit ergebenst eingelade«. seiner Zeit hier viel Unglück in Baukreisen äuge» richtet. Roch jüngst «ar al» ein solche» Opfer der wegen Wechsrlfälschung verhaftete Brzirksingenirur Blum zu bezeichnen. — Trotz aller Warnungen fallen „kluge" Hausfrauen immer wieder auf die billig« galizische „Butter" hinein. Mehrere Fälle sind hier sanitätSpolizei« lich bekannt geworden, in welchen diese „Butter" kaum al» Stiefrlschmiere brauchbar ist, so „gut" roch sie! Leipzig, 12. Dezember. Für da» Völker schlacht - Nationaldenkmal sind bisher bet dem deutschen Patriotrnbunde 381,485 Mark ein gegangen. Plauen. Der hiesige Stadtarmeinderath hat die Neuordnung der Gehälter für die hies. Temeindrbeamten vorgenommrn. Die finanzielle Wirkung diese» Beschlüsse» ist, daß sich eine Mehrausgabe von 30,895 Mk. nöthig gemacht hat. Die letzte GehaltSregulierung fand zu Anfang des Jahres 1894 statt. Freiberg. Nach dem soeben erschienenen Verzeichnisse der Studierenden an der Königlichen Bergakademie ist die Akademie besucht von 332 Studierenden. Von diesen kommen der Nationalität nach auf Deutschland 136 (darunter 48 Sachsen, 59 Preußen, 6 Baiern, 5 Württem berger), Oesterreich-Ungarn 8, Rußland 125, Rumänien 24, England 15, Holland 12, Nord amerika 3. Je zwei kommen auf Schweden, Norwegen und Australien je einer auf Italien, Spanien, Griechenland, Türkei und Japan. Bon den 332 Studierenden sind 23 Hospitanten. Die Zahl der im neuen Studienjahre Jnskripierten beträgt 88. Zwickau. Herr Lehrer Willisch aus Meerane ist vom hiesig-n Landgericht wegen NichtimpfenlassenS seines Kinde» zu 20 Mk. Geldstrafe oder 2 Tagen Hast verurtheilt worden. *.* Die Sammlungen de» Flottenvereia» für die deutschen Kämpfer in Asten hat bi» zum 15. November die Summe von 124,327 Mk. 40 Psg. ergeben. — Da- zu Ehren Rubinstein» in Wien errichtete Denkmal ist feierlich geweiht worden. — Herr Hofrath Damm in Dresden feierte das 50jähr. Jubiläum al» Königs. Notar. — Dresden hat bei der letzten Volkszählung 2800 Zähler in Thätigkeit gehabt. Die Ver tretung der Stadt brachte ihnen öffentlich Dank dar. — Dem landwirthschaftlichen Arbeiter Mehnert in Gelenau wurde für 32jähr. Dienste auf dem dortigen Rittergute die tragbare Medaille für Treue in der Arbeit verliehen. — Der Bürgermeister Graf von Buchholz wurde bei einem Festvortrage vom Schlage getroffen und einseitig gelähmt. Vom Büchertisch. Der Verlag von Alexander Köhler in Dresden bringt uns eine Jugenderzählung „Boxer und Blau jacke" von Heinrich Meschwitz (Preis Mk. 4. — ), die sicher zu dem Interessantesten gehört, waS uns der dieSMrige WeihnachtSmarkt auf dem Gebiete der Jugend- litteratur bietet. In ungemein fesselnder Weise führt uns der Verfasser in den Mittelpunkt deS gegenwärtigen Interesses — nach China. Er versetzt uns zunächst an Bord deS „Iltis" nach Tsingtau. Wir lernen in scharfen Umrissen die emporstrebende, deutsche Kolonie kennen, fahren über dm Golf von Petschili nach Taku und nehmen an der Beschießung der dortigen Forts theil In wahr haft packender Weise schildert der Verfasser die einzelnen Szenen diese» Gefechtes. Wir fühlen un» mittm in den Kampf versetzt und glauben den heldmmüthiaen Kapitän LanS persönlich vor uns zu sehen. Eine höchst sympathische Gestalt, ebenso wie die Hauptperson der Erzählung'„der junge Leutnant HanS Bernau", dessen Erlebnisse al» Ordonnanzoffizier den Haupttheil des Buche» bilden. Unter mancherlei Abenteuem gelangt er und einer seiner Kameraden nach Peking. Mit Muhe entgehen sie dabei den Boxern, kommen in ein christliche» Mission-Hau» und lemen chinesische Christen kennen. Bei einem AuSsall, den die Belagerten in Peking gegen die Chinesen unter nehmen, wird Bernau verwundet und findet Zuflucht bei einem seiner chinesischen Freunde. Noch halbkrank tritt er seinen mühseligen Rückmarsch nach Tientsin an und wird von da nach dem Lazareth in Tsingtau befördert. Hier sieht er von dem Signalhügel au« die Einfahrt de» deuischen Panzergeschwader» in den Hafen und erfährt, daß Graf Walders« nach China kommen und dm Ober befehl der Truppen übernehmen soll. Hier endet die interessante Erzählung. Trotz ihrer Schlichtheit ist dieselbe mit seinem dichterischen Empfinden abgefaßt, und wir können sie nicht allein der reiferen Jugend al» lehrreich« und unterhaltende Lektür, sondern auch Erwachsenen auf» Wärmste empfehlen. L—.