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'S er L - .-W 0j^ Mi »> HF Ä » 6»- N ine» uen Unter Bezugnahme auf die vorstehende Bekanntmachung beehren wir uns, unseren geschätzten Inserenten anzuzeigen, daß vom I. Januar 1VV1 ab die Jnseratenseite des „sächsischen Erzählers" in 4 Spalten getheilt werden wird, L 65 Millimeter breit, statt bisher in 3 Spalten. Der Zeilenprcis von 10 Pfennig für die gespaltene Corpus-Zeile, sowie der Abonnementspreis von Mk. 1,50 pro Quartal bleiben bestehen. . Wir bitten unsere geehrten Inserenten höflichst, von dieser Aenderung Kenntniß nehmen zu wollen, und uns auch fernerhin ihr geneigtes Wohlwollen zu schenken. Bischofswerda, 12. Dezember 1900. de» Fall Krü Hochachtungsvoll Der Verlag des „sächsischen Erzählers" der 12,000 Mark-Affäre, Am Schluß de» Bericht» (7 Uhr) sprach Redner noch weiter. IS. Sitzung vom 13. Dezbr. 12 Uhr. Am BundeSrathStisch: Reichskanzler Gral v. Bülow, Gras PosadowSky, v. Richthosrn, Breseld, v. Tirpitz. Bei schwachem Besuch setzte da» Hau» heute am vierten Tage die erste Lesung de» ReichShauShaltSetat» fort. Erster Redner war der Abg. Hug (Ctr), der insbesondere wirthschaftlichr Fragen berührte und in den neuen Handelsverträgen größeren Schutz der Land- wirthschaft durch höhere Getreidezöllr und Ein führung eine» Doppeltarif» fordert. Abg. v. Hodenberg (Welse) tadelte in schärfster Weise da« Verhalten der Regierung zum Präsidenten Krüger und die vom Reichskanzler vorgetragenen politischen Grundsätze, die ohne Herz seien und da» Vertrauen unserer Nation in der deutschen Politik erschüttern müßten. Abg. vr. Hahn (B. d. L.) erklärte, den Reichskanzler um die angetretene Erbschaft nicht beneiden zu können. Die letzten 10 Jahre hätten da» BiSmarcksche Erbe zum Theil verthan, eine falsche Wirth- schäft«Politik, die auch auf au-wärtige Politik ungünstig einwirke, habe un» rückwärt» gebracht und e» sei eine große Aufgabe, die dem neuen Reichskanzler zufalle. BiSmarck habe nationale WinhschastSpolitik getrieben, er habe da» Reich befestigt und auf dieser Grundlage sei r» ihm möglich gewesen, in nachdrücklichster Weise Sozialpolitik zu treiben. Der neue Reichskanzler habe al» Staatssekretär die Neigung gezeigt, wirthschaftlichr Fragen von der Erwägung der au«wärtigea Politik beeinflussen zu laffea. Er hoffe, daß der Reichskanzler in diesen Fehler nicht verfallen werde. Redner zeigt sodann an ausführlichem statistischen Material, wie durch die falsche Wirthschaft». Politik durch dir ständige HandelSuuterbilaaz eine fort gesetzte Entziehung wirthschaftltchea «lute» er folge. Er hoffte, daß die Regierung in de» neue« HandelSoerträgn, zu de« viSmarck'sche» Grundsätzen zurücklehr« «erde, sprach sodam» ' F H« da» «nseh« VMchlatch» Mge zu Ar. 144 des sächs Bischofswerda, de« IS. Dezember 1VOO Deutscher Reichstag. ; Deutscher Reichstag. 18. Sitzung vom 12. Dezember, 1 Uhr. Am BundeSrathS- tisch: Reichskanzler Graf von Bülow, Graf von PosadowSky, v. Thielen, v. Tirpitz Im Hause herrscht Feierstimmung. Der seit gestern ausgrbaute Weihnachtsmarkt und die an allen Plätzen der Stadt ausgestellten WeihnachtS- bäume erfüllen auch die Brust der pflichttreuesten Reichsboten mit HeimathSgedanken. Nur rin kleines Häuflein von Abgeordneten hatte sich demzufolge zur Fortsetzung der EtatSderathung zusammrngrfunden. Erster Redner war Abg. Rickert (frs. Bgg ), der eine schlechte Finanz, läge bestritt, eine größere Brthätigung der Wellpolitik forderte und im Zusammenhang damit für den neuen HandelSvrrein rintrat. Dabei griff er die Thätigkeit de« Bunde» der Landwirthe an und meinte, die Klagen über landwirthschastliche Noth seien unbegründet, da hinter stecke nur agrarische Begehrlichkeit. Kriegsminister v. Goßler erwiderte auf einige Anzapfungen des Herrn Abg. Bebel, daß die Einführung eine» neuen Gewehre» nicht beabsichtigt sei. Abg. v. Glrbocki (Pole) verbreitete sich über di« Vorgänge bei der Wahl in Meseritz« Bomst und hält da» Vorgehen de» Erzbischof» v. StablewSkc für durchau» korrekt. Abg. Graf Schwerin (kons.) trat nunmehr in längeren Ausführungen dem Abg. Rickert entgegen und wie« nach, daß dir Rothlage der Landwirthschaft von allen Seiten anerkannt sei und daß ihr in den Handelsverträgen eia größerer Schutzzoll zuthril werden müsse/» wenn anders sie nicht zu Grund« gehen soll. Er erinnert« darau, daß di, Regierung selbst- diesen Schutzzoll verheißen habe und daß e» von geradezu unheilvoller Wirkung sein würde, wollte sie ihr Versprechen nicht ei »lösen. Zu« Schluß besprach Redner den »««Zolltarif und richtete an die Regierung^ das Ersuchen, sie Vorlage so schnell al» möglich an den Reichstag gelangrn zu lass«. (Beifall.) Abg. Vr. Hass« (al.) w»dt« sich sodann -egen -«"MM Richter, der die Krüger-Frage mit rtn«,Mcht angkdracht« Witze habt abthna -H, . - , , ... ' » wollen. Er freue sich, daß fast die ganze Presse, l sodann zu den gestrigen Ausführungen de» auch die alldeutsche, in der Krüger-Frage seinen s Staatssekretär» Grafen PosadowSky bezüglich Standpunkt theile. Die „Kölnische Zeitung" mache davon allerdings eine Ausnahme. Da» sei aber ein so wetterwendische» Blatt, daß er nur bedauern könne, daß auch der neue Reichs kanzler dieses Blatt zu seinem Sprachrohr ge macht habe. Er freue sich, dem Präsidenten die Adresse Namens des Alldeutschen Verbandes habe überreichen zu dürfen. Redner wendete sich so dann den Ausführungen de» Reichskanzler» vom Montage zu, um deren Unstichhaltigkrit nachzu- weisen. Tatsächlich hat Deutschland nicht Neu- tralität grübt. Niemand denke daran, zum Kriege gegen England zu Hetzen. Eine andere Behandlung Krüger» würden unsere Beziehungen zu England nicht erschüttert haben. Wa» nützt unsere Weltpolitik, wa» nützen alle Ausgaben für koloniale Zwecke, wenn man an einer Stelle mit einem Federstriche alle» nirderwirft. In Köln sei Krüger besser empfangen worden al» jemals ein König und Kaiser. (Lärm link».) In München und Braunschweig sei r» ebenso gewesen. Reichskanzler Graf v. Bülow erklärt e» für seine Pflicht, sich lediglich von der StaatSraison leiten zu lassen. Während der Abg. ür. Haffe munter in den blauen Wellen de» Ozean» der Konjekturalpolitik herumplätichrrt, müsse er auf der tsrrn Lwr» bleiben. E» gebe auch andere Ansichten al» die de» Alldeutschen Verbände», e» hat auch die öffentliche Meinung nicht immer da» Richtige getroffen. Der Standpunkt de» Sittenrichter» könne für ihn ebenso wenig maßgebend sein, wie der de» vier- bankpolitiker». Er achte den Jdeali»mu» de» Abg. Haffe; et sei ein schöne» Erbtheil de» deutschen Volke»; der Idealismus dürfe aber nicht Vie Sicherheit der Zukunft de» Volke» stören. (Beifall.) Staatssekretär im Aus wärtigen Amt Frhr. v. Richt Hofen theilt mit, daß allerdings die Firma Ehrhardt in Düssel dorf Vewehrlieserungrn abgeschlossen und abgr- sandt habe, daß aber die Regierung sofort da gegen «ingeschritten sei. Ada. Bebel (Soz.) bleibt dabei, daß di« Zurückweisung Krügn» nicht gerechtfertigt gewesen ist, und wendet sich An die verehrlichen Wmeiiteii Ni> Umnlen i>es „Wichen Whlns". Auf fast allen gewerblichen Gebieten hat sich in den letzten Jahren eine Steigerung der Produktionskosten geltend gemacht, und auch das Vuchdnuk« rmd Zeitrmgsgewerbe ist davon nicht verschont geblieben. Neben der Steigerung der allgemeinen Unkosten, wie der verschiedenen Materialien, Schriften, Maschinen, Kohlen, Miethen, der Arbeitslöhne, sowie der Lasten, welche die gewerblich-soziale Gesetzgebung mit sich brachte, ist insbesondere eine Vertheuerung der für die Zeitungen am meisten ins Gewicht fallenden Papieepeeise um etwa 4G Prozent eingetreten. Dazu kommen noch ganz erhebliche Mehrausgaben, die der mit dem 1. Januar 1901 in Kraft tretende neue Postzeitungstarif von den meisten Zeitungen fordert. Die ^esammte Vermehrung der Produktionskosten deS ZeitungSbetriebeS beläuft sich nach gewissenhaften Feststellungen feiten des unterzeichneten Vereins je nach der Art der Blätter auf 25—35 Prozent. Diese Unkosten können von den Zeitungs verlegern allein für die Dauer nicht mehr getragen werden. Es macht sich vielmehr eine entsprechende Erhöhung der Abonne ments- und Inseratenpreise nothwendig, die auch von einer großen Anzahl Zeitungen bereits eingeführt worden ist. Der unterzeichnete Vorstand wurde von einer Versammlung der sächsischen und thüringischen Zeitungsverleger beauf tragt, dem geehrten Publikum von der Nothwendigkeit dieser Erhöhungen Kenntniß zu geben und deren allgemeine Durchführung mit dem 1. Januar 1901 in die Wege zu leiten. Im Verfolge dieses Auftrages richten wir an das geehrte Publikum das Ersuchen, den unumgänglichen Mehrforderungen der Zeitungsverleger geneigtes Entgegenkommen zu beweisen und dieselben dadurch in den Stand zu setzen, ihre Blätter in gleichem Maße wie bisher in den Dienst der öffentlichen und wirthschaftlichen Interessen des Volkes zu stellen und die jedem Einzelnen lieb gewordene Lektüre auch fernerhin in unverkürzter Weise liefern zu können. - Leipzig, den 10. Dezember 1900. Der Vorstand -es Kreises VII (Sachsen) -es Deutschen Buchdrucker-Vereins. Julius Müsse, Vorsitzender. Franz Kohler, Geschäftsführer.