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Handlung komm«. 7 Die Dreifuß-Affalre hat am Ssnnta» in Pari» zu einer häßlichen Sarne «führt. Der au» dem Dreifuß-Esterhach.Zola-Prozeß: bekannte Major Esterhach, der in demselben al» Zeuge gegen die Drehfuß-Partei eine -so eigen« thümliche Nolle spielte, überfiel den gleichfall» au» jenem Prozeß al» Zeuge bekannten Oberst Piequart auf offener Straße und mißhandelte ihn mit Stockschlägen. Piequart wurde bet seinen Bemühungen, sich zu vertheidigen, von den Um stehenden verhöhnt, freilich ist ja Piequart seid seinen Prozeßaussagen, welche die Kouliffenwttth- schaft im französischen Heere bedenklich beleuchteten, stet» ein Gegenstand de» Hasse» für die französi schen Chauvinisten gewesen. Ueber den Ausgang, dieses Rrcontre», welche» auf die französischen HeereSverhältnisse rin recht charakteristische» Licht wirft, lag bi» Montag keine weitere Meldung vor; jedenfalls kann die französische Regierung den Zwischenfall nicht ruhig, hingehen lassen, wenn sie nicht will, daß man im Auslande von gewissen Zuständen im französischen Osfizierkorp» einen ganz sonderbaren Begriff bekommt. England. England plant für den kommenden Monat eine große Flottendemonstration in der Ostsee- Eine englische Flotte, au» sechs 14,000-Tonnen- Panzern, sechs 10,000-Tonnen-Panzern und einer Anzahl gepanzerter Kreuzer bestehend, soll. Christiania, Kopenhagen und Stockholm besuchen und hierdurch zunächst den skandinavischen Ländern, dann aber auch den beiden Groß mächten an der Ostsee, Deutschland und Ruß land, die Bedeutung England» zur See wieder in Erinnerung zu bringen. Im Ganzen soll diese gewaltige Flotte 30 Schiffe umfassen; ok sie sich auch an den Küsten Deutschlands und Rußland» zeigen wird, ist noch unbekannt. Der spanisch-amerikanische Krieg. Madrid, 5. Juli. Ein amtliche» Telegramm des Marschalls Blanco bestätigt, daß die Flotte Cervera» den Hafen von Santiago verlassen hat. Da» Telegramm meldet hierzu, da» spanische Geschwader habe da» Centrum der feindlichen Linie um 11 Uhr Vormittag» durchbrochen und sei mit vollem Dampfe in westlicher Richtung fortgefahren. Ein spanische» Kanonenboot sei am 30. Juni bei Niquero gesunken; die Besatzung sei gerettet, auch wurde die Munition geborgen. Madrid, 5. Juli. Der Marineminister äußerte sich hochbefriedigt über die Ausfahrt: Cervera» aus dem Hafen von Santiago. Wie «hierher gemeldet wird, hat das spanische Ge schwader Admiral Sampson vor Santiago über rascht und wurde alsbald von dessen fünf besten Schiffen, die neben der spanischen Flotte herfuhren,, angegriffen. Diese fünf Schiffe seien aber bald hinter den spanischen zurückgeblieben. — General Pando befindet sich noch in Havanna. General Pargia sowie die Obersten EScario und Nario befehligen die nach Santiago abgegangenen Ver stärkungen. — In dem Zustande des verwundeten Generals Linare» ist keine Verschlimmerung ein getreten. Auch der Chef des Generalstabe» Cervera» Bustamante, ist verwundet. Madrid, 5. Juli. Hier ist noch keine amt liche Depesche über die angebliche Vernichtung de» Geschwaders Cervera» eingetroffen. — Der englische Consul in Hongkong sandte einen Aviso zum Admiral Dewey nach Manila mit der Mel dung, daß kamara in Aegypten angekommen sei. — Die Madrider Blätter schreiben, die ägyptischen oder englischen Behörden hätten, indem sie sich der Durchfahrt CamaraS durch den Kanal ent gegensetzten, versucht, die Ankunft Camara» in Manila zu verzögern. Die Blätter machen dabei den Engländern den Vorwurf, daß diese dem mit Waffen für die Aufständischen beladenen Dampfer -Pasig" gestattet hätten, Hongkong zu verlassen und nach Cavite zu gehen. Washington, 5. Juli. Da» Marine ministerium hat folgende Depesche Watson» er halten: Im Kampfe mit der Flotte Cervera» wurden 3V0 Spanier getödtet bez. sind ertrunken- 160 verwundet und 1600 gefangen. Washington, 5. Juli. Hier ist da» Ge rücht verbreitet, Santiago habe sich ergeben. Die amtliche Bestätigung fehlt noch. New-Uork, b. Juli. Nach einem Tele gramm au» dem Hauptquartier de» General Shafter von vorgestern hätte da» Sewehrsruer zwischen den Vorposten den ganzen Tag gedauert- aber auf beiden Seiten nur geringen Schaden verursacht. General Chaffrl wurde durch eine Flintenkugel leicht am Fuße verletzt. New-Uork, V. Juli. Dir Washingtoner vom Hose scheide« wüttw, sodaß dieser durch den Vorgang in keiner Weise berührt werden könnte. Da« mag zutreffend sein, wird aber doch nicht verhindern können, daß von der katholischen Kirche hervorgang in geeigneter Wesse für ihre Propaganda ««»genutzt werden wird. Der schmerzliche Fall de» Herzog« Paul v. Mecklenburg, der erst für seine Kinder da» Gelöbniß katholischer Erziehung gab und dann selbst zur katholischen Kirche übertrat, ist noch frisch in der Erinnerung. Au» der bloßen Thatsache der Einsegnung in der katholi- scheu Kirche brauchte im vorliegenden Falle übrigen» noch nicht gefolgert zu werden, daß wirllich da» versprechen der katholischen Kinder erziehung abgegeben worden ist. Auch in diesem Punkte kann Rom Nachsicht üben, und hat sie geübt. Man hat übrigen» angedeutet, daß bei der Anwesenheit de» Kardinals Kopp in Rom vielleicht auch diese Angelegenheit geregelt worden sein dürfte." In der Leitung de» hessischen Staat»- Ministerium» ist der schon erwartete Personal wechsel jetzt eingetreten, indem der Großherzog dem 73jährigen Staatsminister Or. Finger die erbetene Versetzung in den Ruhestand bewilligt und den bisherigen Provinzialdirektor in Mainz, Geh. Rath Rothe, zum Staatsminister und Minister de« Inneren ernannt hat. In den politischen Kreisen Hessen» soll die Ernennung des Geh. Rath Rothe zum Vorsitzenden des hessischen Staatsministeriums insofern vielfach Üeberraschung hervorgerufen haben, al» man glaubte — wie e» heißt — daß der bisherige Finanzminister Geheimrath Weber der Nachfolger de» Staatsminister vr. Finger werden würde. Ebenfalls zur allgemeinen Üeberraschung hat aber auch der Finanzminister zugleich mit vr. Finger seinen Abschied erhalten; über den Nachfolger Weber'» ist noch nicht» bekannt. Zum neuen Erzbischof von Freiburg soll nach Verlautbarungen, die in Karlsruher CentrumSkreisen umlaufen, der preußische Armee bischof vr. Aßmann in Aussicht genommen oder sogar schon ernannt worden sein. Nach Meldungen von anderer Seite wäre indessen der Abt de» Klosters Maria-Laach in der Rheinprovinz dazu auSerirhen, den erzbischöflichen Stuhl von Freiburg zu besteigen. Amerikanische und englische Preß meldungen bemühen sich mit einer merk würdigen Consequenz, Deutschland allerhand Anschläge gegen Amerika nachzusagen. So hatte jüngst der Berliner Vertreter der „Associated Preß", der amerikanischen Preßvereinigung, nach New-Uork depeschirt, er erfahre au» durchaus zuständiger Quelle, daß Deutschland nach Beendi gung de» spanisch-amerikanischen Kriege» im Verein mit Rußland und Frankreich einen Congreß ein berufen wolle, um die Amerikaner an einer dauernden Besitzergreifung der Philippinen zu verhindern. „Wolff's telegraphische» Bureau" erklärt jetzt indessen diese ganze Nachricht auf Grund zuverlässiger Informationen, soweit Deutsch land dabei in Betracht komme, al» vollständig auf Erfindung beruhend. Oesterreich. Da» Ministerium Thun in Oesterreich scheint die Deutschen in der Sprachenfrage über den Löffel barbieren zu wollen. Wie e» heißt, will die Thun'sche Regierung nächsten» die den Deutschen so verhaßten Sprachenverordnungen zurückziehen und dafür ein Sprachengesetz erlassen, um so da« von den Deutschen wie von den Czechen gestellte verlangen einer gesetzlichen Rege lung der Sprachenfrage zu befriedigen. ES steht aber zu vermuthrn, daß das beabsichtigte Sprachen gesetz im einseitigen Interesse des Czechenthum» gehalten sein wird, da der Entwurf des Gesetze» überraschend schnell die Billigung der in Wien zusammengetretenen Versammlung der Vertrauens männer der Jungczechen gesunden hat. Dann würde freilich mit der Zurücknahme der Gaut'schen Sprachenverordnungen nichts weiter für die Deutschen gewonnen sein, eS würde sich eben nur die Form, nicht aber die Sache ändern; die Deutschen werden sich jedoch durch ein solche« unehrlich Spiel der Thun'schen Regierung gewiß nicht fangen lassen. Frankreich. Pari», S. Juli. E» verlautet, die Re gierung werde in nächster Zeit die Präfekten der Departement» Allier, Ger» und Aude wegen ihrer Haltung bei den letzten Kammerwahlrn penfioniren. Durchgreifende Veränderungen in der BerwaltungSbeamtenschaft werden erst nach den GeneralrathSwahlen stattfinden. Pari», 5. Juli. WeilEsterhacy dem nicht aktiven Militärstande angehört, wird die Ueber- .77^7 vom Mittelpunkt k««M Wim woE den SMuß zttheu, daß für die nächste Zeit keine ernster« Verwickelungen auf de» Gebiete der Weltpolitik zu befürchttn find und daß auch von dem Panisch-amerikanisch« Krieg vorerst keine bedenklich« Einwirkungen auf die internationale Lag« erwartet werd«. <Die Genossen i» Reichstage.) von dm S6 sozialdemokratischen Abgeordneten, au» dm« sich die neugewählte Reich»tag»fraktion zusammensetzt, find dem erlernten Berufe nach 1 Sattler: Auer; 1 Drechsler: Bebel; S Kauf leute: Singer, Antrick, Oertel, Micher, Rosenow; 6 Tischler: Zubeil, Tutzauer, Pfannkuch, Kloß, DreeSbach, Cramer; 3 Schneider: Klee», Reiß hau», Albrecht; 2 Schriftsetzer: Dietz, Schmidt (Magdeburg); 2 Klempner: Metzger, Segitz; 7 Cigarrenarbeiter: Meister, Molkenbuhr, Förster, v. Elm, Hofmann, Geyer, Kaden; 1 Former: Schwartz; i Bergarbeiter: Sachse; 2 Schuh macher: Bock, Seifert; 1 Lithograph: Schmidt (Frankfurt); 2 Schlosser: Ulrich, Frohme; 1 Tapezierer: Ehrhart; 1 Gärtner: Stolle; 1 Glasbläser: Horn; 1 Weber: Baudrrt; 1 Bäcker: Bueb; 4 Rechtsanwälte: Haase, Heine, Herzfrld, Stadthagen; 7 Schriftsteller: BloS, Calwer, Seck, Gradnauer, Liebknecht, Schipprl, Schön lank; 1 Chemiker: Wurm; 1 Apotheker: Agster; 2 Lehrer: Kunert, Thiele; 1 Lieutenant: von Bollmar. Hoch (Hanau) hat das Gymnasium absolvirt und die Universität Zürich besucht, ein eigentlicher Beruf von ihm ist nicht bekannt. Erfurt, 5. Juli. Da» Urthril im Prozeß wegen der hiesigen Unruhen im Mai lautet folgendermaßen: 9 Angeklagte wurden sreige» sprachen, einer jedoch einer Besserungsanstalt über wiesen, einer wegen Beamtrnbeleidigung, 2 wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt, 5 wegen Thrilnahme am Aufruhr, 7 wegen schweren Auf ruhr» zu Gefängnißstrafen von 2 Monaten bis zu 2^/, Jahren, bezw. zu Zuchthaus von 1*/, bis 3 Jahren verurtheilt. Folgende in weiteren Kreisen Aufsehen er regende Erklärung veröffenlichten die lutherischen Geistlichen in Braunschweig: „Im April d. I. ist ein junge» Mädchen au» der evangelisch lutherischen Kirche zur römisch-katholischen über getreten und dabei in der hiesigen katholischen Kirche zum zweiten Male getauft worden. Bon katholischer Seite wird diese Wiedertaufe damit begründet, daß manche evangelische Pastoren die Taufe durch Besprengen, nicht durch Aufziehen des TaufwasserS vollziehen. Bei diesem Be sprengen könne eS vorkommen, daß das Tauf wasser nicht den Kopf des Kindes, sondern nur die Kleidung treffe. Deshalb sei eS sicherer in bedingter Form noch einmal zu taufen. Da eine derartige Begründung auf jede Tause ange wendet werden kann, so liegt darin thatsächlich eine Nichtanerkennung der Taufe unserer evangeli schen Kirche überhaupt und damit die Erklärung, daß die Glieder unserer evangelischen Kirche nicht als Christen anzusehen seien. Indem wir be dauern, daß durch solche» verfahren die gemein same Grundlage zerstört wird, auf der ein fried liches Nebeneinandergehen der beiden Kirchen möglich ist, geben wir unfern Gemrindegliedern solches bekannt und erwarten zuversichtlich, daß sie nur um so treuer zu unserer theuren evangeli schen Kirche halten und durch lebendigen Glauben und thätige Liebe als rechte Christen sich erweisen. Bertram, General- und Stadtsuperintendent." Unerquickliche Erörterungen — unter dieser Spitzmarke schreibt die „Magd. Ztg.": „Im August dieses Jahres soll die Hochzeit de» Herzogs Emst Günther zu Schleswig-Holstein mit der Prinzessin Dorothea von Coburg statt finden. Die Braut ist katholisch. Seit geraumer Zeit beschäftigte sich die Presse nun mit der Frage, ob eS richtig ist, daß die Ehe auch nach katholischem Ritus in der katholischen Kirche zu Coburg ringesegnet werden solle, und eS waren daran in Bezug auf die Erziehung der Kinder de» herzoglichen Paares allerhvnd Meldungen geknüpft. Bei dem Charakter, den die Erörte rungen bereit» angenommen haben, muß e» Wunder nehmen, daß nicht eine Erklärung von berufener Seite dem wenig erbaulichen Spiel in der Presse ein Ende gemacht hat. Man ver sucht eS lediglich mit indirekten Beweisen. Man beruft sich auf die KabinettSordre, nach der evangelische Offiziere, die eidlich da« Versprechen gegeben haben, ihre Kinder katholisch erziehen zu lassen, au« der Armee auszuscheiden haben, und folgert, daß, wenn der Herzog ein solche» Ver sprech« gegeben haben sollte, er nicht nur für sich die Folg« jener KabinettSordre zu gewitt rigen hätte, sondern auch mit seiner Gemahlin