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5) Die Besserung de» Besuche- der Nach« mittag-gotte-dkenste »ird von einer Ver legung derselben in die erneuerte GotteSackerkirche erhofft, worüber noch besondere Beschlußfassung erfolgen soll. 6) In Bezug auf da» Bor« tragen de- Kreuze» bei einer größeren Zahl von Beerdigungen soll die dazu nöthige Genehmigung der Schulinspektion ringeholt werden- 7) wird die Anschaffung eine- Aktenschranke» beschlossen, wohingegen die Beschaffung eine- be sonder» Aonfirmandensaale» vor Erbauung der neuen Schule nach Ansicht de» Kirchenvor stande- sich schwerlich ermöglichen lassen dürfte: 8) Bezüglich der fehlenden 2 Altarbekleid ungen zur Erreichung der vollen Fünfzahl der Farben soll gelegentlich eine Bitte an die Kon firmanden, sowie an die Jünglinge und Jung, frauen der Kirchgemeinde gerichtet werden. Kelche und Patene sollen aufgesotten und er neuert werden. Mit dem Wunsche, daß diese- Beschlüsse der gesummten Kirchfahrt Bischofs werda zum Segen gereichen möchten, wurde die Sitzung geschlossen. Bischofswerda, 5. Juli. In der am heutigen Tage Nachmittag- 4 Uhr im Saale de» Verein-Hause-, unserer Herberge zur Heimath abgehaltenen Jahresversammlung de- hiesigen Zweigvereins de- Evangelischen Bundes begrüßte zunächst der Vorsitzende, Herr Ober pfarrer vr. Wetzel, die Erschienenen und ertheilte alSdann dem Rechnungsführer, Herrn Pfarrer Größel-Frankenthal, das Wort zum Vortrag der Rechnung. Dieselbe hat zufolge des Zutritts einer verhältnißmäßrg stattlichen Anzahl neuer Mitglieder die erfreuliche Einnahme von 293 Mark 18 Pfg. zu verzeichnen und eine Ausgabe von 194 Mark 38 Pfg., demnach einen Kassen bestand von 98 Mark 80 Pfg. Die Rechnung, wird an Ort und Stelle von den Herren Buch- druckerribesitzer May und Restaurateur Menzel geprüft und in Ordnung befunden und wird hierauf nach Erläuterung aus dem RechnungS- manuel von der Versammlung für richtig ge sprochen, dem Rechnungsführer für seine mühe volle Arbeit der Dank der Versammlung au»- gedrückt. Die im Vorjahr von ungenannter Seite gestifteten 100 Mark sind zu gleichen Thrilen für das evang. Krankenhaus in Trier und für das DiaSporadiakonissenhauS in Frei bürg i. B. verwendet worden. Zur Vertheilung aus den Mitteln des ZweigverrinS sollen in diesem Jahre 100 Mark gebracht werden und zwar derart, daß die vorgenannten Anstalten wiederum je 50 Mark erhalten. Der Betrag soll durch den Rechnungsführer an die beiden Anstalten direkt versendet werden. Nach Er ledigung des Vorstehenden wird zur Vornahme von Ergänzungswahlen geschritten und zwar für einen stellvertretenden Vorsitzenden und einen Schriftführer. Als stellvertretender Vorsitzender wird Herr Fabrikbesitzer Winhold Gäbler in Brettnig, al» Schriftführer Herr ArchidiakonuS Gerisch-BischofSwerda gewählt. Die Erwählten nahmen die Wahl an. Zum Schluß kommt noch die Zuschrift des Landesvereinsvorstandes zum Vortrag, betreffend den engeren Zusammenschluß der einzelnen ZweigvereinSgruppen behufs Ver tretung bei den Landesvereinsversammlungen und Abordnung von Deputaten zu denselben. Zum Zwecke der weiteren Bekanntmachung der Ab sichten de» evang. Bunde» und der Gewinnung neuer Mitglieder soll zu paffender Zeit eine öffentliche Versammlung in Bischofswerda ge halten werden. Im Vorau» sei nur bemerkt: „Der evangelische Bund bekennt sich zu JesuS Christus, dem eingeborenen Sohne» Gottes, als dem alleinigen Mittler de» Heil», und zu den Grundsätzen der Reformation. Seine Aufgabe ist eine zweiseitige. Er will im Kampfe gegen die wachsende Macht Rom» die evangelischen Interessen auf allen Gebieten wahren, der Be- einträchtigmig derselben durch Wort und Schrift entgegentrete«, dagegen allen Bestrebungen wahrer Katholicität und christlicher Freiheit im Schooße der katholischen Kirche die Hand bieten. Er will aber andererseits gegenüber der Gleichgültig- keit und dem materiellen Sinne unserer Zeit da christlich - evangelische Bewußtsein stärken, den innerkirchlichen Frieden- pflegen und die Wechsel beziehungen zwischen den Angehörigen der einzelnen evangelischen Landeskirchen beleben und mehren." ' " Freitag, de» 8 HM 1898, vor». 1V Uhr, sollen im Hofe de» hiesigen König!. Amtsgericht- * . 1 «u-zi-httsch rmd 1 »kd-sch-mrk gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Bischofswerda, den S. Juli 1898. Der Gerichtsvollzieher de- König!. Amt-gericht- daselbst. Deutsches Reich. Bischofswerda. In Bezug auf die am Sonntag Lätare hier abgehaltene Kirchen visitation war bereits unter« 4. Mai nach stehende Verordnung der König!. Superintendentur Radeberg eingegangen: „An oen Kirchenvorstaud und insbesondere die Herren Geistlichen zu Bischofswerda. Bei dem Rückblick auf die vom. Isstars, den 20. März diese« Jahre- in der Parochie Bischofswerda gehaltenen Kirchenvisitation gedenke ich mit Freude nicht bloß der herzlichen Ausnahme, die ich bei dieser Gelegenheit in Kirche und Schule, bei den Behörden, wie der ganzen Gemeinde bei Alt und Jung gesunden, sondern insbesondere auch der erfreuenden Einblicke, die ich in das kirchliche Leben der Gemeinde Bischofs werda habe thun dürfen. Gottes Wort ist in Kirche und Schule nicht vergeblich gewesen; der Herr hat die treue Predigt- und Seelsorger arbeit des seit Jahren in der Gemeinde wirken den Pfarrers, wie die seiner SmtSbrüder ge segnet; der Kirchenvorstand und Stadtrath als Patronatsherrschaft, die Lehrer und Kirchen diener stehen rinmüthig zueinander zur Förderung des Wohles der Gemeinde, das kirchliche Ber- einSleben wird in gesunder Weise gepflegt und der Herr, der HerzenSkündiger hat gewiß in der Gemeinde eine Schar derer, die im Glauben an Christum als ihrem Mittler und Versöhner leben und ihm in seinem Reiche dienen. Gott erhalte sein Wort und Sakrament lauter und rein in der Ge meinde und thue immer mehr hinzu zu der Gemeine, die da glauben und fördere getreulich das Werk in Ihnen Allen zu Seines Namens Ehre. In der Hausväterbesprechung, sowie nachher infolge Be sichtigung der Kirche und des heiligen GerätheS sind dem Superintendenten folgende Punkte der Erwägung werth vor die Seele getreten: 1) Die Erhöhung der Tauffeierlichkeiten durch mehr gottesdienstliche Gestaltung derselben, wenigsten» an den 3 hohen Festen. 2) Etwaige Vermeh rung der Kindergottesdienste. 3) Eine vermehrte Betheiligung der sonst doch kirchlich gesinnten Gemeinde am heiligen Abendmahl. 4) Der äußere Abputz der Kirche, sowie vielleicht Besse rung der Läutevorrichtungen, damit die an sich schönen Glocken reicher auSklingen können. 5) Die Besserung des Besuche» der Nachmittags- gotteSdienste in Verbindung mit dem SonntagS- ruhgesetz (vgl. § 9 des Gesetzes v. 10. Sept. 1870). 6) Bortragen des Kreuze», wenigsten» bei einer größeren Zahl der Beerdigungen. 7) Beschaffung eines Konfirmandensaales und eines Aktenschranke» für da» Pfarrarchiv. 8) Kelch und Patene möchten wohl bald einmal aufgesotten und er neuert werden, auch mangelt es noch an der vollen Fünfzahl der Farben für die Altar bekleidungen; dem Superintendenten erscheint es auch eigentlich schade zu sein, daß das wohl ur sprüngliche Taufbecken mit der Heiligen, die mittels Armbrust getüdtet wird und dem Hirsch, bloß zu Einsammeln der Kommuniongelder ver- werthet wird. Der Kirchenvorstand wolle sich über diese Punkte berathen und etwaige Beschlüsse bis 20. Juni d. I. anher einreichen. Der Gott aller Gnaden «alte ferner über der gekämmten Kirchfahrt Bischofswerda mit reichem Segen! Künigl. Superintendentur Radeberg. Kaiser, Sup." Ergangener Weisung gemäß wurde über diese Verordnung in der Kirchenvorstandssitzung am 24. Juni berathen und Folgendes beschlossen: 1) Die Tanfhandlung soll an den 3 hohen Festen mit Orgelspiel und Gesang auSgestattet und der Vorsitzende beauftragt werden, mit dem Herrn Organisten und Herrn Kantor Rücksprache zu nehmen, ob sie dazu auch an anderen Sonn tagen bereit sein würden. 2) dem Wunsche der Vermehrung der Kindergottesdienste soll in der Weise entsprochen werden, daß von dem 3. Geistlichen an jedem 4. Sonntage an Stelle de» Predigtgottesdienste» Kindergottesdienst ge balten «ird. 3) Zur Hebung de» in den letzten Jahren auffallend zurückgegangenrn Abeud- mahlSbesucheS soll durch öffentliche herzliche Bitte an da» Gewissen der Gemeinde appellirt, außerdem aber, wie oben geschehen, die Aus lassung de» Herrn Superintendenten veröffentlicht werden. 4) In Bezug auf den äußeren Abputz der Kirche und der Besserung der Läute vorrichtungen wird der BauauSschuß mit Vor legung diesbezüglicher Kostenanschläge beauftragt. a»» dem Leben ASnig Albert» und Sachsen» Geschichte von t«rs—w-s. 7. Juli 1849. Prinz Albert erhSlt für seine Tapferleit bei Düppel dm höchsten preußischen KrirgSordrn paar Is wörito. 8. Juli 1886. Rückzug-morsch der Sachsen nach Turnau in Mähren. Das wirthschastlich-soziale Programm der Sozialdemokraten. Bon einer Partei wie die der Sozialdemo kraten, welche sich rühmt, nach der Kopfzahl die stärkste Partei in Deutschland zu sein, wird man wohl nun endlich einmal erfahren könne«, wie ihr wirthschastlich-soziale« Programm sei. Leider sucht man in den letzten Wahlaufrufen der Sozialisten vergeblich nach diesem Programm, die Verleugnung der Ziele der Sozialdemokratie wurde sogar in besonder» auffälliger Weise be trieben in einer Rede, die August Bebel am 23. Mai zu Erfurt gehalten hat und welche im Wahlkreise Erfurt-Schleustngen-Ziegrnrück, offen bar im Wortlaut (drei bis vier Folio-Druckseiten stark) als sozialdemokratische» Flugblatt verbreitet worden ist. Man traut seinen Augen kaum, wenn Herr Bebel harmlos erklärt: „Zunächst kann nicht bewiesen werden, daß die Sozialdemo kratie auf den Umsturz der bestehenden Staats- und GesellschaftS-Ordnung hinarbeitet." DaS sagt derselbe Mann, der sein Programm in dem Satz zusammenfaßte, daß die Sozialdemokratie auf dem politischen Gebiete die Republik, auf wirthschaftlichem die vom Staate zu regelnde Gütergemeinschaft, und auf dem, was man heute die Religion nennt, den Atheismus er strebe. Seinen Widerwillen gegen den Umsturz erläutert Herr Bebel in dem letzten Flugblatte dann in den Sätzen: „Wir sind keinen Augen blick darüber im Zweifel, daß man nicht eine Gesellschaftsordnung, die da» Produkt einer langen Aulturentwickelung ist, im Handumdrehen beseitigen kann, um an deren Stelle eine neue, vollständig fertige zu setzen. Wer da» glauben oder sagen wollte, ist einfach ein Verrückter und gehört ins Irrenhaus und kann auch in Wahr heit kein Sozialdemokrat sein. Nein, wir sagen, die ganze Entwickelung der jetzigen kapitalistischen Gesetzgebung geht auf Begründung einer neuen sozialistischen Gesellschaft hinaus, wie auch die heutige bürgerliche Gesellschaft nicht über Nacht entstanden ist." So spricht jetzt Herr Bebel, derselbe, der 1883 in seinem niemals widerrufenen, aber vielfach neu aufgelegten und dabei nur ganz unwesentlich veränderten Buche: „Die Frau" die Sätze niederschrirb: „Wenn alle Üebel ohne Ausnahme zu ihrer Quelle die soziale Ordnung der Dinge haben, die heute auf dem Privateigenthum an allen Arbeitsmitteln, dem Privatbesitz der Nahrungsquellen und Nahrungs mittel beruht, so ist durch eine große Expro priation diese» gesammte Privateigenthum in gesellschaftliches Eigenthum zu verwandeln . . . An der Spitze steht eine leitende Centralver waltung, wohlgemerkt keine Regierung mit herrschender Gewalt . . . . Eine dreistündige Arbeitszeit erscheint («ach Einführung der sozialistischen Gesellschaftsordnung) eher zu lang al» zu kurz.... Der Gegensatz zwischen Kopfarbeit und Handarbeit wird aufgehoben .... Der gesammte Handel hört auf ... . Dieser Bund (zwischen Mann und Weib) ist ein Privat vertrag ohne Dazwischentreten irgend eine« Funktionär- . ... Stellt sich Unverträglichkeit, Enttäuschung, Abneigung heraus, so gebietet die Moral, da» unnatürlich und darum unsittlich gewordene Berhältniß zu lösen u. s. w." — Die Verwirklichung all dieser Dinge aber erwartet Herr Bebel nicht etwa von einem allmäligen tzineinwachsen in die neue Ordnung der Dinge, sondern er bemerkt ausdrücklich: „ES ist der letzte soziale Kampf. Da» 19. Jahrhundert wird schwerlich zu Ende gehen, ohne daß dieser Kampf entschieden ist". Man sieht, er hat da mals ganz genau da» proclamirt, wa- er jetzt al» anti-sozialdemokratische JrrenhauSideen be handelt. Und rin solcher Widerspruch im Pro gramme der Sozialdemokratie wird von den Anhängern Bebel» ruhig hingenommrn!