Volltext Seite (XML)
V LS von Zittau nicht weniger als 6 Feuersbrünste infolge Blitzschlags, und zwar in Bernstadt, WeigSdorf zwei Mal, Dürrhennersdorf und in Friedland ebenfalls in zwei Gehöften. Zum Glück haben die Schadenfeuer keine gröbere Aus dehnung genommen. (Tiefer hängen!) Wie jüdisch-freisinnige Blätter ihre Leser über die Vorgänge der Tages geschichte unterrichten, möge man aus nachstehen der Notiz des »Berliner Tagebl." ersehen. Es heißt dort: „Der Hurrah-PatriotismuS zeitigt in Sachsen, so schreibt uns unser Dresdner ».-Correspondent, sonderbare Vlüthen. In Frei bürg (soll natürlich heißen: Freiberg) haben einige, wie es heißt, (!) ausländische Studenten der dortigen Bergakademie — (wie von weniger zartfühlenden Leuten konstatirt wird — russische Juden) — an einer (!) sozialdemokratischen Wählerversammlung theilgenommen, und sogleich fanden sich einige „patriotische" Commilitonen, welche diese jungen Leute denun- cirten (!), ja sogar (!) an das Rektorat die Bitte richteten, die betreffenden Stndenten vorläufig von den Vorlesungen auSzuschließen. Selbst verständlich kam der akademische Senat diesem eigenthümlichen Verlangen nicht nach. Die „pa triotischen" Denuncianten (!) haben daher in einer Versammlung einstimmig beschlossen, den Hör- iälcn bis auf Weiteres fern zu bleiben, da „sie keine Lust haben, auf einer Bank mit Commi- litouen zu sitzen, die sozialdemokratischen Ten denzen huldigen". DaS Vorgehen dieser Stn denten, die bei jedem Bismarckrnmmel (!) sich nicht laut genug gcberden köunen und bei den Wahlen für Conservative und Antisemiten die Wahlschlepper machen, wird natürlich von der ganzen antisemitisch-konservativen sächsischen Presse als eine patriotische That gefeiert, anstatt daß diesen jugendlichen Strebern das Thörichte ihres Beginnens vorgehalten wird. Freilich ist solch' jugendliches Streberthum nur die Ernte der Saat, die man in Sachsen ausstrent, wenn man schon die Schulknaben (!) zu BiSmarckfackelzügcn und derartigen politischen Demonstrationen kom- mandirt (!)". Gegen die biederen „ausländischen Inden" aber richtet sich kein Wort, weil die ganze internationale Judenschaft solidarisch ver bunden ist; darob aber wundert man sich noch des rapid wachsenden Antisemitismus. — Wir hängen diese Musterleistung jüdisch-sreisinn. Be richterstattung einfach niedriger. *** Ertrunken sind: ein 30jähriger Arbeiter in Dresden : ein böhmischer Arbeiter bei König stein; der 11jährige Sohn des Briefträgers Riedel in Leipzig; ein Knecht in Deuben bei Wurzen; ein Dienstmädchen in Leipzig (aus Riesa). — Der 6jährige Sohn des Maurers Groß in Leipzig wurde von einem Lastwagen überfahren und so verletzt, daß er bald darauf starb. — Der Bergarbeiter Mensel in OelSnitz wurde von einem Pferde so stark geschlagen, daß er bald darauf starb. — In der Nähe von Bil bao wurde ein Fischerboot durch den Blitz zer trümmert, wobei vier Fischer um's Leben kamen. — Ein Bauernknecht auS Gräditz bei Schweid nitz wurde bei der Johannisfeier durch einen Schuß am Unterleibs so verletzt, daß er bald darauf starb. Das Gewehr war mit einem Steine geladen gewesen. — In England sind 1892 156 Personen gestorben, die ca. 800 Mill. Mark hinterließen. Durchschnittlich 5 Millionen auf einen Erblasser. — Am 2. d. M. wurde die Weihe des AuSsichtSthurmes auf dem Rosen berge bei Rosendorf vorgenommen. — Ter Oesterreichjsche Riesengebirgsverein hat 1374 Mitglieder. — Die ständige Beruf-seuerwehr in Dresden feierte den 1. d. M. das 25jährige Jubiläum ihres Bestehens. DaS 25jährige Jubi läum ihres Bestehens feiert den 5. d. M. die Dresdener Gartcnbaugesellschaft „Feronia". Des gleichen die Firma Eberstein dort. — DerLand- wirthschastSrath zu Meiningen beantragte bei der Regierung 750,000 Mk. zur Unterstützung für Solche, die der Futtermangel drückt. — Baiern hatte 1892 22,348 Hektar Land mit Hopsen bebaut und gewann (bei Mittelernte) 220,000 Ctr. Mehr als die Hälfte wurden auSge- führt. Baiern liefert allein fast ebensoviel Hopfen, wie die übrigen deutschen Staaten, oder eS liefert s/,a, und das übrige Europa V,o des gebauten HopscnS. — Die Leisniger Mühlenaktiengesell schaft machte einen Gewinn von 78,176 Mk. — In der Schweiz ist es gelungen, die Abfälle vom Hopsen zu entölen und zu Fabrikation von Papier und Pappe zu verwenden. DaS Papier soll gut und um die Hälfte billiger sein als gewöhnliches Papier. — Durch Feuer wurde vernichtet: do» Wohnhaus des Gutsbesitzers ÄapoMN in Hartenstein. Der sSchpschUrzShler. Seite S. Vermischtes — Berlin, 1. Juli. Von den 117 Distanz radfahrern, welche die Tour „ Wien—Berlin" am Donnerstag angetrcten haben, sind innerhalb der festgesetzten 50 Stunden 37 am Ziel ange langt und zwar 31 Deutsche und 6 Oesterreicher. Am 30. Juni Mittags 1 Uhr 10 Min. 22»/» Sekunden durchfuhr Fischer-München als Sieger das hiesige Ziel. Er hat 31 Stunden 1 Min. 22-/z Sek. gebraucht, sah stark gebräunt und staubbedeckt, aber sonst verhältnißmäßig frisch aus. Er wurde von seinen Freunden von der Maschine gehoben und unter brausendem Hurrah in das Startzimmer getragen. Der Preis, der dem Sieger zu Theil wird, wird von deutscher Seite gegeben, es ist ein kostbarer silberner Pokal im Werthe von 800 Mark. Als zweiter Distanz fahrer traf 1 Uhr 54 Min. Sorge-Köln, 4 Uhr 52 Min. als dritter Franz Gcrger-Graz, drei Minuten später C. Andersen-Kiel, nach serncrcn zwei Minuten Max ReheiS-Münchcn, als sechster Paul Mändncr-Bcrlin 5 Uhr 19 Min. an. Als siebenter Radfahrer traf 5 Uhr 24 Min. Hirsch- Magdeburg, 5 Uhr 27 Min. Jander-Dresden, 6 Uhr 14 Min. Dvorak-Smichow, 6 Uhr 42 Min. Sührcr-Löbau, 7 Uhr 11 Min. Spengemann- Nordhansen, 7 Uhr 35 Min. Eichhorn-DreSdcn, 7 Uhr 36 Minuten Siebert-Berlin ein. Ueber die weiteren Vorgänge am Ziel wird folgendes gemeldet: Der erste der Wiener Fahrer, Jos. Sobotka vom Wiener Radfahrerklub „Wander lust", der österrcichischerseits als Favorit galt, langte als 18. nach 38 St. 52 Min. stark er mattet hier an. ES folgten sodann in der Reihe folge der erzielten Records: Paul Kosch-Kyritz (40 St. 14 Min. 50 Sek.). 20. Gust. Zwahr vom Zittauer Radfahrervercin (40 St. 27 Min. 30 Sek.X 21. F. G. KlauS-Kemptcn (40 St. 29 Min.). 22. Franz Schilling vom Wiener Radsahrverein „Touristen" (41 St. 47 Min. 8 Sek.). 23. Norbert Pohl-Wien (41 St. 56 Min. 50 Sek.). 24. Wilhelm Ritterhaus-Duis burg (42 St. 9 Min. 58 Sek.). 25. Dedo Winkler-Meißen (42 St. 14 Min. 36 Sek.). 26. Franz Ernst Mucke vom Dresdner Nadler klub (42 St. 31 Min. 45 Sek.) 27. G. Seiler vom Saganer Radsahrverein (43 St. 58 Min. 28 Sek.). 28. Alfred Köcher vom Friedenauer Radsahrverein 1891 (44 St. 3 Min. 8 Sek.). 29. Emil Meiritz vom Münchebcrger Radfahr- vercin „Pfeil" (45 St. — Min. 48 Sek.). 30. Joseph Meyer-Herten (Westfalen) (45 St. 55 Min. 42 Sek.). Diese 30 Fahrer werden Preise erhallen. Von den Preisen kommen somit 5 auf Oesterreich und 25 auf Deutschland. Als 31. ging Richard Heinrich vom Berliner ArgoS (46 St. 58 Min. 50 Sek.) durchs Ziel. ES folgten dann noch: 32. F. Brinkmann-Schwerin (47 St. 18 Min. 7 Sek.). 33. Jean Hofmann vom Belocipedklub Passau (48 St. 12 Min. 31 Sek.). 34. M. Ehrenfeld vom Wiener Radsahr- vcrein „Viktoria" (48 St. 30 Min. 19 Sek.). 35. Emil Miencu-Staußa (49 St. — Min. 19 Sek.). 36. Niemer-Zittau (49 St. 1 Min. 14 Sek.). 37. Fritz Rögc-SoeS (49 St. 42 Min. 12 Sek.). Diese sieben werden ein Diplom er halten. Heute Vormittag bald »ach 9 Uhr be endeten die Richter ihr schweres Amt, verblieben aber noch einige Zeit am Steuerhaus, um etwaige Nachzügler zu erwarten. Kurz nach 9'/, Uhr meldete sich Hans Konopak-Bamberg am Ziel. Er hatte sich verfahren und war nach Dahme gekommen: telegraphisch gemeldet war nur noch Albin Sitte-Grottau. — 34 der Fahrer haben aus einer Maschine die Tour zurückgelegt, nur Fischer, Schulze und Mucke haben die Maschine gewechselt. Von den 34 Maschinen waren 18 deutsche, 13 englische und 3 österreichische. Sämmtlichen Distanzfahrern ist die Fahrt, soweit sich bis jetzt übersehen läßt, ganz gut bekommen. Der Sieger Fischer klagte über entzündete Augen lider, eine Folge des gegen den Wind Fahrens. Fischer hat nur zweimal je 15—17 Minuten geruht, im übrigen aber nur Pausen von höchstens fünf Minuten gemacht, um Nahrung zu sich zu nehmen. Biele der Fahrer sind unterwegs ge stürzt und dadurch gezwungen worden, die Fahrt aufzugeben. Nicht weniger als vier Wolkenbrüche sind über die Fahrer niedergegangen, und bis Bautzen haften sie zum Theil sehr schlechte Wege. Die Trlegraphenbehörde ist dem Komitee in größter Liebenswürdigkeit entgegengekommen, so wohl für Zossen, wie auch für Baruth war Nachtdienst eingerichtet. Von dem Wiener Aufent halt sind die Deutschen ganz entzückt, sie rühmen einmüthig die Gastfreundschaft der Wiener Sport genossen. — Schneidemühl, 28. Juni. Wie ver lautet, werden auf Anregung des Kaiser» in 18»» verschiedenen königlichen Gärten Berlin» dem nächst größere Promenaden-Konzerte von den Musikkorps der Garde-Regimenter veranstaltet werden, zu denen auch das größere Publikum Zutritt haben wird, und deren Gesammtertrag ohne jeden Abzug den unglücklichen Bewohnern der schwer heimgesuchten Stadt Schneidemühl zugewendet werden soll. Im königlichen Opern hause werden zu dem gleichen Zwecke auf Ver anlassung des KailcrS mehrere Matinöen ver anstaltet werden, zu denen die kaiserliche Familie, sowie die Hofgesellschaft vollzählig erscheinen durste. — Der Bauernsohn Heberle in Heringen wurde wegen Tödtung seiner Mutier vom Kasseler Schwurgericht zu zwölfjähriger Zuchthausstrafe verurtheilt. — DaS HamburgerLandgerichtverurtheilte den Bankier Bartels, in Firma Carow L Bartels, welcher zum Nachtheil der Hamburger Volks bank über eine Million Mark Depots veruntreut hatte, als den minder Schuldigen zu fünfzehn Monaten Gesängniß. Sein Mitschuldiger Carow hatte sich im Dezember bei Kiel erschossen. — (Weibliche Postbeamte in Frankreich.) Frankreich war das erste Land, welches Frauen zu Anstellungen im Postdienst zulieb, und zwar geschah das schon zur Zeit der großen Revolution im vorigen Jahrhundert, durch eine amtliche Verfügung 6. ü. 17. Vendemiaire im Jahre 13 der Republik. Jetzt sind in Frankreich 8128 Frauen im Postdienst angcstellt. Von den sür die nächste Zeit neu zu schaffenden 646 Stellen sollen 283 sür Frauen offen gehalten werden. Im Dienste der sechs großen französischen Eiscn- bahngesellschaften stehen zur Zeit 24,080 weibliche Beamte. Die Gehälter dieser weiblichen An gestellten beziffern sich aus durchschnittlich 1000 Franken im Jahr. — Rom, 3. Juli. DaS Schwurgericht in Viterbo vcrurtheilte siebzehn Helfershelfer deS BrigantcnpaareS Tiburzi und Fioravanti zu zwei bis sieben Jahren Gesängniß. — In Monserrato schlug der Blitz in ein Gehöft ein, vier Frauen wurden getödtet, dreiundvierzig verwundet. — (Zum Untergang der Viktoria.) i Im Lesezimmer deS Unterhauses in London waren am 26. Juni die Zeichnungen deS Panzer schiffes „Viktoria" ausgestellt. Wer so aus dem Papier die wasserdichten Abtheilungen und alle sonstigen Vorkehrungen sah, um die Sicherheit des Schiffes zu erhöhen, mußte fest glauben, daß das Schiff gar nicht hätte untergehen können, wenn nicht ganz außerordentliche Um stände zusammenwirkten. Die Sachverständigen unter den Parlamentsmitglieder» wiesen jedoch ihre weniger gut unterrichteten Kollegen darauf hin, daß eine wasserdichte Abtheilung bei einem gewöhnliche» Unglücksfalle freilich ganz gute Dienste leiste, bei einer solchen Katastrophe aber, wie sie die „Viktoria" betroffen habe, das Un heil eher schlimmer mache. — Seit der Thron besteigung des Hauses Hannover haben viele nach den Mitgliedern der königlichen Familie be nannten britischen Schiffe den Untergang ge sunden. So verbrannte 1758 daS Schiff „Prinz Georg", und 400 Mann der Besatzung kamen dabei ums Leben. 1782 ging das Schiff „Der königliche Georg" unter und 600 Mann ertranken. 1798 wurde der „East Jndiaman Royal Char lotte" mit einem großen Verluste von Menschen leben in die Luft gesprengt. 1806 und 1807 gingen die Dubliner Packetbote „König Georg" und „Prinz von Wales" verloren und ein großer Theil der Mannschaft ertrank. 1818 ging daS Schiff „Königin Charlotte" nicht weit von Ma dras mit der gekämmten Mannschaft unter. DaS Truppenschiff „Albert" erlitt 1843 Schiffbruch; die an Bord befindlichen Soldaten des 64. Regi ments wurden in einer wunderbaren Weise ge rettet. 1852 ging die „Königliche Adelaide" mit 400 Mann in Sicht von Margate unter. 1853 ertranken 67 Personen an Bord der „Königin Victoria". Die „Prinzessin Alice" stieß unweit Woolwich mit einem anderen Schiffe zusammen, wobei 700 Menschen ertranken, und 1881 stran dete das Schiff „Victoria" aus der Themse in Kanada, was 700 Menschen das Leben kostete. — Kiew, 30. Juni. Unweit einer Eisen bahnstation in der Nähe hiesiger Stadt ist heute rin gemischter Zug der Südwestbahn infolge falscher Weichenstellung entgleist. 12 Waggon» und die Lokomotive wurden zertrümmert; sieben Personen sind dabei umS Leben gekommen. — Die neuesten Choleranachrichten au» Mekka lauten erschreckend. Die Seuche hat einen furchtbaren Charakter angenommen. Alle Quartiere sind infizirt und ganze Familien au»- gestorben. Alle Hilfsmittel erweisen sich al» un- genügend. Die Leichen liegen uiibeerdigt aus