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Per sächsische FrMer L. hat stets nur den Er- er so arm an Erfolg Freitag, den 7. Juli o., Vormittags 8I2 Uhr, Versteigerung der in den Abteilungen 30 d, o des Butterbergreviers aufberciteten Brennhölzer, als 130 rm kieferne Scheite, 4 rm birkene und 54 rm fichtene und kieferne Rollen, 80 rm kieferne Stöcke, 3,,<» Wellenhundert birkenes und 2b Wellenhundert weiches Brennreißig. Versammlung auf dem Schlage am Lutterberg-Fußwege. Stadtrath Bischofswerda, den 30. Juni 1893. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch* und Sonnabend*, und kostet einschlieblich der Sonnabends erscheinenden „belletristische« Beilage" vierteljiihrlich l Mark 50 Pf. Einzelne Nummer 10 Pf. Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bi» Dienstag und Freitag früh » Ubr angenommen und kostet die dreigespaltene LorpuSzeile 10 Pl., unter „Eingesandt" 20 Ps. Geringster Jnseratenbetrag SS Pf. Politische Weltschau. Alle Wahlen sind beendet, alle Qualen sind vorüber. Nnn kann zum Wanderstab greifen, wer in den Bergen Tirols oder bescheiden in der Sächsischen Schweiz die Sommerlust genieben will; nun fliegt an die See, wem Erholung noth thut, und in die Bäder zieht getrost der Unglück liche, dessen Gattin ein Mittel gegen die Migräne verlangt. Froh athmct aus, was eben noch ge drückt zur Wahlurne schlich und in der Stich wahl das Opfer brachte, für den Kandidaten einer anderen Partei zn stimmen. Und cS ist gut, daß Alles vorüber ist, man hatte wahrlich genug daran. Bedauernswerth sind nur die 5 Kreise — zu denen übrigens Dresden nicht gehört — in denen eine Nachwahl und damit eine Wieder holung des ganzen Trubels nöthig wird, der uun einmal allen derartigen Geschäften sich beigesellt. Und war nun eigentlich all die Unruhe nöthig? Hat das Vaterland, hat die Nation, hat selbst Graf Caprivi für seine Politik hierbei einen wesentlichen Vortheil erzielt? Die Antisemiten, die ihren Ehrgeiz, eine Fraktion zu bilden, erfüllt sehen, die Polen, die Bromberg eroberten und um einige Mandate reicher in den Reichstag wandern, die Sozialdemokraten, die wieder ein mal einen gehörigen „Rummel" hatten und ihre Bataillone mustern konnten, werden vielleicht aus Parteigründen Ja sagen; im Uebrigen ist der Liebe Müh' wirklich zu grob gewesen — zum Mindesten in Bezug aus die Militärvorlagc. Heute, am 4. Juli, werden sich ja nun die neuen Männer, vermischt mit etlichen von den Alten, zusammenfindcn; aber noch heute weiß Keiner, wie die erhoffte Mehrheit aussehen wird, und selbst die kühnsten Rechner kommen zu den» Facit, daß der Kanzler sehr klug manöveriren muß, wenn er sein Schmerzenskind unter Dach und Fach bringen will. Und ein kluges Manöveriren hätte wohl auch schon früher dazu hiugereicht! Indirekt bildet ja eine erfreuliche Frucht des Kampfes die Zerschmetterung des Freisinns. Gar manche werthen Gefährten findet man nicht wieder, die einst zu Engen Richter schworen und jetzt die ganze Schuldenlast auf die Schultern dieses Mannes wälzen wollen, der immerhin von ihnen Allen — das mutz auch der Gegner zugeben — der Tüchtigste und Arbeitsamste ist. Allerdings erfährt jetzt der VolkSmann von Hagen nur ein gerechtes Schicksal, wenn die Leute und die Blätter, die früher vor ihm aus dem Bauche Uagen, ihn jetzt in die Fersen beißen. Er sell folg angebetet; jetzt, 1 ist, betet man eben auch Ihn nicht mehr an. Aber das ist nur eine Personenfrage, eine Sache, die schließlich Herr Lcvysohn vom „Berl. Tageblatt" und Herr Richter unter sich ausmachen mögen; wichtiger ist es, daß sich aus der auch durch die Stichwahlen nicht reparirten Niederlage die klare Thatsache eraiebt, daß unser deutsches Volk des öden manchesterlichen Pfades, auf den eS von Herrn Richter und den Seinen geführt wurde, .von Herzen satt ist, daß der alte Fortschritts- Bestellungen werden bei allin Postanstatten de» deutschen Reiche», für Bischofswerda und Umgegend in der Expedition diese» Blatte» angenommen. R chtnndntir-tgHer Jahrgang. wird es unter allen Umständen bleiben, daß dem Export heimischer Futtervorräthe ein Riegel vor geschoben, der Import speciell von Mais durch zeitweilige Suspension der Zölle erleichtert wird. Ob hier der Reichstag noch Gelegenheit haben wird, sich die ersten landwirthichastlichcn Sporen zu verdienen, steht dahin; eS wäre an sich nicht ohne Interesse, gleich zu Anfang zu sehen, wie sich für die künftigen wirthschastlichen Kämpfe die Schlachtreihen entfalten. Noch deutlicher aller dings wäre die Constellation, wenn eS schon jetzt zur Verhandlung über den russischen Handels vertrag käme. Aus diesen richten sich jetzt vor Allem die Augen; denn eS will scheinen, als stehen wir vor dem Auübruch eines Zollkrieges, der bekanntlich in jedem Falle beiden Gegnern tiefe Wunden schlägt. Darüber braucht man sich gar keinen Illusionen hinzugeben! Und wenn Deutsch land, wie man nachrcchnet, noch so sehr im Vortheil ist, wenn also die eigenen Wunden viel weniger tief sind, als die, welche Rußland em pfängt — Wunden brennen immer. Nun zu nächst handelt eS sich nur um eine Drohung, noch ist der Krieg nicht eröffnet. Die Staaten, die den Russen nicht die Meistbegünstigung zu gestehen, sollen einem neuen Maximaltarif unter worfen werden, der für eine Reihe von Maaren eine Zollerhöhung von 20 bis 30 Prozent auf stellt. Aber eS wurde zugleich an der Newa festgesetzt, daß der Zeitpunkt, wann und gegen welche Länder der Tarif in Kraft tritt, erst später bestimmt werden soll. Es handelt sich also augenscheinlich vorläufig nur um einen Druck, der für die bestehenden Verhandlungen auf Deutschland auSgeübt werden soll. Ob dieser Druck Erfolg haben wird, bleibt zu be zweifeln. Denn bei der größten Willfährigkeit des Kanzlers und seiner Unterhändler dürfte doch gerade der deutsche Reichstag mit seinen neuen Männern ein wesentliches Hinderniß für eine Handelsvertragspolitik, wie die vor andert halb Jahren bilden. Selbstverständlich blicken unsere westlichen Nachbarn auf das Verhältniß, das sich hier auf handelspolitischem Gebiete entwickelt, mit dem gleichen Interesse, wie aus den AuSgang der Wahlen, der übrigens in Frankreich nach den ersten übermüthigen Hoffnungen doch ziemlich lange Gesichter hervorries. Wenn die Franzosen nicht gewissermaßen hypnotisirt wären, sobald es durch das bekannte Guckloch in den Vogesen etwas zu schauen giebt, so hätten sie wahrlich allen Grund gehabt, aus ihre eigene Lage ein sorgsames Auge zu werfen. Denn auch in Frank- reich stehen Wahlen bevor, und man mag sich nach der albernen Blamage der Herren Millcvoye und Ducret noch so sicher fühlen: die Möglich- keit bleibt trotz Allem nicht ausgeschlossen, daß am Wahltage recht unliebsame Ueberraschungen aus der Urne hervvrtauchen. Daß in Frankreich Alles möglich ist, hat nicht erst Boulanger be wiesen, das bewies schon der dritte Napoleon, als er au» einkm Abenteurer ein Kaiser wurde. , libcraliSmuS ausgespielt hat, und daß das Ver langen nach wirthschastlichen Reformbestrebungen im Sinne des Schutzes der nationalen Arbeit stärker ist, als alle freisiunig-liberalisirenden poli tischen Neigungen. Denn der Sturz des Frei sinns ist keineswegs durch seine Stellung zur Militärsrage erklärt. Auch die um Rickert sind gefallen, während die anderen militärfeindlichen Parteien in alter Stärke zurückkehren. Da trifft der Stoßseufzer eines ultrafreisinnigen sächsischen Blattes viel eher das Richtige, wenn eS klagt: „Wir haben uns zu wenig um die Landwirth- schäft gekümmert!" Das Blatt hätte nur fort fahren sollen: Wir haben uns überhaupt zu wenig um reale Volksinteressen gekümmert und habe», den Kops in den Wolken, die Beine in der Luft, nur immer an die alte Spruchweisheit des Katheders gedacht! Wenn jetzt die freisinnige Partei sich zu einem großen Parteitage zusammen finden will, um über verflossene Sünden nachzu denken und Mittel zu finden, aus dem Sumpfe zu gelangen, so ist das ganz gut und schön; aber zuerst wäre eS nothwendig, daß man nicht bloö an die Brust schlüge, sondern fromme Ein kehr hielte' im eigenen Innern. Und auch das wird nichts nützen! Vorläufig seufzt man nicht nur unter dem Druck der sommerlichen Hitze, sondern leider auch unter dem Druck der Möglichkeit, daß noch ein mal die ganze Militärvorlage aufgerollt und im Plenum, in den Commissionen und wiederum im , Plenum durchgchechelt werden könne. Es giebt zweifellos selbst Gegner der Vorlage, die lieber die Annahme derselben empfehlen würden, als daß sie sich genöthigt sähen, noch einmal all die Reden der Alten und Neuen zu stndiren. Nur für die Zeitungen stehen die Dinge günstig. Ueber die schweren Tage der sauren Gurke hebt sie leicht und anmuthig die Militärvorlage, und statt daß kluge Redakteure zusammengewachsene alte Mütter und hundertjährige Zwillinge oder abwechselnd zusammengewachsene Zwillinge und hundertjährige Mütter erfinden müssen, können sie getrost wieder von Kosakenpserden erzählen, die in der Weichsel baden, und von den Wolken die am Horizonte drohen. Aber wie weit eS einen praktischen »Werth hat, die Relikten des alten Reichstags noch einmal wiederzukäuen und gar die Reden deS Kanzlers über die hohe Politik noch einmal anzuhören, das dürste wohl Niemand auseinander zu setzen im Stande sein. Man muß doch immerhin annehmen, daß die Erscheinung, daß Jemand, wie Caprivi, Kanzler wird, ohne sich nach eigenem Geständniß vorher mit Politik beschäftigt zu haben, singulär bleibt, und daß unter den neuen RcichSbotcn jeder Ein zelne doch schon vorher so viel Interesse für die Politik hatte, daß er die ganze Frage gründlich kennt. Erfreulicherweise haben sich die Nachrichten über den Stand deS ViehfutterS ein wenig ge bessert; fast überall ist in den letzten Tagen der heißersrhnte Regen niedrrgegangrn. Allerdings werden einzelne Gegenden noch recht lange Zeit brauchen, sich zu erholen, und wünschrnSwerth Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen «nd Umgegend. "Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschaft, der Kgl. Schulinfpection u. des Kgl. Hauptsteueramtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts uud des Stadtrathes zu Bischofswerda. In der Zeit vom 15. Juli bis mit 1b. September d. I. finden die gesetzlichen Terichtsferien statt, was mit dem Bemerken bekannt gemacht wird, daß in dieser Zeit nur die in-88 202 und 204 dcö GerichtSversassungSgesetzcs vom 27. Januar 1877 und in der Verordnung vom .25. April 1880 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1880, Seite 53) als Ferlenfacheu bezeichneten Angelegenheiten zur Erledigung kommen können. Bischofswerda, am 4. Juli 1893. Königliches Amtsgericht. Schmalz, A.-G.-R.