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WN- husrieden sein, weil unser ärgster Feind Stöcker nicht mehr gewählt worden ist " »Be seitigung Stöckers um jeden Preis- stand in einem freisinnigen Wahlaufruf. Und so stimmte Alles gegen ihn: Katholiken, Evangelische, Frei sinnige, Liberale, Sozialdemokraten. Daö Merk würdigste aber ist, ja unbegreiflich ist eS, daß auch die Antisemiten, Böckels Anhänger, gegen Stöcker haben stimmen können und dadurch den Juden große Freude gemacht haben. Gotha, 30. Juni. Durch ein gestern ver kündetes, mit dem 1. Juli in Wirksamkeit treten des Gesetz lür das Herzogthum Gotha wird be stimmt: „Die Gemeinden sind berechtigt, von Konsumvereinen mit offenem Laden (Verkaufs stelle) Gemeindesteuern nach Maßgabe de» Ge setzes vom 22. Juni 1889, betreffend die Er weiterung der Befugniß zur Erhebung von Ge meindesteuern, zu erheben." ,, Gastein, 3. Juli. Se. Mas. der Kaiser Franz Joseph ist gestern Abend hier eingetroffen. Prag, 3. Juli. Eine von 500 Arbeitern besuchte, nicht angemeldete Versammlung in der Ortschaft Straschnitz wurde polizeilich ausgelöst. Einige Widersetzliche, darunter 80 junge Leute, wurden verhaftet, die übrigen zerstreuten sich alsbald. Paris, 3. Juli. Heute früh fand eine stürmische Kundgebung feiten« der Studenten gegen den Polizeipräsekten Lozü vor der Prä fektur statt. Bei der morgigen Beerdigung eines Handlungsgehilfen, welcher, obwohl gänzlich nn- betheiligt, beim Einschreiten der Polizei gegen die demonstrirenden Studenten in der SonntagSnacht tödtlich verletzt wurde und infolgedessen gestorben ist, werde» ernste Ruhestörungen befürchtet. Das betreffende Begräbniß erfolgt auf Gemeindekosten. Die Mehrzahl der Morgenblätter greifen Lozü heftig an, und einzelne machen Dupuy für das Vorgehen der Polizei verantwortlich. Sachsen. Nach einer Mitthcilnng aus dem Haag werden Mitte dieses Monats Ihre Majestäten der Kö nig und die Königin dort, bezw. in Scheveningen erwartet. Se. Majestät der König wird die heute Dienstag stattfindendc Feier des 350jährigen Bestehens der Landesschule St. Afra in Meißen .mit seiner Gegenwart auszeichnen. Bischofswerda, 4. Juli. Heute früh halb 7 Uhr wurde das Wohnhaus und Scheune des Gutsbesitzers HanS Müller in Weickers dorf rin Raub der Flammen. Der entstandene Schaden ist sehr bedeutend. Neber die Entstehungs ursache des Brandes ist noch nicht« Bestimmtes ermittelt, doch wird Brandstiftung vermuthet. Die hiesige Landspritze trat nach Ankunst am Brand platze alsbald in Thätigkeit. Bischofswerda, 4. Juli. Herr Direktor Schmidt ist bestrebt, in seinen Theatervorstellungen uns stets Abwechslung zu bieten. Heute Diens tag kommt zur Aufführung: „Wohlthätige Frauen", ein heiteres Lustspiel, welches reich an-komischen Situationen, einen recht heiteren genußreichen Abend bestimmt verspricht. Hoffen wir deshalb, daß das Bestreben der Direktion durch recht zahlreichen Besuch belohnt werde. Die Leistungen der Theatergesellschast sind durch weg ganz ausgezeichnet. — 4. Juli. In dem Artikel: „Zur Reise zeit" in voriger Nummer dieses Blattes ist richtig zu stellen, daß die zu entrichtende Gebühr für auf einer Zwischenstation telegraphisch vorauSbestcllte, für die Weiterreise erforderliche Fahrkarte nicht 25 Psg., sondern SV Pfg. beträgt und ferner als Lagergeld für nicht innerhalb der gesetzlichen Frist von 24 Stunden nach Ankunft deS be treffenden Zuges abgeholtes Reisegepäck nicht 25 Pfg. pro Stück und Tag, sondern nur 20 Psg. für jedes Stück und jeden Tag zu entrichten ist, wobei jeder angefangene Tag für voll gerech net wird. — Am 26. und 30. Juni fanden unter dem Vorsitze Sr. Excel!, des Herrn Staatsministers von Metzsch, sowie unter der Betheiligung von Beamten des Ministeriums des Innern und der .Finanzen und von Vertretern de» Landeskultur- rathS und der landwirthschaftlichen KreiSvereine Consercnzen statt, in welchen in eingehendster Weise (der gegenwärtige Stand der landwirthschaftlichen Verhältnisse im Königreich Sachsen, namentlich .über den Umfang de» auch hier und in verschie denen Gegenden des Landes fühlbar gewordenen Futtermangels erörtert und über Mittel und Wege berathen wurde, durch welche der Noth- läge, soweit sie bereit» al» vorhanden angesehen wurde, und einem etwaigen Weitergreisen der- irsbrn wirksam begegnet werden könnte. — Die Beurlaubung Lvn Sonaten während der Erntezeit ist eine von der Land- wirthschaft in früheren Jahren stet» mit Dank empfundene Gepflogenheit der Militär-Verwaltung, welche der Landwirthschaft bei ihrer gegenwärtigen Nothlagc in noch höherem Maße als sonst zu Statten kommen wird. Dem Vernehmen nach sind nun die Regiment»- und Bataillon»-Com- mandoS von zuständiger Stelle bereit» ange wiesen worden, Soldaten zur Unterstützung ihrer Angehörigen bei der Ernte soweit die dienstlichen Interessen dies gestatten, in die Hcimath zu be urlauben. — Eine periodisch wiedrrkehrende Unart ist das Wegwerfen von Kirschkernen auf die Trot toirs und sonstigen Fußwegen ES ist überflüssig, auf die oft bedauerlichen Folgen derselben hin- zuwcifen; doch möge von Eltern und Lehrern die Bitte nicht unbeachtet bleiben, den Kindern diese Unsitte strengsten» zu untersagen. — (Bessere Salatbereitung.) Die Art der Zubereitung des Salates in Frankreich weicht sehr von der unserigen ab; wer aber einmal französischen Salat gekostet hat, der wird ihn sicher dem unserigen vorziehen. Die Franzosen nehmen zu einer Portion für einige Personen drei Löffel voll seines Baumöl (Provenceröl). Dies mische man mit dem kurz zuvor gewaschenen Salat so gut wie möglich, nehme dann zwei Löffel voll guten Weinessig, dem man das nöthige Salz und Pfeffer nach Belieben zugemischt hat und gebe dieses Gemenge dem geölten Salat zu, so daß man keinen Tropsen Flüssigkeit auf dem Boden findet. Durch das Befeuchten deS Salates mit Oel, vor dem Hinzusügen von Essig wird derselbe viel zarter und fetter, und dem Salate bleibt der ganze Geschmack, waS bei deutscher Bereitung, wo man ost mit Mühe die Blätter aus der Eisigbrühe herausfischen muß, nicht der Fall ist. Ganz ähnlich verhält eS sich mit dem Gurkensalat. Wird derselbe einige Zeit gesalzen, dann auSgepreßt und mit Essig und Oel behandelt, so giebt derselbe für die meisten Consumenten Anlaß zu Verdauungsbeschwerden, Ausstößen, Magendrücken und dergleichen. Be handelt man aber die geschnittene Gurke in der Art, daß man sie zuvor ölt und dann erst mit Salz, Pfeffer und Essig versetzt, so wird man nicht leicht Magenbeschwerden erhalten, und die sämmtlichen kühlenden Bestandtheile der Gurke bleiben in ihren natürlichen Verhältnissen, was sich beim vorherigen Salzen und Ausdrücken nicht behaupten läßt. f* — ES ist ein Zeichen der Zeit, daß die Zufriedenheit fast aus allen Schichten der Be völkerung verschwunden ist. Bei Vielen haben sich die Bedürfnisse mit den gestiegene» Ansprüchen vermehrt, manchmal so vermehrt, daß sie die Einnahmen weit übersteigen. Die Theilnahme an Vergnügungen beeinträchtigt die Ersparnisse, ja zehrt sie oftmals ganz aus und dann folgt wieder Unzufriedenheit mit dem Verdienste, Un zufriedenheit mit den hänSlichen Einrichtungen, Unzufriedenheit mit den sozialen Verhältnissen n. s. w. Wenn sich die Steuern des Ortes oder Landes bei dem größeren Bedarfe naturgemäß erhöhen müssen, folgt ein gewaltiges Brummen und Raisonnircn. Niemand aber denkt daran, daß er sich durch angcwöhnte höhere Bedürfnisse eine tägliche Besteuerung auferlegt, die seinen Beutel angreift. Nur die Wenigsten halten sich an die Einfachheit und denken nicht daran, wie kümmerlich ost unsere Vorfahren vor 50—100 Jahren gelebt. Sie kennen überhaupt Noth und theure Zeiten kaum vom Hörensagen. Wer sein Herz und Gemüth mit Zufriedenheit erfüllen will, der lese einmal den Artikel in: „Bunte Bilder au» dem Sachsenlande", der die Ueber- schrift trägt: „Die HungerSnoth in dem sächsi schen Erzgebirge in den Jahren 1771 und 1772". Damals kostete der Scheffel Korn 15 Thaler, 1 Scheffel Weizen 16 Thaler, 1 Scheffel Gerste 12 Thaler, ein Scheffel Hafer 6 Thaler (Dres dener Maß), ein Pfund Brot 2 alte Groschen. DaS Elend und die Noth im Gebirge war gräßlich, unaussprechlich und Tausende starben vor Hunger. Wer jenen Artikel liest und noch murren kann über die Gegenwart, der ist undank bar gegen Gott und alle — Welt! -n. Rammenau, 2. Juli. Heute hielt der Verband für christliche LiebcSthätigkeit Ramme nau - HauSwalde - Bretnig - Frankenthal - Burkau (Michaelisverband) sein Verbandsfest in der Kirch gemeinde Rammenau und zwar diesmal für die Zwecke der inneren Mission, zu welchem sich auS den dem Verbände angehörigen Gemeinden viele Freunde der inneren Mission zusammen gefunden hatten. Die Festpredigt hatte Herr Archidiakonu» Schneider auSBauyen freundlichst übernommen. An der Hand der Geschichte des Gichtbrüchigen aus dem EvangeliM' Lucä ver* breitete er sich in den TeLt allseitig geschickt verwerthendrr Weise in längerer Predigt über alle Zweige der inneren Mission. Al« Thema hatte er gewählt: Die innere Mission im Bilde der Heilung Gichtbrüchiger: 1) Wa» sie treibt: de» Volkes Noth, 2) was sie thut: sie führt zu Gott, 3) wa» sie glaubt: er hilft gar gern, 4) was sie will: den Preis de» Herrn. Die tiefgehende Wirkung derselben fand Ausdruck in der reichlichen Collekte, welche an den Kirchen- thüren gesammelt, den Betrag von 65 Mark ergab. Daran schloß sich eine im Pfarrgarten abgehaltene zahlreich besuchte Nachversammlung, welche der OrtSpsarrer Hiecke mit einer Ansprache eröffnete, in welcher er in Hinweis aus den Tag Maria Heimsuchung die innere Mission in das Licht des Gotteswortes: „der Herr hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen" stellte. Herr k. Größel-Frankenthal hielt einen längeren Vor trag über die LiebeSarbeit des ?. v. Bodelschwingh (Epileptische Anstalten, Arbeiterkolonien), während Herr Pastor Herrmann-Burkau an der Hand dreier theils selbsterlebter kleiner Geschichten zeigte, wie jeder ernste Christ im kleinen Kreise ein gottgesegneter Mitarbeiter der inneren Mission werden kann und jedem Christen als Wahlsprnch empfahl: „Du mußt deines Bruders Hüter sein". Herr ?. Schulze-HauSwalde entwarf ein Lebens- bild FliednerS, welche» ihm reichliche Gelegenheit gab über Gefangcnenseelsorge und Diakonissen sache zu sprechen. Ein kurze» Schlußwort des OrtSpsarrer», welches in Erinnerung der lieb lichen Sage, daß um Maria Heimsuchung Maria durch die Wälder gehe und mit ihrem blauen Mantel die Kräuter streifend ringsum die Blau beeren Hervorrufe, auch dem heutigen Feste reichen Segen und lieblichen Erfolg wünschte, schloß das erhebende Fest, welches durch die Gegenwart der Collatoren von Rammenau und Frankenthal, Sr. Exzellenz Generallieutenanl von Kirchbach und H. Rittergutsbesitzer von Hartmann auf Frankenthal mit Familien, eine besondere Aus zeichnung erfahren hatte. Die Gesänge waren von der Ortskapelle begleitet worden. * Bei der in Königsbrück abgehaltencn bienenwirthschastlichen Bezirksversammlung für die westliche Lausitz, die von 97 Mitgliedern der Zweigvercine Bühlau, Elstra, Großröhrsdorf, Grüngräbchen, Kamenz, Königsbrück und Pulsnitz besucht war, hielt der Geschäftsführer, Herr Rektor Opitz-Elstra, die Eröffnungsrede, die mit einem Hoch aus unser erhabenes Königspaar endete. Der Vorsitzende deS Königsbrücker Vereins, Herr Gutsbesitzer Schellig-Weißbach, hielt die Be grüßungsansprache. Vorgetragen wurde ein Be- grüßungSgedicht (abgedruckt im „Landmann", der in Königsbrück erscheint) de« abwesenden Ehren vorsitzenden Mutschink und verschiedenes Geschäft liche. Einen längeren ansprechenden Vortrag hielt Herr Schellig über! Ankauf, Aufstellung, Pflege und Abwartung von Bienen. Noch kam zur Behandlung die „Maikrankheit der Bienen." Die nächste Versammlung soll 1894 in Elstra stattfinden. Besichtigt wurden die Stände der Herren Walther und Schipke. Der derzeitige Vorsitzende des bienenwirthschastlichen Haupt vereins im Königreich Sachsen, Herr Rentier Tamm aus Strehlcn-DrcSden, beehrte die Ver sammlung durch seine Anwesenheit. Bekannt ge geben wurde u. A., daß bei der vorjährigen Hauptvereinsausstellung zwei Mitglieder de» Elstraer Vereins, die Herren Barchmann-Prietitz, 84 Jahre alt, durch den Ehrenpreis deS Erz- gebirgischen Kreisvereins und Kunath - Elstra durch den Dzierzonpreis (für selbstgefertigte Bienenwohnungen) ausgezeichnet worden. — Der bienenwirthschastliche Verein zu Krippen gedenkt im Oktober sein 25jähriges Bestehungsjubiläum zu begehen. — Bei unserer Versammlung wurde angedeutet, daß jedenfalls mit diesem Feste der Sächsische bienenwirthschastliche Hauptverejn seine Haupt- und Delegirtenversammlung damit ver binden und den 1. bi» 3. Oktober abhallen wird. Damit soll auch eine Ausstellung mit Prämiirung und Berloosung stattfinden. Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 6. Juli. Durch Feuer wurden vernichtet: verschiedene, durch Blitzschlag entzündete Gebäude in Bernstadt; zwei Gebäude in Kemnitz bei Bernstadt; drei Gebäude bei SchluckenaU; eine Scheune des Gutsbesitzers Richter in Cunnewalde; das Hau be» Arbeiters Kutsche in Sohland an der Spree; ein Han» in Weißenberg; eine Scheune de» Gutsbesitzers Schulze in Krostwitz (Blitzschlag); eine Stube in Brahne (ausgebrannt); Hunde« Scheffel Niederwald bei Förstchen: (Besitz von Baruth). — Uhrmacher Winter au» Schönfeld wurde bei Ru-dors überfahren und leben»gefähr«