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Musik rllung. tk»I. rau. n. Millöcker. Uhr. MV lstliben rch und L6. e H 80 Pfg. rger. ii»««» gsiiod im I Iilvr. SN8lSg. da. ^,9 Uhr, m c, Vorst 1891. t t e r. M.Pf. )iS 2 20 - 2 60 - 2 40 . 2 50 Das Papstthum und die europäische I Kriegspartei. Von einer „oeolWia nülitans" sprechen unsere I Theologen, von einer kämpfenden Kirche. Sie! meinen den Kamps des Glaubens gegen den Un- I glauben, des Lichtes gegen die Finsterniß, den I Kampf der geläuterten christlichen Weltanschauung ! gegen den Materialismus. Nach dieser Richtung hin nehmen die sämmtlichen christlichen Konfes- I siouen die Bezeichnung einer streitbaren Kirche i für sich in Anspruch. Erst die politische Ent wickelung der letzten Jahrzehnte hat es mit sich i gebracht, daß die römische Kirche nach einer ganz I besonderen Richtung hin einen Anspruch, als eooloÄa mMaiw zu gelten, erlangt hat: Ihr I weltliches Oberhaupt lebt in beständigem poli tischen Kampf gegen das geeinte Italien, dessen Begründung die weltliche Herrschaft des Papstes t zum Opser fiel. Hier giebt es keinen Friedens schluß! Auf der einen Seite kein Verzicht auf die Wiedererlangung des einmal entrissenen Welt- ! .lichcn Besitzthums, auf der anderen die Unmög lichkeit dieses Besitzthums wieder auszuliefern, ohne gleichzeitig die auf blutigem Felde crstrittene politische Einheit Italiens wieder aufzugeben! Es wäre ein schwerer politischer Jrrthum, wollte man diesen seit zwei Jahrzehnten geführten Kampf als eine innere Angelegenheit Italiens ansehen. Dieser Kampf ist vielmehr eine stete Gefahr für den Frieden Europas, und gerade! in den letzten Monaten hat es den Anschein ge- I Wonnen, als wenn dieser dunkle Schatten, der auch über der Friedenspolitik des Dreibundes lastet, immer greifbarere Gestalt angenommen habe. In einem viel bemerkten Artikel, „Das Papstthum und die europäische Kriegspartei", überschrieben, hat es die „Kölnische Zeitung" unternommen, den Schleier zu lüften, hinter welchen sich die auf die Störung des europäischen Friedens gerichteten Schachzüge der vatikanischen Politik verbergen. Wir geben im Folgenden zunächst kurz den Gedankcngang dieses bedeut samen Artikels wieder. Wer den Blick zurttckwendet auf das Früh jahr 1878 (Leo XIII. wurde am 20. Februar 1878 zum Papst gewählt), wird sich erinnern, daß der neue Papst sofort alle Schritte that, um zu denjenigen Mächten, von welchen er für seine Pläne sich Gutes versprechen zu dürfen vermeinte, in ein näheres Verhältuiß zu treten. Er ignorirte den „Kulturkampf" in Preußen und that durch Anzeige seiner Thronbesteigung an Kaiser Wilhelm I. und die ziemlich deutliche Er klärung, daß er zu neuen Unterhandlungen be reit sei, denjenigen Schritt, auf welchen man an entscheidender Stelle in Berlin wartete, welcher gestattete, mit einem „friedliebenden Papste" sich zu verständigen. Der ganze Erfolg ist ans Seiten des Papstes eingetreten. Die „Mai gesetze" sind gefallen; die 1875 beseitigten Orden sind in weit größerem Umfange cingezogcn; die angefammelten „Sperrgclder" werden anögeliefert werden; die Strömung ist der ultramontancn Richtung günstig; kurz, der Staat hat auf der ganzen Linie den Rückzug vollendet. Oesterreich gegenüber hat der Papst, hinwegsehend über die Aushebung des Konkordats und die StaatSkirchen- gesetze, sich so benommen, daß jeder Zwiespalt vermieden wurde. Gegenüber Frankreich ist man stets mit größter Vorsicht vorgegangen. Man hat sich ängstlich gehütet, der französischen Re gierung als solcher Grund zur Unzufriedenheit zu bieten. Keine Aussprache, kein Rundschreiben bot Frankreich Anlaß zur Beschwerde. Es ist unfraglich, daß die ganze Absicht, welche Leo XHI. von Anfang an hatte und befolgte, darauf ge richtet war, durch den Einfluß oder die Mit wirkung Frankreichs, Oesterreichs und Deutsch lands den ehemaligen Kirchenstaat wieder zu ge winnen oder doch mindestens einen Theil von Rom mit einem Gebiete bis zum Meere mit wirklicher Souveränetät zu erlangen. Eine Zeit lang hat Leo XIH. geglaubt und beabsichtigt, mit der italienischen Regierung sich auseinander setzen zu können und für diese Auseinandersetzung die Unterstützung der genannten Mächte zu ge winnen. Die unversöhnliche Partei der Kurie, d. h. die Jesuitenpartei, hat diesen Weg für den Papst verlegt, sie steuert dem Ziele zu: durch den Umsturz ihr Ziel zu erreichen, die Herrschaft der Kirche über den Staat zu ge winnen in der sicheren Hoffnung, mit der Er reichung dieses Zieles auch den Kirchenstaat wieder zu gewinnen. Nun ist Papst Leo selbst M der Erkenntnis; gelangt, daß er auf dem Wege .Ler Güte nicht zum Ziele kommen werde. Denn es ist erstens klar, daß die italienische Regierung niemals darein willigen darf, Rom ganz oder theilweise, oder auch nur einen Theil des Landes vom Königreich Italien zu trennen und dem Papste zu übergeben. Das italienische Volk wird niemals die weltliche Herrschaft des Papstes frei willig Herstellen, das wäre nur möglich durch dessen völlige Niederwerfung. Was für ein Zu stand eS aber sein würde, wenn — einmal an genommen, ein fremder Sieger stellte die päpst liche Herrschaft her — der Papst nur durch fremde Waffen sich halten könnte, das machen die geistlichen Herren sich nicht klar! Daß die weltliche Regierung des ehemaligen Kirchenstaates die denkbar schlechteste war und daß dessen Fall ganz natürlich, das kommt dem ultramontanen Geschichtsschreiber nicht in den Sinn, weil es nun einmal römischer Glaubenssatz, wenn auch noch nicht formulirter, ist, daß der Papst welt licher Herrscher sein müsse, und dies von Gott gewollt werde. Da hiervon nicht abgegangen wird, muß der Papst sich die nöthigen Helfer verschaffen. Er ist nun jüngsthin durch die Er neuerung des Dreibundes zu der Einsicht ge kommen, daß es mit dem Verlassen auf Oester reich und Deutschland nichts ist: die Erneuerung des Dreibundes hat jede Aussicht auf Mithilfe Deutschlands und Oesterreichs gegen Italien ver nichtet. Nunmehr bleibt die einzige Hoffnung auf die Hilfe Frankreichs. Für die Jesuiten macht es keine Schwierigkeit, sich mit der Repu blik auszusöhnen, unter der sie blühen und ge deihen. Die Partei, an deren Spitze Kardinal Lavigerie steht, ist der Ansicht, daß es gelingen werde, Frankreich zum Kriege gegen Italien zu bewegen, falls dieses nicht aus seine Forderung den Kirchenstaat herausgäbe, sobald die Geist lichkeit in ihrer großen Mehrheit sich rücksichts los auf die Seite der Republik gestellt haben werde. Man hofft alsdann auf die Wahlen entscheidenden Einstuß zu gewinnen. Hätte man aber einmal die Mehrheit in der Kammer, wer weiß, was geschehen könnte. In Rom erinnert man sich sehr wohl, daß die französische Republik ! der italienischen Schwester 1850 den Garaus gemacht und den Kirchenstaat in Rom hergestellt hat. Das sind freilich in weitem Felde stehende Aussichten, aus welche kein naher Erfolg zu bauen ist. Diesen aber hofft man von dem er sehnten Bündnisse Rußlands mit Frankreich. Uebcrzieht Rußland vereint mit Frankreich Deutschland und Oesterreich mit Krieg, so hofft man, werde Frankreich in Italien frcieHand erhalten. Daß die Franzosen die Italiener leicht besiegen würden, ist bei den heißblütigen Führern in Frankreich und Italien ausgemacht; Oesterreich hoffen sie, werde durch das von Rußland um garnte Serbien und Rumänien in Schach ge halten werden. Nur aus dieser Kombination erklärt sich, daß man jetzt plötzlich so offen mit den bisher angenommenen monarchischen Neber- lieserungen der römischen Kurie bricht und dem Grundsätze huldigt: „Der Kirche kann nur die Revolution helfen", den seinerzeit der päpstliche Nuntius Meglia in München dem württembergischen Gesandten gegenüber aussprach. Ganz offen werden in vertrauten Kreisen diese Hoffnungen auSgctauscht. Dies ungefähr ist cS, was in dem erwähnten Artikel der „Köln. Ztg." auSgeführt ist. Offen bar hat man zur Zeit noch keine Veranlassung, sich ob dieser weitauSschauenden vatikanischen Pläne düstere Zukunftsbilder auszumalen, aber man thut doch gut, sich über diese Ziele der ultramontanen Partei keine Illusionen zu machen. UebrigenS hat die dem Dreibund feindliche Hal- I tung der päpstlichen Presse in Deutschland ent- I schiedenen Widerspruch hervorgerufen. Es konnte auch nicht anders sein! Bei allen vaterländisch empfindenden deutschen Katholiken mußte es den übelsten Eindruck Hervorrufen, wenn das Papst thum sich den Feinden Deutschlands zugesellt. Mag Herr v. Schorlemer-Alst, einer der früheren Führer des Zentrums, auch Recht haben mit seiner Behauptung, daß der Papst für seine I Person den erwähnten Preßäußerungen fern steht, so ist doch nicht zu bestreiten, daß dieselben von einflußreichen Parteien in der Umgebung des Papstes auSgehcn und daß ein Greis, wie Leo XIII., nicht mehr die Spannkraft hat, sich diesen Strö mungen auf die Dauer zu widersetzen. Sollte die römische Kurie wirklich Miene machen, mit s Frankreich und Rußland zusammen gegen Deutsch land zu wirken, so wäre eS wohl selbstverständ lich, daß die deutschen Katholiken sich dem wider setzten. Ueber die Haltung der hohen Geistlich keit werden vielleicht die nächsten Tage Aufklärung ringen. In Fulda tagt in dieser Woche eine Konferenz der deutschen Bischöfe. Da man an nimmt, daß die deutsche wie die preußische Re gierung nicht geneigt sei. die vatikanischen Um riebe in der äußeren Politik durch neue kirchen- wlitische Zugeständnisse zu erwidern, so sieht man den Verhandlungen in Fulda nicht ohne Mißtrauen entgegen. So meint beispielsweise ein Berliner Blatt, die bevorstehende Ausstellung reS heiligen Rockes in Trier lasse darauf schließen, daß von ultramontaner Seite eine neue Kraft- wobe zwischen Staat und Kirche beabsichtigt werde, und fügt hinzu: „Der Bischof, auf dessen Anregung dieser Akt der Reliquien-Anbetung am Lnde des neunzehnten Jahrhunderts erfolgen oll, steht auf dem äußersten linken Flügel kleri- aler Bestrebungen in Preußen und hat selbst die gemäßigteren Elemente seiner eigenen Kirche zum Kopfschütteln über das Wagniß gebracht. Augenscheinlich giebt eS unter den preußischen Bischöfen eine Partei, welche den jetzigen Zeit punkt zu einer schärferen Tonart der Kirche dem Staate gegenüber für günstig hält, während eine andere Richtung im Einverständniß mit der Re gierung und in möglichst engem Anschlüsse an diese unter den gegebenen Verhältnissen mehr zu erreichen hofft. Beide Strömungen verkörpern sich in den Namen Kopp und Korum; jener ein emärter Vertrauensmann der preußischen Re gierung und erfolgreicher Vermittler zwischen ihr und der Kurie, dieser ein unentwegter Anhänger der Jesuiten, für den cS keine andere Politik als diejenige dieses Ordens giebt. Was aus diesen Bestrebungen und Gegensätzen heraus auf der Fuldaer Konferenz zusammengebraut werden wird, weiß natürlich Niemand; Jedermann aber hat das Gefühl, daß die Entwickelung des ur alten Kampfes beider Gewalten wieder vor einer neuen Etappe steht, für die eS darauf ankommt, rechtzeitig Stellung zu nehmen." Sachse n. *** Umschau in der sächs.-preuß.Lausitz und dem Meißner Hochland, 13. August. Durch Feuer wurden vernichtet: Das Wohn haus des FlammmeisterS Dressier in Spreedorf; ein HauS in Bernstadt; 2 WirthschastSgebäude des Knrioschen Bauergutes zu Särke bei Weißen berg. — Der Maler und Anstreicher Schulze auS Spremberg wurde todt im Walde aufgefunden. — Todt aufgcfunden wurde ferner der Maurer und Hausbesitzer Förster in SeiferSdorf bei Rade berg. — Der 52jährige Weber Käufer in Stei nigtwolmsdorf wurde auf dem Felde vom Schlage getödtet. — Durch einen bösen Sturz wurde der 34jährige Blcichereigehilfe Paul (auS Böhmen) in Großröhrsdorf sehr gefährlich verletzt. — Beim Durchgehen von Pferden wurde ein Kutscher in Zittau nicht unerheblich verletzt. — Bei Groß schönau wurde ein böhmischer Arbeiter überfahren und schwer verletzt. — Ein 15jähriger Knabe in Cunnersdorf fiel bei Turnversuchen vom Reck und brach einen Arm. — In Reichenau wurde ein 8jähriges spielendes Mädchen durch ein Pferd ziemlich schwer verletzt. — Das in HerwigSdorf vermißte Mädchen hat sich nach einigen Irrfahrten wieder zu Hause eingefunden. — Die fünf für die Kirche zu Gratkowitz bestimmten und von den Herren Türke und Schlein zu Zittau herge stellten, prachtvollen Kirchenfenstcr sind zu Zittau ausgestellt. — Den 16. d. soll zu Seifhennersdorf der diesjährige Verbandstag der Feuerwehren der Zittauer Amtshauptmannschaft abgehaltcn werden. Man erwartet 1200 Theilnehmer. Löbau, 11. August. Heute Mittag in der ersten Stunde durchirrte wieder ein der Tollwuth höchst verdächtiger Hund mittlerer Größe, lang haarig und von braun-weißer Farbe, ohne Steuer marke und Maulkorb, von auswärts kommend, die VorwerkSstraße. In der Nähe der Mittel mühle traf das Thier auf die zwei Knaben des Arbeiters Niemz, welche sich spielend daselbst auf hielten, und verletzte den älteren derselben, un gefähr 6 Jahre alt, höchst gefährlich am linken Auge, dessen jüngeren Bruder am Finger der einen Hano. Auf das Hilfegeschrei eilten Arbeiter herbei, welchen eS gelang, das Thier in das Mühlengehöfte zu treiben und mit daselbst liegen den Latten zu erschlagen. Die Kinder wurden sofort von der besorgten Mutter zu einem Arzte geführt. Außer den Kindern hat das Thier auch noch einen an der Leine geführten Hund und einen in einer Küche gebissen. Die bezirkSthier- ärztliche Untersuchung wird morgen erfolgen. <N Dresden, 12.August. Erstes „Dresdner Privat-Detektiv-Jnstitut", erstes Institut dieser Art im Königreich Sachsen, nennt ein soeben