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n», Der sächsische Erzähler. Gette 1», hier zur Verbreitung gelangende- Cirkular, eine von einem Herrn Gustav Emil Moritz Noack (Lortzingstraße 12, II) errichtete und eröffnete, sich dem Publikum empfehlende Anstalt. Manchem Leser wird bekannt sein, daß unter dem Namen Privat-Drtektiv namentlich in England, Frank reich, Amerika, neuerdings in Wien und Berlin sich Männer etablirt und namentlich außerhalb Deutschlands mit großem Erfolge wirken und gewirkt haben. Dieselben stehen dem Publikum zu Diensten und zur Seite in allen denjenigen Angelegenheiten — unter strengster Diskretion— wo Privatinteresfen in Frage kommen, in denen die Behörden (namentlich die Gerichts- und Po lizeibehörden) das Eingreifen oder Einschreiten ablehnen müssen. Diese Männer müssen sich durch ehrenwerthesten, vertrauenerweckenden Cha rakter, große Selbstlosigkeit, wo es gilt persönlich einzutreten, Nüchternheit, schnellen Blick, große Erfahrung, Menschenkenntniß, Unerschrockenheit und Energie auszeichnen. Ihre Thätigkeit erstreckt sich auf Erörterungen, Nachforschungen, Ent deckungen meist sehr zarter Art, wo es gilt sein und vorsichtig zu verfahren, Beweismaterial rusammenzutragen und schließlich strafbare Hand lungen im Auftrage ihrer Committenten der behördlichen Ahndung zuzuführen. Der hier etablirte Herr, ein jedenfalls sehr erfahrener kenntnißrcicher Mann m den besten Jahren, war früher Portier und scheint sich dabei die nöthige Menschenkenntniß angceignet zu haben, die er nun, jedenfalls im Verein mit anderen soliden, erfahrenen und tüchtigen Kräften nunmehr zur Ver- werthung bringt. Die Thätigkeit seines Instituts soll sich erstrecken auf Habhaftmachung verschwun dener Familienangehöriger, Ueberwachung Minder jähriger, Controlirung von Gcschästspersonal rc., Beobachtung Verdächtiger, Ueberwachung leer stehender Geschäftslokale, Wohnungen, Grundstücke während deren Nichtbewohnung rc., Entdeckung der Urheber von Verleumdungen, Herbeischaffung von Beweismaterial in Privatstreitsachen rc., Führung und Begleitung auf Reisen und sonstigen Vertraucnsangelegenheiten. Den betrefflichen zu nächst zuständigen Behörden dürfte in einer reellen, ehrenwerthen, vertrauenswürdigen Führung ge nannter Privatangelegenheiten der größte Dienst erwiesen, ihnen manche unnöthige Mühe und Last abgenommen werden. DaS neue Institut wird bestrebt sein müssen, durch Aneignung eines guten Rufes sein Arbeitsgebiet zu sichern und zu erweitern. Ein junger Mann wohnte am Sonntag auf der Dresdner Vogelwiese einer Vorstellung afrikanischer Wilden bei und wollte sich nach Schluß derselben jedenfalls davon überzeugen, ob er es mit echten Wilden zu thun gehabt hatte. Zu diesem Zwecke öffnete er trotz wiederholter Warnung ein Klappfenster an der Behausung der Wilden, lugte hinein und iah dem häuslichen Treiben derselben zu. Einer der Wilden erhob aber seine Keule und schwang sie nach dem Neu gierigen, dem die Zähne eingcschlagen wurde». Mit blutendem Munde und anscheinend überzeugt von der Echtheit der Wilden entfernte sich derselbe. -f DaS Anger'sche Schrot- oder Graham brot», welches in der Bäckerei Ammonstraße 26 in Dresden gebacken wird, kommt nicht nur in ganz Deutschland zur Versendung, auch nach Oesterreich, Italien, der Schweiz und Rußland wird es geliefert. Kürzlich ist dem Inhaber der genannten Bäckerei, Herrn Alwin Mucke, ge bürtig aus dem benachbarten Neu-Schmölln, ein sehr lobendes Anerkennungsschreiben vom Fürsten Bismarck aus Bad Kissingen zugegangen. Dresden, 12. August. In der Person dreier Brüder von hier, eines Schieferdeckers, eines Schlossers und eines Handarbeiters, wurden gestern diejenigen Leute ausgemittclt und ver haftet, welche kürzlich bei einem Hausbesitzer aus der Schillerstraße unter der Vorspiegelung, sie seien Tclcphonarbeiter und wollten die Leitung repariren, sich eingeführt, dort einen Bodenraum, offenbar Stehlens halber, erbrochen und von den Telcphondrähten auf dem Dache Bleimttffe ab gedreht, dadurch aber die Leitung beschädigt hatten. Als der Hausbesitzer sie zum Verlassen des Hauses ausgefordert hatte, waren sie auf ihn eingedrungen und hatten ihn mit einem Hammer bedroht. Die Burschen sind sämmtlich vorbestraft In Meißen sand am 9. d. M. die 20. ordentliche General-Versammlung des Vereins „Sächsischer Gemeindebeamten", der gegen wärtig 2127 Mitglieder zählt und im letzten Jahre allein einen Zuwachs von mehr als 200 Mitgliedern erfahren hat, statt, die von dem Vor sitzenden, Standesbeamten Schneider aus Leipzig, geleitet und durch die Anwesenheit mehrerer Mitglieder der beiden städtischen Kollegien aus gezeichnet wurde. Der Versammlung war am Abend vorher eine Borversammlung vorauS- gegangen, in welcher die wichtigsten Gegenstände der Tagesordnung einer zwanglosen Vorberathung unterstellt wurden und in welcher durch Konzert musik des StadtmustkchoreS, sowie durch Gesangs vorträge der Liedertafel für Unterhaltung gesorgt wurde.— Die Generalversammlung wurde damit eröffnet, daß Herr Bürgermeister Schiffner die selbe in der herzlichsten Weise Namens der Stadt behörde bewillkommnete und die Gemeindebeamten als Mitarbeiter freundlichst begrüßte. Verschiedene innere VereinSangelegenheiten fanven rasche Er- ledigung, lebhafte Verhandlungen rief jedoch die Errichtung einer eigenen Mobiliarbrandversiche- rungs-Kasse, die im vorigen Jahre beschlossen worben war, hervor. DaS Direktorium hatte die Bedenken, die einem solchen Unternehmen entgegenstehen, in eingehender Weise klar gelegt und vorgeschlagen, an die Mobiliarbrandversiche- rungs-Bank zu Gotha sich anzuschließen. Die Versammlung lehnte mit Stimmenmehrheit diesen Vorschlag ab und beschloß, bei Errichtung einer selbstständigen VersicherungSkasse stehen zu bleiben. — Der Vorschlag des Direktoriums, dem Unter stützungsstammfonds alljährlich eine durch die jeweilige Generalversammlung zu bestimmende Summe aus Vereinsmitteln zu überweisen, wurde angenommen und wurden hierauf für diesmal 1000 Mark dem gedachten Fonds überwiesen. — Die Stadtgemeindevertretung zu Geyer hat be schlossen, eine Vorbereitungsschule für den Privat- und Gemeindebeamtendienst zu errichten, und gaben die als Gäste anwesenden Leiter dieses Unternehmens, Pastor Colditz und Schuldirektor Junghans aus Geyer, nähere Aufschlüsse über dasselbe. Die Generalversammlung ermächtigte das Bereinsdirektorium zu einer thatkrästigen Mitwirkung bei Leitung des Unternehmens und verwilligte zunächst auf fünf Jahre die Mittel für zwei Freistellen an dieser Schule. — DaS derzeitige Direktorium mit dem Standesbeamten Schneider aus Leipzig als Vorsitzenden an der Spitze wurde wieder und als nächstjähriger Ver sammlungsort Wurzen gewählt. — An die Generalversammlung des Vereins reihte sich eine gleiche Versammlung der Krankenkasse desselben, in welcher von besonderem Interesse die Mit theilung war, daß die Kasse in den drei Jahren ihres Bestehens 11,348 M. Krankenunterstützungen gewährt hat. Leipzig, 11. August. Am Sonnabend gingen die mündlichen theologischen Prüfungen zu Ende, nachdem sie am 30. v. M. begonnen hatten. ES waren im Ganzen der Kandidaten 44 zu prüfen, bavon erhielten 40 Zensuren. Die Vertheilung der Zensuren war folgende: Die Zensur „sehr gut mit Auszeichnung bestanden" erhielten 4, die Note „sehr gut bestanden" (II) 8 Kandidaten. Die nächste Zensur lautet „gut bestanden mit Auszeichnung". Diese ward 11 Kandidaten zu theil, „gut bestanden" (III) 8 Kandidaten. „Bestanden" lautet die vierte und letzte Zensur, deren sich 9 Kandidaten versicherten. In Zschopau wurden am Dienstag Nach mittag 2 Pferde, welche in dem Hof eines dortigen Hauses sich befanden, von den dem Nachbar gehörenden Bienen derart gestochen, daß die Pferde am Dienstag nicht mehr zu gebrauchen waren. Das eine Pferd war von den Bienen so zugerichtct worden, daß cs zusammenbrach und erst am folgenden Morgen wieder eingespannt werden konnte. Die von den Sozialdemokraten Leipzigs be gründete Genossenschaftsbäckerei hat im vorigen Jahre mit einer Untcrbilanz von über 4000 Mk. abgeschlossen. Da vom Sachverständigcnstand- punkte aus zugegeben werden muß, daß die Ge nossenschaft im Allgemeinen rationell und nicht mit hohen Spesen gearbeitet hat, dürfte hierdurch bewiesen sein, daß die Bäcker doch nicht so viel verdienen, wie von manchen Seiten so häufig behauptet wird. Wie häufig die gefährlichen Kreuzottern in Sachsen immer noch sind, dürfte daraus hervor gehen, daß allein am vergangenen Montag in der RathSexpedition zu Schellenberg 15 Kreuz ottern (darunter allerdings 10 junge, welche mit dem Mutterthier zusammen gefangen wurden) zur Empfangnahme der Fangprämie abgelicfert worden sind. — In der Umgebung von Oederan wurden Anfangs dieser Woche ebenfalls 5 kräftige Kreuz ottern gefangen. * Leipzig. Vier verschiedene Fach ausstellungen werden zur Zeit der kommen den MichaeliSmcsse in den neuen Räumen der dauernden Gewerve-Ausstellung abgehalten und zwar je eine vier Tage lang in jeder Meßwoche. Diese Sonderausstellungen bestehen darin, daß an den bestimmten Tagen die Hilfsmaschinen der verschiedenen Gewerbe im Betriebe vorgeführt werden und zwar gelangen in der ersten Meß-- Woche die LederbearbeitungS- und Schuhmacher maschinen, in der zweiten die Metallbearbeitungs maschinen, in der dritten die Holzbearbeitungs maschinen und in der vierten Meßwoche die Papierbearbeitungs- und Buchbindereimaschinen zur Vorführung. Den Ausstellern wird durch diese Einrichtung sehr genützt, weil sich zur Zeit der Messe besonders viel kauflustige Interessenten in Leipzig aufhalten. Chemnitz, 9. August. Zwölf Führer der sächsischen Sozialdemokraten hatten sich gestern wegen Sammlung von Geldern zur Maifeier vor dem Schöffengericht zu verantworten. Das Gericht verurtheilte zwei derselben zu einer Geld strafe von je 30 Mark event. 6 Tagen Hast und 9 zu einer solchen von je 10 Mark, während einer der Angeklagten sreigesprochen wurde. — Der Friseur Ingold, welcher im Mai d. I. dem Zirkusdirektor Herzog Hierselbst eine Kassette mit 10,000 Mark Inhalt gestohlen hatte, wurde zu 3 Jahren Gesängniß und Aberkennung der bürger lichen Ehrenrechte auf die gleiche Dauer verurtheilt. 8 Todt aufgefunden wurden: ein Färberei arbeiter bei Chemnitz; ein Dienstmädchen in Erdmannsdorf bei Chemnitz; schwer durch einen Revolverschuß wurde am Kopfe verwundet ein fremder Verkäufer in Dresden, der bald darauf starb. — Ein 18jähriges Mädchen zu Crimmit schau starb infolge von Blutvergiftung und ein- Bergarbeiter, Haberkorn, in Marienthal nach Verletzungen durch einen beladenen Förderwagen. — Eine schlesische Arbeiterin in Naußlitz bei Meißen hat ihr neugeborenes Kind getödtet. — Ein bjähriges Kind in Dresden wurde durch'S Uebersahren durch den Straßenbahnwagen schwer verletzt. — Einem Kutscher in Bodenbach wurde dieOberlippe von einem unruhigen Pferde vollständig abgerissen. — In der Felsenkellerbrauerci bei Dresden wurde ein Brauerbursche so schwer ver letzt, daß er bald darauf starb. — Im Stein bruche bei Weipert wurde die Leiche der Wittwe Nittner, in Niedermufchitz die Leiche eines circa 20jährigen Unbekannten und in Crumbach die einer 18jährigen Fabrikarbeiterin und die eines Arbeiters in Wurzen gefunden. — Der 9jährige Löffler aus Gesell wurde durch das Explodircm einer Dynamitpatrone sehr schwer verletzt. — Beim Scheuen der Pferde wurde zu Großstork- nitz Gutsbesitzer Kröber überfahren und getödtet. — Dem Wagenrücker Schuhmann in Leipzig wurde ein Schenkel zerschmettert. — Ein junger Kaufmann aus Chemnitz wurde vom Pferde ge schleudert und lebensgefährlich verletzt. — Von unseren nützlichen und geschonten Vögeln wurden in 3 Monaten bis Ende November 1890 in Oberitalien 4309 Kilogr. ---- 17,236 Dutzend--- 206,832 Stück versendet. Fast noch dreimal so viel wurden dort verspeist. Und was thun wir? Wir lassen sie ruhig ziehen und im Auslands abichlachten. — Im Jahre 1888 betrug die GesammtproduktionderWeltanEisen23,512,000 t, an Blei 517,000 t, an Zink 344,000 t, an Kupfer 341,000 t, an Silber 4000 t, an Gold 166,225 Kilogr. rc., Gesammtproduktion aller derartigen Mineralien 24,760,000 t im Werthe von 3,967,746,000 Franks. — In Eger in Böhmen feierte das Schützenkorps das 500jähr. Jubiläum. — Die Husarenleibrcgimenter Nr. 1 und 2 in Danzig feierte das 150jährige Jubi läum. — Rußland hat 1881 67,656,000 Stück und in 11 Monaten 1890 727,000,000 Eier, meist nach Oesterreich und Deutschland ausge führt. — Der Dichter Heinrich LadeSmann (Lorm), geb. in Nikolsdorf in Mähren, beging in Dresden seinen 70. Geburtstag. — Durch Feuer wurden vernichtet: Stallgebäude und Scheune des Gutsbesitzers Müller in Beiersdorf bei Neumark, wobei auch 8 Schweine umkamen; die Gebäude der Gutsbesitzer Luderer undHeckel zu Ellefeld bei Falkenstein. — Die Reblaus hat dem berühmten Ofener Rothwein (Adelsberaer) total ein Ende gemacht und bedroht auch oen Tokayer gewaltig. — Der Albertverein zu Dresden hatte Ende 1890 ein Vermögen von 49,869 M. — Im Asyl für Obdachlose zu Berlin nächtigten 1891 im Monat Juli 9294 Männer und 1414 Frauen. — Die Eisenbahnen der Erde waren Ende 1889 in Länge von 595,767 Kilometer vorhanden und die Schienen derselben könnten 5 Mal die Erde umspannen. Vermischtes. — Danzig, 10. August. (Unglück auf See.) Gestern ertranken in unserer Bucht ein Kapitäulieutcnant, ein Assistenzarzt und zwei Matrosen. Sie hatten sich von ihrem Schiffe, dem „Zielen", in einem Boote auf See begeben; das Meer war ziemlich lebhaft, so daß daS kleine Boot kenterte und die Insassen den Tod in den-